The Not So Fast Show
Simon Day, Charlie Higson und Paul Whitehouse haben sich ihre Meriten schon vor langer Zeit verdient: Mit der „Fast Show“ haben sie Mitte der Neunziger im Alleingang das totgeglaubte Genre der auf Catchphrases basierenden Sketchshow wiederbelebt; insbesondere Whitehouse hat auch außerhalb der Show in unterschiedlichsten Rollen oft hoch komische Figuren gespielt — etwa in (dem leider nie auf DVD erschienenen) „Help“, wo er an der Seite von Chris Langham als Psychologen sämtliche Patientenrollen übernahm. Dementsprechend große Erwartungen hatte ich an ihre erste gemeinsame Fernsehproduktion seit damals, die nun angelaufene Spoof-Show „Bellamy’s People“ (BBC2, donnerstags). „Bellamy’s People“ ist die Fernsehadaption der erfolgreichen Radioshow „Down the Line“, einer Parodie auf Call-in-Shows, bei der der ahnunglose Moderator sich mit Anrufern, die sämtlich von prominenten Comedians gespielt werden, über vorgegebene Themen unterhält. Das Team ist das gleiche geblieben, allen voran Rhys Thomas als Moderator; auch er war bei der „Fast Show“ schon als Gast dabei.
Leider hat zumindest die erste Folge die Adaption nur so lala überstanden. Nun besucht der Moderator die regelmäßigen Anrufer auf seinen Reisen durch England, die Parodie richtet sich also gegen Promi-Reiseshows, und stolpert über exzentrische Briten noch und nöcher: etwa die beiden blaublütigen Schwestern, die ihr Schlösschen je zur Hälfte nach ihren politischen Ansichten eingerichtet haben: halb kommunistisch, halb faschistisch. Oder den Schwarzen, der sich den „Lion of Harlesden“ nennt und seine schön geschmacklose Wohnungseinrichtung unter dem Leitmotiv des Löwen eingerichtet hat — und sich auch vom Moderator nicht davon überzeugen läßt, daß die Porzellanstatue einen schwarzen Panther darstellt und der Teppich aus Zebrafell ist. Oder den moslemischen Community Leader Mr. Khan, der offenbar nicht so genau weiß, was er in seiner Position überhaupt für Aufgaben hat. Manche Charaktere sind da recht überzeichnet, andere bleiben ein bißchen näher an der Realität, aber oft fehlen die entscheidenden Witze, die aus dem Set Up erst den Honig gesogen hätten: Auf’s Brett gestiegen, aber nicht abgesprungen.
Möglich aber, daß, wie der Guardian vermutet, für die erste Folge die Prämisse und die Figuren ein bißchen zu deutlich erklärt werden mußten und deswegen die Gags unter den Tisch gefallen sind. Möglich, daß „Bellamy’s People“ wird, was ebenfalls der Guardian hofft: eine Art „Little Britain“ für Erwachsene.
Der Absprung mag ja noch kommen, allerdings haben so peinliche Verirrungen wie „Tittybangbang“ und „Little Miss Jocelyn“ in der letzten Zeit auch Türen geöffnet, die besser verschlossen geblieben wären. Das ist eigentlich schade, die Akteure in „Bellamy’s People“ sind für diese Art Show perfekt. Lucy Montgomery und Rosie Cavaliero fand ich phantastisch, ich habe die beiden auch nur an der Stimme erkannt, das Make-up war jedenfalls sensationell. Am Skript könnte man aber wirklich noch einiges machen, das wirkte tatsächlich wie gekonnt und gewollt, aber nicht gedurft, sondern anders gemußt.