Piloten-Check 4+5: Giggelnde Gläser mit sarkastischen Untertiteln
Eine Garderobe mit Herrenmantel. Ein Damenmantel wird dazugehängt. Sagt der Herrenmantel: „Du bist aber feucht!“
Wenn Tiere sprechen können, warum nicht auch Gegenstände? „Things Talk“ heißt der Sitcom-Pilot (18.3., BBC3) von Stefan Golaszewski, und genau darum geht’s: Sprechende Haushaltsgegenstände. Fernseher zu Fernbedienung: „Ich war bis drei Uhr auf, um ’24‘ zu gucken!“ Fernbedienung zu Fernseher: „Ich beginne mich zu fragen, was ich je in dir gesehen habe.“ Ein großmäuliger Plattenspieler, ein witzeerzählender Gasherd, kichernde Trinkgläser, eingebildete Salz- und Pfefferstreuer, die eine oder andere prominente Synchronstimme (etwa Dom „Trigger Happy TV“ Joly) — das sind die Zutaten für eine Sitcom, die ziemlich schnell anstrengend wird. Weil erstens kaum etwas passiert, das man als Handlung bezeichnen können, schließlich werden die meisten Dinge eher bewegt als daß sie sich selbst bewegen. Und weil zweitens sprechende Tiere immer noch ein Gesicht haben und damit menschliche Züge. Sprechende Gasherde können aber noch so lange mit ihren Kochstellen züngeln, anthropomorph werden sie dadurch nicht. Eine schöne Idee also, die vermutlich aber in der Theorie besser war als in der praktischen Umsetzung.
„Vidiotic“ (ebenfalls 18.3., BBC3 — da war wohl Frühjahrsputz) ist eine Mischung aus Sitcom und Clip Show, die in einem heruntergekommenen Videoverleih spielt. Die kleinen Sketche zwischen den beiden Angestellten und ihren Kunden sind aber nur der Rahmen für Parodien auf Fernsehtrailer, Sitcoms, Popkultur in toto, für Splatter-Animationen mit Action-Figuren und Ausschnitte aus den schlechtesten Filmen aller Zeiten (u.a. gibt es einen Schnipsel aus Uwe Bolls wirklich unfaßbarem „Postal“) und ein Interview mit Daniel „Harry Potter“ Radcliff mit sarkastischen Untertiteln. Dazwischen tritt Thomas F. Wilson auf, der Biff aus „Zurück in die Zukunft“, und singt im Park, sich selbst auf der Gitarre begleitend, einen Song darüber, was die Leute auf der Straße ihn permanent fragen: „What’s Michael J. Fox like? He’s nice. What’s Christopher Lloyd like? Kind of quiet. Stop asking me the question! What does a key grip do? Set up lights! What does the best boy do? Help the key grip! What does a producer do? …I don’t know! Stop asking me the question!“ Wäre das also auch geklärt. That was fun! Please, BBC, give them a series!
Hier der Trailer:
Halbwegs OT: Am Mittwoch startet Charlie Brookers Newswipe, eine Art „Daily Show“ für Briten (BBC4, 10 pm GMT). Was da zu erwarten ist, erklärt er unter http://www.guardian.co.uk/media/2009/mar/19/newswipe-charlie-brooker gleich selbst. Falls in Deutschland zu empfangen, sicher ein Blick wert. Ich werd’s mir jedenfalls zu Gemüte führen.