Wenn man vom Rücken des Berghanges über das kleine (fiktionale) Städtchen Pontyberry sieht, in dem „Stella“ (Sky 1, 2012) angesiedelt ist, bemerkt man zwei Dinge: Wie einfach bis arm das Leben im walisischen Hinterland schom immer gewesen sein muss. Das erkennt man unschwer an den schmucklosen granitgrauen Häuschen, die sich in langen Reihen hügelauf und hügelab in die Landschaft schmiegen, als ob jemand sie zu Ketten aufgefädelt hätte. Und man sieht, wie idyllisch schön es doch in Wales ist: Wie grün das Gras leuchtet, wie anmutig Berg und Tal ineinander fließen, wie absent Glas und Stahl und Werbetafeln sind. Alle sind arm hier, aber alle sind gleich arm, und deshalb spielt die Armut schon gar keine so entscheidende Rolle mehr.
Doch die Armut spielt auch deshalb keine so entscheidende Rolle, weil nicht nur sie die Idylle bedroht. Zwar hat Hauptfigur Stella (Ruth Jones) nur einen prekären Job; sie bügelt für kleines Geld die Wäsche ihrer Nachbarn. Doch das ist keineswegs ihr einziges Problem: Ihr ältester Sohn Luke (Craig Gallivan) sitzt (zumindest zu Beginn der Serie) wegen joyriding im Gefängnis. Ihre beste Freundin und Schwägerin Paula (Elizabeth Berrington) ist Pegeltrinkerin und muss als Inhaberin und Chefin eines Beerdigungsinstituts stets ihren Blutalkoholwert kontrollieren, bevor sie sich hinters Steuer des Leichewagens setzen kann. Stellas Ex Karl (Julian Lewis Jones), ein eher schlicht gestricktes Landei, hat eine superprollige neue Freundin (Karen Paullada), die sich bereits für die Stiefmutter von Stellas Kindern hält. Und Stellas Tochter, die hübsche Emma (Catrin Stewart), ist noch keine 18 und schon schwanger, während sie noch mitten in ihren finalen Schulprüfungen steckt. Was bedeutet, dass Stella demnächst Großmutter wird — mit 42.
„Stella“ wäre jedoch kein britisches Comedydrama, gliche die Show nicht ihr ernstes (und realistisch dargestelltes) Set up durch enorme Wärme, Herzlichkeit und durch und durch sympathische Charaktere aus. So durchschaubar dieses Prinzip englischer Comedy ist, den Grausamkeiten des Lebens mit Humor (und einer stiff upper lip) zu begegnen, und so inflationär es gerade im Moment eingesetzt wird, so gut funktioniert es auch. Ich selbst hatte „Stella“ nach den ersten zwei Folgen für zu süß befunden, aber ich muss mich korrigieren: die Serie ist gewiss harmlos, aber nach ein paar Folgen wächst sie einem enorm ans Herz. Einerseits, weil man die Figuren dann kennt, andererseits, weil auch die Drehbücher besser und besser werden und neben den Gags, die aus den Charakteren entstehen, immer mehr Oneliner und visuelle Scherze dazukommen: Per aspera ad astra, bzw. eben ad stella.
Wie man solche Serien schreibt, weiß Ruth Jones seit dem sehr erfolgreichen „Gavin & Stacey“ (Baby Cow für BBC3 und 1, 2007 – 10), für das sie zusammen mit James Corden verantwortlich war — und wo sie ebenfalls zu sehen war, in der Nebenrolle der stark übergewichtigen und stets mürrischen Nessa. Nicht wiederzuerkennen ist sie allerdings in „Stella“, was nicht nur an den geschätzten 25 Kilo liegt, die sie seitdem abgenommen hat, sondern auch an der Rolle als grundoptimistische, immer gut geerdete alleinerziehende Mutter. Mittlerweile produziert Jones sogar selbst: „Stella“ entstammt ihrer eigenen Firma Tidy Productions. Ein Verlust für Baby Cow, die mit dem ähnlich situierten, aber weniger überzeugenden „Starlings“ (ebenfalls Sky1) deutlich den Kürzeren gezogen haben.
Eine zweite Staffel „Stella“ ist schon unterwegs, die erste auf DVD erhältlich, und diese macht den walisischen Zungenschlag dank Untertiteln auch für durchschnittlich sprachbegabte Menschen verständlich. Wer sich die verregneten und zu kühlen Abende dieses sogenannten Sommers also etwas aufhellen möchte, der lege sich diese kaminfeuerwarme Serie zu: insbesondere weibliche Mitgucker werden es danken.
Vor mittlerweile über zehn Jahren begann in England die Phase der dunkelsten Comedyshows aller Zeiten. „The Office“ (BBC2, 2001 – 03) war so eine Serie, und womöglich die prominenteste, aber sicher nicht die böseste, die damals entstand. Allen gemein war, dass sie ihre Zuschauer zwangen, halbstundenweise in menschliche Abgründe zu schauen und in die Abgründe zwischen Menschen, sei es zwischen dem Boss und seinen Angestellten, zwischen einem Moderator und seinen Gästen („I’m Alan Partridge“, BBC2, 1997 – 2002) oder zwischen Ehepaaren („Human Remains“, BBC, 2000). Das war ungemütlich und trostlos, und wenn man als Zuschauer berührt war, dann allenfalls von einer eiskalten Hand.
Cringe Comedy war der heiße Scheiß der Stunde, je böser, desto besser. Selbst eine narzisstische Soziopathin wie Jill Tyrell (Julia Davis in „Nighty Night“, BBC3, 2004 – 05) konnte als Sitcomheldin taugen; eine „Heldin“, die den langsamen Krebstod ihres Ehemannes ausnutzt, um der Nachbarin, die selbst unter Multipler Sklerose leidet, den Mann auszuspannen.
In nicht wenigen dieser Shows spielte Steve Coogan mit, und wo er nicht mitspielte, produzierte er. Schon 1999 gründete er zusammen mit Henry Normal seine eigene Firma Baby Cow, die fortan vorwiegend eben diese düstere Comedy hervorbrachte: Neben „Human Remains“ und „Nighty Night“ waren das etwa „Ideal“ (BBC3, 2005 – 11), die Kiffersitcom mit Johnny Vegas, die allerdings nicht nur düster war, sondern auch eine heiter-surreale Note hatte, das psychedelisch-dämmrige „The Mighty Boosh“ (BBC3, 2004 – 07) sowie nicht zuletzt „Sensitive Skin“ (BBC2, 2005 – 07), ein schwarzes Comedydrama mit Joanna Lumley („Absolutely Fabulous“), in dem sie sich als arbeitende, älter werdende Frau ihren Zukunftsängsten stellen musste. Harter Tobak; geistreiches, aber sehr unterkühltes Fernsehen.
Heute aber ist alles anders. Die Zeiten, nicht nur in Großbritannien, sind selbst kühl geworden. Nichts mehr ist zu spüren von damaligen politischen Aufbruchsstimmung und der darauf folgenden Enttäuschung von New Labour. Und niemand will auch noch über so explizites menschliches Leid in Comedyshows lachen, wenn er es schon täglich in den Nachrichten sehen muss.
Darum schwingt seit einigen Jahren das Pendel in die andere Richtung. Nun sind es die heiteren Familienshows, in denen fiktionale Nestwärme und Zuversicht Zuflucht bieten angesichts realer Rezession, Arbeitslosigkeit und Randale auf der Straße. „Gavin & Stacey“ (BBC, 2007 – 10) war die Antwort von Baby Cow; eine Serie, in der sich Boy und Girl (Mathew Horne und Joanna Page) finden, trotz großer räumlicher wie gesellschaftlicher Distanz.
Doch seit diesem Riesenerfolg schwächelt die einstige Vorzeigeschmiede für junges Talent. Vor allem„Starlings“ (seit Mai auf Sky1), der neueste Versuch von Baby Cow, auf den Paradigmenwechsel zu reagieren, wirkt wie eine Auftragsarbeit.
Dabei hätte dieses Familien-Comedydrama in den englischen Midlands theoretisch das Zeug zum Erfolg: zwei gute und erfolgreiche Autoren/Darsteller, nämlich Matt King und Steve Edge, einen veritablen Star als Hauptfigur: Brendan Coyle, den Bates aus „Downton Abbey“ (ITV, seit 2010), sowie die übliche dysfunktionale Familie im Mittelpunkt, inklusive schwächelndem Familienbetrieb, exzentrischen Verwandten und einem Neugeborenen.
Warum geht das Rezept nicht auf? Vielleicht, weil man es allzu leicht durchschaut: Matt King (der auch die sehenswerte Koch-Sitcom „Whites“, BBC2, 2010, mitgeschrieben hat) spielt nach Super Hans in „Peep Show“ (Channel 4, seit 2003) einen weiteren von sich selbst eingenommenen Künstler, unter den gar nicht so dräuenden Familienproblemen liegt stets ein etwas zu geschmackvoller Folk-Soundtrack, oft sitzen die Familienmitglieder einfach beisammen und sind nett zueinander. Das ist, nun ja, nett — aber sehr komisch ist es leider nicht. Fernsehen als Lagerfeuerersatz.
Vor allem Brendan Coyle hat mich enttäuscht in seiner seifenoperflachen Rolle als stets supernetter Familienvater, der seine Herz- und Geldprobleme immer schön für sich behält, um seine Familie nicht zu belasten. Coyle hat leider nicht den kleinsten funny bone, und die Autoren scheinen ihm auch keinen zuzutrauen. Pointen haben sie ihm jedenfalls vorsorglich erst gar nicht ins Buch geschrieben.
„Starlings“ ist eine einzige Versicherung für den Zuschauer, dass das Happy End nur wenige Meter bzw. Minuten entfernt ist: der spinnerte Onkel darf auch noch bei uns wohnen, soll er halt in den Wohnwagen im Hof einziehen! Die kleinwüchsige Tochter darf davon träumen, Fußballtorwart zu werden — Träume sind ja nicht verboten! Sogar der quasi autistische Sohn, der sich nur für die Spinnen und Reptilien in seinem Nerd-Zimmer interessiert, kriegt eine Freundin ab: Alles wird gut. Ach wo, wird: alles ist gut.
Für Baby Cow aber ist nicht alles gut. Fragt sich, ob eine Produktionsfirma breiter aufgestellt und folglich in der Lage sein müsste, auch den Mainstream zu bedienen. Das hat mit „Gavin & Stacey“ ja schon einmal geklappt — allerdings womöglich nur, weil James Corden und Ruth Jones (die mit „Stella“ selbst gerade auf dem Gebiet der nordenglischen Wohlfühlfamiliencomedy unterwegs ist, und zwar gleichfalls auf Sky1), weil Corden und Jones also damals noch ihrer Zeit in puncto Comedygeschmack voraus waren und schon den Trend zum kleinen Glück vorwegnahmen, als noch das große Unglück en vogue war.
Oder täte Baby Cow besser daran, sich weiterhin zu spezialisieren und auch gegen den Zeitgeist das zu machen und zu fördern, womit sie groß geworden ist: düstere, eher avantgardistische Comedy. Womöglich sind die Nischen dafür nicht mehr groß genug, weil die englischen TV-Budgets schon immer legendär niedrig waren und immer weiter abnehmen. Vielleicht liegen die besten Zeiten für Baby Cow also schon hinter uns. Das wäre äußerst schade.
Hätte ich mir den Superlativ im letzten Eintrag doch gespart! Dann müsste ich ihn jetzt nicht noch überbieten. Denn das Prädikat „traurig“ gebührt ohne Zweifel „Derek“ (Channel 4), der Pilot-/One-Off-Folge von Ricky Gervais‘ jüngster Show rund um ein geistig zurückgebliebenes Faktotum in einem Altersheim. „Traurig“ in mehr als einer Hinsicht.
https://www.youtube.com/watch?v=iVBaZA1Jnkg?version=3&hl=de_DE
Traurig, in erster Linie, weil es nichts zu lachen gibt. Nennt mich altmodisch, aber ich mag Comedy, die mich zum Lachen bringt. Bei „Derek“ musste ich nach handgestoppten 14 Minuten (von 25) zum ersten Mal leise kichern, und danach kam nur noch ein einziger Lacher. Und nein, das war nicht der Moment, als Derek in den Brunnen gefallen ist. Vermutlich hat Gervais „Derek“ deswegen vorsorglich als Comedy-Drama deklariert, weil es schlicht fast keine Comedy gibt. Das Format (die schon erwähnten 25 Minuten) weist die Show aber im Grunde als Sitcom aus (ich kenne kein englisches Comedy-Drama, das so kurze Episoden hätte).
Als solche funktioniert „Derek“ nicht. James Carey fasst in seinem Blog Sitcom Geek sehr gut zusammen, was aus humorkritischer Perspektive nicht funktioniert: eine Sitcom benötigt eine Hauptfigur, die a) ein Ziel hat, eine Mission, mit einem Wort: die Âventiure, die seit dem Mittelalter jeden Ritter hat in die Welt ziehen lassen, um sich Bewährungsproben zu suchen. Dereks Wunschziel bleibt äußerst unklar. Comedy braucht aber auch b) Hindernisse, die aus dem Charakter selbst entstehen, aus seiner Eitelkeit, seiner Misanthropie, egal — er muss sich aber selbst im Weg stehen. Er braucht ein Handicap.
Genau hier stoßen wir an das Problem der Show, denn Derek hat ein Handicap, er ist aber nicht selbst schuld daran: Derek ist — sei es nun eine tatsächliche Behinderung, sei es nur ein extrem unterdurchschnittlicher Intelligenzquotient — beschränkt. Da hat „der Spaß ein Loch“, wie Murmel zu sagen pflegt. Denn wenn Derek nun über etwas stolpert, wörtlich und im übertragenen Sinne, hat das praktisch keine Fallhöhe. Er fällt nicht von einem hohen Ross; er ist von Anfang an schon ganz unten.
Es ist also schwierig, mit einer solchen Hauptfigur in einem solchen Setting komische Geschichten zu erzählen. Folglich hängen die wenigen genuin komischen Momente an den Nebenfiguren: Karl Pilkington als seniorenverachtender Altenpfleger Dougie etwa, der es durchaus verdient, wenn ihm etwas schlechtes widerfährt, oder die sympathische Pflegerin Hannah (Kerry Godliman), die von Derek in eine peinlich-amüsante Situation gebracht wird, als er ihr eigentlich nur helfen möchte. Die Komik, die da evoziert wird, ist aber allenfalls naiv und sentimental-rührend (beim erwähnten einzigen lauten Lacher ist Derek gar nicht beteiligt). Wer das mag, ist mit „Derek“ vielleicht ganz gut bedient.
Aber ich habe neben der fehlenden Fallhöhe (und dem abgedroschenen Mockumentary-Format) noch ein anderes Problem: Ich empfinde leider keine Sympathie mehr für Ricky Gervais. Ich kann nicht darüber hinwegsehen, dass die Figur des Derek vom Macher von „Life’s Too Short“ gespielt wird, der damals schon „keine Witze über Zwerge“ versprochen hat und dann doch nur Slapstick um einen Zwerg lieferte, der im Klo stecken bleibt. Gervais ist in meinen Augen hauptsächlich ein Agent Provocateur, der genau um die Wirkung weiß, wenn er sich die Haare in die Stirn kämmt, den Unterkiefer vorschiebt, mit einem „Glöckner von Notre Dame“-Gang geht und überhaupt einen Behinderten spielt. Ich kann von Anfang an nicht anders als denken: hier wird um der Provokation willen provoziert.
Eine interessante, erzählenswerte Geschichte konnte ich in „Derek“ jedenfalls nicht finden (eine erkennbare Handlung gab es überhaupt erst in den letzten zehn Minuten), und eine komische schon gar nicht. „Derek“ war für mich zwei Drittel Langeweile und ein Drittel Widerwillen, und ich wäre froh, wenn ich mich nicht durch weitere fünf Folgen „Derek“ quälen müsste.
Nach einem Screening von Ricky Gervais‘ Piloten „Derek“ (Channel 4, 12. April) sieht es nach einer überraschenden Wendung in der Meinung der Kritiker aus: Offenbar ist die Show rund um einen geistig Zurückgebliebenen/Behinderten, der in einem Altenheim arbeitet, doch nicht so offen beileidigend, wie man nach „Life’s Too Short“ (BBC2, 2011) annehmen konnte.
Tatsächlich sind sich die Online-Medien relativ einig: „Derek“ ist eine eher warme, freundliche Show, die keine Scherze auf Kosten ihrer Hauptfigur macht, bzw. jedenfalls nicht nur:
The cleverest part of the comedy is the thinly-veiled double entendre; on one hand, you might find cheap laughs in a mentally challenged man falling into a pond, but on the other hand you might find more rewarding comedy concealed in Derek’s interpretations of the world that surrounds him. Either way, it doesn’t take long before all threat is dispersed and you’ve established a tenable connection to Derek.
berichtet Heatworld, und der Digital Spy erwähnt „emotionale Momente, die unweigerlich kommen (es ist schließlich eine Ricky-Gervais-Show)“ und die Gervais‘ Potential als ernsthafter Schauspieler zum Vorschein brächten — Momente, in denen man mit der Hauptfigur aus tiefstem Herzen mitfühlt, was abermals ein großer Unterschied zu „Life’s Too Short“ oder Karl Pilkington in „An Idiot Abroad“ (Sky 1, seit 2010) wäre.
Apropos Pilkington: der spielt auch mit, allerdings quasi sich selbst. Überhaupt scheint von Anfang an in jedem Moment klar zu sein, dass wir es mit einer Show von Ricky Gervais zu tun haben: Es ist, logo, abermals ein Mockumentary-Format, allerdings ohne dass je erklärt würde, warum ein Kamerateam das Leben und Wirken Dereks in einem Seniorenheim dokumentieren sollte. So bleiben die Vergleiche mit „The Office“ und „Extras“ auch in der RadioTimes-Kritik nicht aus, aber: es sind Vergleiche mit den positiven Aspekten aus Gervais Vorgängerwerken. „Derek“ sei
a sensitive comedy drama that recalls the sudden cries from the heart we saw at the end of Extras and, particularly, The Office. Almost all those preconceptions are wrong. Almost all of them. Gervais is trying, if not to atone, then to progress — but he’s not been bold enough. Smears of old paint spoil the canvas.
Das alles klingt sehr nach einer der besseren Ideen von Gervais. Womöglich ist es sogar bedauerlich, dass Channel 4 keine ganze Staffel „Derek“ bestellt hat. Chortle jedenfalls schließt mit der Bemerkung, Gervais käme hier wesentlich „aufrichtiger“ rüber, viel weniger frivol als in anderen Shows, und das will ich mir gerne ansehen.
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UPDATE: Ricky Gervais äußert sich nun selbst zu „Derek“:
He’s lovely and kind. Whatever he thinks and does is the nice way to go. He knows what he likes and does everything with passion and honesty.
I’ve never thought of him as disabled. He’s not that bright but neither are Kev [David Earl’s character] or Karl. He’s cleverer than Baldrick and Father Dougal and he certainly hasn’t got as big a problem as Mr Bean. When portraying someone with disabilities I usually get someone with that disability to play them.
People assume my work is cynical and outrageous and it’s never been. I’ve always liked realism. There’s nothing better than real life. I like getting close to real emotions. It’s just that people don’t quite expect it if they’ve been having a laugh.
Der vollständige Text findet sich bei Chortle, wo auch berichtet wird, über eine volle Staffel sei bei Channel 4 noch gar nicht entschieden worden.
Wenig passiert hier in den letzten Tagen, aber die Glotze war natürlich trotzdem oft an. Meine Fernsehauswahl der letzten Wochen:
„Homeland“ (Showtime, 2011) ist weder lustig noch britisch, dafür aber dekoriert mit einem Golden Globe (Best Television Series – Drama) und nach einer israelischen Vorlage, was mich aus persönlichen Gründen immer interessiert. Inhalt: Ein US-Marine, Sergeant Nick Brody (Damian Lewis), wird nach acht Jahren Gefangenschaft in den Händen von Al Qaida von einem US-Kommando befreit und als Kriegsheld nach Washington zurückgebracht. Allerdings hat die psychisch einigermaßen labile CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes, die Julia in Baz Luhrmanns „Romeo + Juliet“) zuvor in Bagdad aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass ein langjähriger P.O.W. von Terroristen während seiner Haftzeit „umgedreht“ worden ist und nun als islamischer Terrorist in den USA eingesetzt werden soll. Das kann nur Brody sein. In der Agentur glaubt ihr nur kaum jemand, so dass Claire mehr oder weniger auf eigene Faust beginnt, Brody zu verfolgen.
„Homeland“ ist eine Mischung aus den Thriller-Elementen von „24“ (von dessen Executive Producern die Serie auch stammt) und der Hauptfigur aus „Dr. House“, die medikemantenabhängig und gebrochen ist, vielleicht weniger genialisch als House, dafür verbissener. Außerdem spielen die zentralen seelischen Beschädigungen der Israelis eine tragende Rolle, wie ja auch schon (und logischerweise) bei „In Treatment“ (HBO, 2008 – 10): Schuldgefühle (u.a. geht es um nicht legitimierte US-Kriegshandlungen), Paranoia, bipolare Störungen, Schizophrenie. Vor allem, aber nur hintergründig, um Schizophrenie, denn dass Carrie mit ihrem Verdacht nicht falsch liegt, wird sehr schnell klar: Brody ist tatsächlich beides, US-Marine, Kriegsheld und treusorgender Vater — und muslimischer… aber ich will nicht zu viel verraten.
Natürlich ist „Homeland“ ultra-konservativ; hin und wieder habe ich vor mir Homer Simpson gesehen, der mit bloßem Oberkörper „U-S-A! U-S-A!“ ruft und sein Shirt um den Kopf wirbelt. War „24“ ja auch. Geht aber vermutlich auch nicht anders, wenn man eine solche Spionagegeschichte erzählen möchte, und die scheinen im Moment ja Konjunktur zu haben (mit der neuen le Carré-Verfilmung „Tinker Tailor Soldier Spy“, „Mission Impossible“ usw.). „Homeland“ ist jedenfalls prima Fernsehen, auf der Höhe der Zeit, und die erste Staffel (eine zweite ist in Planung) endet freundlicherweise nicht mit einem riesigen Cliffhanger, der alles offenlässt, sondern schließt in einer extra langen Episode viele Handlungsstränge ziemlich endgültig ab. Jedenfalls scheint es so.
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Zurück nach Großbritannien:
„Skins“ (E4, seit 2007) läuft derzeit in der sechsten Staffel und mit dem dritten Ensemble, und ist dafür immer noch ziemlich gut. Eigentlich besser als „Fresh Meat“ (Channel 4, seit 2011), das im Prinzip das gleiche versucht: Ein junges Comedy-Drama with an attitude. „Skins“ erzählt, pro Folge um eine der jugendlichen Hauptfiguren kreisend, die Geschichte einer Handvoll Teenager rund um Bristol und begleitet sie während der letzten zwei Jahre in der Schule (Sixth Form) (daher der komplette Cast-Austausch nach je zwei Staffeln). Die Jugendlichen sind, wie die in „Misfits“ (ebenfalls E4, seit 2009), weiß Gott keine Unschuldslämmer und haben darüberhinaus mit handfesten Coming-of-Age-Problemen zu kämpfen. In der aktuellen Staffel ist gerade eine der Hauptfiguren gestorben (was die Serie davor bewahrt hat, zur Soap zu werden — ans viele Kiffen und die Häuser verheerenden Partys hat man sich ja nun gewöhnt), und eine neue ist auf den Plan getreten, die per Würfel entscheidet, was als nächstes zu tun ist, und heimlich wilde homosexuelle Erfahrungen sammelt.
Keine andere Serie schafft es so sehr, in mir den Wunsch nach unverbindlichen Drogen, lautem Sex und harter Musik zu wecken, wie „Skins“ — mit „Misfits“ und „Skins“ hat E4 derzeit das deutlich bessere Gespür für „neue“, junge Bild- und Musik-Ästhetik als die BBC, wo allenfalls „Being Human“ mithalten kann (das gerade auch in eine neue, die vierte Staffel gegangen ist). E4 ist der digitale Ableger von Channel 4, der sich vorwiegend an ein junges Publikum richtet, Experimente wagt und sogar richtig Geld dafür ausgibt. Lobenswert.
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Apropos junge Menschen:
„The Inbetweeners Movie“, zu deutsch: „Sex on the Beach“ (also eher: „deutsch“), gerade in den Kinos (bzw. womöglich schon wieder raus?) KANN in Deutschland nur total floppen, alles andere würde mich jedenfalls sehr wundern. Nicht weil dem durchschnittlichen deutschen Kinogänger die Vorgeschichte aus drei Staffeln „Inbetweeners“ fehlt (abermals E4, 2008 – 10) — ein Kinofilm muss es schon schaffen, eigenständig zu funktionieren. Sondern weil das spezielle englische Element dieser (abermals sehr jugendlichen) Komödie hier überhaupt nicht verstanden werden dürfte.
Für das unbewaffnete Auge sieht der „Inbetweeners“-Film wie eine britische Variante von „American Pie“ oder „Eis am Stiel“ aus, die hierzulande ja ebenfalls schon eher als geschmacklos und vulgär empfunden werden denn als komisch — und der „Inbetweeners“-Film legt da noch zwei Schippen oben drauf: Da werden (während eines gemeinsamen Urlaubs der vier Teenager auf Kreta, in einer absoluten Touri-Hölle der unfeinen englischen Art) Omas gebumst, Selbst-Fellatio betrieben und Leute vollgekotzt; es gibt Schwänze ins Gesicht, eine Kackwurst im Bidet, ja, es wird sogar menschliches Exkrement geschnupft— nichts, was Deutsche per se als komisch empfänden.
Für Engländer aber, deren Schamschranken (man mag es angesichts solcher Filme nicht glauben) in der Realität aber viel höher liegen, ist es lustig, wenn genau diese Schranken in einem Film, mithin erkennbar künstlich und kunstvoll, gebrochen werden. Und auch ich musste mehrfach herzlich lachen, etwa wenn der sexbesessene Jay (James Buckley) (zu Beginn des Films und noch zuhause) sich herzhaft einen von der Palme wedelt — auf dem Bett sitzend vor einem Laptop samt Live-Sex-Chat, Taucherbrille auf, Sporthandschuh an, Schinkenscheiben im… nun, und wenn dann seine Mutter reinplatzt, hinter ihr die kleine Schwester, und sagt: Jay, kommst du bitte nach unten, dein Großvater ist gerade gestorben. — dann muss ich, nach einer atemlosen Schrecksekunde, wahnsinnig lachen. Weil die Geschmacklosigkeit nicht nur geschmacklos ist, sondern eine groteske Übersteigerung von Geschmacklosigkeit, eine Geschmacklosigkeit, die praktisch in alle Ewigkeit fortgesetzt ist, mithin endlos, schließlich wird Jay sich nicht nur während der Beerdigung, sondern jedesmal, wenn vom toten Opa die Rede sein wird, an diesen Moment erinnern… Was für eine Strafe, für das bisschen Sex!
Oder wenn der widerwärtige Hotelheini auf Kreta zu seinen neuen Gästen sagt: „Have fun, but not too much. You shit on floor, you pay 50 Euro fine. Each time.“ Oder wenn Will (Simon Bird) feststellt: „Dads are like arseholes: everyone’s got one. Plus they’re arseholes.“
Will sagen: Wie da fette englische Bratzen in zu kurzen Röcken gezeigt werden, die äußere Anmut allenfalls durch ein strahlendes Selbstbewusstsein ersetzen, vier hoch peinliche Teenager zwischen Extrem-Nerd und Vollpfosten, das ist von einer Selbstironie getragen, freilich auch von darunterliegender englischer Selbstsicherheit, die es in amerikanischen Teenagerfilmen dieser Art so (glaube ich) nicht gibt, und in Deutschland schon gar nicht. Da schämt man sich allenfalls, wenn andere Leute sich dermaßen daneben benehmen, und zwar für sie, aber man lacht nicht darüber. Und schon gar nicht mit ihnen. Engländer aber schon. Das belegt nicht zuletzt der Umstand, dass „The Inbetweeners Movie“ in England den Einspielrekord aller Komödien am Premierenwochenende gebrochen hat und nun vor „Bridget Jones — The Edge of Reason“ und „The Hangover II“ liegt.
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„Noel Fielding’s Luxury Comedy“ (schon wieder E4, 2012) zuguterletzt ist „gloriously weird“ oder aber völlig witzfrei, ich bin mir noch nicht ganz sicher. Sicher ist: Es ist eine Art Sketchshow, in der Noel Fielding (die jüngere Hälfte des „Mighty Boosh“-Duos) seinen surrealen Albernheiten freien Lauf lassen darf, ohne Julian Barratt, dafür aber mit Sergio Pizzorno von der britischen Rockgruppe Kasabian, der hier die Musik beisteuert, und einigen der üblichen Verdächtigen (Bruder Michael Fielding, Rich Fulcher, Richard Ayoade). Es ist viel Animiertes dabei, an dem man auch deutlich die Fieldingsche Handschrift erkennen kann, und es ist bestimmt auch ganz lustig, für Hardcore-„Mighty Boosh“-Gucker. Ich persönlich bin nach zwei Folgen gespalten: Richtig oft lachen musste ich nicht, aber für ein endgültiges Urteil ist es wohl noch zu früh. Wer die erste Episode gucken möchte: Hier ist sie.
„Misfits“ (E4, seit 2009) ist vermutlich auch unter den Lesern dieses Blogs längst kein Geheimtip mehr: Zwar haben fundamentale Neubesetzungen die Show in der letzten, dritten Staffel verändert, und dass der staffelübergreifende Superhoodie-Plot so in den Hintergrund getreten ist, darf kritisiert werden — alles in allem aber ist die düster-komische Jugendserie rund um straffällige Jugendliche, die sich plötzlich mit zum Teil recht merkwürdigen Superkräften ausgestattet wiederfinden, immer noch äußerst sehenswert. Dass Howard Overman, der Creator der Show, ein Guter ist, hat er ja spätestens mit der Adaption von Douglas Adams‘ „Dirk Gently“ bewiesen.
Im deutschen Fernsehen ist „Misfits“, wie so viele englische Serien, leider nicht zu sehen — und aber doch auf deutsch erschienen: zumindest auf iTunes, wo gerade schon die zweite Staffel online ist (erste Folge dieser Tage noch kostenlos abrufbar). Die deutsche Synchro erscheint mir recht solide; Abstriche muss man natürlich etwa bei Super-Chav Kelly (Lauren Socha, in der dritten Staffel sinnloserweise zu sehr im Mittelpunkt) und ihrem im Original hin und wieder beinahe unverständlichen Slang machen, der klarerweise nicht einzudeutschen ist, ohne an Kontext zu verlieren. Auf Hulu war „Misfits“ mit 10 Millionen Abrufen eine der erfolgreichsten Serien des letzten Sommers, und in Deutschland liegen sie schon nach einer Woche auf Platz drei der am meisten heruntergeladenen Fernsehserien. Ende Februar erscheint die deutsche DVD.
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