Is IT funny?
Drei große Momente bräuchte es, hat „IT Crowd“-Schöpfer Graham Linehan kürzlich zu Protokoll gegeben, um eine Sitcom-Folge zu stemmen. Auf die Story selbst käme es dann gar nicht mehr so sehr an, so lange auf diese drei Schlüsselszenen plausibel hingearbeitet werde, in denen sich alles verdichtet und in einem großen Feuerwerk der Komik explodiert. Das halte ich für plausibel, und aus Linehans (zusammen mit Arthur Mathews erschaffenes) Groß-Oeuvre „Father Ted“ wüßte ich auch Dutzende Beispiele aufzuzählen.
Aus „The IT Crowd“ leider nicht.
Vielleicht liegt das daran, daß es neben den drei großen, komischen Momenten pro Folge noch etwas anderes braucht: Nämlich lebendige Charaktere. Und so leicht es mir fiele, für den großartigen Kindskopf Father Dougal oder den delirierenden Father Jack Gags zu schreiben, so schwer fände ich es, Figuren wie Jen, Roy oder Moss zu bedienen — sie leben einfach nicht. Von Reynholm ganz zu schweigen. Ein ähnliches Problem hätte ich mit „Futurama“ im Gegensatz zu den „Simpsons“: bei den „Simpsons“ haben alle Charaktere ein Eigenleben, man schließt sie ins Herz wie Familienmitglieder. Fry, Bender und Leela sehe ich gerne zu, aber die große Liebe ist es nicht (und nicht nur bei mir nicht, auf Dan’s Media Digest kommt zu ähnlichen Schlüssen bzgl. „Futurama“ wie „IT Crowd“).
Ich könnte jetzt gar nicht sagen, daß mich die erste Folge der neuen Staffel „IT Crowd“, „Jen The Fredo“, besonders enttäuscht hätte — sie ist auf dem gleichen Niveau wie die anderen auch. ((Achtung, Spoiler!)) Jen (Katherine Parkinson) möchte unbedingt „Entertainment Officer“ von Reynholm Industries werden, nicht ahnend, daß das hauptsächlich bedeutet, machistische Manager nach Feierabend in Clubs im Rotlichviertel zu schleppen. Gleichzeitig plagt sich Roy (Chris O’Dowd) mit Liebeskummer herum, und Moss (Richard Ayoade) geht ganz in Rollenspielen auf. Eine Klimax erreicht die Folge, als Jen die Manager (nachdem der gemeinsame Besuch der „Vagina-Monologe“ ein veritabler Reinfall war) mit ins IT-Büro schleppt, wo sie zusammen ein Fantasy-Rollenspiel beginnen. Dieses Rollenspiel wiederum nutzt Moss, um in der Rolle einer Elfe (oder was) Roys Liebeskummer zu lindern, indem er ihm in einer anrührend-komischen Szene einen Abschied von seiner Freundin ermöglicht. ((Spoiler Ende))
Das ist, wie „Futurama“, gut wegzugucken, keine Frage. Es gibt momentan auch kaum andere Britcoms, die „The IT Crowd“ Konkurrenz machten, zumindest nicht auf dem Feld der altmodischen Fourth Wall-Sitcom vor Live-Publikum. Ich bin auch immer noch Graham Linehan sehr zugetan und werde alles, was er tut, mit Sympathie verfolgen. Auch „The IT Crowd“ werde ich weiter gucken, auch wenn ich mich nicht gerade zu den Nerds und Geeks zählen würde, die da reich mit Anspielungen auf Rollenspiele bedient werden, die ich nicht gespielt habe, mit Computerzeugs in der Kulisse, die ich nicht erkenne, und mit Sprüchen auf Aufklebern, T-Shirts und Postern, die ich nie verstehen werde. Aber richtig laut lachen muß ich dann doch nur, wenn ich mir zum hundertsten Mal ansehe, wie Mrs. Doyle vom Dach fällt. Ach was, da muß ich schon lachen, wenn ich es mir nur beim Hinschreiben hier gerade vorstelle…
Unter den Figuren der „IT-Crowd“ ist die große Schwachstelle für mich Moss, ein wirklich lebloses, vor allem aber witzloses Kunstprodukt, dessen Konstruiertheit aus Sitcomklischees mich bei nur wenigen herausragenden Pointen mal nicht nervt. Mit Jen habe ich dieses Problem am wenigsten, was bestimmt auch an der sehr guten K. Parkinson liegt. Für die Qualität einer Serie scheint mir die „Lebendigkeit“ der Figuren aber gar nicht so entscheidend, solange sie eine gewisse Mindeststimmigkeit aufweisen: „The IT-Crowd“ finde ich ganz einfach deshalb „gut wegzugucken“, weil sie zwar recht amüsant, aber oft ohne viele wirklich zündende, intelligente Ideen ist, d.h. weil Linehans „drei große Momente“ da so groß einfach nicht sind.
Ganz im Gegensatz übrigens zu „Futurama“, das für mich trotz zugegeben weniger interessanter (insbesondere Neben-)Figuren nun wirklich die „Simpsons“ auf der Stelle weit übertroffen hat, wie es auch Dan’s Media Digest einschätzt – und das selbst wenn man den kreativen Zenit der „Simpsons“ Mitte der 90er zugrunde legt: oft dichter, komischer, immer ideenreicher, resistenter gegen Abnutzung und ohne die Sentimentalität und den Zwang zu regelmäßigen Wertbekenntnissen. – Was seit den Filmen mit der Serie passiert, steht natürlich auf einem anderen, tränennassen Blatt.
Nun ja, die Figuren bei The IT Crowd sind in der Tat eher oberflächlich. Und Moss ist wirklich der schwächste der drei, er ist einfach zu übertrieben hölzern und dämlich, die Peinlichkeiten seiner Sprüche wirken bemüht und kalkuliert und sind nur selten wirklich witzig. Am lebendigsten finde ich noch Roy, der aber natürlich vor allem deshalb so sympathisch ist, weil er von Chris O’Dowd exzellent gespielt wird. Jen finde ich OK, lebt aber natürlich auch vor allem von der süßen und sympathischen Ausstrahlung und dem komischen Talent von Katherine Parkinson. Und die Gags sind in der Tat nur selten so witzig, dass man sich allzu lange daran erinnert. Insgesamt mag ich The IT Crowd trotzdem, weil es einfach eine gute und very britishe Sitcom ist, die man in der Tat „gut weggucken“ kann, aber es ist sicher nichts für die Ewigkeit, und dass es mal ein zeitloser Klassiker wie Father Ted, Blackadder oder Fawlty Towers wird, ist in der Tat nicht zu erwarten.
ach welt, was findest du nur an father ted? zeitloser klassiker? der atemzug, in dem blackadder und und fawlty towers vertreten sind, bietet für mich weder platz für father ted noch für it crowd.
obwohl, zugegeben: die chance, die ich einst father ted gab, ist ziemlich lange her, vielleicht ist es an der zeit, meine meinung zu überprüfen… das boxset soll ja recht ansehnlich sein…
Mir fällt es nur schwer Father Ted und die IT Crowd in einem Atemzug zu nennen, weshalb ich auch gerade beim und tief durchgeatmet habe. Father Ted wirkt heute vielleicht etwas alt, aber der Humor ist wirklich sehr fein. Ich habe auch den Ted in der Box, er lohnt sich. Vielleicht mal drei Folgen nacheinander wegschauen, dann ist man auch in der Zeit angekommen.