Best Episodes ever!
Viel zu selten schreibe ich über gute dritte Staffeln von Sitcoms. Vielleicht liegt das daran, dass es nicht so viele davon gibt.
„Episodes“ (Showtime/BBC2, seit 2011) aber hat gerade eine sensationelle dritte Staffel hingelegt, die ich einfach kurz bejubeln muss. Die Serie um zwei britische Drehbuchautoren in Hollywood ist nämlich in ihrem dritten Jahr deutlich besser als im durchwachsenen zweiten.
Immer noch sind Sean und Beverly Lincoln (Stephen Mangang und Tamsin Greig, seit „Green Wing“ ein Traumpaar der Britcom), die ambitionierten britischen Drehbuchautoren, in der Hollywood-Hölle gefangen, und der Grundkonflikt zwischen den Briten und den L.A.-spezifischen Fernseh-Amerikanern mit ultrafreundlicher Fassade und umso fieseren Intrigen funktioniert besser denn je
Aber die Autoren David Crane und Jeffrey Klarik haben sich wirklich übertroffen mit der Figur des Castor Sotto (Chris Diamantopoulos), der als vollkommen durchgeknallter neuer Senderchef neue Dimensionen des Wahnsinns erschließt: mal manisch, mal depressiv, aber immer unter (unbegründetem) Genieverdacht, der offenbar alle Top-Entscheider beim Fernsehen umgibt und ihre Untergebenen in willenlose Yes-Men verwandelt, die noch den größten Stuss abnicken. Bis ihr Chef von Männern in weißen Kitteln rausgetragen wird.
In Castor Sotto und Carol (Kathleen Rose Perkins), die ihm direkt unterstellt ist, ist das ganze Verhängnis für Sean und Beverley angelegt: denn Carol ist so hilflos wie bemüht, es allen recht zu machen, und mittlerweile mit Sean und Bev befreundet, aber den Launen Castor Sottos ausgeliefert — und das Dilemma zwischen Freundschaft und immer neuen Stöckchen, über die die Autoren springen müssen, kostet die dritte Staffel „Episodes“ bis zur Neige aus.
Und natürlich sind da noch die alten Konflikte: Matt LeBlanc, fehlbesetzte Hauptfigur in Bevs und Seans Serie, hat mit Bev geschlafen, Matt LeBlanc hat mit der blinden Frau des vorherigen Senderchefs geschlafen, und Matt LeBlanc schläft mit der Tochter von Morning Randolph (Mircea Monroe), der Hauptdarstellerin von „Pucks!“, der grässlichen Sitcom, die Sean und Bev schreiben (müssen). Sean wiederum hat mit Morning geschlafen, so dass Sean und Bev, deren Ehe in Trümmern liegt, zu einer Therapeutin müssen. Zu einer Sex-Therapeutin, wie die Briten leider zu spät erfahren, was zu einer der der lustigsten Folgen führt, denn nichts hassen Briten (im wirklichen Leben) mehr, als über Sex zu reden. (Therapeutin: „Beverley, was würde deine Vagina zu Sean sagen, wenn sie sprechen könnte?“ Bev (mit verstellter Stimme): „‚Hello, Sean…'“)
Mit anderen Worten: da hat jeder seine „Episodes“ (lies: „psychotischen Schübe“).
David Crane (Co-Creator und Autor von „Friends“) und Jeffrey Klarik haben, so berichtet Stephen Mangan, als Autoren das Standing, sich nicht unter Zeitdruck setzen zu lassen, und so hat es ein bisschen länger gedauert, bis diese Staffel fertig war — aber das war es wirklich wert. Dass Crane und Klarik tatsächlich gut aufgestellt sind, ahnt man auch, wenn man die schön drastische Zeichnung all der US-Fernsehaffen sieht. „Episodes“ als britisch-amerikanische Coproduktion wiederum schafft den Spagat, sowohl ein englisches wie ein US-Publikum anzusprechen. Und mich.
Schön, dass schon vor Ausstrahlung dieser Season eine vierte in Auftrag gegeben worden ist.
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