Ouud! Ouuuud! Ouuuuuuuud!
Eine Oud ist ein Kurzhalslaute aus dem Mittelmeerkreis. Es sei denn, Bill Bailey verwendet sie, dann wird sie zu einem Fetisch, einem magischen Gegenstand, Mittelpunkt einer Beschwörung. Ouuud!
https://www.youtube.com/watch?v=XtC_nlcQglE?fs=1&hl=de_DE
„Tonight’s program is about doubt“, sagt Bailey im ersten Teil von „Dandelion Mind“, „or maybe it isn’t. I haven’t made my mind up yet.“ In jedem Fall kommen zwar nicht ganz so viele wie beim letzten Programm, aber doch etliche Instrumente zum Einsatz, es gibt einen Ausflug in die Kunstgeschichte, bei dem diverse Darstellungen des ungläubigen Thomas diskutiert werden, James Blunt kriegt sein Fett abermals ab, und am Ende kommt wieder der Schaupspieler Kevin Eldon zu einer Kraftwerk-Parodie auf die Bühne. Alles so lustig, bunt schillernd, liebenswürdig wie immer — nur daß es diesmal zu Beginn einen etwa zehnminütigen Stand-Up-Teil gibt, in dem es um aktuelle Themen aus Politik und Fußball geht, Irlands Pleite (die Show wurde in Dublin aufgenommen) und Wayne Rooneys Gesicht, bevor der Musikdampfer Bailey dann doch wieder in die psychedelisch-bizarren Gefilde abdriftet, die er üblicherweise befährt: Etwa in die, in denen Gary Numans „Cars“ zu einem französischen Elektro-Disco-Stück wird.
https://www.youtube.com/watch?v=wYF0eE-hyRU?fs=1&hl=de_DE
Wenn man dieses DVD zu Weihnachten verschenkte, käme sie vermutlich nach dem Spätfilm an einem der Feiertage zum Einsatz, wenn Mama und Opa schon im Bett sind. Phantastische Träume wären garantiert. (Die DVD hat Untertitel, obwohl das Cover irritierenderweise behauptet, sie hätte keine.)
Ich muss sagen, ich war etwas enttäuscht von „Dandelion Mind“ … und ich kann nicht festmachen, woran es liegt. Irgendwie wirkt alles total zusammenhanglos – obwohl das bei Bill Bailey ja nichts Neues ist und eher eines seiner Trademarks darstellt.
Die einzelnen Stücke sind wie immer grandios (wie eben das französische „Cars“), das Zusammenspiel Baileys mit dem Publikum ist besser denn je, aber an „Bewilderness“ oder „Part Troll“ kommt es insgesamt nicht ran. Da hilft auch der Kult der Oud nicht.
Die Kraftwerk-Nummer ist inhaltlich natürlich auch super, Kevin Eldon ist komisch wie gewohnt, aber musikalisch ist es diesmal ziemlich daneben. Elektronik ist nicht gleich Kraftwerk, vor allem wenn sie auch nur einen Hauch Funkyness in sich hat.
ich habe dieses gefühl (das mich auch kurz beschlichen hat) darauf geschoben, daß nach dem größenwahnsinnigen „guide to the orchestra“ jede rückkehr zu einer „einfachen“ stand up-show ein bißchen enttäuschen muß, auch wenn sie bailey pur ist.
Da könnten Sie recht haben. Was kann da noch kommen.
Ändert aber nichts daran, dass Bill Bailey nach wie vor Comedy Gold ist.