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„Breaking Bad“, „Dexter“ und nun „Burn Notice“ (2007 — , USA Network): (Comedy-)Dramas, in denen der Held aus ehrenwerten Gründen Unmoralisches tut, haben offenbar gerade Saison.
In „Burn Notice“ ist es Michael Westen (Jeffrey Donovan), der quasi nebenberuflich Bösewichte jagt, die mit Versicherungen bescheißen und ihre Angestellten dafür hinhängen wollen, Omis um ihr Erspartes bringen oder hilflose Mütter und ihre Töchter bedrohen, die Augenzeugen ihrer Schurkereien geworden sind, und immer sorgt er dabei eher für einen Täter-Opfer-Ausgleich, als die Kriminellen der Polizei zu übergeben.
Hauptberuflich allerdings ist Michael Geheimagent — oder vielmehr: war. Denn er hat, ungünstigerweise mitten in einem Auftrag in Afrika, eine Burn Notice erhalten, quasi die betriebsbedingte Kündigung. Diese bedeutet für Agenten: Sie sind verbrannt, gestrandet ohne Geld und Kontakte, weil ihr Auftraggeber sie vollständig fallen läßt. Sie haben keine Biographie (schlecht für zukünftige legale Jobs). Und sie können, weil sie fortan unter Beobachtung durch die Behörden stehen, sich nicht frei bewegen, sondern sitzen fest, wo sie gerade sind. In Michaels Fall ist das Miami. Dort hat er nur zwei Kontakte, auf die er sich verlassen kann: seine Ex-Freundin Fiona, vormalige IRA-Terroristin, und der Halb-Privatier und ehemalige Spion Sam. Sowie seine Mutter, die ihm gehörig auf die Nerven geht. Zupaß kommen Michael seine Fähigkeiten als Agent: Er kennt alle Taktik-Tricks, und er kann aus handelsüblichen Handys und Baumarkt-Technik praktisch alle basteln: Wanzen, Bewegungsmelder, Wegfahrsperren, Bomben-Fernzündungen, um nur mal eine Handvoll zu nennen. Der staffelüberspannende Story Arc ist klar: Michael muß klären, wer ihn warum verbrannt hat — und wieder ins Geschäft kommen.
„A-Team“ meets „McGyver“ lautet das Prinzip von „Burn Notice“, das streckenweise ganz gut funktioniert: Auf der Haben-Seite stehen trockener Humor, Technik-Sperenzchen vor karibischen Großstadtkulissen, die trotz erkennbar beschränktem Budget hübsch anzusehen sind, und DER B-Movie-Star schlechthin in der Rolle des Sam, nämlich Bruce „Evil Dead“ Campbell.
Dem steht auf der Soll-Seite leider einiges gegenüber: Nämlich z.B. eine Erzählweise, die auch ohne permanentes Voice-over auskommt. Diese ewigen Erklärungen und Kommentare haben mir schon „Arrested Development“ ordentlich verleidet, wenn ich mich recht erinnere. Bei „Burn Notice“ kommen außerdem Einblendungen dazu, die Namen und Funktionen der handelnden Personen erklären — solche Informationen sollten Drehbuch und Regie eigentlich anders zu vermitteln in der Lage sein.
Am Ende des Tages ist „Burn Notice“ dann leider doch arg konventionell gestrickt, „A-Team“ und „McGyver“ dürfen auch bei den Privatdetektiv-Stückchen jeder Episode als Maßstäbe dienen. Und Michael und Fi kommen außerdem leider nicht besonders sympathisch rüber. Da gucke ich doch lieber nochmal beide Staffeln „Breaking Bad“, bevor endlich die dritte anläuft.
Die erste von bisher drei Staffeln „Burn Notice“ soll im Herbst auf Vox ausgestrahlt werden.
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