Die Superreichen und wir
Diese erste Folge einer zweiteiligen Doku hat mich gestern umgehauen: „The Super-Rich and Us“, eine BBC2-Serie von Jacques Peretti, die nicht nur sagenhafte Einblicke in die Welt der Megareichen gewährt, sondern auch unverblümt sagt: die Annahme, dass der immer größer werdende Reichtum Weniger nach unten durchsickert und so auch den Habenichtsen zugute kommt, der sog. „Trickle Down“-Effekt, ist Mumpitz — das Geld, das die Superreichen dank Steuervorteilen (die in Großbritannien so groß sind wie nirgends sonst auf der Welt) zusammengaunern können, fehlt denen am anderen Ende der Gesellschaft. Mein Lieblingswort, das in der Doku von ein paar Frauen verwendet wird, die ihre Einrichtung für Alleinerziehende verlieren, damit dort ein paar Geldbunker für Reiche gebaut werden können, die anschließend leerstehen (wie mittlerweile ein Gutteil der Londoner Innenstadt): Social Cleansing. Soziale Säuberungen.
Bei uns laufen derweil kriecherische Dokus wie „Dubai — das Übermorgenland“ („schillernd, gigantisch, mega-cool“), in denen die protzigen Geschmacklosigkeiten kulturfreier Superreicher verherrlicht werden. (Es wird übrigens an keiner Stelle erwähnt, warum Dubai das Übermorgenland sein soll. Offenbar reicht es schon, viel Öl im Hinterhof zu haben, gut Freund mit Öl- wie Waffenschiebern zu sein und sich abzusichern, indem man dauernd von „schwerer Arbeit“ schwadroniert. Was genau aus Dubai kommt außer Öl, ob da technische, kulturelle, sonstige Fortschritte stattfinden, darüber schweigt sich „Das Übermorgenland“ selbstverständlich aus.)
Hier in voller Länge „The Super-Rich and Us“. Holt schon mal die Mistgabeln raus, ihr werdet nach dem Gucken sehr wütend sein.
alles offline mittlerweile, darum auch hier entfernt.
Danke für den Tipp. Von mir aus kannst Du gerne öfter auf so Dinge hinweisen, die nicht im engeren Sinne Britcom-related sind. Zur Vollständigkeit muss man sagen: Reportagen wie die über Dubai gibt es so auch bei der BBC oder Channel 4. Was die Sache kein bisschen besser macht.
Viele Großstädte auf der Welt mussten erst jahrzehntelang in mühevoller Arbeit u.a. luxuskaputtsaniert werden, damit sie richtig verkommen und veröden. Im Übermorgenland scheint man dagegen schon einen Schritt weiter zu sein, denn dort baut man die Trostlosigkeit und Verkommenheit bereits im Vorfeld mit ein. Baut man nämlich vorsorglich gleich eine trostlose und lebensverachtende Stadt, spart man sich die unnötig lange Wartezeit, die andere Städte gebraucht haben, damit sie richtig kaputtgehen.
Ein unbedingt sehenswerter Dokumentarfilm im gleichen Kontext, der aber weniger wütend macht als vielmehr kräftig die Fremdschämrezeptoren kitzelt, ist „The Queen of Versailles“.
Der zweite Teil ist sogar noch schlimmer.