Man mag es, oder man mag es nicht, dieses Burtonland.
Ich persönlich finde „Alice in Wonderland“ toll — die 3D-Effekte ergeben bei diesem Film tatsächlich Sinn, die Schauwerte sind beachtlich, und Mia Wasikowska, die sich vom schüchternen Teenager in eine Art Fantasy-Jean D’Arc verwandelt, ist sensationell (und übrigens auch im gleichfalls sehenswerten „In Treatment“ schon sehr gut). Natürlich, die Story ist dünn, und die Disney-Leute (würde ich vermuten) hatten ein Auge darauf, daß die üblichen Burton-Abgründe etwas weniger abgründig waren als sonst. Die Grinsekatze etwa hat nun überhaupt nichts mehr unberechenbar-ambivalentes. Aber wen stört’s. Mich nicht, ich mag Popcorn-Kino.
Die frühen Zeiten waren die besten. Damals, in der wilhelminischen Schlußphase des Kaiserreichs, hatten sich die Wege von Nachrichten und Feuilleton noch nicht geschieden … Sagen wir es ungescheut: Richtig gut war das Feuilleton nie. Seine Verdienste konnte es trotzdem haben, und zwar nach Maßgabe der Beherztheit, die es benötigte, um überhaupt zu existieren … Besonders intelligent war das Feuilleton zwar nie, in seinen Blütezeiten aber machte es das durch Kampfesmut wett.
Absoluter Quatsch? Richtig, aber wenn man „Feuilleton“ durch „Kabarett“ ersetzt, „Burkhard Müller“ drunterschreibt und es im SZ-Feuilleton veröffentlicht, gehen heute die undifferenziertesten Pauschalurteile, der ahnungsloseste Schmock und die größte Borniertheit als Aufmacher durch. Wer so verallgemeinert („kein Wort drängt sich bei den heutigen Darbietungen des Kabaretts so sehr auf wie: Geschenkt!“), der offenbart wenig mehr, als daß er von der Kunstform, die er kritisiert, keinen rechten Begriff hat, nichts weiß von ihrer Funktionsweise und auch nicht von den Facetten, in die sich das Genre seit tausend Jahren diversifiziert hat. Das Kabarett als Zwillingsbruder des Karnevals: Starke Worte findet man natürlich jederzeit, wenn man, wie Müller es heute tut, den Henryk M. Broder der Kabarettkritik gibt, alles in einen Topf wirft, kräftig umrührt und dann zum Schluß kommt: Schmeckt ja gar nicht! Geistreich ist es allerdings nicht, genauso wenig wie das „selber doof!“, mit dem Müller auf die notwendigerweise zuspitzende Politik- und Gesellschaftskritik seitens des Kabaretts reagiert: „Wenn man gar zu genußvoll die Dummheit der anderen verhöhnt, wird man selber dumm“ — das steht wirklich so da: Selber doof!
Das soll nun keine pauschale Verteidigung des Kabaretts sein — eine solche wäre ja nun genauso undifferenziert wie Müllers Verdammung. Es gibt bestimmt unterkomplexes Kabarett. Es gibt aber auch anderes. Was allerdings jemand, der Eseleien als Apercus verkaufen möchte, vermutlich nicht wahrnimmt. Anders läßt sich die Schlußbemerkung Müllers nicht bezeichnen, die Seehofers Bemerkung von den wackelnden Alpen und dem schäumenden Chiemsee, dem Tsunami und der Westerwelle als „Lichtblick fürs Kabarett“ feiert, damit am Ende des Texts eine Pointe steht. Denn wenn die Bemerkung eines Politikers ein Lichtblick fürs Kabarett wäre, könnte Müller ja getrost auch das Feuilleton Seehofer überlassen — da findet sich bestimmt eine Bemerkung, die man als Lichtblick verstehen könnte. Geschenkt.
Die „Larry Sanders Show“ könnte, zwölf Jahre nach der letzten Folge, bald erstmals komplett auf DVD erscheinen. Das berichtet Chortle. Die brillante Mediensatire von Garry Shandling, ausgestrahlt von 1992 – 1998 auf HBO, war bislang nur in kleinen Teilen als „Best of“ erhältlich, obwohl sie nicht nur zahllose Preise (vier American Comedy Awards, BAFTA, drei Emmys, Rose d’Or) abgeräumt, sondern auch etlichen ähnlichen Shows den Weg bereitet hat — namentlich „Curb Your Enthusiasm“, „Knowing Me, Knowing You With Alan Partridge“ und „Extras“.
Die „Larry Sanders Show“ spielt vor und hinter den Kulissen einer Late Night Show, deren Gastgeber Sanders unter einer Maske der Freundlichkeit häufig als egozentrisch, hinterhältig und kleinkariert zu erkennen ist und bei seinen Gästen (u.a. Robin Williams, Roseanne Barr, Billy Crystal, Jon Stewart, Jim Carrey und Ellen DeGeneres) meist nicht den besten Eindruck hinterläßt. Verblüffend ähnlich mit seiner Rolle war Shandling im Interview mit Ricky Gervais für dessen „Ricky Gervais meets…“-Serie von 2006, für die Gervais seine Comedy-Heroen besuchte. Kann ich jedem empfehlen, der einmal zwei extrem verspannten Comedians dabei zusehen will, wie sie immer kühlere Frotzeleien austauschen.
Alle 89 Folgen könnten noch im Herbst erscheinen, wenn auch vermutlich nur in den USA und dementsprechend als Region 1-DVDs.
Vermutlich bin ich der letzte, der es noch nicht kannte, anyway: Hier die Sesamstraßen-Version von „Mad Men“. Jetzt bitte „Lost“ und „Breaking Bad“ mit Grobi und Bibo!
Selma und Patty als Engel, Bart und Lisa am Kreuz, die Reinkarnation von Maggie — es sind schon ziemlich krause Kirchenfenster, die Joseph Cavalieri da produziert. John Frink, einem der Simpsons-Autoren, der während seiner Recherche zur (eher schwachen) Dokumentation „20 Jahre Simpsons“ über sie gestolpert ist, haben sie dennoch so gut gefallen, daß er nicht nur sofort nach New York geflogen ist, um für 1800.- Dollar bei Cavalieri einzukaufen, sondern sie auch noch in einem Cameo in der Dokumentation untergebracht hat.
Larry David will möglicherweise die nächste Staffel „Curb Your Enthusiasm“ nach Großbritannien verlegen. Wie Chortle berichtet, habe LD bei den Writers Guild of America Awards gesagt, er würde gerne in England drehen und habe eine Vorliebe für Engländer. Allerdings gibt es noch keine Bestätigung dafür, daß es überhaupt eine weitere, es wäre die achte, Staffel „Curb“ geben wird.
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