Mad Men, Sad Men, Happy Men
Vermutlich bin ich der letzte, der es noch nicht kannte, anyway: Hier die Sesamstraßen-Version von „Mad Men“. Jetzt bitte „Lost“ und „Breaking Bad“ mit Grobi und Bibo!
Vermutlich bin ich der letzte, der es noch nicht kannte, anyway: Hier die Sesamstraßen-Version von „Mad Men“. Jetzt bitte „Lost“ und „Breaking Bad“ mit Grobi und Bibo!
Selma und Patty als Engel, Bart und Lisa am Kreuz, die Reinkarnation von Maggie — es sind schon ziemlich krause Kirchenfenster, die Joseph Cavalieri da produziert. John Frink, einem der Simpsons-Autoren, der während seiner Recherche zur (eher schwachen) Dokumentation „20 Jahre Simpsons“ über sie gestolpert ist, haben sie dennoch so gut gefallen, daß er nicht nur sofort nach New York geflogen ist, um für 1800.- Dollar bei Cavalieri einzukaufen, sondern sie auch noch in einem Cameo in der Dokumentation untergebracht hat.
Larry David will möglicherweise die nächste Staffel „Curb Your Enthusiasm“ nach Großbritannien verlegen. Wie Chortle berichtet, habe LD bei den Writers Guild of America Awards gesagt, er würde gerne in England drehen und habe eine Vorliebe für Engländer. Allerdings gibt es noch keine Bestätigung dafür, daß es überhaupt eine weitere, es wäre die achte, Staffel „Curb“ geben wird.
Drei Prominente, die vier Tage lang von der Außenwelt abgeschnitten waren, müssen raten, welche Nachrichtenmeldungen aus den letzten Tagen stimmen und welche nicht: Das ist das Konzept von „The Bubble“ (freitags auf BBC2). Ganz schön aufwendig für eine 30-Minuten-Show — welcher Promi kann es sich schon leisten, fast eine ganze Arbeitswoche lang auf alle Medien zu verzichten? Und auch schön gemacht: Mit gefakten Fernsehreportagen und einem sympathischen Moderator, nämlich David Mitchell („Peep Show“) in seiner ersten eigenen Panel-Show.
Leider scheint es, als ob die Idee besser gewesen wäre als ihre Umsetzung, denn entweder ist in der ersten Woche so wenig passiert, daß die Produzenten auf ohnehin unter „Vermischtes“ versteckte Meldungen zurückgreifen mußten, die auch den meisten Menschen mit Zugang zu Medien entgangen wären, oder das Publikum sollte die Chance erhalten, selbst mitzuraten. Letzteres erscheint mir wahrscheinlicher, nimmt aber dem Konzept ein wenig Wumms: Wozu jemanden dann überhaupt vier Tage auf Medienentzug schicken? Die in der ersten Show verwendeten News waren jedenfalls sehr unspektakulär und kaum dazu angetan, als Satire auf Medien zu funktionieren, denn man konnte sich eher bei allen möglicherweise richtigen Nachrichten vorstellen, daß sie echt waren, als daß man gedacht hätte: die sind doch alle erfunden, sowas gibts doch nicht.
So bleibt die interessanteste (richtige) Nachricht zu „The Bubble“ die, daß die BBC ihren Mitarbeitern in einem Anfall von Humorlosigkeit verboten hat, für die Show Nachrichtenbeiträge zu faken, um auf keinen Fall die Glaubwürdigkeit der BBC-News zu beschädigen. Diese Meldung kam selbst in der ersten Folge vor — und keiner der Gäste tippte darauf, sie könnte stimmen.
Sehr seltsam: Gerade eine HBO-Show gesehen, offenbar ein Spinoff der „Familie Feuerstein“, in der Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer, müde von all ihren Abenteuern, beschließen, eine Radiosendung zu machen. Und tatsächlich: Sie schnappen sich einen langweiligen und leicht verwirrten Dinosaurier, lassen ihn frei von der Leber weg Quatsch reden und machen sich 22 Minuten lang darüber lustig — einfach, weil sie es können. Eine Radiosendung im Fernsehen statt einer „Familie Feuerstein“-Geschichte, wo einer etwas erlebt und in Schwierigkeiten gerät, diese bewältigt bzw. scheitert und am Ende klüger ist bzw. genauso dumm wie vorher. Fred, Barney und Dino, die sich über den Fortbestand der Menschheit unterhalten, über Affen im All und Gruselgeschichten mit todbringenden Bierkrügen und Notizzetteln in verlassenen Häusern. Very, very, very uninteresting. Und so schlecht gezeichnet, daß ich vermute, es ist nicht mal eine echte „Familie Feuerstein“-Folge gewesen.
Die schlechte Nachricht ist: Sie werden Don Danbury vermutlich nicht mögen. Zu Recht, denn der Endzwanziger ist furchtbar unsympathisch: präpotent, ich-fixiert, Schnösel durch und durch. In der ersten Folge „How Not to Live Your Life – Volle Peilung“ zieht er in ein schmuckes Häuschen, das ihm seine Oma vererbt hat, lässt sich anschließend von ihrem Pfleger den Arsch nachtragen und seine Jugendflamme Abby als Untermieterin einziehen, um ihr besser nachstellen zu können. Manchmal in den Kleidern seiner Oma.
Es stört die Macher der Show nicht, dass dabei sehr viele Fragen offen bleiben: Warum nur findet Abby Don charmant? Weshalb bleibt der Pfleger im Haus wohnen und lässt Don seine Dienste in Anspruch nehmen? Und wovon lebt der frisch gekündigte Don überhaupt? Und wie viel ist von diesem dezidiert britischen Humor, der von der einen oder anderen hierzulande eher unbekannten Verklemmtheit lebt, überhaupt lustig? Wer länger als zwei Folgen an „How Not to…“ dranbleiben will, der muss schon ein bisschen in die Serie investieren.
Die gute Nachricht ist: Sowohl die BBC, die „How Not to…“ gemacht hat, als auch ZDFneo haben Geduld mit Don. Und mit Dan Clark, der den Don spielt, die Serie geschrieben und sogar produziert hat. Clark war ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, die BBC hat ihn dennoch eine ganze Serie entwickeln lassen — und sie trotz Quoteneinbruchs nicht etwa mittendrin abgesetzt. Das hat sich ausgezahlt, denn „How Not to…“ hat sich als Slow Burner entpuppt, als Serie also, die erst nach etlichen Folgen zu ihrer Form findet. In Großbritannien ist schon die dritte Staffel in Arbeit.
„Wir müssen eine Serie nicht gleich absetzen oder auf einen unattraktiven Platz verschieben, wenn die Quote nicht auf Anhieb stimmt“, sagt Sebastian Lückel, der zuständige ZDF-Redakteur — schließlich liegen die Quoten von ZDFneo eh noch im kaum messbaren Bereich. „How Not to…“ ist bereits die dritte Britcom auf demselben Sendeplatz. „Wir wollten zeitgemäße und interessante Sitcoms im Programm haben“, sagt Lückel, „und oberstes Kriterium war ein spezieller Witz. Wenn man diese Richtung verfolgt, landet man fast zwangsläufig bei britischen Serien.“ Denn Britcoms sind, um das Mindeste zu sagen, gerne exzentrisch: böse, albern, vulgär, psychedelisch — und oft innovativ. Auf anderen Sendern, die mit Mainstream à la „Two and a Half Men“ Quote machen müssen, kann man sie sich kaum vorstellen: Das ist echtes Minderheitenprogramm. Für Minderheiten, die längst nicht mehr sehen wollen, was die Sender ihnen vorsetzen (und die allmählich zur Mehrheit werden), sondern massenhaft DVDs via Import bestellen oder sich gleich illegal im Internet versorgen. Mit „30 Rock“ etwa, der preisgekrönten US-Comedy von und mit Tina Fey, die als Sarah-Palin-Double auch hierzulande bekannt geworden ist. Auch „30 Rock“ hat einen Platz bei ZDFneo gefunden, sogar solide synchronisiert.
Die Synchronisation bleibt allerdings der Pferdefuß aller Bemühungen, britische Comedy in Deutschland zu etablieren. Sie zerstört zwangsläufig viel Sprachkomik und irritiert, weil sie versuchen muss, kulturelle Unterschiede einzuebnen, die es sowohl in der Fluch- und Schimpfkultur als auch in sexuellen Tabus gibt. Unterschiede, die zwischen Deutschen und Briten größer sind als zwischen Deutschen und Amerikanern. Früher konnten Öffentlich-Rechtliche, die sich auch damals schon um die Zielgruppe gebildeter und medienaffiner junger Menschen sorgten, britische Comedy im Zweikanalton oder mit Untertiteln ausstrahlen. Das lassen heute die TV-Lizenzen nicht mehr zu: Zu groß ist die Sorge, die Serien mit Originalton könnten mitgeschnitten werden und auf noch mehr Internetplattformen auftauchen.
Zuerst erschienen in der taz von heute; die Überschrift habe ich mal der gedruckten Ausgabe angepaßt.
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