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Archiv für die Kategorie ‘Sitcom’

Einladung zum Abendessen

14. Februar 2011 2 Kommentare

Wenn schon für nichts anderes, so muß man Robert Popper doch bis in alle Ewigkeit dankbar sein für „Look Around You“ (2002 + 2005): Liebevollere Parodien auf das Oldschool-Schulfernsehen gab es nie, und dank der Zusammenarbeit mit Peter Serafinowicz und Unterstützung durch Simon Pegg, Edgar Wright (also praktisch der ganzen „Spaced“-Posse) und viele andere Größen der britischen Sitcom auch nie prominenter besetzte. Wer sie noch nicht hat, dem seien die beiden Staffeln dringend empfohlen, schon weil die DVD-Menüs und -Bonusveranstaltungen ihresgleichen suchen (und für die Kürze der Shows entschädigen). Doch auch um die „Inbetweeners“ hat sich Popper verdient gemacht (als Script Editor), um „Peep Show“ (als Producer), „The IT Crowd“ (Comissioning Editor für Channel 4) und die „Peter Serafinowicz Show“ (Writer/Consultant Producer). Manche halten ihn für ein Genie.

Die Latte für seine neue Sitcom „Friday Night Dinner“ (Channel 4, ab dem 25.2.) liegt also denkbar hoch, und daß der „Inbetweeners“-Jungstar Simon Bird und Tamsin Greig („Black Books“, „Episodes“, „Green Wing“) mitspielen und Mark Heap abermals den merkwürdigen Nachbarn geben darf, schraubt die Erwartungen ebenfalls nicht herunter. Dafür sieht der Clip nach einer vergleichsweise konservativen Sitcom aus — in den Kommentaren wird er schon als Mischung aus „Inbetweeners“ und Simon Amstells hölzernem „Grandma’s House“ beschrieben. Ich aber sage: Das guck ich mir an! Und bin mir noch nicht ganz sicher, ob die Besetzung von Tamsin Greig als Mutter zweier Twens mehr über ihr Alter oder über meines aussagt.

https://www.youtube.com/watch?v=Oxs7phFtT4k?fs=1&hl=de_DE

Ein paar Gedanken zu „Modern Family“

23. Januar 2011 4 Kommentare

Es gibt, abgesehen vielleicht von den „Simpsons“, im Moment keinen fester gebuchten Fernsehtermin in der Woche als den von „Modern Family“ (ABC, 2009 -). Aber nicht nur das: Außerdem haben die Frau und ich um Weihnachten herum noch einmal die ganze erste Staffel auf DVD geguckt. Und vor ein paar Tagen noch einmal die ersten vier, fünf Folgen mit einem gemeinsamen Freund. Und ich hätte nicht das kleinste Problem, mir alle Folgen direkt nochmal anzusehen. Ich muß gestehen: Ich habe mich in so ziemlich jedes Familienmitglied der „Modern Family“ verliebt.

Aber warum eigentlich? „Modern Family“ ist all das, was ich an amerikanischen Sitcoms nicht mag: Warm, freundlich, moralisch, versöhnlich, von tieferen Einsichten getragen — durch und durch positiv. Es gibt keinen einzigen Unsympathen. Permanent wird alles gut, keiner bleibt allein, wir sind eine Familie, friends will be there for you, where everybody knows your name. Genau das Gegenteil von britischen Sitcoms, in denen die Welt schlecht ist und das Leben scheiße und böse Menschen grausame Sachen tun und deswegen alleine bleiben und allenfalls trotzdem geliebt werden. Und auch das vielleicht nur vom Zuschauer, aber nicht von anderen Charakteren.

Andererseits muß ich einräumen: so süßlich „Modern Family“ ist, so klug ist es auch. Auf mehreren Ebenen.

Erstmal bin ich schon fast der Überzeugung, daß „Modern Family“ die Erzähltechnik der Mockumentary auf die nächste (dialektische? Was weiß ich) Ebene hebt: Zwar ist es formal an eine Dokumentation angelehnt, inklusive vieler talkings heads-Szenen, in denen Charaktere alleine oder zu zweit in die Kamera hineinphilosophieren. Abgesehen von seltenen Blicken in die Kamera aber scheint den Rest der Zeit das Kamerateam überhaupt nicht anwesend zu sein: Weder sind die Familienmitglieder verkabelt, noch scheint die Anwesenheit des öffentlichen Auges ihre Handlungsweise in irgendeiner Form zu beeinflussen (was etwas bei „The Office“ eine zentrale Idee war). Ja, häufig ist die Kamera sogar in Situationen anwesend, wo sie es nicht sein könnte, hätten wir es mit einer echten Dokumentation zu tun: Etwa wenn Haleys Freund Dylan im Haus der Dunphys versehentlich eingeschlossen wird und wegen der Alarmanlage nicht hinaus kann, die Kamera aber bei ihm bleibt. Was aus mehr als einem Grund nicht plausibel ist: Die Dunphys hätten das Haus nicht Hals über Kopf verlassen und das Kamerateam dabei einfach übersehen und eingeschlossen (schon weil sie ja alle eigentlich verkabelt sein müßten), Dylan selbst hätte in so einer Situation die Kamera ebenfalls nicht einfach ignoriert, und die Kamera (ein zweites Team?) bleibt außerdem weiterhin bei den Dunphys.

Nicht nur gibt es aber offenbar kein Kamerateam. Auch die Anmutung der Show legt keinen Wert darauf, authentisch zu sein: Ganz offensichtlich haben wir es mit einem Single Camera-Setup zu tun, und ebenso offensichtlich ist hier nichts improvisiert. Like cinéma vérité never happened. Die Selbstreflexion, die der Dokumentationsgestus in die Fernsehcomedy gebracht hatte, fehlt bei „Modern Family“ vollkommen; die Form der Mockumentary soll uns nichts über das Fernsehen und seinen Einfluß auf die abgebildete Wirklichkeit vermitteln. Das aber ist kein Rückschritt, sondern eine Weiterentwicklung, die es erlaubt, die Figuren noch facettenreicher zu schildern: Weil wir hören, was sie über sich selbst denken und sagen — und sehen, wie viel oder wenig das damit zu tun hat, wie sie agieren. Die Figuren werden also tiefer, vielschichtiger, und es gibt mehr Möglichkeiten für Gags, die auf ihren Charaktereigenschaften beruhen. Was eher englisch ist. Daß dabei die Frequenz an Onelinern trotzdem hoch bleibt, ist allerdings wiederum sehr amerikanisch.

Genau wie die thematische Narration. Viele Folgen haben ein Thema, das in drei Subplots (einer pro Familie) variiert wird: Was es ausmacht, ein guter Vater zu sein, oder, in „Run For Your Wife“, wie sehr man seine Kinder behüten soll. In dieser Folge, es ist der erste Schultag nach den Ferien, will Manny in seinem columbianischen Poncho zur Schule gehen, was sein Stiefvater Jay verhindern möchte, um ihn nicht dem Spott seiner Mitschüler auszusetzen. Mitchell und Cameron geraten in Panik, weil sich Baby Lily den Kopf angeschlagen hat, und Phil fühlt sich herausgefordert, in einem Dauerlauf gegen Claire anzutreten — die ihn gewinnen läßt, um sein Ego nicht allzu sehr zu beschädigen.

Nun ist das Thema des (Über-) Behütens hier so subtil angelegt, daß man es gar nicht bewußt wahrnehmen muß. Wenn aber doch, wird einem der hübsche Dreh auffallen, daß in der dritten Variation der Familienvater Phil die Rolle des Kindes einnimmt und von seiner eigenen Ehefrau geschont wird. Das ist clever — und ziemlich lustig. Noch lustiger wird es allenfalls, wenn die drei parallelen Plots in bester „Seinfeld“-Manier auch noch miteinander verwoben werden und in einer einzigen großen Slapstick- oder jedenfalls Ensemble-Nummer enden.

All das: die formalen wie die inhaltlichen Drehs, sind nicht neu. Allenfalls erneuert. Aber sie haben es geschafft, das Genre der Familien-Sitcom (in beiden Bedeutungen: über eine und für die ganze Familie) im Alleingang wiederzubeleben. Und es sogar für einen einsamen, verbitterten, zynischen, abgebrühten alten Arsch wie mich konsumierbar gemacht.

Brits getting L.A.’d

11. Januar 2011 7 Kommentare

Wer hat sich nicht schon mal gefragt, warum und wie aus guten Fernsehserien schlechte Adaptionen für einen anderen Markt gemacht werden? Wie zum Beispiel aus „The IT Crowd“ „Das iTeam — Die Jungs mit der Maus“ wurde und wer um Himmels willen den Firmenboß Reynholm, im Original Chris Morris/Matt Berry, mit Sky du Mont besetzt hat? „Episodes“ (Showtime/BBC2) hat die Antwort.
https://www.youtube.com/watch?v=xuzYli5F7d8?fs=1&hl=de_DE

Die geht ungefähr so: Sean und Beverly Lincoln (Stephen Mangan, Tamsin Greig) haben gerade (abermals) zwei Baftas für ihre Serie „Lyman’s Boys“ abgeräumt, als sie auf der Aftershow-Party von Merc Lapidus, dem Präsidenten eines amerikanischen Fernseh-Networks, angesprochen werden. Er, so erklärt der Senderboß, liebe ihre Show so sehr, daß er Sex mit ihr haben wolle — sie sei perfekt für den amerikanischen Markt. Außer natürlich, Sean und Beverly hätten etwas gegen Sturzbäche schnell verdienten Gelds (die Serie sei ja schon geschrieben), eine Villa und ein Leben im ewigen Frühsommer L.A.s. Er würde gerne mit ihnen anstoßen, so Lapidus, sei jedoch trockener Alkoholiker; er wisse aber sehr genau, was er wolle, seit er Krebs gehabt habe und ihm klar geworden sei, daß Gott auf niemanden warte.

Es ist ein sehr einnehmender Auftritt des Amis, gänzlich unbritisch distanzlos, und Sean und Beverly sind etwas überrumpelt, aber sehr geschmeichelt. Gegen viel Geld haben sie nichts einzuwenden, und die Überblendung von der verregneten Londoner Nacht zum sonnendurchfluteten blauen Himmel Kaliforniens, unter dem Sean und Beverly in einer offenen Cabrio-Limousine in Richtung ihrer riesigen Villa fahren, macht ihre Entscheidung augenfällig. Schon alleine der riesige, im Badezimmerboden eingelassene Pool ist so verheißungsvoll, daß Sean und Bev sich umstandslos die Kleider vom Leib reißen — und feststellen müssen, daß es ungefähr drei bis vier Tage dauert, bis genügend Badewasser eingelaufen ist.

Nicht die letzte Enttäuschung. Lapidus hat in Wahrheit keine Minute ihrer Serie gesehen, denn „he is not a big TV watcher“, wie die doppelzüngigen Executives erklären, mit denen es Sean und Beverly nun zu tun bekommen. Tatsächlich soll ihr britischer Hauptdarsteller Julian, ein Schauspiel-Veteran und Shakespear-Darsteller, für die Rolle abermals vorsprechen, obwohl er bereits gesetzt war. Prompt fällt er durch — Mercs Vorname leitet sich nicht zufällig von „mercurial“ (launisch, sprunghaft) ab — und wird ersetzt durch jemanden, der in der Rolle eines soignierten Internatsleiters so zuhause ist wie Daniela Katzenberger in einer Universitätsbibliothek: Matt LeBlanc.

Die Rollenverteilung ist schnell klar: Hie die verständigen, halbwegs normalen Engländer — da die unberechenbaren Amerikaner, große Kinder, die gar nicht daran denken, irgendwelche Zusagen einzuhalten, aber immer glauben, zum Wohle aller zu handeln. Vor allem der doublespeak der Sender-Angestellten ist dabei ein Quell stetiger Freude:

BEVERLY

And if we say no?

SENDER-NUSS

You don’t want to say no to Merc. You really want him on your team.

SEAN

I thought he was on our team?

SENDER-NUSS

Totally! But if he likes Julian – and he will! – you’re pretty much guranteed you’re on the air!

BEVERLY

He already guaranteed we’re on the air.

SENDER-NUSS

Absolutely! But you see, nothing is set in stone.

SEAN

Actually, Merc said it was set in stone.

SENDER-NUSS

And it is! But, you know...

BEVERLY

Clearly, we don’t know.

SENDER-HEINI

It’s in stone! But... stone! There is things that’s stronger than stone.

SEAN

Like what?

SENDER-NUSS

Like Merc!

Weil aber die Rollenverteilung so schnell klar ist, fällt leider auch die Kritik an dieser ersten Folge „Episodes“ ein wenig zwiespältig aus: denn die kam ohne allzu viele große Lacher aus und war alles in allem ein bißchen erwartbar. Das muß aber kein Makel sein, es bedeutet allenfalls, daß vielleicht eine Doppelfolge zum Serienstart besser gewesen wäre — für gewöhnlich ist die zweite Folge ja schon um einiges komischer. Und Matt LeBlanc, der in der ersten Episode kaum eine Szene hatte, wird ab der zweiten Folge für zusätzlichen Pfeffer sorgen — David Crane, eine Hälfte des „Episodes“-Autorenduos neben Jeffrey Klarik, war schließlich selbst einer der Creators von „Friends“.

UPDATE Dan Owen vergibt bei Obsessed With Film gerade mal einen von fünf Sternen. Seiner Ansicht nach erzählt „Episodes“ im Wesentlichen die Story der zweiten Staffel „Extras“, in der Ricky Gervais miterleben muß, wie seine usprünglich ambitionierten Pläne für eine Sitcom nach und nach zerstört werden und aus seiner Serie eine schreckliche Mißgeburt wird. Allerdings fehle „Episodes“ der Hook, mit dem man ein Publikum in Bann schlägt, das nicht so sehr an Fernseh-Interna interessiert sei — wie es bei „Extras“ der Umstand war, daß Geravis‘ Figur ein Durchschnittstyp gewesen sei, der einfach berühmt und erfolgreich sein wollte. Wohingegen Sean und Beverly zwei bafta-ausgezeichnete Autoren spielten, in die sich der Zuschauer nicht so leicht hineinversetzen könne. Ein nicht ganz unberechtigter Einwand, diese Parallele zu „Extras“. Ob sie eine so geharnischte Kritik rechtfertigt, möge jeder für sich entscheiden.

„Episodes“ (1)

10. Januar 2011 1 Kommentar

Gestern, just an dem Tag, der das US-Remake von „Shameless“ auf die US-Bildschirme brachte, startete „Episodes“: Die Sitcom über ein britisches Ehepaar (Tamsin „Black Books“ Greig und Stephen „Dirk Gentley“ Mangan, beide „Green Wing“), dessen englische Fernsehserie für den amerikanischen Markt ein Remake erfährt — und durch die Fehlbesetzung der Hauptrolle mit „Friends“-Star Matt LeBlanc (Matt LeBlanc) komplett ruiniert wird.

Ich habe sie selbst noch nicht gesehen, aber gerade bemerkt, daß es die erste Folge ganz legal online gibt: Hier ist sie. Sobald ich sie gesehen habe (und „Shameless“ mit William H. Macey als Matt LeBlanc), werde ich berichten, wer die bessere Fehlbesetzung ist.

leider offline

Beide Serien laufen übrigens auf Showtime — ganz schön mutig, das hintereinander zu programmieren und damit der Kritik eine Vorlage zu liefern, wie sie steiler kaum sein könnte.

Jahresendabstimmung

16. November 2010 8 Kommentare

Klar, klar: Noch sind es sechs Wochen hin bis Silvester, und einige Serien laufen sich gerade erst warm („The Trip“, „Getting On“). Trotzdem schon mal die Frage: Welche Britcoms sind bislang Eurer Meinung nach die besten des laufenden Jahres? Sketch-Shows („Harry & Paul“, „That Mitchell & Webb Look“, „The Armstrong & Miller Show“) sowie ComedyDrama („Misfits“) fehlen im nachstehenden Poll ebenso wie Stand-Up-Shows und einige der chancenloseren Sitcoms („Miranda“, „Shelfstackers“, „The Persuasionists“, „The Gemma Factor“, „Popatrons“ — chancenlose Sitcoms gab es dieses Jahr zur Genüge. Vielleicht sollte ich mal einen Poll über die schlechtesten Britcoms 2010 machen).

Jeder hat drei Stimmen. Zu gewinnen gibt es nichts außer Erkenntnis. Und nun: Go on, go on, go on, go on!

Beste Britcom 2010

  • The IT Crowd (Series 4) (23%, 54 Votes)
  • Whites (15%, 35 Votes)
  • Outnumbered (Series 3) (13%, 32 Votes)
  • The Trip (7%, 17 Votes)
  • Getting On (Series 2) (6%, 15 Votes)
  • How Not To Live Your Life (Series 3) (6%, 15 Votes)
  • Mongrels (6%, 14 Votes)
  • The Inbetweeners (Series 3) (6%, 14 Votes)
  • The Great Outdoors (4%, 10 Votes)
  • Rev (4%, 10 Votes)
  • Grandma's House (4%, 10 Votes)
  • The Old Guys (Series 2) (3%, 6 Votes)
  • Him & Her (2%, 4 Votes)
  • Bellamy's People (1%, 2 Votes)
  • Roger And Val Have Just Got In (0%, 1 Votes)

Total Voters: 124

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KategorienJahresendabstimmung, Sitcom Tags:

Unterwegs mit Rob und Steve

3. November 2010 5 Kommentare

„Es ist 2010. Alles ist gemacht, man kann nur etwas nochmal machen, anders oder besser“, sagt Rob Brydon (Rob Brydon) in den ersten Minuten von „The Trip“ (BBC2) zu Steve Coogan (Steve Coogan). Vielleicht auch eine Absicherung gegen Kritiker, denn tatsächlich: Brydon als Brydon zusammen mit Coogan als Coogan unter der Regie von Michael Winterbottom, das gab es tatsächlich schon: In der Verfilmungs-Verfilmung von Laurence Sternes „Tristram Shandy“, „A Cock And Bull Story“ (2006).

Hier nun reisen die beiden durch den nordenglischen Lake District, und zwar unter der Fiktion, daß Coogan eine Gastro-Kolumne vom Observer bekommen hat, für die er Restaurants besprechen soll. Leider ist seine amerikanische Freundin Mischa im letzten Moment abgesprungen, Coogan will aber nicht alleine reisen, also telefoniert er herum und landet, sonst hat leider niemand Zeit, schließlich bei seinem alten Kumpel Brydon. Der kommt gerne mit, und es entspinnt sich ein Roadtrip, während dem die beiden Freunde (und Konkurrenten im Comedy-Geschäft) über Gott und die Welt parlieren und vor allem ihre Fähigkeit vergleichen, Stimmen zu imitieren: die von Anthony Hopkins, Ronnie Corbett oder, wie hier im Clip, Michael Caine:
https://www.youtube.com/watch?v=HFIQIpC5_wY?fs=1&hl=de_DE

Im Laufe der ersten Episode wird klar, wie die beiden ticken: Coogan ist mit seinen Rollen in großen US-Filmen der erfolgreichere von beiden, der gerne mit seinem Agenten telefoniert („I don’t want to do British TV!“), schnell ein bißchen arrogant wirkt und reichlich kurz angebunden wirkt, als sich herausstellt, daß im ersten Hotel in Erwartung eines Pärchens lediglich ein Doppelzimmer gebucht ist statt zwei Einzelzimmer — und daß es auch kein freies Zimmer mehr gibt. Brydon hingegen, seinerseits mit Auftritten in zahllosen Pannel-Shows in England derzeit viel präsenter als Coogan, hat kein Problem, mit Coogan in einem Doppelbett zu schlafen, gibt den sympathischen Familien-Typ und wird prompt für den Assistenten Coogans gehalten.

Noch ist es ein bißchen unentschieden, wohin die Reise mit „The Trip“ wirklich gehen soll. Während der ersten Folge hatte ich das Gefühl, ich möchte nicht endlos dabei zusehen müssen, wie Coogan und Brydon einen Schauspieler nach dem anderen imitieren. Wenn sie aber etwa darüber streiten, wie man einem Kellner nach dem Probe-Schluck zu verstehen gibt, daß man mit der Flasche Wein einverstanden ist, oder wie man am naturgetreusten das Geräusch einer Pistole mit Schalldämpfer nachmacht, das hatte etwas im besten Sinne „Seinfeld“-haftes, dem ich noch länger zusehen könnte.

Es steckt vielleicht noch ein wenig mehr in dem Gespann Brydon/Coogan, das ja tatsächlich im wahren Leben genauso befreundet ist wie hier vor der Kamera und die gleichen Konflikte hat: Coogan als der erfolgreichere, aber unzufriedenere, Brydon als der ausgeglichenere, der zu Beginn seiner Karriere vom frühen Erfolg Coogans angestachelt war, selbst nachzuziehen. Selbst daß Coogan die Nase voll hat vom ewigen Promi-Parodieren, dürfte der Wahrheit entsprechen: Seine Comedy-Laufbahn hat bei „Spitting Image“ begonnen, wo er nichts anderes gemacht hat, als den Promi-Puppen seine Stimme zu leihen; umso glücklicher dürfte er gewesen sein, endlich mit Alan Partridge eine Figur entwickelt zu haben, die vollständig ihm gehörte.