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Archiv für die Kategorie ‘Sitcom’

Halbtot gelangweilt

6. Oktober 2009 3 Kommentare

Die Besprechungen der neuen US-Comedies, die die Herbst-Season so mit sich gebracht hat, geht weiter: René Reinholz hat sich schon mal „Bored to Death“ angesehen.

Auch wenn die Versuchung natürlich groß ist, liefe der allzu naheliegende Sparwitz doch ins Leere: HBOs neuestes Comedyexperiment „Bored to Death“ ist zwar nicht so sterbenslangweilig, wie es der Titel suggerieren mag. Sie ist aber auch bei weitem nicht so unterhaltsam und geistreich, wie das Produktionsteam anscheinend glaubt.

https://www.youtube.com/watch?v=KSyIz9_HktQ&hl=de&fs=1&

Der in Brooklyn lebende Schriftsteller Jonathan Ames (so benannt nach — wie meta! — dem New Yorker Schriftsteller und Schöpfer der Serie, Jonathan Ames) wurde soeben von seiner Freundin verlassen, weil er sein Versprechen, endlich das Kiffen und Weißweintrinken aufzugeben, nicht gehalten hat. Damit auch sofort klar ist, in welche Richtung „Bored to Death“ geht, wird man freundlicherweise gleich zu Beginn der ersten Folge mit der Nase draufgestoßen. Von einem Möbelpacker gefragt: „What are you? Another self-hating New York Jew?“ erwidert Jonathan mit wehmütigem Blick: „Hm. Yes, I am. Yeah.“ — Und ein weinerlicher, selbstmitleidiger, banaler Slacker dazu. Was ihn allerdings nicht zwangsläufig sympathisch oder interessant macht.

Jonathan, dem nach dem Auszug der Freundin kaum mehr als eine Matratze, ein leerer Kleiderschrank und einige Stapel Bücher geblieben sind, stößt (natürlich nicht!) zufällig auf ein abgegriffenes Exemplar von Raymond Chandlers Roman „Farewell My Lovely“. Nach kurzer Lektüre inspiriert, schaltet er eine Annonce auf dem Kleinanzeigenportal Craigslist, um seine Dienste als Privatdetektiv anzubieten. Ohne Lizenz zwar, aber vielleicht benötigt ja trotzdem jemand seine Hilfe. Kurz darauf meldet sich tatsächlich eine junge Frau, deren Schwester verschwunden ist, und Jonathan stürzt sich, den Chandler gut sichtbar in die Jackentasche stopfend, in sein erstes Abenteuer. So weit, so konstruiert.

Seinem neuen literarischen Vorbild nacheifernd, versucht er nun, Nachforschungen anzustellen, gerät aber, weil er eben kein abgebrühter Philip-Marlowe-Typ, sondern ein Schlaffi ist, in manch peinliche Situation: Weder Whisky noch Zigarettenrauch bekommen ihm, er läßt sich widerspruchslos von einem patzigen Stundenhotelportier beschimpfen und flieht, als er die Schwester seiner Auftraggeberin schließlich findet, aus Angst vor dem Entführer, ihrem meth-abhängigen, aber einigermaßen harmlosen Exfreund, ins Bad. Von einer aufgeschreckten Nachbarin herbeigerufen, verhaftet die Polizei am Ende ausgerechnet den Freizeitdetektiv, der doch nur hatte helfen wollen.

Ein wenig fühlt man sich an „Manhattan Murder Mystery“ erinnert, doch Jason „One Expression“ Schwartzman, den ich anfangs für Steve Carells kleinen Bruder hielt, geht kaum als Woody Allen für Arme durch. Da nützt es auch nichts, daß „Bored to Death“ großspurig als noir-otic comedy beworben wird. Willkommene Abwechslung, vor allem in den nächsten Folgen, versprechen in dieser Hinsicht immerhin Jonathans bester Freund, der abgerissene, liebeskummergeplagte Comiczeichner Ray (Zach Galifianakis, zuletzt in „Hangover“), und Jonathans Chef George (Ted Danson), wenngleich hier besonders Dansons Talent an seine Rolle als Partylöwe und Womanizer verschwendet wird.

„Bored to Death“ wirkt auf mich wie eines jener halbgaren, betont skurrilen Humorprodukte, wie Judd Apatow, Ben Stiller und Wes Anderson sie regelmäßig produzieren, die endlos um mäßig originelle Ideen und langweilige Figuren kreisen, aber selten richtig in die Gänge kommen. Es ist, als würde man einem Insiderwitz beiwohnen, über den alle wissend lachen, den aber in Wahrheit keiner der Anwesenden versteht. Viel lieber hätte ich mehr von dem thematisch sehr ähnlichen „Andy Barker, P.I.“ mit Conan O’Briens derzeitigem Sidekick Andy Richter gesehen, das NBC vor zwei Jahren leider schon nach nur sechs Folgen wieder aus dem Programm nahm. Auf HBO dürfte „Bored to Death“ jedoch praktisch unabsetzbar sein, und das ist schade.

ABComedy (2)

4. Oktober 2009 8 Kommentare

Heute also wie angekündigt die zwei weiteren US-Sitcom-Neustarts von ABC, besprochen wiederum vom Britcoms-Gewährsmann René Reinholz. Herr Reinholz, bitte übernehmen Sie!

Am überzeugendsten in diesem Viererblock ist die etwas arg 70er-Jahre-mäßig betitelte Mockumentary „Modern Family“ mit Ed „Al Bundy“ O’Neill und der als Denise Bauer aus „Boston Legal“ bekannten Julie Bowen; entwickelt haben die Serie Christopher Lloyd und Steven Levitan, beide vormals Produzenten von „Frasier“. Das Kamerateam begleitet drei Paare: den Geschäftsmann Jay und seine heißblütige Frau Gloria, Claire und Phil und das schwule Paar Mitchell und Cameron. Ohne zu viel zu verraten, sei gesagt, daß alle drei Paare miteinander in Verbindung stehen.

Da ist Phil, Vater von drei nicht ganz unkomplizierten Kindern, der sich für einen coolen Dad hält („I’m hip: I surf the web, I text – LOL: laugh out loud, OMG: oh, my God, WTF: why the face?“) und seine Kinder mit seinen abgeschauten „High School Musical“-Tanznummern zur Verzweiflung bringt. Oder Glorias elfjähriger Sohn aus erster Ehe, der in eine Sechzehnjährige verliebt ist und ihr — gegen den stiefväterlichen Rat — mit selbstgepflückten Blumen und einem selbstgeschriebenen Gedicht Avancen macht. Und Gloria selbst, die sich lachend an ihre gescheiterte Ehe erinnert: „It seemed like all we did was fight and make love, fight and make love, fight and make love. One time, I’m not kidding you, we fell out the window together:“ — Darauf Jay verdutzt: „Which one were you doing?“ Sehr schön auch Mitchell und sein Freund Cameron mit Hang zur Drama-Queen, die gerade aus Vietnam zurückgekehrt sind, wo sie ein kleines Mädchen adoptiert haben, und dies nun ihrer nichtsahnenden Familie beibringen müssen.

Trotzdem verläßt man sich trotz der zugegeben klischeeträchtigen Ausgangssituation erfreulicherweise nicht auf allzu Bekanntes und Bewährtes. Die ersten beiden Folgen sind im Gegenteil sehr sehenswert, wenn auch das Potential, das „Modern Family“ zweifellos hat, noch lange nicht ausgeschöpft ist.

Jetzt könnte man eigentlich auch schon gut unterhalten und hoffnungsfroh abschalten, aber es läuft ja noch „Cougar Town“ mit Courteney Cox („Friends“) als Jules, eine geschiedene, alleinerziehende Mutter eines Siebzehnjährigen. Der Titel der Serie bezieht sich auf cougars (Pumas), in gewissen Kreisen, wie man hört, auch MILFs genannt, also attraktive Frauen über 40, die sich weitaus jüngere Männer suchen.

Da sie nun geschieden ist, läßt sich die selbstredend unglückliche Jules — denn wer kann schon ohne Partner? — von ihrer Kollegin Laurie dazu überreden, sich doch mal wieder auf die Jagd (wir verstehen: „cougars“) nach Männern zu begeben.

Und damit nimmt das Elend seinen Lauf. „All of the single guys our age are either broken, gay or chasing younger girls.“ Diesen Spruch hat man nun wirklich noch nie gehört, jedenfalls nicht seit letzter Woche. Oder wie wär’s damit: Jules streitet sich mit ihrem (gutaussehenden) Nachbarn, der bezweifelt, daß sie einen jüngeren Typen abschleppen könnte. Sie, nicht dumm, ruft einem schätzungsweise dreizehnjährigen Radfahrer zu: „Hey, kid!“ und reißt sich blitzartig den Morgenmantel vom Leib, woraufhin der herüberstarrende Teenager die Straße aus den Augen verliert und kopfüber in ein offenes Cabrio fällt. Darauf sie zu dem Nachbarn: „Suck it!“ Genau! Bzw.: cringe. Und natürlich schleppt sie kurz darauf doch noch einen 22jährigen ab.

Ob beabsichtigt oder nicht, ein Fünkchen Realismus findet sich doch. Als Jules ihren Sohn fragt: „Why do you never laugh at my jokes?“, antwortet dieser: „Because they make me sad.“

Wer sich für den Typ magersüchtiger, nervtötend hyperaktiver Botoxjunkie und einen wie aus einem Cartoon entsprungenen, ganz und gar unglaubwürdig coolen und welterfahrenen Teenager begeistern kann, kommt hier garantiert auf seine Kosten. Man möchte Jules empfehlen, in Würde zu leben und vielleicht mal ein Buch zu lesen; dann gäbe es zwar „Cougar Town“ nicht, aber damit ließe sich ja leben.

ABComedy (1)

3. Oktober 2009 1 Kommentar

Das Wochenende in diesem gemütlichen kleinen Familienblog gehört René Reinholz, der so freundlich war, vier neue US-Sitcoms zu sichten, allesamt angelaufen am 30. September auf ABC. Heute geht es mit den ersten beiden los, morgen folgen die restlichen zwei. Also Bühne frei und einen freundlichen Willkommensapplaus für Gastautor René!

Der Sender ABC hat sich für die Herbstsaison offenbar Großes vorgenommen: Gleich vier neue Sitcoms bilden den kürzlich mit allerlei Trara eingeführten Comedy-Mittwochblock von acht bis zehn Uhr. Der Optimismus dürfte sich jedoch als verfrüht erweisen, denn mindestens zwei der vier werden die Weihnachtspause hoffentlich nicht überdauern. Doch ein Verlust wäre das beileibe nicht.

Eingeleitet wird der Abend ausgerechnet mit der schwächsten Show, „Hank“, vielleicht weil man glaubte, mit Kelsey Grammer einen zugkräftigen Namen zu haben. Warum Grammer, der immerhin in zwei der großartigsten amerikanischen Sitcoms der letzten dreißig Jahre mitgewirkt hat, sich aber für diesen stumpfen, armseligen, müden, vorhersagbaren Schmarrn hergegeben hat, soll sein Biograph klären. Hank, der Titelheld, wurde soeben von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender einer von ihm selbst gegründeten Sportartikelfirma gefeuert und zieht daraufhin, mangels Geldreserven, mit seiner Frau Tilly und seinen beiden halbwüchsigen Kindern von Manhattan zurück in seine Heimatstadt River Bend, Virginia, wo seine Karriere einst begann. Hier, so hat er sich vorgenommen, will er noch einmal von vorn anfangen und, gähn, mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Natürlich wird man es hier, auf dem Land, mit kauzigen, aber, würg, liebenswerten Landeiern zu tun haben. Tillys Bruder Grady, der zur Einweihung des Hauses ein, haha, Fivepack Bier mitbringt, ist so einer. — Grammer spielt wieder die Rolle des zugeknöpften Spießers, die Szenen mit den Kindern hat jemand geschrieben, der noch nie ein Kind hat reden hören, und je flacher die Gags zum Ende hin werden, desto lauter kreischt der Laughtrack. Kurz, es ist nicht zum Aushalten.

„The Middle“, im Anschluß, ist nicht viel besser, aber auch nicht richtig schlecht. Wir sehen eine ganz normale Mittelstandsfamilie im ländlichen Virginia ( das so ländlich ist, daß sogar der Handyempfang eingeschränkt ist) mit — meine Güte! — ganz normalen Alltagsproblemen.

Der abgeklärte, aber liebenswerte Vater Mike, Manager in einer Mine, ersetzt nach einer Explosion die — wer denkt sich sowas nur aus? — 1 vom „[ ] Tage ohne Unfall“-Schild durch eine 0. Die Mutter, Frankie, eine überarbeitete, glücklose Autoverkäuferin, erschrickt über das menschliche Wrack auf ihrem Führerscheinfoto und fragt sich bang, wie es dazu nur hat kommen können: „Somehow the life had been sucked right out of me. But who, or what, had sucked it?“ Fokus auf — hätten Sie’s gedacht? — die sich streitenden Kinder: Axl, der älteste der drei, der gern in Unterhosen durchs Haus läuft, die 13jährige Zahnspangenträgerin Sue, die — ja, so sind sie, nicht? — gerade eine schwierige Phase durchlebt und in all ihren bisherigen schulischen Aktivitäten kläglich gescheitert ist, sich aber trotzdem für den Showchor eingeschrieben hat (o mei, da wird doch nicht etwa am Ende etwas schiefgehen?), sowie der siebenjährige, dem kleinen Dewey wie aus dem Gesicht geschnittene, schwerst grimassierende Jüngste, Brick (?!), dessen Macke darin besteht, zur Selbstberuhigung bestimmte Wörter laut vor sich hin flüsternd zu wiederholen, und dessen bester Freund sein Rucksack ist.

Das alles kennt man so oder so ähnlich aus „Malcolm in the Middle“, mit dem Unterschied, daß dem bemüht verschrobenen „The Middle“ — herrje, auch wenn es sich auf den mittleren Westen bezieht, selbst am Titel mußten sie sich vergreifen! — jeglicher Charme und Witz des Vorbilds abgehen: Während Lois schon mal wochenlang einen Auflauf streckte, wirft Frankie mit den Worten „I made dinner“ eine Tüte mit Burgern aus der Fastfoodschmiede auf den Tisch, die — „let’s eat together“ — auf dem Sofa vor dem Fernseher gegessen werden. Wenn das so weiter geht, werden Augen rollen, aber heftig!

Morgen wird die kleine ABC-Comedy-Rundschau fortgesetzt, dann geht’s um „Modern Family“ und „Cougar Town“.

Daheim ist es doch am schlimmsten

2. Oktober 2009 Keine Kommentare

Mit 18 ist sie Hals über Kopf aus ihrer Heimatstadt Coventry weg und wart nicht mehr gesehen. Nun, zwölf Jahre später, kommt Gaynor nach Hause zurück, kleinlaut und gescheitert, und zieht in ihr altes Kinderzimmer, wo immer noch die „Wonderwall“-CD in den CD-Spieler eingelegt ist: Das ist die Ausgangsposition von „Home Time“ (BBC2), der ersten eigenen Sitcom von und mit Emma Fryer („Ideal“).

Gaynor muß sich jede Menge Standpauken anhören: Von ihrer Mutter, insbesondere aber von ihren Freundinnen, die es nie aus den Midlands hinaus geschafft haben. Sie haßt es, wieder zuhause zu sein — nichts ist schlimmer, als die Straße hinunterzugehen und von allen, allen gegrüßt zu werden, hey, du bist ja wieder da! Wo warst du denn?, sogar von einem Einbrecher, der gerade aus einem Fenster steigt, und vom Polizisten, der ihn gleich darauf verhaftet. Alles ist wieder wie früher, oder, wie eine ihrer Kumpelinen es formuliert: „Alles wieder an seinem Platz — wie ein schweres Tor, das ins Schloß gefallen ist.“ Nur daß Gaynor mittlerweile für ihre kniehohen Lackstiefel ein bißchen zu alt ist, und für das enge Union-Jack-Kleid auch.

https://www.youtube.com/watch?v=7WQwhIuNe3I&hl=de&fs=1&

Das Setting ist prima: ein bißchen traurig, ein bißchen gemein (und insofern eine typische Baby Cow-Produktion — eine Kritik spricht sogar von Sadcom); die Hauptdarstellerin glaubwürdig (und stand up-gestählt), und der Soundtrack (Blur! Pulp!) hervorragend. Auch daß die Gagfrequenz eher langsam ist, könnte ich der Serie verzeihen, schließlich ist sie ja von vornherein eher leise angelegt. Was die Identifikation mit Gaynor allerdings extrem erschwert ist, daß man (zumindest zur Halbzeit der Serie) nicht erfährt, was in den zwölf Jahren geschehen ist: Wie und warum Gaynor gescheitert ist. Das soll zwar, so verrät Fryer im Interview, noch zumindest angedeutet werden, das könnte aber schon ein bißchen zu spät sein.

Was mir allerdings schwer im Magen liegt, ist die reaktionäre Seite des Ganzen: Daß da die Wiederherstellung alter Zustände im Grunde ja doch gefeiert wird. Denn der Subtext ist deutlich zu lesen: Daheim ist es doch am besten, da sind die Leute, die dich schon dein ganzes Leben kennen und mögen. Das mag in Krisenzeiten, in denen junge Erwachsene immer länger bei ihren Eltern wohnen oder gar in ihr Elternhaus zurückkehren, ein populäres Thema sein — mein Fall ist es nicht.

10 Jahre „Spaced“

27. September 2009 6 Kommentare

Zehn Jahre „Spaced“ feiert heute der Guardian, und ich feiere mit — wo’s schon sonst nicht so viel zu feiern gibt gerade. Schade, wenn auch nicht unerwartet, die Ansage von Simon Pegg vor ein paar Tagen, daß es keine weitere „Spaced“-Folgen und auch keine Specials geben wird, über die immer mal wieder spekuliert worden ist. Meiner ersten und lange Zeit liebsten Britcom: Alles Gute zum Geburtstag!

(via Nerdcore)

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This is not a reunion (?)

18. September 2009 5 Kommentare

Die siebte Staffel „Curb Your Enthusiasm“ beginnt am Sonntag — und der gesamte Cast von „Seinfeld“ ist dabei. Yowza, die Herbst-Season wird ein Fest!