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Archiv für die Kategorie ‘Komödie’

Der ekligste von Allen

12. Oktober 2009 7 Kommentare

Es ist ja nicht so, daß gar keine Woody-Allen-Filme mehr funktionierten: „Scoop“ und „The Curse of the Jade Scorpion“ habe ich gerne gesehen, „Vicky Cristina Barcelona“ fand ich immerhin noch okay; zwischendurch habe ich auch hin und wieder einen Allen verpaßt, ohne ihn vermißt zu haben. Larry David dagegen ist fast immer genial, auch den Bericht plus Interview gestern in der Sunday Times habe ich wieder gerne gelesen.

Trotzdem fand ich „Whatever Works“ (bei uns ab Dezember in den Kinos) beinah körperlich abstoßend. Zwar ist Larry David in der Rolle des Boris Yelnikoff überraschend gut, besser, als ich noch angesichts des Trailers gedacht hätte. Die Geschichte allerdings, da beginnen die Probleme, ist der gefühlt 10 Trillionste Aufguß des schlechteren Woody Allen-Musters „Alter Sack und junges Mädchen“: Boris, ein grumpy old man mit Beinahe-Nobelpreis, haßt die Welt (und hat einen Selbstmordversuch nur gerade so eben überlebt). Eines Abends findet er vor seiner New Yorker Wohnung die schöne, sehr junge und sehr dumme Melodie (Evan Rachel Wood), aus ihrem Südstaaten-Elternhaus ausgerissen und nun obdachlos. Zunächst gegen seinen Willen läßt er sie bei sich übernachten, woraufhin, wer hätte das kommen sehen, das doofe Blondchen sich in ihn verliebt und sein misanthropes Leben gehörig durcheinanderbringt.

Leider nimmt der Film viel zu spät Fahrt auf, indem er den ersten größeren Konflikt erst nach ca. einer Dreiviertelstunde etabliert, nämlich als ihre Mutter und später ihr Vater auftauchen (und sich — New York, New York! — prompt vom libertinären Lebensstil überwältigen und von spießigen Hillbillies in aufgeschlossene Neu-New Yorker verwandeln lassen). Bis dahin aber war mir aber längst schlecht von der grenzenlosen Selbstverliebtheit, mit der da ein alter Sack (Allen) zeigt, wie sich ein blutjunges Mädchen einem alten Sack (Boris) an den Hals wirft, obwohl der das reine Arschloch ist. Larry David, der mehr oder weniger Woody Allen spielt, gefällt sich wahnsinnig gut in dieser Rolle, und Woody Allen gefällt es wahnsinnig gut, sich selbst in der Verkörperung durch Larry David dabei zuzusehen, wie er aus dem Dummchen eine doch recht passable Erscheinung macht, die seine Sottisen nachplappert, ohne sie zu verstehen, und dadurch allmählich sogar gesellschaftsfähig wird. Er macht sie also erst zur Frau — jung und hübsch darf sie bleiben, und gegen ihre Doofheit hat sie ja ihn als Lehrer, Mentor und Mann.

Woody Allen, wir erinnern uns, ist der, der einst Mia Farrow für deren 22jährige Adoptivtochter verlassen hat, zu der er vorher ein quasi väterliches Verhältnis hatte; Farrow fand 1992 Nacktfotos von Soon-Yi in Allen Appartement. Woody Allen ist weiterhin der, der nun für Roman Polanski eintritt, der 1977 mit Mitte vierzig eine Dreizehnjährige unter Drogen gesetzt und anschließend offenbar bestiegen hat. Muß ich nun als Zuschauer und Kritiker so fair sein und außerfilmische Wirklichkeit von dem Film trennen? Einen Scheißdreck muß ich. Und den Wichsphantasien eines notgeilen Geronten zuschauen muß ich schon gleich gar nicht. Hab’s nun aber schon und kann also nur die Empfehlung abgeben, sich „Whatever Works“ zu sparen. Weil er nicht gut ist, zum einen, und weil er eklig ist zum anderen.

In the News (5)

23. September 2009 2 Kommentare

Steve Coogan soll an der Seite von Will Farrell und Mark Wahlberg im Buddy/Cop-Film „The Other Guys“ spielen. Das berichtet Chortle. Der prominente Cast schließt u.a. Michael Keaton, Eva Mendes, The Rock und Will Ferrell ein; das Buch ist von Chris Henchy und Adam McKay, der auch Regie führt. Die Verbindung von Henchy zu „Entourage“, das er etliche Episoden lang produziert hat, läßt Gutes hoffen; McKay allerdings hat auch „Anchorman“ gemacht und „Eastbound & Down“. Wird also vermutlich Will-Ferrell-Klamauk werden, der auf meiner persönlichen Humorskala kurz vor Didi Hallervorden liegt.

Eric Idle schreibt heute im Telegraph und nutzt die Gelegenheit, ausführlich Werbung für seine Python-Show „Not the Messiah“ zu machen. Natürlich nutzt er außerdem die Gelegenheit, um sehr, sehr meta zu werden und darüber zu schreiben, daß er gezwungen wird, etwas über die Pythons zu schreiben, also kann man sich den Text im Grunde sparen, weil über die Pythons eh alles gesagt ist, und sich gleich die „Almost the Truth — The Lawyer’s Cut“-Box kaufen, die ich gerade peu á peu gucke und die dann doch recht interessant ist, weil sie die Geschichte der Pythons immerhin mit Fotos und Filmchen illustriert, die man noch nicht tausendmal gesehen hat, und mit lauter neuen Interviews, wie es sich gehört. Und das neue Buch „Monty Python Live!“, das Anfang Oktober kommen soll und die Geschichtchen erzählen wird, die den Pythons auf ihren Tourneen widerfahren sind.

In the Loop

29. August 2009 Keine Kommentare

Internationale Diplomatie ist ein Geschäft, in dem es auf jedes einzelne Wort ankommt, das öffentlich geäußert wird. Briten wiederum sind die Großmeister internationaler Diplomatie und verstehen sich darum bestens auf Wortklauberei. Mit einer Ausnahme vielleicht: der des unbedarften Minister for International Development Simon Foster (Tom Hollander). Der äußert sich, in einem harmlosen Radiointerview überrumpelt, zur britischen Haltung zu einem möglichen Krieg im Mittleren Osten: „War is unforeseeable“ — Krieg ist nicht vorhersehbar. Harmlos, sollte man meinen — doch diese drei Worte werden dem eigentlich eher bedeutungslosen britischen Minister zum Verhängnis, denn die britische Politik zu den Kriegsplänen der Amerikaner ist die, daß Krieg weder vorhersehbar noch unvorhersehbar ist.

Zunächst fällt in Armando Iannuccis brillanter Polit-Satire „In the Loop“ (BBC Films, 2009, seit letzter Woche auf DVD erhältlich) daraufhin die nationale Großpolitik in Gestalt des Spin-Doctors Malcolm Tucker (Peter Capaldi), der für den Prime Minister den Einpeitscher spielt, über den armen Foster her. Tucker versucht sich in Schadensbegrenzung („You may have heard him say that, but he didn’t say that. And that’s a fact“) und befleißigt sich im Übrigen im Umgang mit seinen Schäfchen einer Sprache, die das genaue Gegenteil von diplomatischem Understatement ist. Sie ist sogar so grenzenlos obszön, beleidigend und beißend vulgär, daß es die reine Freude ist, ihm bei seinen Schimpftiraden zuzuhören:

„Get me fucking Brian. If you don’t get  me Brian, I’m gonna come over there, I’m gonna lock you into a fucking flotation tank and pump it full of sewage until you fucking drown!!!“

Leider ist Foster auf eine David Brent-artige Weise einfältig genug, sich bei der nächsten Gelegenheit abermals öffentlich zu einem möglichen Krieg zu äußern („To walk the road of peace, sometimes we need to be ready to climb the mountain of conflict“), und so setzt er eine Kettenreaktion in Gang, bei der ihn sowohl amerikanische Befürworter als auch Gegner eines Kriegs für ihre Zwecke einspannen möchten — so daß Tucker kaum noch nachkommt mit seinen Versuchen, zu retten was zu retten ist.

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Mörder-Rolle für Simon Pegg

26. August 2009 Keine Kommentare

Simon Pegg, der momentan so gut im Geschäft ist, daß er seine bereits lang angekündigte Autobiographie „Out of ‚Spaced'“ um ein Jahr auf Weihnachten 2010 verschieben mußte, hat offenbar noch ein weiteres Filmprojekt angenommen. Er wird, wenn man Dread Central glauben darf, einen der beiden Serienmörder William Burke und William Hare spielen, die Anfang des 19. Jahrhunderts in England mordeten, um die Leichen dem Edinburgh Medical College für anatomische Zwecke zu verkaufen. Regie führen soll John Landis, der das Gerücht um Pegg auch gestreut hat. Hoffentlich spielt nicht Nick Frost den zweiten Killer, so brillant ist der Double Act der beiden nämlich auch nicht, daß ich ihn in jedem zweiten Film mit Pegg wieder sehen müßte.

Eürovision Söng Contëst?

Sacha Baron Cohen will auch für seinen neuen Film undercover arbeiten — als skandalträchtiger Act beim Eurovision Song Contest. Das berichtet heute The Sun. Ursprünglich sei die Idee für „Brüno“ gedacht gewesen, heißt es, nun will er aber eine ganz neue Figur für diesen Zweck erfinden. Und das, wo man gerade dachte: Spaßbeiträge für den Eurovision Song Contest — das ist aber mal sowas von vorbei, wenn mittlerweile Stefan Raab, der Vater aller Song-Contest-Witzbolde, den Vorentscheid für die ARD ausrichten darf…

Gavin & Smithy kill some Lesbian Vampires

Zwei Jungs Ende zwanzig/Anfang dreißig sitzen im Pub. Der Dicke versucht den Traurigen aufzuheitern, weil dieser gerade von seiner Freundin verlassen worden ist. Dann bricht die Untoten-Hölle los. — Kommt einem irgendwie bekannt vor, als Auftakt einer Horrorkomödie? Jepp, das ist der Anfang von „Shaun of the Dead“ (2004), und es ist der Anfang von „Lesbian Vampire Killers“ (2009), der jüngsten Filmkomödie mit Mathew Horne und James Corden (beide „Gavin & Stacey“, „Horne and Corden“).

https://www.youtube.com/watch?v=33988JSCCnA&hl=de&fs=1&

Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon wieder auf. Denn „Shaun of the Dead“ ist lustig. „Lesbian Vampire Killers“ nicht. Schlimmer noch: „Shaun of the Dead“ verhält sich zu „Lesbian Vampire Killers“ wie eine Komödie von Blake Edwards zu einem beliebigen Film von Uwe Boll. Man könnte sogar sagen: Hätte sich Uwe Boll je an einer Horrorkomödie versucht — viel schlechter als „Lesbian Vampire Killers“ könnte sie auch nicht sein.

Fletch (Corden) und Jimmy (Horne), völlig mittellos (beide) und frisch verlassen (Jimmy), beschließen wandern zu gehen. Der Dart-Pfeil, den Jimmy zur Zielbestimmung auf eine alte Landkarte wirft, trifft Norfolk. Dort landen sie in einer Art „mittelalterlicher Schwulenbar“, wo sie von der Legende von Carmilla erfahren, laut der alle jungen Frauen des Dorfes an ihrem 18. Geburtstag lesbisch werden. Dafür verantwortlich sind Carmilla und ihre Gang von Lesben-Vampiren, die nur von einem Mann gestoppt werden können: Dem Nachfahren eines Ritters, der — Überraschung! — die gleichen Male auf der Brust hatte wie Jimmy. Dazu benötigt er ein Schwert, dessen Griff einem metallenen Penis ähnelt: Das Schwert von Daeldo. Ja, Daeldo spricht sich fast wie Dildo aus. Exakt auf diesem Niveau befinden wir uns.

Dazu kommen Dialoge, die (schon wieder fällt mir Boll ein!) kurz davor sind, unfreiwillig komisch zu sein („The legends… they’re true!“), oder mit möglichst großer Derbheit Komik zu evozieren versuchen („Why are they taking so long?“ — „She’s probably having a massive shit“), ein Plot, der amateurhaft gestrickt ist und deshalb ab und zu völlig rätselhaft bleibt, und etliche geklaute Motive. Was dafür völlig fehlt: Jeder Funke von Wissen um das Genre und seine Filme, und deshalb auch all die clevere Anspielungen, die „Shaun“ für Horrorfreunde erst so vielschichtig gemacht haben. Jeder Wille zur Exploitation. Und jeder Mut: zum Ekel — statt Blut fließt hier leuchtend weißer Schleim — oder auch nur zu ein paar Titten.

Ja, ich weiß, „LVK“ will eine Hammer-Parodie sein. Es ist aber keine. Parodien müssen ihre Vorlagen kennen — und bis zu einem gewissen Grad auch mögen und respektieren. Das tun die beiden Autoren Paul Hupfield und Stewart Williams (angeblich seinerzeit in der MTV-Comedyentwicklung bestallt) aber nicht. Was eine Erklärung dafür sein mag, daß das Projekt jahrelang liegengeblieben war. Vermutlich ist es nur realisiert worden, weil der Titel so gut war.

Uff. Schön langsam reicht es mit Horne und Corden: Eine vergeigte Sketchshow und eine unterirdische Komödie (warum versuchen Fernsehkomiker sich immer und immer wieder an Filmkomödien für’s Kino?!) werfen schön langsam sogar in der Retrospektive ein schlechtes Licht auf „Gavin & Stacey“, diese romantische Sitcom, die einige von Anfang an für überschätzt gehalten haben. Ich ja nicht, mir hat’s gefallen, aber von nun an werde ich vermutlich bei jedem gemeinsamen Auftritt der beiden an diesen Ramsch denken müssen. Hmpf.

„Lesbian Vampire Killers“ ist heute auf DVD erschienen.