Einiges zum Zustand der deutschen Sitcom
hat Peer Schader für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung sowie fürs FAZ Fernsehblog festgehalten. Erschütternd, das.
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hat Peer Schader für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung sowie fürs FAZ Fernsehblog festgehalten. Erschütternd, das.
Oh je, oh je…
Ich verstehe auch nicht, warum die ganzen wunderbaren britischen Serien, deretwegen wir uns hier auf diesem Blog begegnen, nicht einfach in OmU gezeigt werden! Ich erinnere mich gut daran, dass ich meine gesamte Jugend damit verbracht habe, Schulfreunde zu Videoaufzeichnungen von Monty Python, KYTV etc. zu nötigen, was damals regelmäßig auf den Regionalsendern, arte oder 3Sat gezeigt wurde, mir als Kind aus einem kabelfernsehlosen Haushalt aber verschlossen geblieben wäre. Warum zeigen diese Sender denn heute nur noch Reisesendungen oder Impf-Dokus?
ja, das ist allerdings eine gute frage. selbst wenn es für die hauptsender der öffentlich-rechtlichen zu abseitig sein sollte (was ich nicht behaupte, ich fände es eher eine frage des bildungsauftrags, britcoms omu zu zeigen): es gibt doch wirklich genügend dritte und spartenkanäle, die es zeigen könnten, wie früher eben auch (kürzlich ein altes band mit „whoops apocalypse“ wiederentdeckt – auf 3sat! untertitel: „apocalypse wow“.)
allerdings muß ich gestehen, daß ich es dann wiederum vermutlich gar nicht merken würde, weil ich es längst nicht mehr erwarte da. so wie ich neulich baß erstaunt war zu hören (lesen), daß omid djalilis stand up im wdr gelaufen ist. da hat husmann schon recht: die mangelnde pflege von serien und genres führt halt dazu, daß die leute sie auch nicht mehr wahrnehmen. und in ein paar jahren, wenn die internetkabel noch dicker und inhalte noch leichter zu kriegen sind, guckt gar niemand mehr fern, sondern besorgt sich gleich eine kopie, legal oder illegal.
Sehe ich genauso. Mittlerweile bin ich auch zu illegalen Downloads übergegangen und ärgere mich, dass ich fast nichts Sinnvolles für meine GEZ-Gebühren bekomme.
Ja stimmt, ich würde es heute wahrscheinlich übersehen und die Zeiten, in denen man sich die 45 Flying Circus Folgen mühselig durch Videoaufzeichnungen zusammenklauben musste – um dann ständig das Ende nicht mehr drauf zu haben oder festzustellen, dass der Klassenkamerad leider doch die Karl-Dall-Talkshow auf Sat1 und nicht die Pythons programmiert hatte – sind ja wirklich vorbei.
Dafür staunt man dann um so mehr, wenn man beim Zappen plötzlich im ZDF an einer deutschen Arztserie hängen bleibt, in der ein mürrischer Hausarzt mit Blutphobie werkelt, ein langhaariger Lehrer mit Stimmproblemen Gesangsunterricht gibt und dann plötzlich noch die Filmmusik von Doc Martin läuft. Statt „Spot the loony“ nun also „Spot the British Sitcom“.
Aber Oliver, kennst Du eigentlich Monkey Dust? Nicht so richtig Sitcom, aber auch eine Serie, die bei uns wohl nie erfunden werden würde.
monkey dust hab ich mal vor ewigkeiten eine folge gesehen, aber zu einem falschen zeitpunkt. damals hat’s nicht so eingeschlagen bei mir, aber das sagt über die serie natürlich gar nichts.
dafür habe ich gerade doc martin komplett durch – und die dvd der deutschen kopie noch nicht einzulegen gewagt. zu große angst vor der deutschen adaption, zumal ich milberg ja eigentlich schätze. ist es so schlimm? gerade bei doc martin habe ich mich auch gefragt, warum sowas nicht einfach synchronisiert hier läuft, statt erwartbar schlechter klone. das ist doch hochwertigstes fernsehen!
Ich hab wirklich nur die 5 Minuten der deutschen Fassung gesehen – ich bin nämlich auch ein großer Feigling! Laut Amazon-Kritiken, die ich mir darauf angeschaut hatte, eine wohl nicht ganz schlechte Adaption. Witzigerweise hat mein Freund, dem ich ganz aufgeregt von meiner Entdeckung erzählte, sofort erraten, wer den hinreißenden Martin Clunes ersetzt – insofern scheint die Besetzung mit Milberg nicht ganz falsch zu sein.
Aber schon komisch, dass das nicht einfach nur synchronisiert wird – so idiosynkratisch ist ja nun gerade Doc Martin wirklich nicht, allein für die Landschaftsaufnahmen lohnt es sich doch schon.
Die Monkey Dust Fragmente sind von sehr unterschiedlicher „humoristischer“ und sonstiger Qualität, aber insgesamt fühlte ich mich sehr gut unterhalten.
Ich gebe nicht auf. Steter Tropfen hölt den Stein. [Noch mehr Floskeln] Aus der Generation, die mit Seinfeld, Simpsons, Futurama, etc. aufgewachsen ist, sollten doch eines Tages mal genügend visionäre Entscheider und kreative Autoren erwachsen, die ein genügend humorvolles Publikum für guten Stoff finden können. Ich würde jetzt gerne jene kreativen Mittzwanziger, an denen es laut Schader bzw. Husmann mangelt, um mich scharen, um irgendwo was pitchen zu gehen.
Und noch was: Gleich nach der Rettung der deutschen Sitcom gehe ich hin und korrigiere die ganzen Fehler im Internet, meine zuerst.
Es könnte allerdings auch sein, daß die Lizenzgeber eine zusätzliche Lizenzgebühr verlangen, wenn eine Serie in der Originalversion mit Untertiteln ausgestrahlt würde. So jedenfalls erklärt sich das Aussterben der einst so geliebten Zweikanalsendungen im Öffentlich-Rechtlichen.
Hier noch ein paar sehr informative Links zum Thema Untertitelung (Sorry, ich weiß nicht, wie man Links einfügt, und wollte auch nicht hotlinken.):
European Dubbing and the Manipulation of the Cinematic Experience
Subtitles, Dubbing & International Film
A Case Study: Spain as a Dubbing Country
ich habe mir erlaubt, Ihre links zu, äh, links zu machen, mr dashcroft. verspricht interessante lektüre.
Danke für die Links, zumindest der erste war erhellend und die anderen machen den gleichen Eindruck. Es ist sicherlich richtig, die Synchro-Frage in die Diskussion mit einzubringen. Ich frage mich nur, ob es irgendwas hilft, es scheint mir weder auf Seiten der Kulturschaffenden noch bei den Konsumenten in nennenswertem Ausmaß Bestrebungen zu geben, den beklagenswerten Zustand (in Sachen Synchro und deutscher Sitcom) zu bessern. Mit Pastewka und Husmann hat man bei der FAS ja eher den Bock zum Gärtner gemacht.
Nochmal zum Thema „Genre pflegen“. Ich habe den Eindruck, dass britische Comedy in den letzten Jahren noch stärker in den britischen Medien präsent ist als früher. Zumindest war ich bei meinem letzten GB-Aufenthalt beeindruckt, wie mir allerorten unzählige Live-Shows verschiedener Comedy-Größen von Eddie Izzard, über Dylan Moran zu Mighty Boosh plakatiert und in sämtlichen Printerzeugnissen angepriesen wurden. Ich könnte mich nicht dran erinnern, dass das während meines Auslandssemesters vor zehn Jahren so gewesen wäre?!
zumindest die erste folge der deutschen „doktor martin“-serie fand ich gerade eben gar nicht so schlecht, viel weniger schlimm jedenfalls als befürchtet. das buch ist ziemlich 1:1 beibehalten worden, was keine schlechte entscheidung war, und milberg (schlimme augebrauen allerdings!) hat redlich versucht, martin clunes deadpan-stil zu übernehmen. ostfriesland ist halt etwas weniger pittoresk als cornwall…