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Archiv für August, 2013

Count Arthur doch recht Strong

20. August 2013 Keine Kommentare

Wir sehr Kritiker mit ihren Rezensionen neuer Shows daneben liegen können, hat Ricky Gervais unlängst dokumentiert, als er die allererste Besprechung von „The Office“ im Evening Standard noch einmal herausgekramt hat, die am 10. Juli 2001 erschienen ist:

A summer stinker; ‘A bore in homeopathic doses can be hilarious, but a bore in real time remains simply a bore’.

Zum Glück war ich ein bisschen vorsichtiger, als ich die erste Folge „Count Arthur Strong“ (BBC2) vor fünf Wochen kritisiert habe. Denn trotz (oder, meiner Vermutung nach: wegen) einer gut abgehangenen, für BBC-Radiohörer längst eingeführten Comedy-Figur und trotz Coautorenschaft des von mir durchgehend bewunderten Graham Linehan („Father Ted“, „Black Books“, „The IT Crowd“) hatte mir die erste Episode rund um den alternden Variete-Star Arthur Strong, der sich stets ein bisschen überschätzt, eher nicht zugesagt.

Das hat sich, um es vorsichtig zu formulieren, geändert. Mittlerweile halte ich „Count Arthur Strong“ für eine der stärkeren neuen BBC-Sitcoms dieses Jahres (eigentlich für die einzige wirklich gute neben „Family Tree“; „Plebs“ und „Vicious“ liefen auf ITV, „The Mimic“ auf Channel 4), und es freut mich, dass die Serie sehr früh schon eine zweite Staffel erhalten hat. Und dass die DVD der ersten trotzdem bereits erhältlich ist (auf Amazon mag ich allerdings nicht mehr verlinken, kann sich ja jeder selbst zusammensuchen).

Der Sinneswandel kam so: Ich hatte die erste Folge „Count Arthur Strong“ alleine gesehen, die zweite aber mit der Frau zusammen — und die war, so unsere einhellige Meinung, sehr komisch: ein typischer Linehan-Plot inklusive einer Flucht in einem Ice Cream Van (der mich selbstverständlich an die „Father Ted“-Folge „Speed 3“ erinnerte, nur dass dort ein Milchlieferwagen eine entscheidende Rolle spielte), typische Linehan-Dialoge (Michael [liest einen handgeschriebenen Pinnwand-Aushang Arthurs]: „Horse rising lesions? What are horse rising lesions?“ Arthur: „What? Well, it’s when you get a horse and you… Give that to me. — Handwriting lessons!“) und das Internet/ein Laptop als Element der Story („I’ll tell that Stephen Fry what I think of him!“) — das war alles schön albern, dabei aber von einer zunehmend warmen Figurenzeichnung getragen, so dass man als Zuschauer schnell Zuneigung zu den beiden Protagonisten Arthur und Michael gewinnen konnte.

Es hat also die erste Folge gar nicht gebraucht, zumindest nicht für die Frau. Was sie wissen musste, um das Set Up zu verstehen (Arthur ein alternder Varietekünstler, Michael der Biograph seines gerade verstorbenen Vaters Max, mit dem Arthur vor Zeiten einen gemeinsamen Double Act hatte), konnte ich ihr in zwei Sätzen erklären. Ohne den Ballast der Einführung in der ersten Folge aber hatten Linehan und Steve Delaney, der den Arthur nicht nur spielt, sondern auch entwickelt hat, alle Freiheiten, direkt mit per se komischen Storys aufzuwarten. Von diesen war dann die eine durchaus etwas schwächer als die andere, aber insgesamt war „Count Arthur Strong“ eine deutlich bessere Serie, als ich es nach der Pilotfolge erwartet hatte.

In der nämlich war die Chemie zwischen den Hauptfiguren eine andere als in den weiteren Folgen: Michael (Rory Kinnear) kommt da eher als weinerlicher und missgünstiger Typ rüber, der Arthur zunächst belächelt und ihn dann ausnutzen möchte, um die Gedenkfeier für den ungeliebten Vater zu torpedieren. Erst ab der zweiten Folge funktionieren Michael und Arthur wirklich als Odd Couple, als das sie vermutlich von Anfang an geplant waren: ab da ist Michael wesentlich sympathischer, und Arthur vielleicht einen Ticken weniger nervig als in der ersten Folge.

Vielleicht, das ist aber reine Spekulation, war die maue erste Episode auch Folge eines Kompromisses zwischen Linehan und Delaney und/oder der BBC. Denn an und für sich ist Linehan kein Freund des zur Zeit sehr modischen Premise Pilot, in dem erst einmal erzählt wird, wie die Ausgangssituation für die darauf folgende Serie zustande gekommen ist. (Ausführlicher habe ich darüber mal am Beispiel von „Cuckoo“ geschrieben.) Wie man hier sehen kann, zu Recht: Die Einführung von Michael als neue Figur, die zu dem bestehenden Ensemble aus Arthur und seinen Freunden im Café dazukommt, hätte deutlich kürzer sein können, dann wäre vielleicht auch in der ersten Episode schon Zeit gewesen, eine ganz reguläre kleine Story mit einzubauen, die die chemische Balance der Hauptfiguren ad hoc herstellt, statt erst in der zweiten Folge.

Um es aber noch einmal ganz explizit hinzuschreiben: „Count Arthur Strong“ ist eine gute Sitcom, Graham Linehan kann es noch, und Delaneys Arthur ist ein wirklich komischer Charakter, von dem ich gerne mehr sehen würde.

„BB“-Gewinnspiel: Eure Tipps

11. August 2013 1 Kommentar

Die Teilnahmefrist für das Gewinnspiel ist abgelaufen, ich kann (nachdem ich mir am Freitag die ersten acht Folgen der fünften Staffel nochmal am Stück reingetan habe) kaum erwarten, dass „Breaking Bad“ fortgesetzt wird, und damit alle auf dem aktuellen Stand sind, fasse ich hier schnell Eure heißesten Tipps zusammen, wie es weitergehen wird (bzw. was seit dem 12. Juli neu an Tipps dazugekommen ist). Außerdem werde ich, nun ist ja kein weiterer Eintrag mehr möglich, gleich dazuschreiben, was ich selbst denke.

Die erste ausstehende Konfrontation ist die zwischen Hank und Walter, nachdem Hank nun mit ziemlicher Sicherheit die Identität seines Schwagers erraten hat. Also beginnen wir damit:

Danny vermutet, dass Hank keineswegs sterben muss, sondern im Gegenteil Walt bei seinen Drogengeschäften sogar helfen wird. Ein Gedanke, den ich auch schon kurz hatte, zumal weil Hank ja beträchtlich in Walters Schuld steht, schließlich ist es nur Walters Drogengeld und der so finanzierten Reha zu verdanken, dass Hank überhaupt schon wieder so fit und einsatzfähig ist. Zumindest würde ich schätzen, dass dieses Dilemma beim anstehenden Konflikt eine Rolle spielt.

Ron rät, Hank überwache erstmal Walter, um Skyler anschließend als Zeugin auszuquetschen, was wiederum zum Tod Skylers führt, und das Jesse Hank abermals ins Krankenhaus befördert (eine solche Wiederholung halte ich allerdings für eher unwahrscheinlich), was Walt genug Zeit gibt, Walter Jr. zu seinem Nachfolger aufzubauen, bevor er sich stellt.

Dennis meint, es könnte bis zur letzten Folge dauern, bis dieser Konflikt offen eskaliert und Skyler Hank (in Saul Goodmans Büro) erschießt, woraufhin Jesse in der Wüste verschwindet und Walt angesichts der neuen Kälte Skylers zum gebrochenen Mann wird. Das wäre eine echte Überraschung, denn das würde bedeuten, dass Skylers Charakter sich um etwa 180 Grad ändern müsste.

Jan hat die wilde Phantasie, Walter könnte, um Hank abzuschütteln, alle Menschen um ihn herum ausschalten: Saul, Jesse, Lydia und Todd, dann aus der Stadt fliehen und am Ende, nach einem Shootout zwischen DEA, den Nazifreunden Todds und Declan (dem neuen Vertriebspartner Walters aus der siebten Folge der aktuellen Staffel), Hank gegenüberstehen — der dann von Walter Jr. von hinten erschossen wird.

GermanSausage tippt, Hank ließe Walt laufen (wg. Krebs und Mitleid), erschösse aber Jesse, weil der versehentlich das Whitesche Baby tötet (?!), und Skyler sterbe auch.

Enes glaubt an einen Bandenkrieg (und sieht im Maschinengewehr, das Walt zu Beginn der ersten Folge von Staffel fünf im Vorblick erwirbt, eine Anspielung auf „Scarface“, den sich Walter und Walter Jr. ja tatsächlich später im TV ansehen), glaubt weiterhin, dass Walt und Hank sterben (Hank durch Walters Zutun), während Skyler und Jesse überleben.

Genau im Gegenteil hat IttoOgami den Verdacht, Skyler und Walter Jr. seien an Walts 52. schon tot und Walter wollte sich mit dem MG an den Verantwortlichen rächen; Hank überlebe den abschließenden Showdown nicht und es sei an Jesse, mit seinem Mentor abzurechnen. (Dazu sage ich am Ende dieses Eintrags noch was.)

Dass als letztes Bild jemand eine 75 aus Speckstreifen legt, ist ein lustiger Gedanke. Sollte es so kommen, gehört die Soundanlage Dir, Aha.

Porcupine sagt, es sei Todd, der Walt tötet, bekäme Probleme mit den alten Geschäftspartnern von Gus (ich kann nur raten: mit Lydia? Alle anderen sind ja mittlerweile ausgeschaltet, oder nicht?) und würde am Ende von Jesse getötet, der herausgefunden habe, dass es Walt war, der damals Brock vergiftet hat.

Moritz stellt sich dito vor, es sei Jesse, der Walt im Finale tötet, nachdem er, Jesse, aber wieder mit dem Drogennehmen angefangen habe. Hank aber wolle von Walt beteiligt werden, der Hank daraufhin töte und sich nach Kanada absetze (verwechselst Du da was mit „Homeland“, Moritz?). Skyler und die Familie aber zögen weg.

Und zum Schluss vermutet Orang Utan Klaus, alle außer Hank und Skyler überlebten, Walter müsste sich sowohl gegen DEA als auch gegen Gus‘ chilenische Mafia zur Wehr setzen, vergifte Skyler, bevor sie auspacken könnte, und mähte ganz wie Scarface am Ende die ganzen Mafiosi mit seinem MG nieder.

Nun gut. Hier kommen meine two cent:

Nach meinem Dafürhalten müssen für ein halbwegs zufriedenstellendes Finale noch einige offene Rechnungen beglichen werden. Dabei denke ich weniger an Hank, der, s.o., im Grunde Walter ja seine rasche Genesung verdankt und insofern Grund hat, zweimal nachzudenken, bevor er gegen Walt vorgeht. Ich könnte mir tatsächlich sogar vorstellen, dass er irgend einen Deal mit Walter eingeht, auch wenn ich nicht genau wüsste, wie der aussehen sollte: Walt verrät seine neuen Vertriebspartner Declan und dessen Bande an die DEA, darf aber weiterhin nach Tschechien exportieren? Dennoch könnte Hank am Ende natürlich sterben.

Die größte Rechnung hat, ohne dass er es wüsste, aber Jesse mit Walt zu begleichen: nämlich einerseits den Beinahetod von Brock, den Walt ja mit Maiglöckchen vergiftet hat, um Jesse gegen Gus aufzuhetzen. Viel schwerer aber wiegt, dass Walter für den Tod von Jesses Freundin Jane in der zweiten Staffel verantwortlich ist, die er im Schlaf hat ersticken lassen. Und egal, ob Jesse davon erfährt oder nicht: dafür wird Walt büßen müssen —  im Zweifel dadurch, dass er selbst seine Liebsten Sykler und/oder Walter Jr. und/oder Holly verliert. Möglicherweise alle drei, vielleicht indem Skyler und Holly sterben und Walter Jr. sich von seinem Vater abwendet. Jedenfalls wäre meine Prognose für das Ende, dass Walter und Jesse überleben — zumindest die vage Möglichkeit einer Fortsetzung, und sei es nur durch einen Film, wird Vince Gilligan sich sicher offenhalten –, Walter aber seine Familie verloren hat und Jesse am Ende gegen ihn steht (ein schöner neuer Konflikt, der einer Fortsetzung Potential geben könnte).

Was aber dazwischen passiert, ob Walts Krebs wirklich zurück ist, gegen wen Walter das MG einsetzen möchte (die Aryan Brotherhood? Declans Leute?), was mit dem Ricin passiert, das ja auch immer noch im Spiel ist, was aus dem gelehrigen Todd wird (ER könnte der unerwartete Erbe des Imperiums werden), ob Jesse wirklich raus ist oder von Hanks nun aufkeimendem Verdacht ebenso betroffen ist wie Walt und deswegen gezwungenermaßen wieder mit Walter zusammenarbeiten muss — ich weiß es nicht. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss mich in einem abgedunkelten Zimmer mit einem kalten Waschlappen auf der Stirn hinlegen und auf „Blood Money“ warten.

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„Breaking Bad“-Gewinnspiel zum Letzten

Nur noch vier Tage bis Einsendeschluss: Wie geht’s denn nun aus?! Extrapunkte, falls die Entscheidung schwierig wird, gibt’s für eine zutreffende Vorhersage, was in der nächsten Episode passiert, „Blood Money“, die am 11. August (in den USA) erstausgestrahlt wird.

Wer sich in der Zwischenzeit nochmals einen schnellen Überblick verschaffen möchte: Hier ist Wasbishergeschah in einer High-School-Musical-Version.

Ob es wirklich so endet wie in diesem Muscial? Ich glaube schon!

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Kaufbefehl

1. August 2013 4 Kommentare

Bedauerlicherweise verlassen mitten in der nächsten, der sechsten Staffel von „Parks and Recreation“ sowohl Rob „Chris Traeger“ Lowe als auch Rashida „Ann Perkins“ Jones die Serie. Allerdings werde ich Lowe, dem ich so viel Selbstironie nie zugetraut hätte, vermutlich mehr vermissen als die Figur der Anne Perkins. Die hatte in den letzten Staffeln kein richtig klares Ziel mehr, und die Plot Line, in der sie mit Chris Traeger versucht, ein Baby zu bekommen, erschien mir als eher schwacher Versuch, dieses grundlegende Problem zu kaschieren.

Nichtsdestoweniger gilt meine Kaufempfehlung für die ersten Staffeln, die in der aktuellen Titanic steht, aber uneingeschränkt.

Einen geharnischten Dank möchte ich der BBC an dieser Stelle aussprechen für ihre weise Entscheidung, die phantastische US-Sitcom »Parks and Recreation« (NBC, seit 2009; siehe Titanic 6/2011) auszustrahlen. Danken will ich indes nicht, weil die Briten nun endlich mal eine gute Sitcom zu sehen bekommen, sondern weil »Parks and Recreation« durch diesen Editionsvorgang zum ersten Mal auf in Europa abspielbaren DVDs herausgekommen ist: Im Laufe der letzten Wochen sind bereits die ersten drei Staffeln erschienen, die vierte erscheint Januar 2014. Jedenfalls wenn es nach mir geht.

Denn eine vergleichbar brillant komische und gleichermaßen satirische Sitcom ist mir noch nie untergekommen: Amy Poehler, die gerade Tina Fey als komischste amerikanische Komödiantin ablöst, hat in der Figur der Leslie Knope ihre Paraderolle gefunden. In dieser darf sie als Leiterin des Grünflächenamts eines winzigen und extrem muffigen US-Kaffs gegen bürokratische Wände laufen, um ihren Traum von einer Kleinstadtwelt voller kleinstädtischer Stadtparks zu verwirklichen — unterstützt von notorisch faulen Praktikantinnen, übermotivierten Stadtplanern und Vorgesetzten.

»Parks and Recs«, wie die Fans sagen, stammt von den Machern der US-Version von »The Office« und hat sich auch in der kürzlich ausgestrahlten fünften Staffel noch keineswegs totgelaufen. Allein das darf zu den Wundern gezählt werden, die offenbar auch bei großen US-Networks noch möglich sind: kleine, feine Sitcoms für ein feines, kleines Minderheitenpublikum. Bitte sofort alle Staffeln bestellen!