Der Titanic-, Fernseh- und Buchautor Thomas Fuchs hat eine Mark Twain-Biographie geschrieben: „Ein Mann von Welt“, erschienen bei Zweitausendeins, und dort im Unterverlag von Gerd Haffmans. Ich habe meinen Urlaub genutzt, um nicht nur Fuchs‘ Buch zu lesen, sondern auch ein bisschen in Twains Schriften zu schmökern. Letztere sind, durch die Lupe des Humor-Historikers gesehen, zum Teil noch erstaunlich stilprägend; ich meine, das Twainsche Augenzwinkern hin und wieder noch zum Beispiel in den „Zippert zappt“-Texten von Hans Zippert zu entdecken. Der, so glaube ich mich zu erinnern, tatsächlich Twain-Fan ist oder zumindest war.
Das erste, was dem Leser auffällt, wenn er Thomas Fuchs‘ Buch in die Hand nimmt, ist: mit wieviel Liebe zum Buch da schon der Verlag in Vorleistung gegangen ist. So handlich das Format, so fest der Einband und gediegen das Papier – ein Buch, das schon haptisch seine Begeisterung für’s Gedruckte mitteilt (wie viele Bücher von Zweitausendeins, und noch mehr die früher im damals noch eigenständigen Haffmans-Verlag erschienenen). Solche Bücher brauchen kein Kindle zu scheuen, solche Bücher sagen: Ich bin noch da, wenn die letzten Pixel längst im digitalen Nirvana verglüht sind.
So ein Buch-Buch verrät natürlich auch gleich: Ich bin von einem Autor-Autor. Thomas Fuchs ist auf den Spuren seines Lieblingsschriftstellers gereist und hat sich dort umgesehen, wo Twain gelebt und gewirkt hat. Wie auch sonst sollte man sich einem Autor nähern, der vor allem Reiseschriftsteller war, wenn nicht geographisch? Dass er, Fuchs, bei dieser Reise aber meistens dezent im Hinergrund bleibt, auch wenn er zu verstehen gibt, dass alles Berichtete durch seinen persönlichen Filter gegangen ist: das macht diese Biographie höchst vergnüglich.
Und stellenweise beinah zu einem Abenteuerroman. Auch das ist selbstverständlich im Sinne des Poträtierten: Denn Mark Twain war ja nicht nur Abenteuerromanautor (die Tom Sawyer-Bücher hat er nicht für Kinder geschrieben), sondern geradezu selbst ein Abenteurer, der sich für allerlei Leichtsinn und überstürzt eingegangene Geschäfte nicht zu schade war. Ein Filou, der auf schnellen Reichtum aus war und hin und wieder Städte verlassen musste, um aufgebrachten Geneppten aus dem Weg zu gehen, die ihm ans Leben wollten.
Wer also einen leichten Zugang zu Twain finden möchte, dabei etwas über die Zeitgeschichte des amerikanischen Bürgerkriegs erfahren, über das Leben als Mississippi-Dampfschiff-na ja-Kapitäns und die Sicht der Amerikaner auf Europa und Deutschland, bevor zwei Weltkriege die Beziehungen der Kontinente prägten: Der möge zu Thomas Fuchs „Ein Mann von Welt“ greifen! Es wird sein Schaden nicht sein.
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