ABComedy (2)
Heute also wie angekündigt die zwei weiteren US-Sitcom-Neustarts von ABC, besprochen wiederum vom Britcoms-Gewährsmann René Reinholz. Herr Reinholz, bitte übernehmen Sie!
Am überzeugendsten in diesem Viererblock ist die etwas arg 70er-Jahre-mäßig betitelte Mockumentary „Modern Family“ mit Ed „Al Bundy“ O’Neill und der als Denise Bauer aus „Boston Legal“ bekannten Julie Bowen; entwickelt haben die Serie Christopher Lloyd und Steven Levitan, beide vormals Produzenten von „Frasier“. Das Kamerateam begleitet drei Paare: den Geschäftsmann Jay und seine heißblütige Frau Gloria, Claire und Phil und das schwule Paar Mitchell und Cameron. Ohne zu viel zu verraten, sei gesagt, daß alle drei Paare miteinander in Verbindung stehen.
Da ist Phil, Vater von drei nicht ganz unkomplizierten Kindern, der sich für einen coolen Dad hält („I’m hip: I surf the web, I text – LOL: laugh out loud, OMG: oh, my God, WTF: why the face?“) und seine Kinder mit seinen abgeschauten „High School Musical“-Tanznummern zur Verzweiflung bringt. Oder Glorias elfjähriger Sohn aus erster Ehe, der in eine Sechzehnjährige verliebt ist und ihr — gegen den stiefväterlichen Rat — mit selbstgepflückten Blumen und einem selbstgeschriebenen Gedicht Avancen macht. Und Gloria selbst, die sich lachend an ihre gescheiterte Ehe erinnert: „It seemed like all we did was fight and make love, fight and make love, fight and make love. One time, I’m not kidding you, we fell out the window together:“ — Darauf Jay verdutzt: „Which one were you doing?“ Sehr schön auch Mitchell und sein Freund Cameron mit Hang zur Drama-Queen, die gerade aus Vietnam zurückgekehrt sind, wo sie ein kleines Mädchen adoptiert haben, und dies nun ihrer nichtsahnenden Familie beibringen müssen.
Trotzdem verläßt man sich trotz der zugegeben klischeeträchtigen Ausgangssituation erfreulicherweise nicht auf allzu Bekanntes und Bewährtes. Die ersten beiden Folgen sind im Gegenteil sehr sehenswert, wenn auch das Potential, das „Modern Family“ zweifellos hat, noch lange nicht ausgeschöpft ist.
Jetzt könnte man eigentlich auch schon gut unterhalten und hoffnungsfroh abschalten, aber es läuft ja noch „Cougar Town“ mit Courteney Cox („Friends“) als Jules, eine geschiedene, alleinerziehende Mutter eines Siebzehnjährigen. Der Titel der Serie bezieht sich auf cougars (Pumas), in gewissen Kreisen, wie man hört, auch MILFs genannt, also attraktive Frauen über 40, die sich weitaus jüngere Männer suchen.
Da sie nun geschieden ist, läßt sich die selbstredend unglückliche Jules — denn wer kann schon ohne Partner? — von ihrer Kollegin Laurie dazu überreden, sich doch mal wieder auf die Jagd (wir verstehen: „cougars“) nach Männern zu begeben.
Und damit nimmt das Elend seinen Lauf. „All of the single guys our age are either broken, gay or chasing younger girls.“ Diesen Spruch hat man nun wirklich noch nie gehört, jedenfalls nicht seit letzter Woche. Oder wie wär’s damit: Jules streitet sich mit ihrem (gutaussehenden) Nachbarn, der bezweifelt, daß sie einen jüngeren Typen abschleppen könnte. Sie, nicht dumm, ruft einem schätzungsweise dreizehnjährigen Radfahrer zu: „Hey, kid!“ und reißt sich blitzartig den Morgenmantel vom Leib, woraufhin der herüberstarrende Teenager die Straße aus den Augen verliert und kopfüber in ein offenes Cabrio fällt. Darauf sie zu dem Nachbarn: „Suck it!“ Genau! Bzw.: cringe. Und natürlich schleppt sie kurz darauf doch noch einen 22jährigen ab.
Ob beabsichtigt oder nicht, ein Fünkchen Realismus findet sich doch. Als Jules ihren Sohn fragt: „Why do you never laugh at my jokes?“, antwortet dieser: „Because they make me sad.“
Wer sich für den Typ magersüchtiger, nervtötend hyperaktiver Botoxjunkie und einen wie aus einem Cartoon entsprungenen, ganz und gar unglaubwürdig coolen und welterfahrenen Teenager begeistern kann, kommt hier garantiert auf seine Kosten. Man möchte Jules empfehlen, in Würde zu leben und vielleicht mal ein Buch zu lesen; dann gäbe es zwar „Cougar Town“ nicht, aber damit ließe sich ja leben.
Würde Cougar Town unter dem Titel „The desperate sex in the city of housewifes“ laufen, hätte man keine falschen Erwartungen. Von Bill Lawrence („scrubs“)hätte ich mir zumindest etwas mehr erwartet.
Wollte als letztes Wort „erhofft“ schreiben.
Hat sich einer mal Bored to Death angesehen? Klingt vielversprechend …
„Bored to Death“ wird gerade besprochen. Machen Sie sich aber keine allzu großen Hoffnungen.
Ich finde „Bored to Death“ gut. Ist aber das alte Ding: Alles, was mehr oder minder in dem Wes Anderson-Universum spielt (auch wenn dieser nicht beteiligt ist, aber Thema, Hauptdarsteller und die Komponenten Self-Hating-Jew, Möchtegernsuperheldentum, Melancholie aufgrund Beziehungsunfähigkeit usf. passen schon), trifft auf arg geteilte Meinungen.
Wollte als letztes Wort „erhofft“ schreiben.
@6: Huch, das stammt aber nicht von mir, zumal es der selbe Kommentar wie von Kollege Murmel ist … strange.
Bezüglich Bored to Death: Werde mir mal den Pilot anschauen, an sich mag ich auch Wes Anderson-Filme, aber man sollte es damit auch nicht übertreiben … zumal ich jetzt zB Pushing Daisies etwas arg überdreht fand. Ist das vergleichbar?
Modern Family fand ich ganz gut soweit, hat aber einige Macken. So sind die homo-Jokes etwas over the top (Marke Ein Käfig voller Narren) und der Humor manchmal etwas zahm. Da lob ich mir Californication.
@MK
ah, spam-arschlöcher! und ich schalte das noch frei… ich lösche mal den link hinter Ihrem namen. mist, jetzt muß man auch noch beim kommentarfreischalten drauf achtgeben, ob das spam ist. andererseits natürlich clever, einfach einen beliebigen kommentar mit einem anderen beliebigen usernamen zu verknüpfen.