Die falschen Männer im richtigen Film
Jack Bauer hatte wohl keine Zeit, als James Corden und Mathew Baynton (beide „Gavin & Stacey“-Alumni) sich ihre Agentenserie „The Wrong Mans“ (BBC2) ausdachten — zum Glück. So mussten sie nämlich selbst als Aushilfsagenten einspringen, und das ist sehr, sehr viel komischer geworden, als wenn ein Profi die Sache übernommen hätte. Denn Sam Pinkett (Baynton) und Phil Bourne (Corden) sind keine Agenten, sondern harmlose Verwaltungsangestellte in Bracknell, denen der Hochgeschwindigkeits-Thriller sofort über den Kopf wächst, in den sie verwickelt werden: ein schlimmer Autounfall, ein anschließend herumliegendes Handy, das klingelt, und Sam, der auch noch drangeht und in einen Entführungsfall verwickelt wird: das ist die Ausgangsposition für das ComedyDrama, das gerade die BBC2-Einschaltquote von „Extras“ (und das war schon 2005) erstmals übertroffen hat.
Sehr zu recht, denn „The Wrong Mans“ ist zu gleichen Maßen ein wasserdichter Thriller mit sehr solider Action und einer Geschichte, die auch ohne allzu viel Späßchen tragen würde, und schöner Comedy. James Corden darf wieder die gleiche Figur wie in „Gavin & Stacey“ spielen, nämlich den dicklichen, leicht überforderten komischen Underdog, zu dem Baynton den völlig überforderten, aber über sich hinauswachsenden straight man gibt, der sich nicht nur aus all dem Agenten-Schlamassel befreien, sondern auch noch seine Exfreundin und Chefin Lizzie (Sarah Solemani, „Him & Her“) zurückgewinnen will.
Was sich daraus entwickelt, ist eine Tour de Force mit rasant ausgewechseltem Personal, das oft nur für eine Folge tragende Rollen spielt, eine Geschichte, die tolle Haken schlägt und immer wieder für Cliffhanger sorgt, die einen überrascht auf die Uhr gucken lassen (schon wieder eine halbe Stunde vorbei?!), und die Befriedigung, dass es da jemand geschafft hat, die genau richtige Balance zwischen einem Plot, der absolut überzogen, aber im Moment glaubwürdig ist, und Komik herzustellen, die aus comic relief-Elementen, Slapstick und Charakter Comedy entsteht. Das erscheint mir die größte Leistung: dass „The Wrong Mans“ nicht nur auch ohne Comedy funktioniert hätte, sondern dass man es sich vermutlich sogar dann noch gerne angesehen hätte, wenn nichts davon komisch gemeint gewesen wäre. Mit all der Komik aber, die aus dieser Fallhöhe von echtem Thriller und sympathischen everyday people entsteht, ist „The Wrong Mans“ vermutlich das beste ComedyDrama des Jahres. (Allenfalls „Ambassadors“, die neue Mini-Serie mit David Mitchell und Robert Webb, könnte ihr diesen Rang streitig machen — mehr dazu demnächst.)
„The Wrong Mans“ erscheint morgen auf DVD.
Meine Gedanken in prioritätsmäßiger Reihenfolge:
1) Das hört sich total vielversprechend an, aber
2) James Cordan. Gavin & Stacey hat mich irgendwann derart genervt, wenn ich an das Robotergehampel denke, werde ich regelrecht aggressiv, aber
3) hört sich trotzdem gut an, werde versuchen, unvoreingenommen da ranzugehen.
4) Ambassadors?! Information, please!
ähh, Corden. Mit e
Ja, Smithee (oder Smithy?) in „Gavin & Stacey“ hat genervt, und die Figur von Corden nervt auch hier, aber das ist diesmal schön aufgefangen durch Bayntons Figur, die in solchen Momenten dann eben auch genervt IST von ihm, und das also reflektiert (in „G&S“ ist Smithee ja irgendwie so ins Leere gelaufen, weil Gavin diese Engelsgeduld mit ihm hatte).
Und Corden ist besser, als ich selbst gedacht hätte – nach „G&S“ war ich noch zurückhaltend, weil er das ja mitgeschrieben hat, und davor habe ich immer Respekt. Nach dieser schrecklichen Sketchshow mit Horne und ihrem noch schrecklicheren „Horror“-Film hatte ich ihn dann allerdings abgeschrieben. Umso überraschender und schöner, dass „The Wrong Mans“ so gut geworden ist.
Ach so, und zu „Ambassadors“ gibts einen Eintrag, sobald ich die dritte (und leider schon letzte) Folge gesehen habe.
Ich bin nach drei Folgen leider alles andere als euphorisch und weiß noch nicht, ob ich den Rest gucken werde. Die beiden Hauptfiguren sind unsympathische dumme Nervensägen, und die Mischung aus Komik und Drama ist nicht gelungen: Die Serie ist nicht abgedreht genug, um lustig zu sein (nahezu alle Witze sind Standard-Comedy-Kram), aber gerade so „lustig“, dass jede Spannung im Keim erstickt wird; am besten zu sehen in Folge drei, als einfach mal völlig egal ist, dass die beiden Idioten an ihrem Arbeitsplatz von den Gangstern aufgespürt werden. Das Ganze hat so einfach überhaupt keine Wirkung auf mich. Man hätte eine überdrehte Farce aus dem Stoff machen sollen. Schade!