Zufälle gibts
Zwei der besten Sitcoms der Frühlings-Season sind Familienserien: Die britische Domcom „Outnumbered“ und die US-Mockumentary „Modern Family“, deren erste Staffel am Mittwoch zuende gegangen ist. Die Serien sind recht unterschiedlich: Hie das (typisch britisch) knapp budgetierte „Outnumbered“, das vorwiegend in den eigenen vier Wänden spielt und die üblichen sechs Folgen hat (obwohl die letzte, dritte Staffel finanziell offenbar besser ausgestattet war als die ersten beiden), da das 24 Folgen starke US-Pendant mit gleich drei Familien und zusätzlichen Außendrehs en masse. Hier britischer Humor, in dem es um Darmspiegelung und Sexualkundeunterricht geht, trotzdem „Outnumbered“ natürlich eine Serie für die ganze Familie ist, dort integrativer US-Humor, mithilfe dessen Homosexuelle, Ausländer und Patchwork-Familien immer wieder (und sehr pc) feststellen, daß Familie doch das Allerwichtigste ist im Leben.
Doch bei allen Unterschieden: In den letzten Wochen sind in beiden Serien gleich zweimal sehr ähnliche Motive aufgetaucht — und das auch noch verblüffend zeitnah. Zunächst stellten in beiden Serien präpubertäre Söhne ihre Väter beim Schachspielen bloß: In „Modern Family“ in Episode 19 („Game Changer“, 31. März) fordert Jay (Ed O’Neill) seinen angenommenen Sohn Manny heraus. Mannys Mutter Gloria (Sofia Vergara) weiß, wie gut ihr Sohn im Schachspielen ist und, vor allem, was für ein schlechter Verlierer ihr Mann Jay ist, und interveniert zunächst, so daß Manny freiwillig verliert. Dann allerdings provoziert Jay Manny so lange, bis der ihn herausfordert — und prompt Jays teure Armbanduhr gewinnt. In der zweiten Folge „Outnumbered“ („The Internet“, 15. April) ist es Ben (Daniel Roche), der ein für seine chronische Konzentrationsstörung verblüffendes Schachtalent an den Tag legt. Er schlägt zunächst seinen Vater Pete (Hugh Dennis) und treibt anschließend bei einem Match gegen einen Mitschüler alle mit den battle noises in den Wahnsinn, mit denen er seine Züge orchestriert.
Zwei Wochen später ist es eine Taube, die in der vierten Folge „Outnumbered“ („The Pigeon“, 6. Mai) in die Küche der Brockmans fliegt und zunächst den Aberglauben Carens (Ramona Marquez) befeuert, die in dem Flattermann ein böses Omen sieht, und anschließend ein Haus-Verkaufsgespräch ruiniert. In „Modern Family“ wiederum (Episode 24: „Family Portrait“, 19. Mai) fliegt eine Taube in Mitchells und Camerons Wohnung, die Mitchell (Jesse Tyler Ferguson) daraufhin in einem Panikanfall in ein Schlachtfeld verwandelt. Patrick Süskind hätte seine Freude.
Was uns das sagt? Daß da einer vom anderen abgekupfert hat? Eher nicht. Daß Familienserien nach je knapp zwanzig Folgen auf so ausgefallene Drehs wie die eben beschriebenen verfallen müssen, wenn sie noch interessante Geschichten erzählen wollen? Keine Ahnung. Vermutlich sagt es nur: daß es Zufälle halt gibt. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Outnumbered habe ich immer noch nicht angefangen, das hängt seit Series 1 aus irgendeinem Grund ganz oben auf meiner „To-Watch“-Liste fest. Aber Modern Family hat mich in seiner ganzen, braven Unschuldigkeit irgendwie gefangen genommen. Vielleicht ist es auch nur die Freude daran, Ed O’Neill mal nicht in einer furchtbarer Verlierer-Rolle zu sehen. Bin jetzt fast mit der ersten Staffel durch (vielen Dank für den Spoiler zur letzten Folge..) und hoffe sehr auf eine Fortsetzung!
vor modern family hab ich mich lange gedrück, jetzt aber begonnen. und in jeder folge ist zumindest ein witz drin, über den ich richtig laut lachen muss. ich find ja den kolumbianischen stiefsohn von o’neil am witzigsten…