Geschichten aus der Sitcom-Welt
Eine der lustigsten, wenn nicht die lustigste Szene bei „Frasier“ spielt sich ab, als Niles versucht, seine Hose zu bügeln, und dabei peu à peu ein solches Chaos anrichtet, daß in der Folge beinah Frasiers Appartement abbrennt.
In seinem Blog gibt Ken Levine (Autor u.a. für „Cheers“, „Frasier“ und die „Simpsons“) „Frasier“-Cocreator David Lee die Gelegenheit, als Gastautor einige hübsche Anekdoten zu dieser Szene zu erzählen. Wer also wissen will, warum beim Dreh kein Live-Publikum anwesend war, warum Eddie, der Hund, eine Rolle spielen mußte, was Mr. Bean damit zu tun hatte und warum NBC die „Frasier“-Produktionsfirma nach dieser Szene beinahe verklagte, dem empfehle ich einen Besuch bei „…by Ken Levine“. (Ach ja, und „DHP“ steht für David Hyde Pierce, der den Niles spielt.)
Wenn das „die lustigste Szene“ war, habe ich ja Gott-sei-Dank nichts verpasst. Ich habe mir schon einige Male überlegt, ob ich ich Fraiser nicht einmal eine Chance geben sollte; jetzt bin ich kuriert.
Das gefällt mir. Ich kenne Frasier gar nicht (Ich kann ja nicht alles gucken, wie soll ich das schaffen). Ich habe damals Seinfeld geguckt, dass war für mich die beste (US-amerikanische) Sitcom aller Zeiten, mit unvergeßlichen Folgen. Lohnt sich Frasier? Gehört das sozusagen auch zur Liga der außergewöhnlichen Sitcoms?
Keine Frage, mann! Frasier ist nicht nur in meinen Augen die Krönung des ganzen Genres. Klügere, dabei aber immer witzig bleibende Dialoge habe ich in der Masse nirgendwo gesehen. Und das ist auch Fluch und Segen gleichermaßen: Man braucht einen langen Atem angesichts 11 Staffeln a 24 Folgen.
Aber ma was ganz anderes: Bin ich eigentlich der Einzige, der bei Niles‘ Valentinsverrenkungen an Loriot denken musste? Das Bild hängt schief und so?
für mich zählt frasier zu den besten sitcoms überhaupt, ehrlich gesagt.
lustig allerdings, daß zwei kommentatoren, die frasier vorher nicht gesehen hatten, vollkommen gegenteilige erfahrungen machen: der eine findet den ausschnitt überhaupt kein bißchen lustig, dem anderen gefällt er. das war übrigens ursprung und anlaß für levines blogeintrag, auf dem der von mir zitierte eintrag fußte: die frage, ob diese szene auch komisch ist, wenn man niles‘ charakter und die umstände überhaupt nicht kennt, ob comedy also universal ist (und ob der ausschnitt folglich auch in 40 jahren noch funktioniert) oder ob sie bedingungen hat, die ihre rezeption überhaupt erst ermöglichen (und die comedy an ihre zeit binden). ich würde stark vermuten letzteres. ich habe allerdings auch eine titanic-sammlung, die diese these belegt.
Ich tendiere auch stark zu letzterem, den zeitlichen Umständen und Bedingungen. Wenn sich nämlich in einer künftigen Welt alle Menschen in ihrem Alltag so ungeschickt anstellen würden, wäre doch eine derartige Szene in deren Augen etwas ganz normales. Sie säßen wahrscheinlich vor einem überdimensionalen futuristischen Plasma-Bildschirm und würden sich fragen: „Was sollte denn daran so ungeheuer lustig gewesen sein damals – diese seltsamen Verrenkungen und Zuckungen sind doch in unserer heutigen Kultur etwas völlig normales.“
Ich tendiere auch stark zu letzterem, den zeitlichen Bedingungen.
Angenommen nämlich, in einer zukünftigen Welt würden sich alle Menschen im Alltag so ungeschickt anstellen, dann wäre eine derartige Szene in deren Augen doch etwas ganz normales. Sie säßen dann wahrscheinlich vor ihren überdimensionalen Plasma-Bildschirmen und würden sich fragen: „Was sollte denn daran so ungeheuer lustig gewesen sein damals – diese Verrenkungen sind doch in unserer Zivilisation etwas völlig normales.“
Was aber ist mit Laurel & Hardy. Die stellen sich permanent so ungeschickt an, und es wird immer noch drüber gelacht, trotz Plasmabildschirm. Beweis: Zwei Testpersonen, denen ich neulich L & H vorführte, und die die beiden – altersbedingt – nicht kannten, haben lauthals darüber gelacht. Meiner Meinung nach sind die beiden (L & H, nicht die Testpersonen) zeitlos.
hab bisher auch noch keine einzige folge frasier gesehen, und fand den ausschnitt nicht lustig. mir war das ganze abfackel-setting irgendwie zu typisch und vorhersehbar: bügeleisen bringt kleidung zum brennen, kleidung wird genau dort hin geworfen, wo die entzündliche flüßigkeit liegt und dann macht natürlich auch noch der feuerlöscher probleme…
Es kommt natürlich auch immer auf die jeweilige Form an und darauf, wie „topical“ Comedy ist: Während zum Beispiel selbst in Großbritannien heute die wenigsten Zuschauer unter 25 noch über „Spitting Image“ lachen können, weil die meisten dort karikierten Personen inzwischen von der Bildfläche verschwunden sind, werden beispielsweise Laurel and Hardy und Mr Bean wahrscheinlich auf Generationen hinaus lustig bleiben.
Satire, am einen Ende des Spektrums, ist naturgemäß an ein bestimmtes Ereignis oder eine Person gebunden. Am nächsten Tag ist sie so interessant wie yesterday’s news. Kohl- und Schröder-Witze will heute zu Recht niemand mehr hören, und „Mein progressiver Alltag“ – na ja. Über Slapstick, am anderen Ende des Spektrums, werden auch die Kindes- und Kindes-Kindes-Kinder dieser Welt noch lachen.
„Frasier“ ist fraglos eine der besten Sitcoms der Jahrtausendwende, und doch wirken manche Szenen auf mich schon heute leicht altbacken. Was die Wirkungsdauer von Comedy betrifft, liegen Sitcoms dann irgendwo zwischen Satire und Slapstick. Je geringer der Bezug zu der Zeit, in der sie entstehen, desto länger bleiben sie frisch.
Man sollte aber auch nicht außer Acht lassen, daß diese Szene zumindest in den primären Mitteln der Komikerzeugung untypisch für „Frasier“ ist. So slapsticklastig und dialogarm gibt es sonst in elf Staffeln nichts. Trotzdem ist es ein Moment, der sehr gut zum Charakter Niles paßt und DHP macht die Szene erst rund.