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Spaced

Wer mit Ende zwanzig noch von einer Karriere als Comiczeichner träumt, aber stattdessen nur im Monsterkostüm Handwerbung für einen Comicladen verteilt, wer mit fast dreißig liebend gerne Journalist wäre, aber immer, wenn es ans Schreiben geht, statt dessen lieber putzt, aufräumt oder eine Party gibt, wer in einem Alter, wo andere längst Kinder und Eigenheim haben, immer noch mit dem Skateboard herumfährt, der: sollte eigentlich mal erwachsen werden.

So wie Tim (Simon Pegg) und Daisy (Jessica Stevenson, heute Hynes) in „Spaced“. Er ein bißchen zu alt, um sich noch die Haare zu blondieren, sie ein bißchen zu pummelig, um bei Vorstellungsgesprächen mit äußeren Reizen zu punkten. Aber voller juveniler Begeisterung und vollwertige Bürger der freien Republik Popkultur, in der der Alltag zweier Nordlondoner Spätjugendlicher unversehens zu einer Montage aus Medien-Versatzstücken wird: das gräßliche moderne Tanztheaterstück wird zum Zombiefilm, ein kurzes Sinnieren über London zur Parodie auf Woody Allens „Manhattan“.

So clever und so dicht sind die Anspielungen in „Spaced“ (deren Macher später „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“ drehten), daß es auf den DVDs „Homage-O-Meter“-Untertitel gibt, die alle Referenzen auflisten, so sympathisch und echt die Figuren, daß man sich sofort mit ihnen identifiziert und feststellt: Ja scheiße, mein Leben ist ja auch eine Mischung aus „Evil Dead 2″ und den „Simpsons“! Jeder Slapstick-Unfall, jeder tragische Abschied: Es war alles schon mal da, es geschieht nichts mehr Neues in der postmodernen Welt zu Beginn des dritten Jahrtausends. Aber das ist okay.

(zuerst erschienen in Neon 12/2007)

Nachtrag: „Spaced“ ist einer meiner all time favourites unter den Britcoms der jüngeren Geschichte — schon weil es meine erste große Liebe war, ca. 2003.  Daran hat sich bis heute nicht viel geändert, es sind nur ziemlich viele kleinere Lieben dazugekommen. Ich versuche noch immer, alles zu sehen, wo die „Spaced“-Leute mitwirken, insbesondere Pegg und Mark Heap („Green Wing“, „Jam“, „Brass Eye“), und hoffe, daß Regisseur Edgar Wright nach „Hot Fuzz“ mal wieder ein richtiger Knaller wie „Shaun of the Dead“ gelingen möge.

  1. Sylvia
    15. Januar 2009, 11:23 | #1

    *stolz guckt* :o) Ich war ein Zombie in Shaun of the Dead. Es gab damals einen grossen Aufruf auf der SPACED Site, da sie dringend Statisten brauchten.

  2. Jürgen
    15. Januar 2009, 12:41 | #2

    als ich letztes jahr zivildienst machen musste, lief im aufenthaltsraum „spaced“ 9 monate lang auf und ab, weswegen ich inzwischen praktisch die gesamte serie auswendig aufsagen kann. vielleicht sollte ich zu „wetten dass“…..

  3. PhilipD
    16. Januar 2009, 23:18 | #3

    Bei Amazon.co.uk wird die Collectors Edition gerade für lächerliche 13,68 Euro inkl. Versand verramscht

  4. Daniel
    19. Februar 2009, 14:11 | #4

    Wie meinen? Hot Fuzz schlechter als Shaun? Ich weiss nicht, über lange Strecken war mir bei Shaun ziemlich langweilig. Das Ende war natürlich ein Knaller, aber so in der Mitte hatte der doch ziemlich nen Durchhänger. Hot Fuzz hingegen fand ich durchwegs unterhaltsam und dann kam DAZU noch das Mörderende (inklusive der höchst gentleman-like Behandlung einer gewissen alten Frau, die ich dann doch drei bis zehnmal Anschauen musste um’s wirklich zu glauben). Also von mir aus gerne noch mehr Filme wie Hot Fuzz.

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