Titanic und der Papst: Anatomie eines Skandals
Nun ist also endlich mal wieder was los.
Es gab eine lange Zeit, von den mittleren Neunzigern bis ins neue Jahrtausend, in der es meistens eher still blieb, wenn die Titanic ihrem Kerngeschäft nachging, nämlich dem Witzemachen, das hin und wieder neben Politik und Medien eben auch Religion betrifft. Dass es nun wieder Wellen gibt, wenn jemand (Titanic) im Gottesdienst pupst und sich der Bischoff (Papst) prompt darüber so aufregt, dass er am liebsten jemanden exkommunizieren möchte, ist ja schön — aber auch wieder nicht. Denn es deutet darauf hin, dass die allgemeine Religionsbegeisterung wieder zunimmt, nicht nur bei Moslems, sondern im Gegenzug und um der vermeintlichen Muslimisierung des Abendlandes etwas entgegenzuhalten, auch bei Christen. Das ist durchaus bedauerlich, weil gegenaufklärerisch. Religiösem Fanatismus begegnet man nicht wirklich klug damit, selbst in die Kirche zu rennen und sich zu radikalisieren (talkin‘ to you, Martin Mosebach!).
Aber Skandale um Scherze auf Kosten der Religion gab es schon immer. Und es ist mit ihnen wie mit Eisbergsalat: Kennste einen, kennste alle. Das sagt sich natürlich leichter, wenn man schon ein paar aus der Nähe gesehen hat, und weil ich bei einigen zufällig anwesend war, möchte ich die Gemeinsamkeiten aller Empörungen nach vermeintlich blasphemischen Witzen kurz beschreiben.
1. Wann ist ein Skandal ein Skandal? Die Titanic mit dem inkriminierten Pipikackatitel lag etwa zwei Wochen lang am Kiosk, bevor jemandem aufgefallen ist, dass man da ja einen veritablen Skandal an der Hand hat. Warum eigentlich erst nach zwei Wochen? Antwort: Weil man bis dahin dachte, es sei ganz normal, dass ein Satiremagazin Satire für Satirefreunde macht.
Ist es ja auch. Es sind stets nur die, die von Anfang an keine Freunde der Satire waren, die sich empören. Die aber müssen erst erreicht werden, und zwar von anderen Medien (Titanic lesen sie ja nicht, aus gutem Grund). Einer der letzten größeren „Skandale“ war der um diese Bilder („Spielt Jesus noch ein Rolle?“) — aber nicht, als sie in Titanic veröffentlicht wurden, sondern in einem Kirchenmagazin. Dort, vor einem Publikum, für das sie nie gedacht waren, sorgten sie prompt für die Wirkung, die beabsichtigt war, nämlich für organisierte Empörung.
So auch hier: Nun erst, nach der Klage des Papstes, sind sich alle einig, was geht und was nicht.
2. Seit Religion in Deutschland weniger Selbstzweck als vielmehr Rüstzeug gegen den bösbösen Islam geworden ist, kommt auch regelmäßig der Anwurf: Das müsste mal einer mit Mohammed machen! Das traut ihr euch nicht, ihr Feiglinge! So im aktuellen Fall etwa von Bild-Wagner, SpOn-Fleischhauer und Kai „Penisverlängerung“ Diekmann. Ob das stimmt, kann man ganz leicht hier, hier, hier, hier, hier und hier überprüfen. — Nein, ich schreibs lieber explizit hin: Es stimmt nicht. Titanic macht Witze über alles, was der Redaktion relevant scheint. Das ist der Islam allerdings nur bedingt — Titanic ist schon ein deutsches Satiremagazin, und in Deutschland ist es nach wie vor in erster Linie das Christentum, mit dem Autoren wie Leser sozialisiert sind.
Und so sehr es Gewohnheit von Bild und SpOn ist, so deutsch es insgesamt auch ist, Witze über „die anderen“ zu machen, am besten über Ausländer, Schwächere und alle, die nicht so sind wie „wir“ — Titanic tut das nicht, sondern kehrt vor der eigenen Haustür. Wäre der Islam tatsächlich in Deutschland so verwurzelt, dass auch in der Titanicredaktion Muslime säßen, sähe die Sache vermutlich anders aus: die würden dann auch regelmäßig Witze über ihre Themen machen.
3. Am deutschsten aber, wenn man das so sagen kann, ist die Diskussion, die sich jetzt schon wieder an den „Skandal“ anschließt und die jedes Mal auf einen so gelagerten Fall folgt: die moralische Bewertung, an die prompt Regeln und Vorschriften geknüpft sind. Dürfen die das? Sollte denen nicht die Satirelizenz entzogen werden? Wo ist die Grenze dessen, was erlaubt ist? Daran schließt sich natürlich die Gegenfrage an: Wer will das entscheiden? Thomas Goppel? Die Grenzen des Witzes lege immer noch Titanic fest, heißt es bei solchen Diskussionen sofort polemisch aus der Redaktion, was natürlich wiederum eine satirische Wendung ist als Reaktion auf die moralische Überlegenheit, die Wagnerfleischhauerdiekmann aus allen Poren tropft.
Da dient dann auch gleich alles zur Empörung: Titanic sei pennälerhaft und pubertär, das seien doch Furzkissenwitze, wie Fleischhauer mosert, nur um im gleichen Atemzug zu behaupten, das seien politische Witze, wie sie das Kabarett pflegt, und die seien von vorneherein nicht lustig. Was denn nun? Da geht doch was durcheinander. Aber die strengsten Urteile fällen nun einmal die am wenigsten humorbegabten Menschen darüber, was komisch ist und was nicht. Zu pubertär, zu politisch, jaaaa, früher, Tucholsky, das war noch Satire! Von Seneca mal ganz zu schweigen. Was gute Witze sind und was nicht, beurteilen stets diejenigen am strengsten, die noch nie einen Witz gemacht haben. Warum aber soll ich Urteile darüber, wie man richtig radfährt und warum man nicht so und so radeln darf, von jemandem entgegennehmen, der selbst noch nie auf einem Fahrrad gesessen ist?
Ich will mich aber über die Pressereaktionen auf den Vorgang Papst vs. Titanic nun nicht selbst empören. Zu gut ist die PR für Titanic, die da kostenlos gemacht wird. Und zu lustig finde ich nach wie vor die Vorstellung, dass der Stellvertreter Gottes auf Erden Titanic liest.
Sehr gut beleuchtet und schön geschrieben!
Konnt ich nicht besser machen.
http://runningmessias.wordpress.com/2012/07/12/lieber-herr-wagner-von-der-bild/
Danke! Danke für diese Meinung, diese Beleuchtung, diese Sicht.
haette ich nun gegoogleplust.
wobei mir der stete vorwurf, auf die muslime traue sich keiner, nicht erst seit den letzten tagen wie eine gar nicht mal mehr unterschwellige aufforderung erscheint.
Ich habe das, was Sie beschreiben, bisher einfach für eine harmlose publizistische Clique gehalten; die haben ja schon vor Jahren einen Run auf Religion und „Werte“ herbeifaseln wollen, weil ein paar Eventkatholiken den Ratzinger mit dem Handy gefilmt haben. Goppel ist ja gar nicht satisfaktionsfähig, und dass Mosebach jetzt völlig verrückt geworden ist, ist zwar ärgerlich, aber hoffentlich nicht repräsentativ.
Wirklich schauderhaft ist aber, wenn diese Clique sich jetzt mit den Sarrazinlesern und Broderclaqueuren zur Terrorismus- und Kopftuchbekämpfung verbrüdert. Die Mixtur kann man ja anlässlich dieser Papstgeschichte gar nicht mehr übersehen. Wenn sie dann bei der Titanic auf den Anrufbeantworter sprechen, ist es wenigstens lustig. Aber die gehen ja auch wählen oder den „Spiegel“ schreiben.
Tucholsky hätte (nachweislich!) diesen traurigen Bürgersäcken das Fell über die Ohren gezogen!
Dass die Titanic nicht nur furzwitzen, sondern sich auch ganz seriös der vergleichenden Religionswissenschaft widmen kann (und dabei zu einem eindeutigen, nicht unbedingt dem Islam schmeichelden Ergebnis gekommen ist), hat sie doch mit dem Titelbild „Religionen im Vergleich“ deutlich bewiesen. Das hat mal wieder keiner der Empoerten gesehen…
http://www.titanic-magazin.de/postkarten.html?cHash=2159a5fa04f5b12a7a618b8b76a0c88f&card=2242
Diese wie aus der Pistole geschossene Erwiderung: „Ja, aber mit den Muslimen trauen die sich das wieder nicht!“ (und wenn man mal 5 Minuten recherchierte, hätte man ja gleich gemerkt, daß das nicht stimmt) ist der neue, akzeptierte Alltagsrassismus hierzulande.
Es impliziert ja nicht nur, wie ein Vorkommentator bereits erwähnte, daß man das doch jetzt mal bitte lieber mit denen als mit uns (wer ist eigentlich uns? Plötzlich ist jeder Weihnachtsmette-Protestant der größte Papst-Fan überhaupt.) machen solle. Wir hier alles Katholiken, westliche Arier, die alle zusammenzuhalten haben und sich, wenn schon, gegen die ganzen Andersartigen lustig zu machen hätten.
Gleichzeitig läuft man ja aber mit dem Argument rum, der Islam solle mal ein bißchen entspannter in der westlichen Wertegesellschaft ankommen, in der es nunmal freie Meinungsäußerung gebe und deswegen solle man sich auch wegen so ein paar Mohammed-Karikaturen nicht so haben, und während man den belehrenden Finger noch oben hat, ruft irgendwer von hinten „Pipipapst“ und man dreht sich rum und flippt mal gepflegt aus.
Ja was? Ja nun? Daß sich die Bild über „Geschmacklosigkeiten“ aufregt, ist natürlich besonders lustig. So viele Glashäuser und Steine gibt es ja gar nicht…
Ja, sehr schön. Ich finde Punkt 2 besonders wichtig – die Rechten wollen einfach nicht begreifen, dass es ein erheblicher Unterschied ist, ob man gegen das Establishment (Papst) pinkelt oder gegen gesellschaftliche Außenseiter (Muslime). Das erste soll dann auch noch „feige“ sein, das letzte aber nicht. Hallo? Eine Karikatur der Herrschenden ist emanzipativ, eine Karikatur der Schwachen im Namen der Herrschenden ist repressiv und heißt Propaganda. Mit Kontexten haben sie’s nicht so. Deswegen sind für sie auch in Deutschland lebende Türken für die Politik des saudischen Königshauses verantwortlich, irgendwie.
Fleischhauer habe ich auch gelesen und hatte danach umso mehr das Gefühl, dass das fröhliche Rechtssein bei ihm mehr Geschäftsmodell ist als alles andere. Das ist alles so fadenscheinig. Um das Problem des deutschen Humors zu erkennen, schreibt er im Anreißer, soll man mal „in die neue Titanic“ schauen – dabei hat er das selber nicht getan, er bezieht sich ja nur auf den Titel. Wenn er davon ausgeht, der Inhalt der Titanic sei durchweg auf demselben Niveau wie die Titel, die doch offensichtlich bewusst reißerisch sind und den Boulevard parodieren, hat er einfach das Thema verfehlt. Und stimmt, wenn er dem Kabarett vorwirft, es sei öde moralisierend pädagogisch, hat das ja nun wenig mit dem Papst-Titel zu tun.
(Aufklärerisch hat der Titel übrigens spätestens in dem Moment gewirkt, als ein deutscher Politiker seinen Glauben kundtat, man brauche zum Schreiben eine Lizenz. Unfassbar.)
@Sebastian
„Mit Kontexten haben sie’s nicht so. Deswegen sind für sie auch in Deutschland lebende Türken für die Politik des saudischen Königshauses verantwortlich, irgendwie.“
Naja, die Behauptung, dass der Islam auch hierzulande für nicht wenige Menschen (allen voran Muslime) eine weitaus größere Zumutung ist, als das Christentum, ist ja so unwahr nicht. Dass Satire nun aber deshalb zum Wunschkonzert für konservative Kolumnisten werden soll, bleibt aber hoffentlich dennoch nur ein feuchter Traum der Fleischhauers und Wagners dieser Welt.
@Alex
„Naja, die Behauptung, dass der Islam auch hierzulande für nicht wenige Menschen (allen voran Muslime) eine weitaus größere Zumutung ist, als das Christentum, ist ja so unwahr nicht.“
Bestimmt, aber unterdrückten muslimischen Mädchen hilft man nicht, indem man ihnen zusätzlich zu ihrer Unterdrückung durch die einen auch noch die Ausgrenzung und Verachtung der anderen zumutet, im Gegenteil. Was sich hierzulande „Islamkritik“ nennt, bewegt sich zwischen Belehrung von oben herab, pauschaler Verurteilung und offener Anfeindung. Ich sehe nicht, wie irgendwas aus dieser Richtung zu irgendeiner Liberalisierung unter Muslimen führen soll. Wenn irgendwelche selbstgerechten Besserwisser, die nichts von mir und meinen Leuten wissen oder wissen wollen, mir den ganzen Tag erzählen würden, dass ich kein Christ sein darf, würde vielleicht selbst ich wieder anfangen, mich wie einer zu fühlen. Wobei, genaugenommen erzählen sie das ja gar nicht mir, sondern sie erzählen das einander über mich.
Wenn einem an ihnen etwas läge, würde man emanzipative Kräfte unter den Muslimen selbst unterstützen, und bevor man „Integration“ fordert, sich Gedanken machen, wie man die ermöglichen kann, z.B. indem man sich mal mit dem Thema Ausgrenzung beschäftigt. Wenn mir die Mehrheitsgesellschaft sagt, du bist erst willkommen, wenn du genauso bist wie wir, stehe ich vor einer unmöglichen Aufgabe, denn ich kann nicht so werden wie die, wenn die mich nicht willkommen heißen und deswegen keine Begegnung auf Augenhöhe stattfindet. Als Außenseiter kann man sich höchstens unterordnen und gehorchen, aber ist das mit „Integration“ gemeint? Ich fürchte, bei manchen ja.
Lieber Sebastian,
ich habe schon lang nicht mehr so einen vernünftigen Kommentar im Internet gelesen! Ich bin nun offizieller Fan von deiner Geisteshaltung! Ich klaue mir deine Kommentar auch und poste in mal bei meinem Facebook-Dingens! +1000 Interwebz Punkte an dich!
Sehr geehrter Chefredakteur des TITANIC Satiremagazins,
ein Hoch auf Ihren Humanismus! Ihre Eltern hatten wohl ein defektes
Gen, welches sie an Sie verehrt haben.
Ein solcher geistiger Tiefflieger, wie Sie einer sind, kann einfach
nicht zu den ‚gesunden‘ denkenden Menschen gezählt werden.
Ihre Befindlichkeit ist undefinierbar und doch würde ich Sie in der
Nähe vom Abschaum der Welt ansiedeln.
Sie sind sicherlich jemand, der je nachdem Hitler grüßen oder die linke
Faust mit Begeisterung in den Himmel strecken tät. Ihre Satire hat
längst das Maß überschritten, da Sie nun Ihre eigene Medizin trinken
müssen. Mögen Sie im Alter Inkontinent sein und sich einstrullern und
einsch…!
Der Gestank, der Sie dann endlich umweht wäre leider nicht
annähernd so schlimm, wie Ihre Bildworte und Ihre Art mit Menschen
umzugehen.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Das gilt auch für
Satire. Wenn Sie offenbar nicht der Meinung sind, dann haben Sie für
mich den Schutz verloren – diese Würde für sich zu beanspruchen.
Ihre Art und Weise ist würdelos. Ihr Magazin niveaulos. Ihr Leben… ?
Schauen Sie endlich, dass Sie etwas daraus machen!
Hohnachtungsvoll
Zeraph*re
^ wow!
Ich würd auch so gern was zum Thema dazusenfen, aber ich wüsste nicht, wie ich das besser ausdrücken könnte als yeda und Sebastian.
Deshalb einfach nur mit vollster Überzeugung meine Unterschrift unter eure Kommentare. Und danke!
Von Focus über Welt bis n-tv: Alle zeigten online den „Pipi-Papst“ der Titanic – und zensierten sich später selbst. Was soll das? Wir bleiben standhaft:
http://pressefreiheit-in-deutschland.de/die-titanic-der-papst-und-die-presse-und-kunstfreiheit/
Das Gute – und dieser Satz steht fest! – ist stets das Wasser, was man lässt:
http://www.stern.de/politik/deutschland/durchsuchung-im-journalistenbuero-kuenstler-stehlen-papst-wasser-568292.html
Ein harmloser Kunstbubenstreich FÜR die Würde des Pontifex… wo war da die Empörung der Journallie, als ein Kollege von der katholischen Blase gekreuzigt wurde?
Das Fanta-Problem vom Pabst war offensichtlich schon länger bekannt:
http://www.fischfresse.de/2012/07/sensation-im-fall-papst-benedikt-gegen-titanic/
Gab es denn jetzt einen Mohammed-Ähnlichkeitswettbewerb oder nicht?
Nein, es gab keinen. Soweit ich mich erinnern kann, war der Stadt Frankfurt die Sache zu heiß, so dass sie die Erlaubnis zurückgezogen hat, die Räume des Museums für komische Kunst dafür zu nutzen. Und das wiederum war zu kurzfristig, als dass die Redaktion (zumal während der Buchmesse) noch andere Räumlichkeiten hätte finden können.
Die Titanic macht sich auch über Mohammed lustig, richtig. Der Rest der dt Satirelandschaft allerdings ist zu feige, bswp Bruno Jonas gibt offen zu Angst vorm Islam zu haben, Harald Schmidt ebenso(kann man sehr schnell ergooglen). Was ja ansich schon eine Eingeständnis der Gefährlichkeit ist. Über das Christentum wird sich vor allem lustig gemaht, weil man keine Angst haben braucht. Man wird verklagt und das zahlt sich werbetechnisch aus.
Es stört halt viele Menschen, dass Satire in Deutschland sich in den letzten 50 Jahren nicht weiterentwickelt hat und politisch rigoros auf Linie getrimmt ist. Wenn ein Kabarettist nicht ein lupenreiner Linker ist wird er rausgemobbt. Viele Menschen sind den Antiamerikanismus, der teilweise in heftigen Rassismus gegen den „dummen Ami“ (setzen sie mal eine andere Nationalität rein und fragen sie sich wie sie sich fühlen würden, wenn dort einer auf der Bühne steht und von bswp „dummen Türkis“ spricht), der böse Kapitalismus, die Vorteile der Linkspartei usw. Es ist seit den 60er das Gleiche. Es wird sich über Mario Barths einseitiges Programm mit Klischees aufgeregt, aber die Satire ist auch nur einseitig und Klischeehaft.
Die Satire darf natürlich alles, ich bin sowieso für eine vollkommen uneingeschränkte Meinungsfreiheit, aber mir braucht auch keiner erzählen, dass ein Pissfleck eines alten Mannes intelligente Satire ist. Das meiste ist eben sehr, sehr platt. Habe ihc kein Problem mit, nur mit den Leuten, die mir weiß machen wollen, es sei intelligent.
@Sebastian
Woher nehmen sie eigentlich die Arroganz Moslems als „Die Schwachen“ zu titulieren?
Und trotzdem hat mir noch keiner die Frage beantwortet, was persönliche Beleidigung (und ja: Als solche sehe ich die Darstellung einer Person mit exkrementenverschmutzter Kleidung – unabhängig davon, ob selbige ein Obdachloser vom Hauptbahnhof oder der Papst höchstpersönlich ist) mit Satire (und deren Freiheit) zu tun hat. Ganz ehrlich: Ich hätte mir auch einen Anwalt genommen, wenn mich Millionen Mitbürger als inkontinenten Greis präsentiert bekommen. Und auch die Tatsache, dass das Motiv der vielgescholtene (und auch von mir höchst ungeliebte) TAFKA Ratzinger ist und sich jede Menge Moralapostel zu seinem Verteidiger aufschwingen, macht die Aktion der Titanic nicht sympathischer.
Merkwürdigerweise hatte das zuständige Gericht bei seiner Entscheidung all die persönlichen Meinungen der vielen empörten, nachdenklichen und schimpfenden Menschen da draußen im Internet gar nicht berücksichtigt. Es hat anscheinend auch nicht beachtet, was Jörg Fleischhauer von Spiegel.de über gute und schlechte Witze geschrieben hat, und auch nicht, dass doch eigentlich die Titanic-Redaktion die Grenzen des Humors definiert (zwar immer nur polemisch, aber immerhin).
Auch Tucholskys berühmte Faustregel von dem was Satire darf, wurde anscheinend total ignoriert, ebenso blieb die offensichtlich völlig fehlende Islamismuskritik, die im Titelbild angedeutet wird, bei der Entscheidungsfindung unberücksichtigt.
@Mike
Wo in der Titanic findest du was über die dummen Amis oder die Vorteile der Linkspartei?
Das Papst-Titelbild ist vielleicht nicht das beste Titanic-Titelbild aber auch nicht gerade
Tiefpunkt. Sich darüber zu beschweren, es sei nicht tiefgründig genug, ist nicht gerade
konsequent für jemanden, der linkem Kabarett vorhält, es würde sich immer zu ernst
nehmen und belehren wollen.
@Satire ist die Antwort
Sie arme, arme Frau.
Das die BILD sich aufregt, ist ja zumindest nachvollziehbar – tut sie es doch stellvertretend für ein ganzes Land, denn „Wir sind Papst“! Sind wir jetzt alle nicht mehr ganz dicht? „Ist Deutschland nicht mehr ganz dicht?“ Titanic: Bitte weiter so!
@Leo Danke für diesen Beitrag. Leider geht keiner auf diesen Aspekt ein. Alle protestierenden reiten immer auf der Beleidigung der Religion o.Ä. herumg. Diese persönliche Beleidigung wird fast nie thematisiert. Und der Mohammed-Vergleich hint genauso, schließlich ist das keine Jesus- oder Gott-„Karikatur“. Sondern einfach nur die beleidgende Darstellung eines Menschen.
Satire kann gerade in Ihrer nicht Eindeutigkeit sehr verletzend sein.
Die meisten Beiträge werden daher auch nicht auf die goldene Waagschale gelegt worden sein. Einige können sich mit einer solchen Darstellung des Papstes persönlich angegriffen können. In diesen Belangen (Printmedien) geht es ja in erster Linie um Profit und Umsatz und nicht um die Würde, die ja auch in der heutzutage stark verbrämten ‘religösität’ ihren Niederschlag finden kann. U.a. mir bedeutet Religion noch etwas und ich kann nicht verstehen, wie mein Glaube auch hier mit den Füßen getreten wird. Ich distanziere mich nachdrücklich von meinen satirisch gemeinten eventuell beleidigenden Ausführungen zuvor und entschuldige mich dafür. [Sehr geehrter Herr …]
Ich hoffe doch sehr, dass sich der Chefredakteur – eingedenk – dass der Papst anders sozialisiert worden ist, und es ja auch einen Generationsunterschied gibt – diesen eine angemessene Entschuldigung zukommen lässt. Hilfreich wäre es zudem, wenn ein öffentliches Bekenntnis seitens Titanic erfolgt – dass etwaige Verletzen religiöser Gefühle – nicht beabsichtigt war und sich von daher darüber versändigt werden kann im Weiteren in einen vernünftigen Dialog getreten verantwortungsvoll miteinander umzugehen.
@akbwl
Je nach dem wie jmd geprägt ist, kann eine religiöse Beleidigung eher schon persönlich aufgefasst werden. Ich finde in unserer Gesellschaft sollte es wieder mehr Taktgefühl und Sensiblität dafür geben, was einem andern Wert ist und wie ich gegenüber ihn mit diesem Wert umgehe. Menschen sind in dem was ihnen wichtig ist, am stärksten an ihre Emotionen gekoppelt. Ein Beispiel dafür ist auch mein erstes Posting.
Ich hoffe in der Summe, dass alle Beiträge uns die dringende Überdenkung unseres gemeinsamen Umgangs vor Augen führen.
Zeraph*re
„Titanic ist schon ein deutsches Satiremagazin, und in Deutschland ist es nach wie vor in erster Linie das Christentum, mit dem Autoren wie Leser sozialisiert sind.“
🙂 Klingt wie die „John-Cleese-verprügelt-Zeitungsverkäufer“-Szene in ,Holy Flying Circus’…
Oli,
deinem Kommentar ist nichts hinzuzugfügen.
Shame on you, Bildblog! Britcoms war ohne Geschwurbel von ‚linientreuen Satirikern‘ und ‚welch Demütigung für diesen feinen Mann!‘ kein schlechterer Ort. Jetzt riecht es hier so ein bißchen nach Pisse.
Wie fandest du denn jetzt die zweite Staffel ‚Episodes‘?
Was ja auch höchste Zeit, daß die ganzen PI-Trolle hier aufschlagen ;D.
@ Sebastian
Kann mich meinen Vorpostern nur anschließen. Ganz hervorragende Kommentare, denen nichts hinzuzufügen ist.
Eigentlich ein guter Zeitpunkt um Rowan Atkinson um eine neue Staffel Blackadder zu bitten damit von der heiligen Vorhaut (sanctum praeputium) bis zur päpstlichen Inkontinenz (pape incontinentia) etwas britisch-komödiantische Leichtigkeit in diese schwere Diskussion kommt.
Fand ich gut, besser als die erste – ein bisschen mehr Soap Opera vielleicht, mit den vielen Handlungssträngen rund um Nebenfiguren, aber genau das hat der Show gut getan. Ich mag aber auch Mangan und Greig in fast allem, was sie machen, vor allem zusammen.
@ Pope Baldrick I: war da nicht eh was neues geplant, wg Blackadder? Da war doch was, oder war das ein Hoax/Traum?
@ Oliver: A propos Mangan: Beyond the pole – ist der sehenswert?
Gehört zu den wenigen Filmen, die ich irgendwann ausgemacht habe. Leider eine ziemliche Enttäuschung.
@Jeun
Rowan hat mit den letzten Filmen etwas Kohle gemacht und verhandelt gerade mit seiner möglicherweise inkontinenten Heiligkeit über dessen Nachfolge 😀
Pope Baldrick I wird leider „wishful thinking“ bleiben.