Piloten-Check 9: Ein Schuß ins Dunkle
Es wird wohl bei der Pilotfolge bleiben: Julia Davis‘ und Jessica Hynes‘ „Lizzie and Sarah“ (BabyCow, gestern um 23.45 Uhr auf BBC2) ist nicht zufällig zu so später Zeit gelaufen — und eine Fortsetzung schwer vorstellbar.
Nicht, daß nicht schon das Setup dem Zuschauer einiges abverlangte. Lizzie (Davis) und Sarah (Hynes) sind zwei verblühte Mauerblümchen, zwei suburban housewives, einander ähnlich bis zur Verwechselbarkeit (warum eigentlich?), die sich von ihren Ehemännern Michael und John (Mark Heap, David Cann) grausamste Widerwärtigkeiten bieten lassen: beim Sex mit dem Kopfkissen beinah erstickt zu werden, im Regen stehen gelassen oder mit einem Gutschein für eine Schönheits-OP in Teheran (plus One-Way-Busticket) beschenkt zu werden. Nach einer mißglückten Geburtstagsparty für Sarah fliehen die beiden Frauen in die Stadt, amüsieren sich dort mit Alkohol und fremden Kerlen und werden prompt bestohlen. Sie verfolgen den Dieb, stellen ihn und nehmen ihre Brieftaschen an sich — sowie den Revolver des Diebs, der unversehens losgeht und ihn tötet. So weit, so hergeholt.
Diesem Totschlag aber folgt ein so brutaler wie schlichter Rachefeldzug: Lizzie und Sarah erschießen ihre Männer, von denen sich einer auch noch als Bigamist und Paßfälscher entpuppt, sowie das unfaßbar fette Kindermädchen, das natürlich eine (in Details, die man lieber nicht gesehen hätte, gezeigte) Affäre mit dem anderen Ehemann hatte — und beschließen, mit dem Busticket nach Afghanistan zu fliehen.
Hier stimmt mal gar nichts: Davis und Hynes sind weder glaubwürdige Mittfünfzigerinnen, nicht im Aussehen und nicht im Gebaren, noch glaubwürdige Teenager (in einem vollkommen überflüssigen Subplot), und die Inszenierung insbesondere der Gewalttätigkeiten ist jenseits von allem, was man mit viel gutem Willen so gerade noch glauben könnte. Denn natürlich kämen zwei ältere Frauen weder mit einer Schießerei auf offener Straße inklusive Leiche einfach so davon (abgesehen davon, daß einem der Revolver aus der Hand fliegen müßte, wenn man ihn so nonchalant hält und er versehentlich losgeht), noch spritzt das Blut so wie dargestellt, noch hielte sich jemand auf den Beinen, der zweimal aus nächster Nähe in die Brust geschossen wird. Jaja, alles für sich genommen nicht so wichtig — in der Häufung von Unwahrscheinlichkeiten und Unmöglichkeiten aber, und vor dem Hintergrund einer gelinde gesagt unplausiblen Charakterentwicklung: ein ziemliches Desaster. Und das schlimmste: noch nicht mal ein komisches.
Unklar bleibt jedenfalls mir, worauf dieser Pilot hinauslaufen sollte: Die Geschichte von Lizzie und Sarah ist hier zuende erzählt — ihre bösen Ehemänner und das Kindermädchen sind tot, sie haben sich aus dem Ehejoch befreit. Was soll da noch kommen? Eine wilde Flucht durch Afghanistan? Oder haben Davis und Hynes schon geahnt, daß der BBC eine Serie, die „Nighty Night“ tatsächlich weit hinter sich läßt, eventuell zu starker Tobak ist — und die ganze Story in diese eine Folge gepackt?
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