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Archiv für die Kategorie ‘Allgemein’

Iannucci geht zu Baby Cow

Aus dieser Schmiede könnte die nächste Generation der britischen Comedy kommen: Armando Iannucci wird der erste Creative Director von Steve Coogans und Henry Normals Produktionsfirma Baby Cow! Das meldet Televisual.com.

Armando Iannucci ist der geniale und doch relativ unbekannte Kopf hinter einigen der innovativsten, schärfsten und komischsten Britcom-Produktionen der jüngeren Zeit: Von „The Day Today“ über „The Thick of It“ bis hin zu seinen eigenen Formaten „Time Trumpet“ und „The Armando Iannucci Shows“ und jüngst der zweiten Staffel „Stewart Lee’s Comedy Vehicle“, steht der Schotte mit italienischen Wurzeln für einen ganz eigenen Ton. Sein Werk trägt oft surreale Züge und nutzt einen mäandernd-tastenden Stream-of-Consciuosness, um in komische Gegenden vorzustoßen, die selten zuvor ein Mensch gesehen hat.

Iannucci und Coogan verbindet eine schon lange andauernde gemeinsame Arbeit: die Figur des Alan Partridge, mit der Coogan berühmt wurde, stammt aus „The Day Today“, Iannucci hat auch die drei Fernsehserien rund um Alan Partridge mitgeschrieben, produziert und auch als Regisseur betreut. Daß er nun bei Baby Cow anheuert und Herr über Serien wie „Gavin & Stacey“, „Nighty Night“, „The Trip“ und „The Mighty Boosh“ wird, ist ebenso erfreulich wie die Tatsache, daß Steve Coogan und Henry Normal bei Baby Cow schon immer das Ziel hatten, junge Talente zu finden und zu fördern. Daß Iannucci nun also auch den Nachwuchs unter seine Fittiche nimmt, stimmt hoffnungsfroh: denn Iannucci steht für Originalität, die sich nicht korrumpieren läßt — er selbst hat immer nur „das gemacht, woran er geglaubt hat. Dafür steht auch Baby Cow“, so Coogan.

Die Bafta-Gewinner 2011

24. Mai 2011 3 Kommentare

Ausgerechnet BBC2 hat in der Sparte Comedy bei den Baftas dieses Jahr abgeräumt (Best Comedy und Best Sitcom). Ausgerechnet, weil gerade BBC2 so unter finanziellem Druck steht, daß fortsetzungswürdige Serien nicht verlängern werden können, weil die Relation von guten Comedyideen und Einnahmen aus Fernsehgebühren, mit denen man zweite und dritte Staffeln bezahlen könnte, nicht stimmt. Was besonders bedauerlich ist, wenn man die insgesamt eher karge Comedylandschaft in den Blick nimmt.

Entgegen meiner Voraussage von Ende April nicht gewonnen hat Miranda Hart, dafür aber in der Kategorie Female Performance In A Comedy Programme:

„Getting On“ (Regie: Peter „Malcolm Tucker“ Capaldi) hat gerade die Zusage für eine dritte Staffel bekommen, and rightly so.

In der Kategorie Male Performance In A Comedy Programme hat gewonnen:

  • James Buckley, “The Inbetweeners” (E4)
  • Steve Coogan, “The Trip” (BBC2)
  • Tom Hollander, “Rev.” (BBC2)
  • David Mitchell, “Peep Show” (Channel 4)

Da gibt es wenig zu kommentieren; an Steve Coogan kommt keiner ran.

In der Kategorie Comedy Programme hat gewonnen:

  • “Catherine Tate’s Little Cracker” (Sky1)
  • “Come Fly With Me” (BBC1)
  • “Facejacker” (E4)
  • “Harry and Paul” (BBC2)

und in der Kategorie Situation Comedy:

  • “Mrs Brown’s Boys” (BBC1)
  • “Peep Show” (Channel 4)
  • “Rev.” (BBC2)
  • “The Trip” (BBC2)

Auch bei Harry Enfields und Paul Whitehouse‘ Sketchshow „Harry and Paul“ würde ich vermuten, es war der Kultstatus der beiden alten Comedy-Hasen, der ihnen hier den Bafta beschert hat, ihre Sketche können nämlich zumindest mich nicht überzeugen, obwohl ich die „Fast Show“ immer noch zu den größten Sketchshows ever zählen würde. „Rev“ dagegen hat sich den Bafta redlich verdient, ist diese sympathische kleine Sitcom doch bislang bei Preisvergaben stets hinten runtergefallen.

Weiterhin abgeräumt hat auch „Sherlock“ (BBC1): Zwar hat sich Benedict Cumberbatch als Leading Actor Daniel Rigby geschlagen geben müssen, der für „Eric and Ernie“ einen Bafta erhalten hat, die Verfilmung der Geschichte des Comedyduos Morecambe und Wise durch Victoria Wood (BBC2). Aber Martin Freeman hat in der Kategorie Supporting Actor gewonnen, und der Best Drama Series-Bafta ist ebenfalls an den Dreiteiler von Mark Gatiss („The Leage of Gentlemen“) und Steven Moffat („Coupling“, „Doctor Who“) gegangen.

„Misfits“ (E4) dagegen ist bis auf einen Bafta für Lauren Socha (Supporting Actress) enttäuschend leer ausgegangen — kein Bafta für Robert Sheenan (Supporting Actor), kein Bafta für Drama Series, kein Bafta für New Media (den hat dafür „Wallace and Gromit’s World of Invention“ gekriegt).

Der Bafta Special Award schließlich ist dieses Jahr Peter Bennett Jones zugesprochen worden, dem Chef der Produktionsfirma Tiger Aspect, aus deren Hause Erfolgsserien wie „Benidorm“, „Mr. Bean“ und „The Vicar of Dibley“ stammen. Außerdem ist Bennett Jones Mitbegründer der Charity-Initiative Comic Relief („Red Nose Day“), die über die Jahre Millionenbeträge zusammengetragen hat.

Question Friday

13. Mai 2011 2 Kommentare

Ein Blogleser fragte gerade in den Kommentaren nach drei Britcoms, die Amazon ihm empfohlen hat, und weil er bestimmt nicht der einzige ist, der solche Fragen hat, sage ich mal so: Wenn ich was weiß, werde ich antworten. Wer also mag, kann einfach unter frage (at) britcoms.de loswerden, was er wissen möchte. Über Britcoms, that is.

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Osama, ein „IT Crowd“-Fan?

Das wäre normalerweise eher ein Eintrag für den britcoms-Facebook-Account, aber der WTF?!-Faktor ist doch zu hoch: War Osama bin Laden „IT Crowd“-Fan?

Ein entsprechendes Gerücht kursiert jedenfalls, seitdem die Amerikaner bekanntgegeben haben, sie hätten große Mengen Speichermedien aus Osamas Versteck mitgenommen: Angeblich kann man auf einem der mittlerweile bei YouTube veröffentlichten Videos sehen, wie der Terroristenzausel vor seinem Fernseher sitzt und ganze Szenen aus der britischen Sitcom mitspricht. Was bedeuten würde, er hätte sich „The IT Crowd“ auf DVD, Video oder sonstwie besorgt. Tät ja zu der Information passen, auf seinem Grundstück sei Marihuana gefunden worden. (Seitdem ich das weiß, stelle ich mir die Szene, als die Navy Seals nach Abbottabad reingekommen sind, ungefähr so vor.)

Problem: keines der Videos hat eine Tonspur — bestätigt ist also mal gar nichts. Natürlich nicht. Graham Linehan schweigt mittlerweile, hat aber getwittert:

Does anyone have confirmation that Osama was watching The IT Crowd in these home movies? Amazing if true. Don’t know how to feel. Obviously, a monster, but still. Was he all bad?

Allerdings twitterte er auch
It is ‚Big Bang Theory‘! Why was it reported as ‚It Crowd‘? Fucking Osama. FUCKING ROT IN HELL, MOTHERFUCKER!
und
Mostly exhausted from laughing and freaked out that some still buying it.
In anderen Worten: Besser, man glaubt nix (schon gar nicht dieses „Beweisfoto“), aber lustig ist es allemal…

Showtime!

Zumindest die letzte Woche ohne Blogeintrag wollte ich dann doch noch erklären:

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Bafta-Nominierungen 2011

28. April 2011 12 Kommentare

Wie, schon wieder so spät? Die Bafta-Nominierungen für 2011 sind da! In den Comedy-Sparten nominiert sind…

…in der Kategorie Female Performance In A Comedy Programme:

Ich tippe auf Miranda Hart; nach all den Preisen, die sie bislang abgeräumt hat, wäre es schon fast ein Karriereknick, wenn sie nicht auch einen Bafta kriegen würde. „Getting On“ ist zu sehr Minderheitenprogramm, „Roger & Val“ war einfach nicht sehr gut, und Katherine Parkinson war in der vierten Staffel „IT Crowd“ auch nicht viel besser als in den ersten drei.

…in der Kategorie Male Performance In A Comedy Programme:

  • James Buckley, „The Inbetweeners“ (E4)
  • Steve Coogan, „The Trip“ (BBC2)
  • Tom Hollander, „Rev.“ (BBC2)
  • David Mitchell, „Peep Show“ (Channel 4)

Schwer zu sagen — Buckley wäre eine Geste in Richtung Nachwuchs, Coogan ist ein Klassiker, Hollander Newcomer mit einer respektablen Sitcom, die bislang zu Unrecht leer ausgegangen ist, und Mitchell Publikumsliebling. Keine Ahnung, wer da das Rennen macht.

…in der Kategorie Comedy Programme:

  • „Catherine Tate’s Little Cracker“ (Sky1)
  • „Come Fly With Me“ (BBC1)
  • „Facejacker“ (E4)
  • „Harry and Paul“ (BBC2)

Ich habe nur eineinhalb Folgen von Matt Lucas‘ und David Walliams‘ „Come Fly With Me“ und ein paar Sketche von „Harry and Paul“ gesehen, schätze aber, daß erstere das Rennen machen — einfach weil sie so populär sind, denn gut (im Sinne von gut) war das nicht.

…in der Kategorie Situation Comedy:

  • „Mrs Brown’s Boys“ (BBC1)
  • „Peep Show“ (Channel 4)
  • „Rev.“ (BBC2)
  • „The Trip“ (BBC2)

Vermutlich wird es auf „The Trip“ oder „Rev.“ hinauslaufen: „The Trip“ hat mit Rob Brydon, Steve Coogan und Michael Winterbottom gleich drei große Namen aufzubieten, „Rev“ war, wie schon gesagt, bislang leer ausgegangen und aber eigentlich eine sympathische kleine Serie. An „Mrs Brown’s Boys“ habe ich mich bislang nicht gewagt — Männer, die in Frauenkleidern alte Schachteln spielen, das war zuletzt bei den Pythons lustig (merkt euch das endlich mal, Lucas und Walliams!). Aber wer weiß, vielleicht ist das ja der Überraschungs-Hit.

Des weiteren nominiert sind übrigens Benedict Cumberbatch (Leading Actor) und Martin Freeman (Supporting Actor) für „Sherlock“ (BBC 1), Lauren Socha (Supporting Actress) und Robert Sheenan (Supporting Actor) für „Misfits“ (E4), das außerdem in der Sparte „Drama“ nominiert ist. Wünschen würde ich ihnen alle drei Baftas, allerdings haben sie im letzten Jahr schon einen „Drama“-Bafta gewonnen, also wird er womöglich an das ebenfalls nominierte „Sherlock“ gehen oder an „Downton Abbey“ (ITV1), das Gerüchten zufolge ja ebenfalls stark sein soll. Als viertes auf der Liste steht in dieser Kategorie „Being Human“ (BBC3), und auch diese Wahl fände mein Gefallen.

Zum dritten Mal, seit ich dieses Blog führe, bemerke ich, daß die Baftas nicht für eine Hochphase der britischen Comedy sprechen: Abermals sind die neuen Serien, Sketch- wie Sitcom-, schwächer als die älteren, von denen aber auch zumindest „The IT Crowd“ ziemlich schwächelt. Dafür sind mit „Sherlock“, „Misfits“ und „Being Human“ gleich drei (Comedy-)Dramas gesetzt, die sehr stark sind.

Interessant ist zum Schluß noch die Kategorie New Media, in der neben „Malcolm Tucker: The Missing Phone“ (eine App fürs iPhone) und „Wallace and Gromit’s World of Invention“ (BBC1) noch die „Misfits“-Online-Miniserieam Start ist: Wie gut mittlerweile schon online only-Inhalte gemacht sind, hat mich ja einigermaßen verblüfft. Was die Verknüpfung alter und neuer Medien angeht, scheinen mir die Briten generell einen mächtig großen Schritt voraus zu sein.