Schmidt & Böhmermann
Harald Schmidt hat sein neues Team bekanntgegeben, und an seiner Seite ist (u.a.) niemand geringeres als: Jan Böhmermann! So schnell hat sich meine Prophezeihung also bewahrheitet. Glückwunsch, Jan!!
Harald Schmidt hat sein neues Team bekanntgegeben, und an seiner Seite ist (u.a.) niemand geringeres als: Jan Böhmermann! So schnell hat sich meine Prophezeihung also bewahrheitet. Glückwunsch, Jan!!
Matt Lucas, die eine Hälfte von „Little Britain“, wird heute im Guardian porträtiert, und zwar auf eine sehr anrührende Weise. Denn Decca Aitkenhead gibt gleich zu Beginn ihres Stücks zu, kein Fan von „Little Britain“ und dem Humor von David Walliams und Matt Lucas zu sein (da geht es ihr wie mir), versucht deshalb, in der persönlichen Begegnung mit Lucas zu erforschen, was seinen Comedy-Appeal ausmacht — und stößt nicht nur auf den höflichen und bescheidenen Menschen, den man Lucas gemeinhin nachsagt zu sein, sondern auf jemanden, der offenbar von Angststreß so geplagt ist, daß es keinen großen Spaß machen kann, in seiner Haut zu stecken.
Man käme nicht darauf, daß er mit Comedy sein Geld verdient, wenn man ihn trifft, schreibt sie an einer Stelle, und hofft, daß sie ihm in einem ungünstigen Moment begegnet ist, was sich auch bestätigt. Trotz dieser Einsicht bleibt Lucas ihr fremd, obwohl sie seine Biographie kennt und ihm zugutehält:
At the age of six, all his hair fell out — a condition he probably inherited from his father, who had lost all his hair at 13. When he was 10, his parents separated, and two years later his father, a businessman, was sent to prison for six months for white-collar fraud. A bald, overweight, gay Jewish teenager, Lucas struggled in secrecy with his sexuality throughout adolescence, comfort eating and watching TV while working on a comic persona to present as a defence to the world.
Ein hervorragender Text über einen sehr ungewöhnlichen Comedian: Pflichtlektüre für den Tag.
Gerade komme ich nicht dazu, viel zu gucken (hat man das gemerkt?), darum hier zur allgemeinen Unterhaltung: Die letzte, weil schon auf der Metaebene befindliche „Untergangs“-Parodie, in der Hitler herausfindet, daß es — schon wieder! — eine neue „Untergangs“-Parodie gibt. Geht, wie immer, auch ohne Ton. Sogar besser, ohne Ton.
(via Graham Linehans Blog)
Jimmy Mulville hat sich auf dem Edingburgh television festival über ein „Klima der Angst“ bei der BBC beklagt: Seit dem „Sachsgate“ hätten gewagtere Scherze größte Schwierigkeiten, es ins Fernsehen zu schaffen, so Mulville, einer der Mitbegründer von Hat Trick Productions, die unter anderem „Father Ted“ produziert haben. Er befürchte, die Boulevardpresse setze nun die Maßstäbe; verantwortlich sei dafür aber niemand im Einzelnen außer dem BBC-Chef Mark Thompson: „Der Fisch stinkt vom Kopf.“
Als Sachsgate gilt ein Telefonscherz von Russel Brand und Jonathan Ross, bei dem die beiden Andrew Sachs (bekannt als der spanische Kellner Manuel in „Fawlty Towers“) u.a. die Mitteilung auf dem Anfrufbeantworter hinterlassen hatten, Brand habe mit Sachs‘ Enkelin Sex gehabt. Obwohl Sachs sich nicht beleidigt fühlte (und Brand tatsächlich eine Affäre mit Georgina Baillie gehabt hatte), wuchs sich der Vorfall infolge großer Presseempörung zu einem Skandal aus, in dessen Verlauf Brand und Ross von Thompson für eine Woche von ihren Fernsehsendungen suspendiert wurden.
Stephen Fry wiederum bedauert im selben Zusammenhang den überbordenden Zwang zur Korrektheit („culture of compliance“) beim britischen Fernsehen, der so weit ginge, daß Fernsehredakteure Szenen verböten, in denen Kriminelle beim Autofahren telefonierten.
Die lange „The Office“-Nacht auf BBC 2 in der britischen Presse: Das Guardian-TV&Radio-Blog glaubt, „The Office“ sei zeitlos und werde in 30 Jahren frischer wirken als alle anderen modernen Britcoms, der Telegraph freut sich zwar, daß die Serie andere zeitgenössische Mockumentarys wie „Getting On“ und „The Thick of It“ inspiriert hat, warnt aber davor, sie schon vor dem 10. Geburtstag bis zum Überdruß zu feiern.
Rob Brydon wird schließlich von der Liverpool Daily Post interviewt und sagt aber leider nichts interessantes, außer daß er gerade die dritte Staffel „Gavin & Stacey“ abgefilmt hat, in der er eine größere Rolle als bisher spielen wird. Hoffentlich passiert auch insgesamt mal ein bißchen mehr als in der letzten Staffel und dem Weihnachts-Special, das allzu versöhnlich-harmlos war und zusammen mit Horne und Cordens letzten Fernseh- und Filmabenteuern die Luft aus der bis dahin eigentlich immerhin sympathischen Serie etwas rausgelassen hat.
Es ist ja nur das eine, daß deutsche Journalisten die in Umfragen ermittelten „18 Prozent“ für Hape Kerkelings Horst Schlämmer nicht richtig interpretieren können oder wollen. Das andere ist, daß einige schon Probleme mit unterschiedlichen Medienformen haben, und daß alles aus und vorbei ist, wenn dann noch Komik ins Spiel kommt — Satire, Parodie, uneigentliches Sprechen, das ist offenbar zu hoch.
Jüngstes Beispiel: Ein Text von Minu Barati in der gestrigen Zeit, über dem in dicken, unsichtbaren Buchstaben stand: „Wir würden diesen Text auch drucken, wenn Minu Barati nicht die Frau von Joschka Fischer wäre.“ Sie hat offenbar sowohl den „Schlämmer“- als auch den „PARTEI“-Film gesehen, aber weder den einen noch den anderen verstanden, und das Phänomen, das sie dann beschreiben will, erst recht nicht. Geschenkt, daß auch Barati die „18 Prozent“ Schlämmerzustimmung, die Deutsche mit Sinn für Humor dem Forsa-Mann in den Block diktiert haben, wie all ihre Kollegen ernst nimmt und nicht als das, was sie sind: Einen Spaß, den Menschen in Umfragen eben mitmachen, wenn sie gefragt werden, ob sie sich vorstellen könnten, einem Spaßkandidaten ihre Stimme zu geben. Was das tatsächlich über Wahl- und Politikbegeisterung oder ihr Fehlen in Deutschland aussagen soll, ist mir vollkommen rätselhaft. Aber dann:
„In diesem Jahr erleben wir den wohl langweiligsten Wahlkampf aller Zeiten. Vielleicht bekommen Schlämmer und Sonneborn deshalb so viel Beachtung. Sie sind fiktive Figuren, wirken aber neben ihren ‚Politikerkollegen‘ erstaunlich real.“
Sonneborn eine fiktive Figur? Das wüßte ich. Während seiner Chefredakteurschaft bei TITANIC erschien er mir jedenfalls durchaus real, im Gegensatz zu Horst Schlämmer. Allerdings ist auch der nicht fiktiv, es gibt ihn ja, zumindest als eine Rolle des Komikers Kerkeling; Schlämmer ist mithin fiktional. Ein Unterschied, den man kennen könnte, wenn man an der „Berliner Fernsehakademie studiert“ hat und „eine Filmproduktionsfirma“ leitet.
Es scheint aber, als wäre es Barati lieber, die Wirklichkeit ihren Theorien anzupassen als umgekehrt:
„(Sonneborns) Gefolgschaft rekrutiert sich zum einen aus den eigenen Reihen der TITANIC-Anhänger und zum anderen aus Menschen, die nicht einmal eine rudimentäre politische Informationsfähigkeit empfinden und deren Konzentrationsfähigkeit auf einen Bierdeckel paßt. Hier wird ein Pool von Wählern gezeigt, den man zu fast allem mobilisieren kann.“
Ist das noch Ahnungslosigkeit oder schon Demagogie? Denn selbstverständlich hat Die PARTEI keineswegs die beschriebenen Vollidioten und willenlosen Zombies als Mitglieder, sondern Menschen, denen bewußt ist, daß Die PARTEI eine Satireveranstaltung ist, eine Parodie auf die echten Parteien und ihr mitunter leeres Geschwätz. Sie jubeln nicht den krausen Forderungen zu, die im übrigen kluge und mit Humor begabte Menschen wie Heinz Strunk, Rocko Schamoni und Oliver Maria Schmitt zum Besten geben, sondern dem Umstand, daß man auch dem größten Unsinn mit einfachen Mitteln (grauer Anzug, seriöses Gesicht) den Anschein richtiger Politik geben kann. Es sind Menschen, die den Witz verstanden haben — anders offenbar als Minu Barati.
Darum ist der allergrößte Unsinn natürlich der Satz
„Sonneborn und Die PARTEI wirken wie ein schamanisches Heilsversprechen bei Krebs im Endstadium. Erstaunt wird man in ein Paralleluniversum eingeführt, in dem Satire und Ironie nicht existieren.“
Äh: What?! Man braucht also nur seinen Sinn für Humor abstellen und kann ohne weiteres all den reinen und blühenden Unsinn um einen herum ernst nehmen — und allen Beteiligten unterstellen, auch sie nähmen den Unsinn ernst und könnten am Ende Wirklichkeit und Fiktion nicht mehr unterscheiden? Da scheint ein gewaltiger Dachschaden vorzuliegen.
Also noch mal zum Mitschreiben: Horst Schlämmer ist eine fiktionale Figur, nämlich die des Komikers Hape Kerkeling. Er existiert nicht wirklich, kann dementsprechend auch nicht wirklich kandidieren, und hat auch keine echte Partei hinter sich. Martin Sonneborn ist eine reale Figur, nämlich ein Publizist mit Namen Martin Sonneborn, der nach allen Regeln des Rechtsstaates eine richtige Partei gegründet hat, die aber mit satirischen Nonsens-Inhalten gefüllt ist. Über den Aufstieg und Fall dieser Partei wiederum ist eine Dokumentation gedreht worden, die mit fiktionalen Elementen angereichert ist.
Aber womöglich weiß das Frau Barati ja und hat sich nur einmal zum Spaß dumm und humorlos gestellt, um zu sehen, was passiert, wenn man aus dieser Perspektive einen Text über komische Filme und Phänomene schreibt. Was passiert ist, daß Die Zeit es dann in ihren Politikteil hineindruckt.
Simon Pegg, der momentan so gut im Geschäft ist, daß er seine bereits lang angekündigte Autobiographie „Out of ‚Spaced'“ um ein Jahr auf Weihnachten 2010 verschieben mußte, hat offenbar noch ein weiteres Filmprojekt angenommen. Er wird, wenn man Dread Central glauben darf, einen der beiden Serienmörder William Burke und William Hare spielen, die Anfang des 19. Jahrhunderts in England mordeten, um die Leichen dem Edinburgh Medical College für anatomische Zwecke zu verkaufen. Regie führen soll John Landis, der das Gerücht um Pegg auch gestreut hat. Hoffentlich spielt nicht Nick Frost den zweiten Killer, so brillant ist der Double Act der beiden nämlich auch nicht, daß ich ihn in jedem zweiten Film mit Pegg wieder sehen müßte.
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