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Warum Peter Serafinowicz Filme stiehlt… und sogar solche, in denen er selbst mitspielt

Bei Gizmodo beschreibt der britische Comedian Peter Serafinowicz („The Peter Serafinowicz Show“, „Spaced“, „Shaun of the Dead“), warum er Filme und Bücher per Torrent aus dem Internet zieht und was das mit ihm macht — zum einen als Konsument, zum anderen als jemand, der von der Industrie lebt und davon, daß Leute für Film, Fernsehen und Bücher etwas bezahlen.

Ein Konflikt, der mir nicht ganz unbekannt ist. Ich mußte ihn als Internet-Beauftragter selbst lösen, als es darum ging, wie man TITANIC-Inhalte schützen kann, so daß sie nicht gratis im Internet verteilt werden. Antwort: Gar nicht. Gratis im Internet verteilte TITANIC-Witze sind Werbung für das Heft. Und tatsächlich steigt, seit es das Internet, den Internetauftritt und eine Möglichkeit gibt, online zu abonnieren, die Abo-Zahl stetig — und zwar, weil online Inhalte verschenkt werden. Daß das Verschenken von Witzen, Cartoons und Texten, zu mehr Käufern des Heftes führt, war in der frühen Phase des Onlineauftritts keineswegs selbstverständlich. Mittlerweile bietet TITANIC sogar, wie letztes Jahr zum 30. Heftgeburtstag, komplette Hefte als .pdfs zum Runterladen — und die wenigen Stimmen, die zu dem Gratis-Internet-Content blökten, jetzt bräuchten sie ja kein Heft am Kiosk mehr kaufen, sind längst verstummt.

Ein schlechtes Gewissen habe auch ich nicht dabei, mir selbst auf nicht ganz lauteren Wegen z.B. Britcoms zu besorgen. Wer einmal bei mir zu Besuch war, weiß auch, daß bestimmt nicht ich daran schuld sein werde, wenn die britische Comedy-(DVD-)Industrie eines Tages pleite sein sollte. Ganz im Gegenteil: Der größte Teil dessen, was in diesem Blog steht, dürfte verkaufsfördernd für britische Comedy-DVDs sein. Werbung also. Selbst wenn ich mir das, worüber ich schreibe, nach seiner Erstausstrahlung erst einmal auf grauen Wegen besorgt habe.

  1. Mort
    18. Mai 2010, 17:23 | #1

    Tolle und offene Einstellung eines Medienproduzenten, der die Zeichen der Zeit erkannt hat.

    ich sehe die Sache (als Titanic-Abonnent) wie viele andere Menschen genauso. Nur leider hinkt die Wirklichkeit mal wieder hinterher: Manche Rechteinhaber reagieren derart allergisch auf nicht-legales Downloaden, dass ich größtenteils wieder die Finger davon gelassen habe.

    Im Bekanntenkreis ist eine Abmahnung aufgeschlagen: Rund 900€ für eine Musik-CD. Prost Mahlzeit.
    Dass dieses Gebahren für alle — ob Kulturschaffende, Konsumenten oder Produzenten — höchst schädlich und ansehensschädigend ist, wird sich wohl erst in einigen Jahren „herausstellen“; mark my words.

    Content-Produzenten und deren Rechtsabteilungen brauchen ja erfahrungsgemäß immer 5–10 Jahre, um die (dann schon wieder geänderte) Realität zu erfassen. In der Zwischenzeit wird gut und gerne mit allem, was gerade noch eben technisch und rechtlich möglich ist, auf den ehrlichen, zahlenden Konsumenten gehauen.

    Das Problem ist wie immer der legale Ausweg zwischen den Fronten: Lade ich Serien, Filme und Musik per Torrent, gehe ich ein relativ hohes Risiko ein, erwischt zu werden.

    Würde ich diese Dateien von Filehostern laden wollen, bräuchte ich Premium-Accounts, um in halbwegs ordentlicher Zeit die MBs auf den Rechner zu bekommen. Damit würde ich für meine nicht legalen Kopien zahlen müssen. Das wäre zunächst nicht schlimm. Schlimm ist daran nur, dass der Filehoster und nicht der Kulturschaffende das Geld bekommt.

    Beim Beispiel der ausländischen Serien kennst du das Problem selbst: Oft sind die Sachen in Deutschland nicht, nur in anderer Form oder sonstwie unbefriedigend (US-iTunes-Account etc.) erhältlich — keine tolle Situation. Da bleibt oft nur der illegale Download, auch wenn man gewillt wäre, Geld dafür zu zahlen.

  2. Edgar
    18. Mai 2010, 19:34 | #2

    Die Argumentation „Ich mach ja schließlich auch Werbung dafür“ oder „Bin selbst als Künstler betroffen“ dürfte aber für wenigsten Daten-Sauger gelten. 😉

    Tja, schwierig. Das alte System funktioniert durch die neuen Möglichkeiten schlichtweg nicht mehr, aber ob man sich mit einer kompletten legalisierten Freigabe nicht tatsächlich spätestens mittelfristig sämtliche Einnahmen selbst abschneidet? Mit fehlt der Glaube an das implizierte Menschenbild, nachdem sicherlich letztlich doch freiwillig etwas bezahlt oder „gespendet“ wird.

    Den angepriesenen Werbe-Effekt kann ich für Print-Titel und DVDs mit Bonus-Features & Booklet nachvollziehen, aber bei z.B. Musik? Wenn man die beiden Singles kostenlos gezogen hat kauft man sich lange nicht mehr deswegen das Album, auch weil die Kundschaft spätestens ab Jahrgang 80 durch MTV & Formatradio zum Singles-Hören erzogen wurde.

    Mir persönlich wäre eine Kultur-Flatrate sehr lieb, eine einfache Regelung, breite Entkriminalisierung, aber vermutlich wird dann die Manipulation der Abrechnungsgrundlagen hierfür das neue lukrative Feld des Internet-Betrugs und der kleine Independent-Künstler samt seinem Wohnzimmer-Studio ist dann auch nicht besser dran als mit ignoranten Multis. Schwierig, das.

  3. butters
    19. Mai 2010, 09:57 | #3

    Doch, so ein Kommentar muss auch drin sein:
    Du hast das Thema wunderschön auf den Punkt gebracht.

  4. Kollege Clausen
    19. Mai 2010, 13:25 | #4

    Die Lösung ist doch nicht so komplex: Videos on demand, weltweit, dafür mit nationaler/lokaler Werbung. Also eine Art tivo mit lokalisierten Werbeunterbrechungen. Kann mir da jemand eine entsprechende Box basteln und die Software für die Werbelokalisierung programmieren? Ich verspreche, dass ich ihn zu einem reichen Mann mache!

  5. 19. Mai 2010, 13:29 | #5

    ja, sowas in der art wird kommen, das glaube ich auch. wenn sich erst einmal alle von der zeit materieller datenträger verabschiedet haben, cloud computing oder was sie ersetzt, und am ende noch eine art flatrate wie die gez die finanzielle frage beantwortet, wird sich genau sowas durchsetzen.

  6. Kollege Clausen
    19. Mai 2010, 13:32 | #6

    Aber da es erst kommen wird, könnte sich ja derjenige, der mir die Box baut und den Code schreibt, trotzdem mal melden, dann sind wir mit dabei, wenn „der Käse vom Kuchen gelutscht wird“. Das Bild hinkt.

  7. Kenny von Spenny
    19. Mai 2010, 18:15 | #7

    Ich muß an dieser Stelle auch mal ein dickes Lob aussprechen: danke, daß Smileys von den Kommentatoren in diesem Blog gründsätzlich in Bildform und nicht durch Kombinationen von Syntaxzeichen dargestellt werden. Aufgrund langjährigen Lesens von Syntaxzeichen-Emoticons habe ich mir nämlich bereits ein (leichteres) HWS-Syndrom eingefangen.
    🙁

  8. barksdale
    19. Mai 2010, 19:44 | #8

    Hand aufs Herz: wo schauen Sie die aktuellen Breaking Bad Episoden? 😉

  9. 20. Mai 2010, 16:21 | #9

    @Oliver:
    Nein, glaub ich (leider) nicht. Das wird alles furchtbar bürokratisch und klein-klein. Die schöne Freiheit, mal eben eine US-Serie zu schauen wird wegfallen, dröge (oder garkeine) Synchros die Regel, wir werden wieder auf dem sitzenbleiben, was uns die „Macher“ vorsetzen. Die Netzneutralität WIRD fallen, da machen die Lobbyisten hervorragende Arbeit und dann gibt es nur noch das, was man laut seiner IP sehen/hören/lesen darf. Das klingt jetzt pessimistisch, aber die protektionistische Medienindustrie hat noch nicht bewiesen, dass sie auf mehr Komfort und offene Formate setzt, im Gegenteil. Das wird böse enden für den Konsumenten, mark my words.

  10. Dashcroft
    20. Mai 2010, 17:48 | #10

    Usenet, anonyme Bezahldienste, die mit kooperativen Filehostern in Kasachstan und anderswo zusammenarbeiten, anmietbare VPN-Server in Großbritannien und den USA, Seedboxen, trackerlose Torrents, anonyme, dezentralisierte Tauschnetze, offene LANs, Hunderte Millionen Nutzer weltweit – das alles schafft selbst die stärkste Lobby nicht aus der Welt. Von den Dingen, die unterdessen erfunden und massenhaft verbreitet werden, noch gar nicht zu reden.

    Hulu, Zattoo, iPlayer, 4oD, TV Catchup usw. mit lokalisierter Werbung, im Abo mit Sender- oder Spartenbouquets oder als Pay-per-view-Angebot – das ist die Zukunft. Das Hauptproblem ist aber wohl, daß kein Sender und kein Studio dem anderen auch nur einen Fußbreit auf dem Markt gönnt und deshalb lieber auf Millioneneinnahmen von durchaus zahlungswilligen Kunden verzichtet. Und solange das so ist, bleiben britisches und amerikanisches Fernsehen hierzulande eben weiterhin kostenlos.

  11. Petra-Ludmilla Serafinowisch
    20. Mai 2010, 21:29 | #11

    Ich habe gerade durchgelesen, was Herr Serafinowicz oben auf gizmodo gesagt hat. Das sollte man nicht so ernst nehmen. Warum?: der Name klingt verdächtig. Diese Ostleute reden heute so und morgen wieder so. Wie die gerade Lust haben.

    Gruß
    Petra-Ludmilla
    Kiew

  12. Jay
    30. Mai 2010, 16:58 | #12

    Der Vergleich hinkt: Gratisinhalte als Werbung für Periodika und Filme bzw. Serien zum kostenlosen DL als Appetithäppchen?
    Gratiswitze oder gute Reportagen sind in der Tat Werbung für ein Abo. Schließlich freut sich der Leser auf mehr und regelmäßig Neues. Aber wer den Film legal oder illegal heruntergeladen und gesehen hat, kauft sich nicht auch noch die DVD. (Von SEHR eingefleischten Fans mal abgesehen.)

    Allerdings ist mir schleierhaft, warum man die technischen Möglichkeiten nicht nutzt und Inhalte weltweit schnell und günstig legal anbietet. iTunes geht ein wenig in diese Richtung. Dort kann man bspw. den Colbert Report für’n Appel und’n Ei von Apple herunterladen. Oder auf Comedy Central kostenlos ansehen. Was Appetit auf mehr macht.
    Vor zwei Jahren war ich mal auf einer Seite der Telekom, die Video „on Demand“ anbot. Leider nicht für Interessierte mit Apple-Rechnern. Nun, dann behalte ich mein Geld.

    Und weshalb gibt es in Europa kein Pendant zu hulu.com? Da investieren Hollywoodianer zig Millionen in weltweite Werbekampagnen, und dann wird Dreiviertel der Welt der Zugang zu den eigentlichen Inhalten verwehrt. Wegen dem Urheberrecht. Auch Top Gear vom Nachbarland Großbritannien kann man von hier aus nicht auf der Website der BBC anschauen.

    Man mache es den Menschen bitte _einfacher_, die Inhalte für wenig Geld und mit wenig Umstand zu erwerben — d. h. kein Betriebssystem vorzuschreiben! — und schon gehen die illegalen DLs zurück. Jede Wette.

    Aber dazu bräuchte es Entscheidungsträger, die nicht nur auf dem Geld sitzen, sondern sich in die Nutzer und Fans hineinVERsetzen können.

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