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Archiv für die Kategorie ‘Allgemein’

Mutterwitz und -sprache

15. September 2010 6 Kommentare

Witze von einer Sprache in eine andere zu übersetzen, ist so eine Sache: Wortspiele gehen verloren, das Timing stimmt nicht mehr, weil vielleicht das entscheidende Verb an einer anderen Stelle im Satz steht, und möglicherweise sind die Ansichten zu bestimmten Sachverhalten im einen Kulturkreis ganz andere als im nächsten. Wie also kommt es, daß so viele internationale Comedians in England erfolgreich sind — unter ihnen etwa der Deutsche Henning Wehn?

Diese Frage stellt sich Brian Logan im Guardian unter der Überschrift „Translating Jokes into English leads comics to new punch lines“, was schon mal einen kleinen Fingerzeig liefert: denn viele comedy routines von Nicht-Engländern, wie etwa die des Niederländers Hans Teeuwen, wären kaum noch komisch, würde man sie in die Muttersprache des Comedians zurückübersetzen. Sie funktionieren nur auf Englisch. Was natürlich insbesondere dann gilt, wenn die Komik, wie im Falle Wehns, darauf beruht, daß sich ein Ausländer über die Klischees lustig macht, die sein Publikum über ihn im Kopf hat. Was nichts anderes bedeutet, als daß Comedians, sobald sie sich die englische Sprache angeeignet haben, auf Englisch völlig neue Gags, neue Comedy entwickeln. Das Handwerk ist das gleiche, die Witze aber, genau wie die Sprache, neu. Comedy scheint mithin so stark an die Muttersprache gebunden, daß es annähernd unmöglich ist, sie schlicht zu übersetzen.

Bedauerlich ist diese Erkenntnis vor allem in Hinsicht auf, jaja, keiner kann’s mehr hören, die Synchronisation englischer Comedy für das deutsche Fernsehen: Sie wird dem Original einfach niemals hundertprozentig gerecht werden können — vermutlich nicht mal siebzigprozentig. Oder wie es ein Kommentar beim Guardian beschreibt:

Seen so many bad subtitles of comedy shows here in Sweden, it’s really bad how much you lose in the translation sometimes. I must say though that I do have a theory that American comedy translates better and it is (partly) therefore it seems to have a greater reach than better British comedy. Although I cannot substanciate this claim with anything.

Switch, Switch, hurra!

10. September 2010 18 Kommentare

Eigentlich ist es erst am Dienstag so weit, aber ich kann einfach nicht mehr warten: Die neue, fünfte Staffel „Switch Reloaded“ beginnt um 22.15 Uhr auf Pro7 — und zwar mit einigen der besten Sketche, die ich je geschrieben habe! Gut, genaugenommen sind es die ersten Sketche, die ich überhaupt je geschrieben habe. Aber dafür sind sie recht lustig geworden, finde ich!

Gesehen habe ich noch nichts von der neuen Staffel, weiß aber, daß es einen Neuzugang im Ensemble gibt: Martin Klempnow („Schillerstraße“) wird u.a. Menowin Fröhlich spielen. Martina Hill wird Daniela Katzenberger, Cindy aus Marzahn und Lena Meyer-Landrut geben, Peter Nottmeier und Mike Müller werden als Q und Christian Schuller an der Seite von Max „Jorge“ Giermann in „Germany’s Next Top Model“-Parodien auftauchen, und es wird einige neue Parodien u.a. auf „Um Himmels Willen“ geben.

Falls sich übrigens jemand gewundert hat, daß es in den letzten Folgen „Switch Reloaded“ um das „neue“ virtuelle Studio der ZDF-„heute“-Nachrichten ging, bei „Wetten, dass…?“-Parodien keine Spur von Michelle Hunziker zu sehen war und Markus Lanz in seinem alten, längst ausgetauschten Studio parodiert wurde: das liegt daran, daß die Herren von Pro7 in ihrer unendlichen Weisheit entschieden hatten, die zweite Hälfte der letzten, vierten Staffel „Switch Reloaded“ erstmal ein knappes Jahr lang gut abhängen zu lassen, um sie nun vor den neuen 15 Folgen der fünften Staffel zu zeigen. Klar, Parodien werden mit dem Alter immer besser…

Es hat sensationell viel Spaß gemacht (und war natürlich eine große Ehre), für „Switch Reloaded“ schreiben zu dürfen. Ich habe auf diesem Weg, um es parodieren zu können, viel Schlimmes, aber auch Überraschendes gesehen, was ich dem deutschen Fernsehen gar nicht zugetraut hätte. Man denkt ja immer, man weiß ungefähr, was so alles versendet wird. Stimmt aber nicht. Zum Beispiel hätte ich nie gedacht, mal eine ganze Staffel „Um Himmels Willen“ zu sehen. Aber als ich erstmal vier, fünf Folgen gesehen hatte, hat’s schon fast nicht mehr weh getan. Im Gegenteil, die Serie um eine Lesbenkommune Handvoll Klosternonnen in der bayerischen Provinz entwickelt sogar einen ganz eigenen Charme, der irgendwie nicht ganz von dieser Welt ist. Wie Fritze Wepper da herumchargiert, zum Beispiel, ist schon ziemlich lustig. Bzw.: Schleift ganz schön die Kanten ab, das Zeug…

Ich bin jedenfalls schon mächtig gespannt, zum ersten Mal dieses brillante Ensemble mit den üblich tollen Masken in den hervorragend getroffenen Sets Zeug spielen zu sehen, das ich geschrieben habe! Quiiiiek!

Zum ersten Mal tot

9. September 2010 Keine Kommentare

"Zum ersten Mal tot": Erschienen bei Tiamat

Lange bevor der Bielefelder Autor Christian Schmidt das „Y.“ in seinem Namen adoptierte, wohnte er zusammen mit etlichen anderen Titanic-Redakteuren in einem großen Mehrparteienhaus im Frankfurter Nordend. Weil Christian gerade von einer seiner vielen ausgedehnten Reisen durch die ganze Welt zurückgekommen war, lud er etliche seiner Nachbarn zu sich ein, um sie mit alkoholischen Getränken zu bewirten und ihnen Fotos seiner jüngsten Abenteuer zu zeigen. Das war zu einer Zeit, als man selbst geschossene Fotos noch zu „Dias“ entwickeln lassen und sie anschließend mit einem „Projektor“ an die Wand werfen konnte.

Als der Diaabend begann, standen ungefähr fünf Kästen mit Dias bereit, und kaum war es Mitternacht, war auch schon der erste Kasten „durch“. Das lag daran, daß Christian für sein Leben gerne von den zahlreichen Eindrücken erzählte, die er auf seinen Reisen gewonnen hatte, und jedes einzelne Dia ausführlich und nicht unter fünf Minuten kommentierte und oft auch beschrieb — obwohl ja jeder sehen konnte, was das Bild zeigte. Berichte über Eisenbahnfahrten durch die Wüste Gobi, dieses Gefühl konnte einen als Zuhörer jedenfalls beschleichen, dauerten bisweilen nur unwesentlich kürzer als die Fahrt selbst. Und so fielen dem einen oder anderen Gast schon mal die Augen zu, bis Christian ihn wieder weckte, um auch den zweiten Tag seiner Reise zu schildern. Auf Gejammer und vorsichtige Hinweise, man müsse am nächsten Tag arbeiten oder wolle einfach ins Bett, reagierte Christian kurz angebunden: „Gleich! Gleich! Ich muß dir nur noch eins zeigen…“ Und, husch! war er zur Tür hinaus und kam mit einem Armvoll weiterer Diakästen zurück.

Das ging so lange, bis den Gästen, die es noch nicht geschafft hatten, unauffällig zu verschwinden, nichts mehr übrig blieb, als offen zu revoltieren: „Ich gehe jetzt heim“, verkündete der damalige Titanic-Layouter Heribert Lenz gegen halb drei Uhr nachts und stand auf. „Heribert! Nein, Heribert! Gleich, ja? Nur einen Moment!“ schrie Christian, sprang auf und zur Wohnzimmertür, drehte schnell den Schlüssel um und steckte ihn ein. Und fuhr dann fort, seinen derart eingesperrten Geiseln Dias zu zeigen, bis der Morgen graute.

Seine Zuhörer solcherart in Haft nehmen kann Christian heute leider nicht mehr, schließlich lebt er inzwischen in Peking, und er fotografiert auch gar nicht mehr mit Diafilmen. Dafür hat er nun ein Buch geschrieben, in dem er zwar nicht (wie in den letzten beiden) über seine Reisen und Erlebnisse in fremden Ländern erzählt, aber weiterhin über seinen liebsten Menschen: sich selbst. „Zum ersten Mal tot: Achtzehn Premieren“ heißt es und faßt alles zusammen, was man über Christian Y. Schmidt wissen muß: Wie er zum ersten Mal dagegen war, die erste Tracht Prügel kassierte, zum ersten Mal auf Droge war, zum ersten Mal arbeiten mußte, ratlos war, prominent oder Comedy-Söldner. Speziell diese Episode finde ich äußert lustig — vielleicht weil ich die handelnden Personen ganz gut kenne. Und die andere Episode rund um eine CD-Präsentation, die ein gewisser Frankfurter Impresario und Swami veranstaltete und die sensationell schief ging, gehört natürlich längst zum reichen Anekdotenschatz der Neuen Frankfurter Schule.

Ich bin übrigens bei der Diashow damals freiwillig geblieben, hätte also gar nicht eingesperrt werden müssen, und höre Christian noch heute gerne zu (die ersten fünf Stunden jedenfalls). Deswegen habe ich auch das Buch in einem Rutsch gelesen und dabei viel gelacht. Ob das bei anderen Menschen, die Christian nicht kennen, auch so ist, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber ich könnte es mir gut vorstellen. Mein Tip: Einfach ausprobieren.

The Return of Alan Partridge

31. August 2010 3 Kommentare

Es könnte in absehbarer Zeit neue Mini-Folgen mit Steve Coogans beliebtestem Charakter Alan Partridge geben — online only und gesponsort von einer großen australischen Biermarke. Das berichtet GetComedy. Und nicht nur Coogans Erfolgsserie könnte in one-offs auferstehen, auch andere Comedy-Knaller wie die „Fast Show“ sollen reanimiert werden.

Es darf getrost angezweifelt werden, daß das eine gute Nachricht ist. Zwar ist Fosters schon länger in die britische Comedy-Industrie involviert, sponsert beispielsweise das größte britische Comedy-Festival in Edinburgh und vergibt die Comedy-Awards. Aber ob aus der Verbindung von Werbung, insbesondere für Bier (und, ähm, ziemlich schlechtes noch dazu), und Comedy-Geniestreichen von gestern und vorgestern wirklich etwas Sehenswertes hervorgeht…? Wenn es irgend etwas nicht braucht, dann die Rückkehr Alan Partridges als bierbefeuerter Werbezombie. Ein wenig verhalten klingt denn auch die Begeisterung des Guardian.

Ergo vs. „High Fidelity“

26. August 2010 14 Kommentare

Zugegeben, die Verbindung zwischen diesem Clip und dem Thema meines Blogs ist, nun ja, vage. Aber immerhin ist die Roman-Vorlage von „High Fidelity“ englisch, auch wenn der Film in Chicago spielt. Und „Vorlage“ ist das Stichwort, denn da, bei „High Fidelity“, hat sich jemand bedient, nämlich ein nicht ganz so kreativer Kreativer bei einer Werbeagentur, die zu recherchieren ich zu faul bin. Zu diesem Schluß könnte man jedenfalls kommen, wenn man den leicht ekligen „Ergo“-Werbefilm und „High Fidelity“ vergleicht. Was hier jemand getan hat:
https://www.youtube.com/watch?v=4ZtgyicLMHo?fs=1&hl=de_DE

(via)

UPDATE Das Video bei YouTube ist gelöscht, aber Horizont.net hat es noch.

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Lustige Witze aus Edinburgh

23. August 2010 Keine Kommentare

Ja, sie sind kompetitiv, die Bewohner der lustigen Insel. Wenn sie ein Festival wie das in Edinburgh machen, werden sogar die zehn lustigsten Witze ermittelt. Meine Lieblings-Zeile (von Gary Delany):

Dave drowned. So at the funeral we got him a wreath in the shape of a lifebelt. Well, it’s what he would have wanted.

Alle zehn gibt’s bei Chortle.

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