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Archiv für März, 2009

Humor ist ein Meister aus Deutschland

16. März 2009 3 Kommentare

Wer wissen möchte, warum ich englischen Humor liebe, möge die heutige Seite drei der Süddeutschen lesen, in der Mario Barth porträtiert wird. Barth Geistlosigkeit zu attestieren, ist ja nun schon selbst geistlos; darum schweige ich und verweise nur auf ein bereits etwas älteres Interview mit Stermann & Grissemann, die in der taz etwas Abschließendes zum Fall zu sagen hatten.

Fett ≠ lustig

11. März 2009 2 Kommentare

Vor der Aufzeichnung der ersten Folge einer neuen Comedyshow hat das Produktionsteam häufig zwei Wünsche: Daß das Live-Publikum lacht, und daß es nicht zu sehr lacht. Denn so peinlich Totenstille ist, wo Gelächter sein soll, so unangenehm ist auch übertriebenes Gelächter, das die Zuschauer vor dem Fernseher mit der Frage zurückläßt, was da nun so wahnsinnig komisch gewesen sein soll. Insbesondere mit großer Erwartung aufgeladene Premieren fallen in letztere Kategorie; unter anderem John Cleese berichtete schon von seinen diesbezüglichen Befürchtungen beim Start von „Fawlty Towers“.

Daß das Livepublikum von Mathew Hornes und James Cordens erster gemeinsamer Sketchshow „Horne and Corden“ (BBC3, seit 10.3.) bereits frenetisch lacht, bevor ein einziger Scherz gemacht ist, liegt genau daran: die beiden genießen bei ihrem eher jungen Zusehern einen enormen Sympathievorschuß. Beide sind aus der über die Maßen erfolgreichen romantischen Sitcom „Gavin & Stacey“ bekannt. Dort ist Horne als Gavin in der Hauptrolle zu sehen, Corden als sein bester Kumpel Smithee; letzterer ist außerdem eine Hälfte des Autorenduos. In „Gavin & Stacey“ sind beide, eingebettet in die realistische Story einer Liebe zwischen Großstadt und Provinz, in ihrer jeweiligen Rolle gut: Horne als straight guy, der zwischen der frisch entflammten Liebe seines Lebens und seinem langjährigen Buddy vermitteln muß, Corden als tragikomischer Dicker, der zwischen Sonnyboy und Trauerkloß changieren darf.

„Horne and Corden“ aber enttäuscht, und zwar nicht nur, wenn man davon ausgeht, daß beide es, zwei Staffeln „Gavin & Stacey“ legen das nahe, besser können müßten. Ihr Material ist schwach, die Scherze auf Kosten von Schwulen und Übergewichtigen sind mau, und auch mit Obszönitäten wie einer Unterrichtsstunde im Pimmelzeichnen lockt man 2009 kaum noch einen Hund hinter dem Ofen hervor, selbst wenn er „Little Britain“ noch nicht gesehen haben sollte. Weder freut man sich als Zuschauer, bereits innerhalb der ersten Viertelstunde den adipösen Corden zweimal oben ohne und einmal völlig nackt gesehen zu haben, noch kitzelt einen die latente Homoerotik zwischen den beiden. Die war bei „Gavin & Stacey“ immer ein schön unwägbares Element, aus dem komische Funken geschlagen werden konnten, wird hier aber zur Masche, wenn sich etwa Superman und Spiderman in der Hallenbad-Umkleide zieren, sich voreinander auszuziehen.

Erste Folgen zu verreißen ist immer ein bißchen unfair, aber mit so viel Erfahrung, wie beide haben — Horne war z.B. auch in Sketchen der „Catherine Tate Show“ zu sehen — darf man hier wohl eine Ausnahme machen und konstatieren: „Horne and Corden“, obwohl mit fantastischen Einschaltquoten gesegnet, ist nicht und sind nicht lustig. Schade eigentlich.

Hethethethetheth pethethethethetheth!

9. März 2009 5 Kommentare

Bono Estente! Gegen die Bleiwüste (und weil ich, toitoitoi, zwei Tage nicht vorm Computer sitzen muß) hier drei Clips der m.E. lustigsten Sketchserie aus der legendären und wärmstens zu empfehlenden „Fast Show“: Die „Chanel 9 News“ bzw. „Neus“ (mit Paul Whitehouse, Paul Shearer und Caroline Aherne). Verständlich auch für nicht-englischsprachige Menschen, weil in Phantasiesprache. Ich empfehle, die restlichen Clips bei YouTube zu gucken: selten habe ich schönere Steigerungen des Wahnsinns gesehen als in dieser crazy Parodie auf spanisch/lateinamerikanisches Billigfernsehen. Hethethetheth pethethethetheth! Butros butros ghali.


Looking through Mark’s and Jeremy’s eyes

8. März 2009 4 Kommentare

Jede Sitcom braucht, um erfolgreich zu sein, eine Idee, die sie unverwechselbar macht; ohne ein originelles Moment bleibt sie Abklatsch. Dabei sticht dieses entscheidende Merkmal mal mehr, mal weniger deutlich ins Auge: Jeder sieht ohne weiteres, daß es bei „Alf“ Alf war, den sonst keine Serie aufzubieten hatte (und zum Glück, möchte man sagen); schon ein bißchen schwieriger wird es bei „The Office“ oder „Seinfeld“, wo das Bemerkenswerte war, daß es um nichts bemerkenswertes ging — Stichwort: Show about nothing. Im Marketing spricht man von Unique Selling Proposition, kurz: USP.

Bei „Peep Show“ ist dieses Alleinstellungsmerkmal sofort auffällig: Der Zuschauer sieht die Welt mit den Augen der beiden Protagonisten Mark und Jeremy (David Mitchell und Robert Webb). Heißt: Dialoge werden direkt in die Kamera gesprochen, der Zuschauer nimmt je den Standpunkt einer der Figuren ein. Die beiden Jugendfreunde teilen sich eine Wohnung (nämlich die von Mark), obwohl sie keine Gemeinsamkeiten haben: Mark ist ernst, bieder, beruflich halbwegs erfolgreich, aber unsicher, während Jeremy faul, narzisstisch, verantwortungslos und alles in allem ein großes Kind ist, das in den Tag hineinlebt, obwohl es langsam ein bißchen zu alt ist für einen nie ernsthaft verfolgten Traum vom Leben als Rockstar. Sein bester Freund ist eine überlebensgroße Version seiner selbst: der Möchtgern-Musiker Super-Hans, ein vollkommen suspektes und vertrauensunwürdiges Subjekt, zu dem ausschließlich Jeremy aufsieht. Mark wiederum ist (jedenfalls zu Beginn) in seine Kollegin Sophie (Olivia Colman, „Green Wing“) verliebt, stolpert aber dermaßen über seine eigene Unentschlossenheit, daß er sie schließlich heiratet, obwohl er sich zuvor bereits dagegen entschieden hat.

Sam Bain und Jesse Armstrong, die Autoren von „Peep Show“, sind vielfach ausgezeichnet worden für ihre Serie, und obwohl sie Channel4 nur mittelmäßige Zuschauerzahlen beschert hat, liefen bereits fünf Staffeln und ist eine sechste in Vorbereitung: Denn ihr dunkler, böser Humor hat der Serie vor allem unter jüngeren männlichen Zuschauern ein begeistertes Fanpublikum verschafft, das sich über die immer peinlicheren Situationen freut, in die das Ensemble gerät: Sei es daß Jeremy mit Sophies Mutter schläft, sich einen Job schönredet, bei dem er einem von ihm verehrten Musiker, ähm: zur Hand geht oder daß Mark sich zum Stalker entwickelt, als Sophie in die Provinz versetzt wird.

Leider ist das Gimmick, das „Peep Show“ so einzigartig macht, nach meinem Dafürhalten auch das größte Handicap der Serie. Denn so schön es ist, entlarvende innere Monologe als Kommentare zur Handlung zu hören und die knietiefen Fettnäpfchen dementsprechend noch eindringlicher zu empfinden, die hier durchschritten werden, so hölzern wirken die meisten Schauspieler, wenn sie nicht mit anderen Schauspielern interagieren, sondern mit der Kamera, in die sie hineinsprechen müssen. Da entsteht keine Chemie, das bleibt ein bißchen lebloser, als es sein könnte, und wirkt schnell formelhaft — zumindest auf mich. Vielleicht bin ich aber auch einfach schon ein bißchen zu alt für „Peep Show“, vielleicht sollte ich mich eher an die Sketchshow „That Mitchell And Webb Look“ halten, die mir Murmel schon mehrfach ans Herz gelegt hat.

Die „Peep Show“-Clips bei YouTube, wo sich sogar ganze Folgen finden, lassen sich leider hier nicht einbetten, aber immerhin verlinken: Zum ersten Teil der ersten Folge bitte hier entlang!

((Jaja, die Überschrift versteht wieder mal keiner: eine Anspielung auf „Gary Gilmore’s Eyes“ von den Adverts.))

Die hoppelnden Häschen des Ardal O’Hanlon

Wenn Homer Simpson unkonzentriert ist, obwohl ihm jemand gerade etwas extrem Relevantes, aber für Homer zu Kompliziertes oder Unangenehmes sagt, erscheint über seinem Kopf eine tanzende Zeichentrick-Kuh. Dann weiß man: Homers Hirn hat sich in eine schlichte, aber sichere Phantasiewelt zurückgezogen, in der für immer die Sonne der Dummheit scheint. Keine Gefahr, daß je Wolken des Zweifels aufzögen oder der Hauch eines Gedankens wehte. Was nun für Homer Simpson die tanzende Kuh ist, sind für Father Dougal aus „Father Ted“ etliche auf der Stelle hoppelnde Zeichentrick-Häschen: Eine Metapher für den kindlich-bescheuerten Kosmos, in dem Dougal lebt.

In genau dieser freundlich bunten, ins Alberne vergrößerten Welt findet auch die Comedy Ardal „Dougal“ O’Hanlons in seinem letzten Live-Programm „Live in Dublin“ statt. Mit großen Augen erzählt O’Hanlon da von seinen Kindern, die sich ein Trampolin wünschten, und wie alle Kinder in der Nachbarschaft ein solches hätten, so daß ein Mädchen kürzlich von Trampolin zu Trampolin aus Dublin bis tief in die Provinz gehüpft sei; er erzählt mit brillant gespielter Naivität von aufgebrachten Moslems, die kurz nach einem Eklat um Richard Gere eben dessen Porträt auf der Straße verbrannt hätten und daß man sich nun wohl fragen müsse, woher diese Porträtbilder gekommen seien — etwa aus einem Porträtfotogeschäft, wo man reingehen und fragen könne, ob sie eins von Richard Gere vorrätig hätten? Wie groß müßten diese Geschäfte sein?! Und er staunt darüber, wie alle Vögel schlechthin alles können — es sei ja nicht so, daß sich ein Vogel auf den Nestbau spezialisiert hätte und ein anderer aufs Singen, um sich von einer Art Simon Cowell-Vogel entdecken zu lassen. Menschen dagegen spezialisierten sich, aufs Software-Engeneering oder auf das Sammeln von Eierkartons. Er habe mal versucht, ein Vogelnest zu bauen, das sei aber nicht gut gegangen, der Vogel sei einfach durch ein Loch im Boden gefallen und habe sich den Kopf am Boden aufgeschlagen.

Die Rolle des gloriosen Trottels ist Ardal O’Hanlon auf den Leib geschrieben. Nicht nur in „Father Ted“ lieferte die leuchtende Dummheit Dougals die meisten Pointen oder Vorlagen für Gags, auch in der sehr erfolgreichen, aber nur sehr auszugsweise auf Datenträgern erschienenen Mainstream-Sitcom „My Hero“ glänzte er in einer sehr ähnlichen Figur als bezaubernd einfältiger Superheld. Seine beiden Live-DVDs ergänzen seine Arbeit aus „Father Ted“ und „My Hero“ auf das Hervorragendste; in Ben „Blackadder“ Eltons „Blessed“, wo die bemerkenswerteste Eigenschaft seiner Figur einmal nicht die Dämlichkeit war, kam sein komisches Talent dagegen weit weniger zur Geltung. Dementsprechend schlecht waren Serie wie Kritiken denn auch. Völlig aus dem Rahmen fällt schließlich O’Hanlons einziger Roman: „Talk Of The Town“ ist nicht ansatzweise komisch gemeint, sondern erschütternd ernst. Die deutsche Übersetzung, die bei List erschienen ist, ist auch erschütternd. Nämlich erschütternd schlecht.

Mangels eines Ausschnittes aus seinem neuen Programm hier ein Clip älteren Datums: Ardal O’Hanlon bei „Stop! You’re Killing Me“, ebenfalls in Dublin.

Photoshoppen ist nicht mein Geschäft, Liebling

2. März 2009 7 Kommentare
Rick Kavanians Rückhand

Rick Kavanians Rückhand

Gutgut, es hat schon wieder nichts mit Britcom zu tun, aber es läßt mir keine Ruhe: Seit wann hat Rick Kavanian eine dritte Hand, die ihm aus dem Rücken wächst? Und wofür könnte die wirklich gut sein, außer um Leute zu erschießen, die hinter einem stehen?
Eine Humorkritik zu „Mord ist mein Geschäft, Liebling“ findet sich übrigens in der neuen TITANIC. Nicht von mir allerdings.