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Archiv für die Kategorie ‘US-Produktion’

In the News

Zwei Todesfälle und eine Geburt:

„Bellamy’s People“ wird keine zweite Staffel erhalten. Das berichtet Chortle. Der Spoof der „Fast Show“-Genies Paul Whitehouse und Charlie Higson wurde nach der ersten Series von der BBC abgesetzt — wenig überraschend, konnte doch die Umsetzung der erfolgreichen Radio-Comedy ins Fernsehen nicht so recht überzeugen.

Auch Sarah Silverman wird nach drei Staffeln ihrer „Sarah Silverman Program“ keine weitere Season produzieren. Keine Überraschung, hatte Comedy Central doch schon die letzte Staffel mittendrin auf einen mitternächtlichen Sendeplatz verschoben und zuvor schon das Budget gekürzt.

Die gute Nachricht zum Schluß: Matt LeBlanc hat die Rolle als Matt LeBlanc bekommen, die er in der US-britischen Coproduktion „Episodes“ spielen soll — und zwar als Fehlbesetzung in einem US-Remake einer erfolgreichen britischen Fernsehserie. Könnte lustig werden (dieses Blog berichtete) und erinnert ein wenig an die selbstironische (und ziemlich bittere) Sitcom „The Comeback“, in der LeBlancs „Friends“-Kollegin Lisa Kudrow sich bereits 2005 über ihren Status als alternde Schauspielerin im Fernsehbusiness lustig gemacht hat. Der erste Trailer sieht jedenfalls gut aus:
https://www.youtube.com/watch?v=9BaZIAlQnAY?fs=1&hl=de_DE

Ins Sofa gebissen

hätte ich beinahe während der letzten Folge „Breaking Bad“ (S03E07): so spannende Unterhaltung, so clevere Twists, so hervorragend inszenierte Action — das gibt es selten. Wie Dan Owen in seinem Blog bemerkt (Achtung, Spoiler!!), ist das der Grund, die lange Form (45 Min.) der Gattung Serie zu mögen: Weil sie es erlaubt, Charaktere lange einzuführen und präzise zu beschreiben — so lange, bis man sich als Zuschauer derart mit ihnen identifiziert, daß einem fast das Herz stehenbleibt, wenn sie so in Schwierigkeiten geraten wie hier.

Ohne allzu viel zu verraten: Es ist der DEA-Agent Hank Schrader (Dean Norris), der in dieser Folge im Mittelpunkt steht; seine Figur ist über die letzten Episoden in ihrer ganzen Zerissenheit zu einer der interessantesten geworden. Aber auch Aaron Paul (als Jesse Pinkman) brilliert in dieser Folge und empfiehlt sich, das sieht Dan Owen ganz recht, nun endgültig für einen Emmy. Würde mich nicht wundern, wenn nicht nur er, sondern die ganze Serie mit Preisen überschüttet würde dieses Jahr.

»Not all drugs are good. Some of them are great!«

28. März 2010 3 Kommentare

Mitte Mai kommt (in England) „American: The Bill Hicks Story“ in die Kinos. Anlaß genug, mein altes Humorkritik-Spezial vom Mai 2006 endlich hier online zu stellen — für die Freunde langer Texte und düsteren Stand Ups.

Das soll Bill Hicks sein? Dieser ungesund schwitzende Mann auf der Bühne soll schon mit fünfzehn den lokalen Comedy-Größen ihren Rang streitig gemacht haben? Der bleiche, dickliche Typ in schwarzen Klamotten, der aussieht wie vierzig, aber noch nicht einmal dreißig ist, hatte zu besten Zeiten 280 Auftritte pro Jahr? Dieser Vokuhila-Träger mit dem schlimmen Kassengestell hat regelmäßig psychedelische Drogen genommen und seine diesbezüglichen Erfahrungen auf der Bühne verherrlicht, wurde deshalb von seinen Fans geliebt und von Rechten verprügelt?

Es fällt schwer, das zu glauben. Der ist so unsympathisch. Und mit den ersten Sätzen seines Programms »Relentless« (»Unbarmherzig«), mit dem er 1991 in Montreal auftritt, macht Hicks klar, was er von seinen Mitmenschen hält: nichts.

Ich habe wohl so ein Gesicht, daß mir völlig Unbekannte sich vor mich hinstellen und sagen: ›Was ist denn los? Lächel doch mal!‹ Sie sagen, es kostet mehr Energie, die Stirn zu runzeln, als zu lächeln. — Yeah, und es kostet mehr Energie, mir das zu sagen, als mich einfach in Ruhe zu lassen. Also warum haut ihr nicht ab, dann fange ich auch an zu lächeln!

Hicks klärt kurz, daß er auf subalterne Arbeit gut verzichten kann, auch im Sommer lieber zu Hause bleibt, als an den Strand zu gehen, und zumindest unter einer Neonreklame für Bier halbwegs gesund aussieht. Wie er sich gibt, ist er das genaue Gegenteil der meisten amerikanischen und, um das mindeste zu sagen, auch der deutschen Comedians und politischen Kabarettisten, die ihren Murks als Dienstleistung am Publikum begreifen und ihm deshalb nach dem Mund reden, sich auf »Quatsch Comedy Club«-Harmlosigkeiten zurückziehen und erst dann mutig werden, wenn sie sicher sind, die Meinung ihrer Zuschauer formulieren zu können. Hicks aber sucht die Konfrontation. Mehr…

Yeah, yeah, yeah: „Breaking Bad“ is back

22. März 2010 17 Kommentare

Das ist die gute Nachricht der Woche: „Breaking Bad“ geht endlich, endlich in die dritte Staffel, und die zweite ist endlich, endlich auf DVD raus. Wer keine Ahnung hat, wovon ich spreche, bestelle sich bitte ohne weitere Fragen die erste Season und lasse sich von Bryan Cranston und Aaron Paul als oddest couple der Drogenkriminalität wegblasen. Beide DVD-Boxen sind übrigens inklusive deutscher Synchronisation, weil „Breaking Bad“ hierzulande unter Ausschluß der Öffentlichkeit auf einem Sender namens AXN (und im Schweizer Fernsehen) gelaufen ist.

Hier zum Anfixen nochmal die erste Szene der ersten Folge, die der Guardian zur besten ersten Folge aller Zeiten gekürt hat.
https://www.youtube.com/watch?v=TpQoavGLWIo&hl=de_DE&fs=1&

Interessanterweise ist übrigens auf dem englischsprachigen Markt fast nur die Blue-Ray-Version der zweiten Staffel erhältlich — ich hoffe, diese Unsitte hält nicht auch hier Einzug, daß die Fans monatelang nur die viel teurere Blue-Ray-Discs kaufen können, bevor endlich reguläre DVDs von Serien erscheinen.

Johnny Depp in Burtonland

13. März 2010 2 Kommentare

Man mag es, oder man mag es nicht, dieses Burtonland.

Ich persönlich finde „Alice in Wonderland“ toll — die 3D-Effekte ergeben bei diesem Film tatsächlich Sinn, die Schauwerte sind beachtlich, und Mia Wasikowska, die sich vom schüchternen Teenager in eine Art Fantasy-Jean D’Arc verwandelt, ist sensationell (und übrigens auch im gleichfalls sehenswerten „In Treatment“ schon sehr gut). Natürlich, die Story ist dünn, und die Disney-Leute (würde ich vermuten) hatten ein Auge darauf, daß die üblichen Burton-Abgründe etwas weniger abgründig waren als sonst. Die Grinsekatze etwa hat nun überhaupt nichts mehr unberechenbar-ambivalentes. Aber wen stört’s. Mich nicht, ich mag Popcorn-Kino.

Ehen vor Gericht

5. März 2010 3 Kommentare

Drei Stargäste und ein Moderator, die sich die Ehestreitigkeiten von (echten) Ehepaaren anhören, sie anschließend diskutieren und dann ein Urteil fällen: Das Konzept von „The Marriage Ref“ (NBC, Sonntags) ist schon im Vorfeld (auch hier im Blog) auf eher verhaltene Erwartungen gestoßen. Trotz oder gerade wegen der Beteiligung von Jerry Seinfeld. Die Kritiken nach der ersten Folge aber waren katastrophal: „painfully bad“ bzw. „terrible“ (National Public Radio), „ugly, unfunny, patronizing mess“ (The Star Ledger), „the God-awful mishmash of a comedy-variety show“ (Time Magazine).

Persönlich muß ich allerdings sagen: so schlecht fand ich es gar nicht. Zwar halte ich den Moderator Tom Papa für eine Fehlbesetzung, und man muß sich von der Vorstellung verabschieden, daß da auch nur annähernd ernstzunehmende Streitigkeiten diskutiert würden. Das aber ist vermutlich Absicht, und aus gutem Grund. Die beiden ersten verhandelten Fälle waren der eines Mannes, der seinen (völlig unerzogenen) Köter nach dessen Ableben ausstopfen und im Wohnzimmer ausstellen wollte, der zweite der eines anderen (schwarzen) Mannes, der im Schlafzimmer eine Stange zum Pole Dancing anbringen lassen wollte. In beiden Fällen waren die Reaktionen der Frauen in etwa: Nur über meine Leiche, und in beiden Fällen natürlich auf den ersten Blick erkennbar absolut zu Recht. Das äußerten auch beide recht selbstbewußt, boten ihren Männern Paroli und stellten sich also als starke Frauen dar. Die Schnapsideen ihrer Männer dagegen machten es den Stargästen Seinfeld, Kelly Ripa und Alec Baldwin leicht, komischen Nektar aus diesen Zwisten zu saugen und den offenkundigen Unfug, den die Ehemänner da betrieben, auch als solchen zu ironisieren. Eine Farce auf alle Reality-Gerichtsshows oder „Ehen vor Gericht“ oder wie auch immer der Reality-Quatsch heißt, der da zur Vorlage genommen wurde. Und schließlich war nicht nur der Moderator in der Verkündung der Urteile, zu denen live in die Wohnzimmer der Ehepaare geschaltet wurde, erstaunlich sensibel, sondern die Kreuzfahrt, die die Paare anschließend geschenkt bekamen, vermutlich eine echte Handreichung zum Kitten der Ehen.

Nicht ernst zu nehmen also, diese Show, aber in ihrem Unernst durchaus lustig. Eine Reality-Show about nothing — was hätte man anderes von Seinfeld erwarten sollen?