Dramedy mit Geist (und, äh, Werwolf und Vampir)
Fantasy ist nicht mein Genre. Horror schon eher, aber eigentlich nur, solange Zombies eine Rolle spielen. Geister halte ich für Kinderkram, und wenn ich irgend etwas auf den Tod (haha!) nicht ausstehen kann, dann Vampire. Schon gar nicht die kastrierten, asexuellen Vampire, die momentan Bücher und Leinwände bevölkern. Kinderkram, aber von der unangenehmen, der „Narnia“-Sorte.
Andererseits war ich froh, für „Misfits“ eine Ausnahme von meiner Fantasy-Abstinenz gemacht zu haben, und von dort war es kein weiter Weg mehr zu „Being Human“. Und abermals bin ich angenehm überrascht worden: „Being Human“ war zu Recht so erfolgreich, daß die BBC gerade die zweite Staffel zeigt (BBC3, sonntags, 21 Uhr).
Annie, Mitchell und George sind drei Twentysomethings, die zusammen in einem Haus in Bristol wohnen. Mitchell ist Ire, Pfleger in einem Krankenhaus, trägt gerne schwarze Klamotten und hat wegen seines ungezwungenen Charmes gute Chancen bei den Frauen. Und er ist ein Vampir. Damit geht er allerdings weit souveräner um als George mit seinem Handicap: Er ist Werwolf, verdrängt das aber, so gut es geht — schon weil es so überhaupt nicht zu seinem ansonsten eher zurückhaltenden, intellektuellen Wesen paßt. Annie schließlich lebt am längsten im Haus, bzw.: sie „lebt“ dort, denn genaugenommen ist sie tot, ein Geist, der an das Haus gebunden ist. Die drei haben sich nach langer Suche zu Beginn der Serie gefunden, denn sie eint eines: Sie wollen ihre dunklen Seiten nicht die Oberhand gewinnen lassen, sie wollen menschlich, wollen Menschen sein: being human.
Wie bei „Misfits“ halte ich es der Serie zunächst einmal zugute, daß dieses lächerliche Setup überzeugend genug erzählt wird, daß man die meisten dummen Fragen (warum, wie, woher) erst gar nicht stellt. Sondern zunächst dem Charme der Darsteller erliegt, und dann sogar die unausweichliche Transformation Georges in einen Werwolf hinnimmt, weil nicht einmal sie die Atmosphäre ruiniert (bin das ich oder sind Verwandlungen von Menschen in, nun ja, Schäferhunde immer und per se albern?).
Mit dem Fortschreiten der Serie trägt dann die zweite Ebene immer mehr: Daß neben allen Fantasy-/Horror-Plots beständig die conditio humana diskutiert wird. Denn Georges dunkle Seite als Werwolf ist natürlich kaum etwas anderes als eine Ästhetisierung der Triebe, die dem Menschen innewohnen und die es zu unterdrücken gilt, soll es zu so etwas wie Kultur und Zivilisation kommen; ähnlich könnte man Mitchells Vampirtum als Bildlichmachung des Bösen, Asozialen sehen, das ebenfalls bekämpft werden muß, will man nicht zur dunklen Seite der Macht gehören. Annies Geisterdasein schließlich ist etwas eher Passives, nämlich neurotische Bindung, unaufgelöste Konflikte, in ihrem Falle konkret mit ihrem Verlobten, der immer noch der Hausbesitzer und Vermieter ist und hin und wieder mit seiner neuen Freundin auftaucht.
Konkret komische Momente sind in „Being Human“ (sechs Folgen á knapp unter 60 Minuten) seltener als etwa in „Misfits“; allerdings spürt man unter der ernsten Oberfläche eine deutlich humorvolle Erzählhaltung. „Being Human“ nimmt sich insgesamt nicht so ernst wie reine Drama-Serien (etwa das sensationell humorfreie „Survivors“, das ich auch gerade sehen durfte) — ich meine: da leben ein Vampir, ein Geist und ein Werwolf in einer WG — wie ernst kann das sein? Und doch funktionieren auch die Horror- und Drama-Elemente: Als Annie etwa herausfindet, was genau sie noch in dieser Welt hält, und ihre tief sitzende, unkontrollierbare Wut sie zu einem Poltergeist macht, der beginnt, die Wohnungseinrichtung zu demolieren, ist das durchaus spannend. So spannend sogar, daß ich gar nicht allzu viel verraten möchte.
Von Autor Toby Whitehouse stammt auch das Comedy-Drama „No Angels“; er selbst ist auch Stand Up-Comedian und war in einer kleinen Rolle in „Bridget Jones’s Diary“ zu sehen.
Ok. Du hast mich, bin neugierig geworden. Ich schau mir das mal am Wochenende an …
Wo es hier gerade um Vampire und Werwölfe geht – was halten der Herr eigentlich von „Buffy the Vampire Slayer“? Ist zwar keine britische Serie, aber immerhin spielt dort ein Brite eine der Hauptrollen (ich wollte erst zwei schreiben, aber James Marsters ist ja gar kein Engländer, der spielt nur einen).
um ehrlich zu sein hab ich’s nie gesehen und fürchte, nun ist es ein bißchen zu spät, um damit anzufangen. soll ja gut sein, was man so hört.
„Buffy“ ist eines der größten Fernseh-Epen der Jahrtausendwende und natürlich über jede Kritik erhaben. Wer es wagt, sich schmähend darüber zu äußern, der zieht den Zorn der Gerechten auf sich, dem drohen Ächtung und Verbannung. Ich wurde mit der Serie eher so mittelwarm. Wenn man mal das ganze Vampir-, Teenagersorgen- und Mutter-Tochter-Beziehungs-Gedöns abzieht, ist „Buffy“ stellenweise aber auch sehr komisch. Mir hat der trockene Humor jedenfalls gut gefallen. Als Comedyserie sollte man sich „Buffy“ aber wohl eher nicht anschauen, dafür ist es auch viel zu komplex usw. usf., s. o.
Triebunterdrückung und Bekämpfung des Bösen/Asozialen als „conditio humana“, soso. Darf man also davon ausgehen, dass die Serienmacher Evangelikale o.ä. sind? Klingt jedenfalls sehr reaktionär.
nein, davon kann man selbstverständlich nicht ausgehen. ausgehen dürfen Sie aber davon, daß Sie mich gründlich und vollkommen mißverstanden haben.
die dritte und vierte staffel von „buffy“ fand ich sehr lustig; dann wurd’s ja immer düsterer… aber ja, ich glaub auch, dass es eher wenig sinn macht, sich da einzelne episoden anzusehen. da müsste man echt von anfang an durch, um alles zu verstehen.
gestern habe ich zufällig auf vox die erste folge bzw. den pilot von buffy gesehen und war überrascht: von der trashigen 80er-jahre-synchronisation, überhaupt von dem eher trashigen ansatz, mit dem nicht nur rutger hauer wie üblich, sondern auch donald sutherland da chargierten. da war wohl kein sehr üppiges budget im spiel. hatte aber lustige momente; wenn ich wieder mal drüber stolper, seh ich mir gerne weitere folgen an.