Hübsche Spielidee, mäßig umgesetzt: „The Bubble“
Drei Prominente, die vier Tage lang von der Außenwelt abgeschnitten waren, müssen raten, welche Nachrichtenmeldungen aus den letzten Tagen stimmen und welche nicht: Das ist das Konzept von „The Bubble“ (freitags auf BBC2). Ganz schön aufwendig für eine 30-Minuten-Show — welcher Promi kann es sich schon leisten, fast eine ganze Arbeitswoche lang auf alle Medien zu verzichten? Und auch schön gemacht: Mit gefakten Fernsehreportagen und einem sympathischen Moderator, nämlich David Mitchell („Peep Show“) in seiner ersten eigenen Panel-Show.
Leider scheint es, als ob die Idee besser gewesen wäre als ihre Umsetzung, denn entweder ist in der ersten Woche so wenig passiert, daß die Produzenten auf ohnehin unter „Vermischtes“ versteckte Meldungen zurückgreifen mußten, die auch den meisten Menschen mit Zugang zu Medien entgangen wären, oder das Publikum sollte die Chance erhalten, selbst mitzuraten. Letzteres erscheint mir wahrscheinlicher, nimmt aber dem Konzept ein wenig Wumms: Wozu jemanden dann überhaupt vier Tage auf Medienentzug schicken? Die in der ersten Show verwendeten News waren jedenfalls sehr unspektakulär und kaum dazu angetan, als Satire auf Medien zu funktionieren, denn man konnte sich eher bei allen möglicherweise richtigen Nachrichten vorstellen, daß sie echt waren, als daß man gedacht hätte: die sind doch alle erfunden, sowas gibts doch nicht.
So bleibt die interessanteste (richtige) Nachricht zu „The Bubble“ die, daß die BBC ihren Mitarbeitern in einem Anfall von Humorlosigkeit verboten hat, für die Show Nachrichtenbeiträge zu faken, um auf keinen Fall die Glaubwürdigkeit der BBC-News zu beschädigen. Diese Meldung kam selbst in der ersten Folge vor — und keiner der Gäste tippte darauf, sie könnte stimmen.
weia, das ist ja schauderhaft. Das Konzept erinnert mich an „wer dreimal lügt“, ein Quizklassiker von vor tausend Jahren, was ungefähr dasselbe war, nur ohne Promis und ohne einer Woche Klausur. Was ja aber noch OK wäre. Nicht OK aber scheint mir das auffallend schlechte Timing für die eigentlich gar nicht sooo üblen Witzchen. Irgendwie hätte ich das von Mitchell nicht erwartet… das Ganze fühlt sich so… unironisch schlecht an.
Ich fand’s eigentlich gar nicht so schlecht, es ist eben auch David Mitchells erste eigene Sendung als Moderator nach „The Unbelievable Truth“ im Radio. Und das Format bringt es nun mal leider mit sich, dass er an Kärtchen und Teleprompter hängt. Stephen Fry geht es da in „QI“ nicht anders. Und besser als Jimmy Carr in „Cats“ war er allemal. Als ich Mitchell zu Beginn der Show so dastehen sah, dachte ich: „Oh nein, fang jetzt bitte bitte nicht mit einer Standup-Routine an!“
Das Setting in diesem Bibliotheksloungetherapeutenzimmer mit Kulturtapete ist allerdings sehr unglücklich gewählt. Panel-Shows sollten nicht so wirken, als würde Mark Lawson gleich drei Gäste auf einmal interviewen. Trotzdem fand ich, daß die vier sich recht wacker geschlagen haben, auch wenn ich glaube, daß Reginald D Hunter privat inzwischen astreines Oxford-Englisch spricht. Von der einschüchternden Studiodeko abgesehen mag die Steifheit auch daher rühren, daß der Haussender ihnen kurzfristig eigene Beiträge von BBC News versagt hatte, was vielleicht verständlich, aber doch auch schon sehr peinlich ist.