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Die Electro-SciFi-Mod-Cartoon-Show

„Come with us now on a journey through time and space to the world of the Mighty Boosh!“

Sie sollten diese Einladung annehmen. Denn The Mighty Boosh meinen es gut, und ihre gleichnamige Serie, in der diese Einladung in jedem Vorspann ausgesprochen wird, gehört zu den psychedelischsten und exzentrischsten Sitcoms, die je produziert wurden. „Als hätte Björk auf LSD ein Video gedreht — aber ein lustiges!“ hat einmal ein weiser Mann gesagt. Und wie recht hatte ich doch! In welcher Serie sonst gäbe es einen Ape of Death, Mod-Wölfe, einen hermaphroditischen Wasserman namens Old Gregg, einen crackabhängigen Fuchs oder Bollo, den sprechenden Gorilla? Wo sonst gibt es ein „Zoo-niversum“ (in dem die erste Staffel stattfindet), das beherrscht wird von einem Zoodirektor, dem alle Tiergattungen und ihre Namen fremd sind? Und welche Serie unternähme je Ausflüge in die Vorhölle, die arktische Tundra oder auf den Planeten Xooberon, wo es die Quelle ewiger Jugend zu entdecken gilt?

Hauptfiguren des Mighty Boosh sind Vince Noir (Noel Fielding) und Howard Moon (Julian Barratt), in der ersten Staffel Zoowärter an ihrem Arbeitsplatz, den sie für Staffel zwei aber gegen eine Dachwohnung eintauschen, die sie mit ihren Freunden, dem Schamanen Naboo (Noels Bruder Michael Fielding) und Bollo (Dave Brown) teilen, und eine Nabootique, in der Vince und Howard in der dritten Staffel arbeiten. Vince und Howard sind eines der oddesten odd couples aller Zeiten: der androgyne Vince ist mal Mod, mal Punk, mal Waver, aber immer extrem modebewußt („What about this cape?“ — „A bit last week“) und auf seine Frisur bedacht. Er nimmt das Leben leicht und hat permanent Glück, sehr im Gegensatz zum Schnauzbart tragenden Howard. Der legt auf Äußerlichkeiten überhaupt keinen Wert, ist eher ernst und nachdenklich, Jazz-Fan und konservativ bis spießig — der straight man zu Vinces funny man. Ihre gemeinsamen Abenteuer haben die immer freundliche Anmutung einer Kindersendung, die in einer leicht wahnsinnigen Version der Fünfzigerjahre spielt, sehr bunt, mit Zeichentrickelementen versetzt und bevölkert von eigenartigen Geschöpfen. Zu den eindrücklichsten Momenten gehören die Musik-Vignetten, die oft aus Acapella-Einlagen entstehen und den liebenswürdig-bizarren Charme der Serie unterstreichen, die vielen sprechenden Tiere und Fantasy-Charaktere aus unterschiedlichsten Mythologien und die liebevolle Ausstattung: „Wenn David Bowie, Anthony Burgess und Maurice Sendak, der Autor von ‚Wo die wilden Kerle wohnen‘, zusammengearbeitet hätten, wäre dabei vielleicht sowas Ähnliches herausgekommen“, schreibt The Observer.

Verbindungen der Mighty Boosh-Männer gibt es zu der Electro-Mädchenband Robots in Disguise, mit denen Fielding live auftritt (er ist — oder war? — mit einer der Musikerinnen liiert); beide spielen auch in einer Folge mit. Außerdem war er in „The IT Crowd“ als im Keller lebender Goth zu sehen und in Chris Morris‘ „Nathan Barley“, wo wiederum Julian Barratt die Hauptrolle des Dan Ashcroft spielt. Rich Fulcher, der Zoodirektor Bob Fossil, ist eigentlich Amerikaner und neben dem Boosh in der Sketch Show „Snuff Box“ zu sehen. Produziert wurden die Serien von Steve Coogans junger Talentschmiede Baby Cow.

„The Mighty Boosh“ hat eine extrem klassische Entstehungsgeschichte: Von frühen Live-Shows, in denen der double act Barratt/Fielding sich fand, über Radioshows hin zu den drei BBC3-Serien von 2004, 2005 und 2007. Es gibt außerdem eine Live-DVD, die mich sehr überzeugt hat. Von einem Boosh-Spielfilm ist seit einem Jahr die Rede, konkrete Daten gibt es aber nicht. Vielleicht kommen The Mighty Boosh ja nun dazu, nachdem ihre extrem lange Tour durch Großbritannien zuende gegangen ist.

Alle drei Staffeln sind auf DVD erhältlich, welche ungewöhnlich aufwendig gestaltet sind und z.B. pro Staffel eine ganze DVD Bonusmaterial mitbringen. Hier gibt es ein paar von der BBC lizensierte Clips bei YouTube. Wenn es mal ein Britcom-Abitur gibt, kommt „The Mighty Boosh“ auf jeden Fall dran – also am Besten jetzt gleich gucken!

  1. marmeloni
    21. Januar 2009, 22:17 | #1

    Erstaunlich, dass es bei uns keine mir bekannte Radio-Comedy gibt, aus der tatsächlich eine erfolgreiche oder sehenswerte Sitcom geworden ist. Was daran liegen kann, dass es vorrangig schlechte Radio-Comedy und keine Sitcomkultur gibt. Der Sprung geht dann meistens vom Radio ins Kino (Badesalz, Erwin Pelzig, Erkan & Stefan, u.v.m.) oder in eine mittelmäßige Fernsehshow entsteht (Badesalz, Matze Knop, Erkan & Stefan, u.v.m.).

  2. Dashcroft
    22. Januar 2009, 15:01 | #2

    Das ist ganz und gar nicht erstaunlich, denn wo es, wie Sie richtig feststellen, „keine Sitcomkultur gibt“ …

    Manch einer mag sich allerdings noch wehmütig an die 20 „Projekt X“-Diskussiaunsrunden bei ORF2 (und 3sat) erinnern, eine der wenigen gelungenen Adaptionen einer deutschsprachigen Radio-Comedy fürs Fernsehen.

  3. Jürgen
    23. Januar 2009, 18:19 | #3

    @Dashcroft
    Einige der Diskussiansrunden gibt es hier zum laden: http://fm4-archiv.at/files.php?cat=17

  4. Dashcroft
    23. Januar 2009, 21:19 | #4

    @Jürgen
    Danke, Jürgen. Ich will hier nicht die Kommentarspalte zumüllen, aber sämtliche „Projekt X“-Folgen und verwandte Juwelen findet man auch unter projektx.nooxnet.com/files/.

  5. Tom
    26. März 2009, 12:46 | #5

    The Mighty Boosh is without doubt one of the most original and funny shows to have come along in the last few years. It is already a cult classic. It is an unlikely mix, but the duo work incredibly well: Noel Fielding, famous for partying with bands, is in charge of the bold look of the Boosh, and the slightly older and more reserved Julian Barrat, who really is a jazz nut and has twins with his girlfriend Julia ‚Nighty Night‘ Davis, is responsible for the excellent music.

    For some people the stories and characters are a bit too weird, but if you have an open and playful mind it will find some welcome comic nutrition with The Boosh.

    If you have enjoyed the series you will love the 2006 Live DVD – http://www.amazon.co.uk/Mighty-Boosh-Live-DVD/dp/B000I5XNBK – which I would recommend watching between the second and third series, because that is when it was made, and I believe that the live tour had a large impact on the third series, which has a noticeably faster pace than the earlier two, and is more confident and polished.

    My favourites, which I would also recommend as tasters, are S1E8 ‚The Hitcher‘, S2E6 ‚The Nightmare of Milky Joe‘ and S3E4 ‚The Strange Tale of the Crack Fox‘.

  6. 26. März 2009, 15:16 | #6

    Diese Serie ist mit Abstand das abgefahrenste was mir in letzter untergekommen ist. Die Rückumsetzung zur Liveperformance ist ebenfalls genial. Ich warte gespannt auf weiteres Material. Allein die Musik wie Electroboy und die unendlich vielen Ebenen und Genres des Humors sind einfach ungesehen gut.

    Die Live-DVD unbedingt nach den Serien gucken!

    Ganz anderer Serientipp, aber nicht britisch: Flight of the Conchords

  7. Tom
    26. März 2009, 18:43 | #7

    Herr K. :
    Ganz anderer Serientipp, aber nicht britisch: Flight of the Conchords

    @Herr K.

    I am right there with you on this one – the Conchords also mix music within the plot of their shows, and the whole thing is excellent! Has this not been on German TV yet?

  8. 21. April 2009, 12:40 | #8

    Tom :

    Herr K. :
    Ganz anderer Serientipp, aber nicht britisch: Flight of the Conchords

    @Herr K.
    I am right there with you on this one – the Conchords also mix music within the plot of their shows, and the whole thing is excellent! Has this not been on German TV yet?

    No it has not been on german tv. And I hope they never try to ruin it by translation. 😉

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