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Archiv für die Kategorie ‘Allgemein’

Jahresendabstimmung

29. November 2011 12 Kommentare

Wie schon im letzten Jahr laufen auch heuer wieder etliche Serien gerade erst wenige Folgen lang („Life’s Too Short“, „The Café“); trotzdem schon jetzt der Poll: Welche haltet Ihr für die beste Britcom des Jahres? Ich habe abermals auf Sketchshows und ComedyDramas verzichtet (und überlege noch, ob ich letztere mal gesondert zur Abstimmung stelle) — Ausnahmen: „Benidorm“, das immerhin mal als Sitcom angefangen hat, und „Fresh Meat“, das eine sein will, auch wenn jede Folge eigentlich ComedyDrama-Format hat (45 Minuten) und die Serie zuletzt auch kaum noch laute Lacher verbuchen konnte. Außerdem ist die Liste nicht vollständig („Phoneshop“); wer eine Sitcom allzu schmerzlich vermißt, möge das in die Kommentare schreiben, dann werde ich sie nachtragen und damit die Abstimmungsergebnisse vollkommen verzerren.

Jeder hat drei Stimmen, zu gewinnen gibt es schon wieder nichts. Go on, go on, go on, go on, go on!

UPDATE 6.12.: Der Poll ist geschlossen, und ich bin abermals mit dem Geschmacksurteil meiner Leser recht zufrieden. Daß mit „Episodes“ und „Life’s Too Short“ die zwei größten, über dieses Blog hinaus breit diskutierten Sitcoms ganz oben landen würden, war abzusehen und ist auch völlig richtig so; daß aber „Fresh Meat“ und „Friday Night Dinner“ es ebenfalls so hoch in die Charts schaffen würden (und noch vor „Ideal“ und „Lead Balloon“), freut mich (auch wenn natürlich die Möglichkeit nicht auszuschließen ist, daß besonders große Fans mehrfach für ihre Lieblingsserie abgestimmt haben).

Beste Britcom 2011

  • Episodes (18%, 29 Votes)
  • Fresh Meat (13%, 21 Votes)
  • Life's Too Short (13%, 20 Votes)
  • Friday Night Dinner (13%, 20 Votes)
  • Lead Balloon (Series 4) (10%, 16 Votes)
  • Ideal (Series 7) (6%, 10 Votes)
  • Campus (5%, 8 Votes)
  • Twenty Twelve (4%, 7 Votes)
  • Rev (Series 2) (4%, 6 Votes)
  • Outnumbered (Series 4) (4%, 6 Votes)
  • The Café (3%, 4 Votes)
  • Mongrels (Series 2) (2%, 3 Votes)
  • Benidorm (Series 4) (2%, 3 Votes)
  • Trollied (1%, 2 Votes)
  • White Van Man (1%, 2 Votes)
  • Him & Her (Series 2) (1%, 1 Votes)
  • Mount Pleasant (0%, 0 Votes)

Total Voters: 77

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Manic Monday (2)

22. November 2011 1 Kommentar

Die vorweihnachtliche DVD-Springflut geht weiter! Gestern neu erschienen sind unter anderem…

„Come Fly with Me“ (BBC1, 2010), die Flughafen-Mockumentary von den „Little Britain“-Machern Matt Lucas und David Walliams. Die beiden wechseln fast im Sekundentakt von Frauen- zu Farbigen- zu Schwulenkostüm, als wäre die Alternative Comedy nie passiert. Die beiden Comedy-Superstars werden allmählich zu den Harald und Eddies Großbritanniens — nur nicht so lustig. Tatsächlich setzte es herbe Kritik an „Come Fly With Me“, der Daily Express nannte die Serie sogar „die schlechteste Sketchshow bzw. Sitcom, die je an Weihnachten ausgestrahlt wurde“; die Einschaltquoten allerdings spiegelten das nicht wider. Lucas und Walliams haben ein treues (vermutlich eher junges) Publikum, und wem der low brow-Humor von „Little Britain“ gefällt, für den ist vielleicht auch „Come Fly With Me“ was, auch wenn letzteres nicht ganz so auf die zwölf geht wie ersteres. Die zweite Staffel dürfte noch in diesem Jahr anlaufen.

„Frankie Boyle’s Tramadol Nights“ (Channel 4, 2010), die böse Sketch/Stand Up-Show des schottischen Comedians Frankie Boyle. Man könnte es für Berechnung halten, wie hier auf Skandale geschielt wurde: Sketche über die heilende Kraft von Vergewaltigungen, „Sesamstraßen“-Parodien mit dem sexbesessenen „Pussy Monster“, „Knight Rider“-Spoofs mit jeder Menge Drogen, ach ja, und natürlich der im United Kingdom mittlerweile notorische Gag über den schwerbehinderten kleinen Sohn von Katie Price und Peter Andre: „Jordan and Peter Andre are still fighting each other over custody of Harvey — eventually one of them will lose and have to keep him.“ — Boyle „has been given enough rope to hang himself“, setzte es prompt vom Guardian was, verdientermaßen. Wenn schon so ätzende Scherze, dann bitte auf Kosten der richtigen Leute — wie es geht, zeigt Stewart Lee. Und nicht so quälend lange, ermüdend unlustige Sketche wie der enorm verspätete über „Knight Rider“.

Weitere neue Stand Up-DVDs: Jimmy Carr (Lesern dieses Blogs womöglich bekannt aus „10 O’Clock Live“) ist „Being Funny“, John Cleese versucht, seine Scheidung mit dem Erlös der „Alimony Tour 2011“ zu bezahlen, Gummigesicht Lee Evans betätigt sich als „Roadrunner – Live At The O2“ und Russell Brand treibt sein flamboyantes Unwesen „In New York City“. Ich habe nichts davon gesehen.

Dafür aber „Outnumbered“ (BBC1, seit 2007), deren vierte Staffel (plus Box-Set mit allen Serien und dem Special) ebenfalls gerade erschienen ist. Zwar hat mich die letzte Season nicht so überzeugt wie die ersten drei, weil die Kinder der Familie Brockman mittlerweile aus ihren ursprünglichen Rollen herausgewachsen sind und die Autoren damit zu kämpfen scheinen, aber wenn man bereit ist, mit dieser Schwäche zu leben, bleibt die Serie kurzweilig genug, um sie weiterzugucken: herzerwärmende Unterhaltung für die ganze Familie.

Ebenfalls warm, aber sehr still: Die erste Staffel „Rev.“ (BBC2, 2010). Tom Hollander als müder, aber gutwilliger protestantischer Priester einer kleinen Innenstadtgemeinde in London hat mit seinem Alltag, seinem Glauben und seiner Frau (Olivia Colman) zu kämpfen. Die Serie mit einem minimalen bis nicht vorhandenem Budget und Drehbüchern, in denen oft Schmunzler sind, wo laute Lacher besser wären. Trotzdem macht „Rev.“ es einem leicht, die Show mögen zu wollen — Hollander als Adam Smallbone ist sympathisch genug, daß ich mit die zweite Staffel, die derzeit läuft, ebenfalls weggucke. Allerdings war nach einer guten ersten Folge (mit einem Gastauftritt von Hugh Bonneville), die mich schon auf grundlegende Verbesserungen in der ganzen zweiten Season hoffen ließ, schon die zweite wieder so unnötig friedhofsruhig, obwohl der Plot deutlich mehr hergegeben hätte (eine junge, dynamische Priesterin bringt Adams Pfarrei auf Vordermann und macht ihm in seiner eigenen Gemeinde Konkurrenz), daß ich nicht genau weiß, was ich davon halten soll. Ich glaube, ich schiebe alles auf die BBC, die derzeit ihre Comedyprogramme offenbar gezielt kaputtsparen möchte.

Er tut’s schon wieder

17. November 2011 4 Kommentare

Obwohl er nach der letztjährigen Aufregung um Mel-Gibson-Scherze und Robert-Downey-Jr-Gags eigentlich die Golden Globes nicht mehr moderieren wollte, tut er es nun doch wieder: Ricky Gervais will be back, und „it’s gonna be biblical“ (so Gervais via Twitter).

Ob es wirklich so biblisch wird, wenn der Tag der offenen Tür in der Gervais’schen Skandalnudelfabrik zur alljährlichen Institution wird: Hmja, schaumermal. Ich wette, da werden wieder jede Menge Grenzen der Satire überschritten.

Die Golden Globes werden am 15. Januar verliehen.

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Manic Monday (1)

14. November 2011 Keine Kommentare

Je näher Weihnachten rückt, desto zahlreicher werden die DVD-Neuerscheinungen, die am ersten Tag der Woche in den Läden liegen. Heute sind es allein 14 neue Stand-Up-DVDs! Die meisten sind für mich allerdings uninteressant — außer von den ganz Großen guck ich mir Bühnenshows eher nicht im Fernsehen an. Und von denen ist heute eigentlich nur einer dabei: Dylan Morans neue DVD „Yeah, Yeah — Live in London“.

Interessanter dagegen: ein extrem günstiges Box-Set von Rob Brydon, in dem seine Frühwerke „The Keith Barret Show“, „Human Remains“ und „Marion & Geoff“ zusammen für schlappe 11,48 Euro enthalten sind — günstiger wird’s nicht mehr. Insbesondere „Human Remains“ (2000, BBC), in dem Brydon zusammen mit Julia Davis sechs unterschiedliche englische Paare spielt, ist eine zu Unrecht etwas vergessene Sitcom und ein früher Fall von bitterböser und rabenschwarzer Mockumentary, den mal wieder zu besichtigen sich absolut lohnt.

Weiterhin heute erschienen: Die vierte Staffel „Benidorm“ (ITV, seit 2000) (und das Box-Set mit allen vier Staffeln plus Specials). Diese Sitcom bzw. dies ComedyDrama (nach der zweiten Staffel wurden die Folgen von brutto 30 auf 60 Minuten umgestellt) erzählte mit einem teilweise hochkarätigen Ensemble (Johnny Vegas, Nicholas Burns — beide leider in der letzten Staffel nicht mehr dabei –, Steve Pemberton von der „League of Gentlemen“ u.a.) Urlauber-Geschichten von rotgebratenen Briten in Spanien: Rentner mit Swinger-Ambitionen, Töchter, die mit spanischen Kellnern flirten, Teenager-Schwangerschaften, schwule Mittelschichtsangehörige, die sich eigentlich für zu gut für All-Inclusive-Urlaube halten, Karaoke-Abende und sehr, sehr viel Alkohol — wie Engländer halt so Urlaub machen. Die letzte Staffel schwächelte etwas, und Creator und Autor Derren Litten hat bereits angekündigt, sich von der Serie zu verabschieden; dennoch könnte es im nächsten Jahr mit „Benidorm“ weitergehen: Denn die Einschaltquoten sind nach wie vor sehr gut.

Außerdem heute erschienen: „Soap Box“ von David Mitchellund die vierte Staffel „Not Going Out“ (sowie das Box-Set).

Nächste Woche sind „Come Fly With Me“ dran, John Cleese‘ „The Alimony Tour 2011“, die vierte Staffel „Outnumbered“ und „Rev“ (die erste Folge der zweiten Staffel hat mir gut gefallen). Dann mehr.

Die Anspielungen der Woche

8. November 2011 3 Kommentare

Wer auf Details achtet, hat mehr zu lachen: Zuerst durften die „Breaking Bad“-Fans schmunzeln, die „The Walking Dead“ (beides AMC) guckten. Da nahm Redneck Daryl (Norman Reedus) unvermittelt dringend benötigte Medikamente aus einem Beutel, in dem noch andere drugs spazierengefahren wurden…

Dann streifte die Kamera bei den „Simpsons“ über ein Comic-Heft auf Barts Schreibtisch:

Und zuletzt feierte „Mongrels“ (BBC3, gerade ist die zweite Staffel mit einer Doppelfolge losgegangen) ein wahres Fest der Anspielungen, Zitate und Parodien mit einer Zombie-Folge, in der nicht nur „Being Human“ (BBC3) eine zentrale Rolle spielte und Russell Tovey (gerade auch in der zweiten Staffel „Him & Her“ zu sehen) einen Cameo hatte, sondern auch eine „Shaun of the Dead“-Parodie und, eher erratisch, nachstehende Musicaleinlage zu sehen war. Let’s do the… äh… Zombies? again?
https://www.youtube.com/watch?v=fCIMYVOIokg?version=3&hl=de_DE

Yeah! Zombies! Again!

Lacht am Ende des Tunnels

4. November 2011 1 Kommentar

Britische Fernsehverantwortliche setzen derzeit auf helle, schnelle „laugh out loud“-Comedy, die Phase bös-finsterer Satire ist erst mal vorbei: Das berichtet das Comedy-Portal Chortle und zitiert dafür den BBC-Comedy-Commissioner Kristian Smith sowie Baby-Cow-Produzenten Henry Normal.

Die letzten zehn Jahre der (englischen) Comedy waren geprägt von peinlich berührten Blicken in die Kamera, ungemütlichen Situationen und trüben bis trostlosen Tönen. Nun könnte der Trend in die andere Richtung gehen: Die BBC setzt für die nächste Zeit auf Slapstick, „Live vor Publikum“-Sitcoms, leichtere Unterhaltung — mehr LOL als OMG.

Schon eine ganze Weile spekuliere ich hier im Blog immer mal wieder, wohin die Britcom driften könnte (z.B. hier und zuletzt nur vier Einträge weiter unten im Eintrag zu „Fresh Meat“): „The Office“ (BBC2, 2001 – ’03) ist mittlerweile wirklich alt, ebenso der Mockumentary-Stil, der naturgemäß auf Selbstentblößung und Fremdscham setzt, seelische Grausamkeiten a lá Julia Davis in „Nighty Night“ (BBC3/BBC2, 2004 – ’05) und Kammerspiele wie die maßstabsetzende „Royle Family“ (BBC1, 1998 – 2000). Die Nuller-Jahre waren voll mit cringe comedy, die mehr auf Dialoge als auf Action setzte, oder, wie Henry Normal sagt:

There was a style that started with „People Like Us“ and „The Royle Family“ that was a sort of post-punk movement, trying to get away from „ooh, the vicar’s come round and my trousers have fallen down“ approach and tried to do something a little too different.

Nun schwingt das Pendel offenbar in die andere Richtung: Die Sender bestellen vorwiegend wieder klassischere Sitcoms, familientaugliche Ware wie das preisgekrönte „Miranda“ (BBC2, 2009 – ) von und mit Miranda Hart als tollpatschige Besitzerin eines Scherzartikel-Ladens oder „Gavin & Stacey“ (BBC3/BBC2/BBC1, 2007 – ’10). Zwar werde es weiterhin low-key Sitcoms wie Simon Amstells „Grandma’s House“ (BBC2, 2010 – ) geben, es sei aber ein „Appetit auf laugh-out-loud-Comedy spürbar“. Und also werden die ohnehin nicht allzu üppigen Budgets in nächster Zeit wohl für eher an den Mainstream gewandte Comedy ausgegeben werden.

Was zunächst wie eine schlechte Nachricht klingt, muß aber keine sein: Wirklich erfolgreich wird nämlich erst eine tatsächliche Weiterentwicklung der traditionellen Sitcom werden, kein bloßer Rückfall in ausgetretene Hohlwege. Es wird Innovationen brauchen, um sowohl das Feuilleton wie auch das Publikum zu gewinnen. Kristian Smith:

We see a lot of people who can write brilliant gags without having a strong character or strong idea. But it’s those things with real heart that push through.

Womöglich war es das, was mich beim schon oben verlinkten „Friday Night Dinner“ (Channel 4, 2011 – ) jedenfalls prinzipiell an diesen neuen dritten Weg denken ließ: zwar single camera gedreht, aber im Prinzip wie eine Publikums-Sitcom aufgebaut, zwar familientauglich sympathische Figuren, aber trotzdem mit originellen cringe-Momenten — und Robert Popper („Look Around You“) wäre auch genau der Typ gewesen, dem ich das zugetraut hätte: Channel 4-Produzent, ebendort Commissioning Editor for Comedy und Script Editor für viele große Serien inklusive „Black Books“, „Peep Show“ und „The Inbetweeners“. Leider wird es offenbar erst Ende nächsten Jahres mit „Friday Night Dinner“ weitergehen, und die durchschlagende neue Idee war in der ersten Staffel „FND“ dann doch noch nicht so genau zu erkennen — aber die meisten bahnbrechenden Innovationen erkennt man ja ohnehin erst retrospektiv.

Ich jedenfalls hätte nichts gegen wärmere, liebenswürdigere, quatsch-orientiertere Britcoms. Meine langjährige Lieblingsserie „Spaced“ (Channel 4, 1999 – 2001) war wohl so etwas wie der Schwanengesang dieser Richtung, meine andere Lieblingsserie „Father Ted“ (Channel 4, 1995 – ’98) einer ihrer Höhepunkte: an ein breites Publikum gewandt, das sie auch erreicht hat, unschuldig-naiv zuweilen, vor allem aber sehr, sehr komisch — LOL eben. Nicht OMG.

UPDATE: Der Independent bringt heute ein Stück zum Thema: „Sitcoms: It’s beyond the cringe, and back to the bellylaugh“