That was the year that was
Der British Comedy Guide hat gerade die BCG Awards für 2008 vergeben, und die Leser, auf der Abstimmung die Preisverleihung beruht, haben guten Geschmack bewiesen.
Tatsächlich aber erklärt sich der Award für die beste neue Sitcom, der an „The Inbetweeners“ ging, nur daraus, daß 2008 ein eher mittelgutes Comedyjahr war. Denn die Sitcom um vier Vorstadt-Teenager ist zwar gut, aber nicht überdurchschnittlich. Dazu sind die Hauptfiguren zu standardisiert: Will ist der Neue an der Schule, der seinen Platz in der Gemeinschaft erst erkämpfen muß, wobei ihm sein hochnäsiges Strebertum ein bißchen im Weg steht, Simon ist der romantische Uncoole, Jay das halbcoole Großmaul und Neil der etwas zu langsame, auf dessen Kosten die anderen ihre Witze reißen. Gemeinsam machen sie erste Erfahrungen mit Mädchen, Alkohol und Autos — und an dieser Stelle wird klar, daß „The Inbetweeners“ für Zuschauer über 20 kaum etwas zu bieten hat. Allerdings wüßte ich aus dem letzten Jahr ebenfalls keine bessere neue Sitcom.
„Lab Rats“ erhält den Award für die schlechteste neue Sitcom 2008 völlig zu Recht: Eine solche Anhäufung von Zoten, in denen vornehmlich Leute angepinkelt und frauenfeindliche Sprüche geklopft werden, ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Rätselhaft, daß die BBC Shows wie diese überhaupt in Auftrag gibt.
Über „Outnumbered“ (beste fortgesetzte Sitcom) und „Peep Show“ (beste Sitcom) werde ich noch berichten, dito über „Harry and Paul“ (beste Sketchshow), deren zweite Staffel sehr gut war, viel besser als die erste — was aber auch kein Wunder ist, schließlich zählen Paul Whitehouse und Harry Enfield zu den ganz Großen der britischen Comedy. Wer nach dem „Flying Circus“ eine zweite brillante Sketchshow kennenlernen möchte, dem sei Whitehouse‘ und Charly Higgsons „The Fast Show“ wesentlich wärmer empfohlen als das überbewertete „Little Britain“.
Update: Ich habe „Lab Rats“ und „Clone“ verwechselt. „Lab Rats“ war einfach nur langweilig, „Clone“ dagegen die Pinkel- und Frauenwitz-Sitcom von Mark Gatiss, der sich vor allem mit der (in meinen Augen eher halbguten) Provinz-Sitcom „The League of Gentlemen“ hervorgetan hat.
Wenn schon vom Flying Circus die Rede ist, darf natürlich „A Bit of Fry and Laurie“ nicht verschwiegen werden. Und da Paul Whitehouse gerade erwähnt wurde (der übrigens einst durch einen Job als Verputzer in Fry and Lauries Haus zur Comedy kam), sollte man sich auch mal die sechs brillanten, anrührenden und stets komischen Folgen von „Help“ gönnen (auf DVD leider bisher nur in Australien).
2008 war in Sachen neue Sitcoms wirklich enorm schwach. Ich habe jedenfalls für „Moving Wallpaper“ gestimmt. „Lab Rats“ mußte natürlich den Titel „Schlechteste Serie“ einfahren, doch „Clone“ dürfte diese Ehre knapp erspart geblieben sein.
„Little Britain“ ist wirklich hauptsächlich Käse. In „Rock Profile“ und „Sir Bernard’s Stately Homes“ waren Lucas und Walliams um einiges besser.
„Help“ war wirklich klasse, zu bedauerlich, daß es nicht auf DVD erschienen ist. Ich vermute mal, wegen der Kinderpornographieaffäre um Chris Langham, um dessen Karriere als prima Comedian es ewig schade ist.
Die Verwechslung von „Clone“ und „Lab Rats“ habe ich korrigiert.
Ja, sehr traurig, diese unselige Affäre. Hoffen wir aber, daß es Chris Langham bald möglich sein wird, unter Pseudonym für neue Produktionen tätig zu werden, denn Juwelen wie „Posh Nosh“, „Kiss Me Kate“, „Help“ und „The Thick of It“ werden doch allzu schmerzlich vermißt.