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Archiv für die Kategorie ‘US-Produktion’

Neue Pups- und Pillermannwitze auf Comedy Central

12. Juni 2009 3 Kommentare

Comedy Central war einkaufen! Wie ich gerade bei Kress lese, gibt es ab September alle drei Staffeln „IT Crowd“, das ist mal eine gute Nachricht — wenn man davon absieht, daß die Synchronisation wieder einiges ruinieren dürfte, gerade Chris O’Dowds irische Sprachfärbung transportiert ja seine Position als Underdog, und Richard Ayoades kaugummizerdehnte Nerd-Sprechweise prägt ebenfalls entscheidend seinen Charakter.

Schlimmer aber finde ich, daß sich Comedy Central mit „Testees“ wieder eine (US-amerikanische und kanadische) Sitcom zugelegt hat, die auf Pups- und Pillermannwitzen basiert. „South Park“-Autor Kenny Hotz hat nämlich den zwei spätjugendlichen Verlierern Peter und Ron, die sich ihr mageres Einkommen als menschliche Versuchskaninchen aufbessern, in erster Linie medizinische Versuche unterhalb der Gürtellinie ins Drehbuch geschrieben: In der ersten Folge wird Peter prompt schwanger bzw. „schwanger“, denn der Babybauch stellt sich dann doch als blähungsbedingt heraus, und Ron, der Gebärhilfe leisten möchte, kriegt eine gefühlte Ewigkeit lang aus nächster Nähe ins Gesicht gepupst. In der zweiten Folge machen Ron und Peter eine Geschlechtsumwandlung durch und werden Frauen auf Zeit, und die restlichen Episoden habe ich mir dann geschenkt. Ich bin mir aber sicher, es geht um Homosexualität, häßliche Frauen und Keuschheitsgürtel. D.h., bis eben war ich mir nicht sicher, aber ein Blick in die Wikipedia hat genau diese Befürchtungen gerade bestätigt. Nichts gegen lowbrow-Comedy, aber ein bißchen über Meereshöhe darf das Niveau dann doch noch sein.

Hier der Trailer, für alle, die es nicht glauben:

Very sörry

10. Juni 2009 2 Kommentare

Zu wenig Content hier, ich weiß. Aber zum einen komme ich gerade nicht dazu, Altes zu gucken, und Neues gibt’s zur Zeit nicht wirklich viel Relevantes — auch Kröd Mändoon and the Flaming Sword of Fire (ab morgen auf BBC2) sieht nicht so aus, als wäre es einen Schuß Pulver wert, Stichwort: Matt Lucas („Little Britain“) und stereotype Schwule, o je.
https://www.youtube.com/watch?v=RtCVNUIG4iM&hl=de&fs=1&

Hamlet it be

17. Mai 2009 2 Kommentare

Endlich mal eine Komödie, die Steve Coogan auf den Leib geschrieben ist! dachte ich, als ich mich die ersten beiden Akte von „Hamlet 2“ (2008) prima amüsierte. Die Rolle des Dana Marschz paßt dem Alan-Partridge-Erfinder auch wirklich wie angegossen: Marschz ist, das verrät uns eine sehr lustige Montage zu Beginn, zwar immer der Überzeugung gewesen, ein großer Schauspieler zu sein, und er kennt sich auch aus im Business — seine eigene Karriere bestand aber im Wesentlichen aus einem kleineren Auftritt in „Xena“ und etlichen schlimmen Werbespots. Seitdem schlägt er, mittlerweile trockener Alkoholiker, sich so durch als High School-Schauspiellehrer in Tucson, Arizona, wo die von ihm inszenierten Schülertheaterstücke regelmäßig durchfallen — vielleicht auch, weil er regelmäßig Hollywood-Filme zu inszenieren versucht (zuletzt „Erin Brockovich“). Eines Tages muß er vor mehr als den üblichen zwei Streber-Schülern unterrichten, weil alle anderen Kunst-Wahlfächer weggestrichen worden sind, und hält den völlig desinteressierten Jugendlichen erstmal einen Stegreif-Vortrag über „Dead Poets Society“ und „Mr Holland’s Opus“ („these are all Inspirational Teacher Movies!“). Leider wird wenig später auch sein Kurs gestrichen, und so bleibt ihm nichts übrig, als endlich mal ein Theaterstück zu inszenieren, das erfolgreich ist — und zwar am Besten so erfolgreich, daß er weiterunterrichten darf.

Und damit beginnt der schwierige dritte Akt. Während Komödien in den ersten beiden Akten es ja oft eher einfach haben, weil sie Schwierigkeiten um Schwierigkeiten vor dem Helden auftürmen können, die für Komik sorgen, muß der dritte Akt eine befriedigende Auflösung haben: Der Held muß scheitern (was hier schlecht geht, weil Marschz die Fallhöhe fehlt — er ist ja von Anfang an schon gescheitert) oder triumphieren. Dieser Triumpf ist hier so schlicht, wie man es vielleicht schon befürchtet hat: Die schwierigen Schüler stellen sich als recht gute Musical-Schauspieler heraus und inszenieren den Riesenquatsch recht solide, den Marschz ihnen schreibt: nämlich eine Fortsetzung von Hamlet, in der qua Zeitmaschine alles gut ausgeht („diese Idee ist so beschissen, daß sie schon wieder gut sein könnte“) und die darüberhinaus so blasphemisch und obszön ist, daß niemand sie ignorieren kann. Eine „Hamlet“-Version mit Happy End ist komisch, weil sie lächerlich ist; leider ist es aber bei dem Film ebenso: Das Happy End, der furiose Erfolg des Theaterstücks, ist sehr platt und ruiniert den bis dahin recht ansehnlichen Film (na ja, jedenfalls fast). Man hat diesen Plot einfach schon zu oft gesehen, kann das Ende schon von weitem kommen sehen und hofft, es möge wenigstens noch (wie etwa bei den „Blues Brothers“) eine persönliche Niederlage für den Helden bereithalten, um die pappigste Süße wieder herauszunehmen, aber nein, es endet alles im Totalerfolg.

Die ersten beiden Akte aber sind gut.

Andrew Fleming, hier Regisseur und Coautor, hatte bereits bei einigen Folgen „Arrested Development“ Regie geführt, Coautorin Pam Brady mit den „Southpark“-Machern Trey Parker und Matt Stone „South Park: Bigger, Longer & Uncut“ sowie das ebenfalls nur leidlich gute „Team America: World Police“ geschrieben.

Beamt ihn zurück, bitte!

Früher mal Star Trek-Fan gewesen und immer noch Simon Pegg-Adorant zu sein, außerdem weite Teile des J.J. Abrams-Universums zumindest ziemlich okay zu finden — klang für mich wie eine solide Grundlage dafür, auch den neuen „Star Trek“-Film mögen zu können. Leider war’s nicht so. Nicht daß ich sehr enttäuscht wäre von dem Film; zwei Stunden Schlägereien und Explosionen im Weltraum sind ja doch ganz unterhaltsam. Aber von dem alten Star Trek-Geist war nichts mehr zu spüren, keine sentimentale Saite hat da in mir auch nur leise vibriert, nicht mal beim musikalischen Main Theme am Schluß. Nun denn, die Originalserie war auch schon immer die, die mir am wenigsten gegeben hat.

Was aber Simon Pegg angeht: Bitte, ihr Hollywood-Mogule, beamt ihn rechtzeitig zurück von der Enterprise, bevor seine Karriere als komischer Sidekick in „Star Trek“-Prequels endet! Ich finde es schon bedauerlich genug, daß Steve Coogan wie Ricky Gervais nun offensichtlich lieber in „Nachts im Museum 5“ mitspielen als wieder mal das zu tun, was sie am Besten können, nämlich komisches Fernsehen machen.

(Das Kino war übrigens gestern in der Spätvorstellung ziemlich leer — und das am Premierentag. Ob das am Fußball gelegen hat, wie der Kollegen Gärtner vermutet, kann ich nicht sagen, glaube es aber nicht. Schon eher am guten Wetter, das mehr zum Draußensitzen als zum Inskinogehen eingeladen hat.)

Blick in die USA: „Breaking Bad“ – die Chemie stimmt

17. April 2009 3 Kommentare

Aus strahlend blauem Himmel segelt eine beige Herrenhose und bleibt auf einem Feldweg mitten in der Wüste liegen; ein dinosauriergroßes Wohnmobil rast darüber weg. Im Wohnmobil liegen zwei leblose Menschen, allerhand Laborgerät purzelt durcheinander, bis der Mann am Steuer, nur mit Unterhose und Gasmaske bekleidet, die Kontrolle verliert und den Wagen in den Graben fährt. Er springt aus dem Gefährt, in welchem er seinen bewußtlosen und ebenfalls mit Gasmaske angetanen Beifahrer zurückläßt, streift sich wenigstens ein Hemd über, holt eine großkalibrige Pistole aus dem Wohnmobil und stellt sich, nachdem er letzte Worte an seine Familie in eine Videokamera gesprochen hat, mit der Waffe im Anschlag dem lauter werdenden Sirenengeheul auf der Straße entgegen.

Das ist die erste Szene von „Breaking Bad“ (AMC 2008 – ), und wenn ich diese Serie für nur einen ihrer zahlreichen brillanten Drehs loben müßte, dann dafür, daß sie den Einfall hatte, den Cliffhanger vieler Episoden je an den Anfang der Folge zu stellen: Denn nach dieser furiosen Eröffnung wird erst einmal erklärt, wie der fünfzigjährige Chemielehrer Walter White, der Mann in der Unterhose, an diesen Punkt seines Lebens kam. Dazu braucht „Breaking Bad“ nicht einmal die ganze erste Folge —  schon nach einer guten dreiviertel Stunde sind wir wieder im staubigen Hinterland New Mexicos und fragen uns, was da jetzt wohl kommen mag: Wenn schon in der ersten Folge die Dr. Jekyll/Mr. Hyde-Transformation eines biederen amerikanischen Untere-Mittelschichtsbürgers in einen höchst kriminellen Crystal-Meth-Koch eingetreten ist, die Verwandlung eines Biedermannes in eine loose cannon?

Da kommt noch einiges. Und wenn ich nicht sehr irre, hat „Breaking Bad“ das Zeug dazu, die nächsten „Sopranos“ zu werden. Die Vorstadtdealergeschichten von „Weeds“ jedenfalls (der naheliegendste Vergleich) läßt es sehr schnell hinter sich; und „Weeds“ war gut (na, die ersten zwei Staffeln jedenfalls). Daß „Breaking Bad“ noch besser ist, liegt zum einen an dem ausgezeichneten Bryan Cranston, der den Vater in „Malcolm in The Middle“ gespielt hat und hier zu oscarreifer Form aufläuft. Es liegt selbstverständlich aber auch an dem Creator Vince Gilligan, der schon für die „X-Files“ geschrieben hat und hier ein düsteres ComedyDrama aufmacht. Die Betonung liegt hier auf Drama (in der ersten Epsiode ist kein lauter Lacher), dessen filmische Umsetzung aber ist oft die einer Komödie: Humor als comic relief für allzu gewalttätige, krasse Momente, an denen „Breaking Bad“ nicht arm ist. Und die starke Identifikation mit Walter, der im harten Drogengeschäft ein fish out of water par excellence ist und mit seinem viel jüngereren Compagnon eine Neuinterpretation des odd couple darstellt, sorgt für so viel kriminelle Sympathie, daß man ihm auch zutiefst unmoralische Taten ohne weiteres verzeiht. Nicht zuletzt die tolle Kamera- und Regiearbeit mit vielen Zeitraffer-Sequenzen und hübschen visuellen Einfällen bspw. zur Umsetzung von Drogenräuschen (ich mußte öfter mal an die Crystal Meth-Komödie „Spun“ denken), das gute Ensemble (etwa der unter Kinderlähmung leidende RJ Mitte als Walter White jr.) und der erkennbare Wille zu einem Realismus was die Gefährlichkeit, aber auch die Anziehungskraft von Methamphetaminen ausmacht, heben „Breaking Bad“ weit über das Gros amerikanischer TV-Serien.

Bevor ich ins Detail gehe und Spoiler folgen lasse, noch ein paar Informationen für alle, denen diese Beschreibung schon reicht, um einige der besten Serienabende des Jahres beim Onlinehändler ihres Vertrauens in Auftrag zu geben: Es gibt eine deutsche DVD-Ausgabe, denn „Breaking Bad“ ist bis vor kurzem auf dem PayTV-Sender AXN gelaufen, und die Synchronisation scheint (ausgerechnet bis auf die Stimme der Hauptfigur) auch okay zu sein; die erste Staffel hatte wegen des Autorenstreiks nur sieben Folgen statt geplanter neun; die zweite Staffel läuft in den USA gerade und eine dritte ist schon in Auftrag.

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Gegen den Osterhasen

1. April 2009 2 Kommentare

Da hier dieser Tage so wenig passiert, hier eine gerade wieder aktuelle Humorkritik zu Bill Mahers „Religulous“, der morgen in die, na ja, eher: in manche deutsche Kinos kommt. Jaha, auch das hat wieder nix mit Britcoms zu tun!


Zunächst einmal: Mit Religiosität, wie man sie in weiten Teilen Westeuropas versteht, hat die spinnerte Eiferei der US-Amerikaner eher nichts zu tun. Deshalb ist Bill Mahers Dokumentation „Religulous“ (ab morgen, 2.4., in ausgesuchten Kinos) für deutsche Zuschauer auch weniger als Kirchen- und Religionskritik interessant denn als Dokumentation der Diskrepanz, die sich in den USA zwischen weltweiter Spitzenwissenschaft und beinhartem Glauben an Kreationismus auftut. Die ist allerdings erschreckend.

Mahers Reise führt ihn zu korrupten Fernsehpredigern, die sich in feinste Anzüge werfen, Reptilienlederschuhe und schweren goldenen Schmuck tragen und im Brustton der Überzeugung erklären, Jesus sei selbst reich gewesen, zu einem römischen Priester, der ihm direkt vor dem Vatikan erklärt, ein Großteil dessen, was in der Bibel stehe, sei Unsinn, und in einen »Holy Land« genannten Freizeitpark in Florida, in dem sich der Jesusdarsteller erst von Maher in kompromittierende Gespräche verwickeln und anschließend vor den Augen etlicher adipöser Frührentner ans Kreuz schlagen läßt, woraufhin seinem überwiegend in Shorts und T-Shirt gekleideten Publikum das Pipi in die Augen schießt. Versetzt sind diese offen manipulativ geschnittenen Interviews mit Ausschnitten aus religiösen Spielfilmen, Zeichentrickszenen und allerhand anderen Schnipseln, die zusammen das Bild einer grenzdebilen Gläubigenschar von Christen, Juden und Moslems bis hin zu Mormonen ergeben, die an sprechende Schlangen glauben und daran, daß tatsächlich Menschen im Inneren eines großen Fischs mehrere Tage überleben können, um anschließend wieder an Land zu steigen. Das ist plakativ und kurzweilig; daß Regisseur Larry Charles (»Seinfeld«) sein satirisches Handwerk im Schlaf beherrscht, weiß man spätestens seit dem »Borat«-Film.

Problematisch wird „Religulous“ (aus religious und ridiculous) nicht erst da, wo Maher etwas zu routiniert seine Gegenüber der Lächerlichkeit preisgibt, woraufhin diese häufig prompt das Interview abbrechen oder ihre aggressiven Impulse jedenfalls kaum verbergen können. Zumindest auf halbwegs aufgeklärte Zeitgenossen wirkt Mahers Mühen oft, als wolle er Kindern beweisen, daß es keinen Osterhasen gibt, während diese aber um jeden Preis weiterhin an den Osterhasen glauben wollen. Das mag in einer Nation, die die Existenz des Osterhasens zu ihrem gesellschaftlichen Fundament gemacht hat, durchaus ehrenhaft sein, wie ja auch Mahers politische Talkshow/Standup-Show »Real Time« zu loben ist. So brisant wie in seiner Heimat ist Mahers Dokumentation in hiesigen, weitgehend agnostischen Gefilden leider nicht.

Zuerst erschienen in TITANIC 3/2009, da noch mit dem ursprünglich früheren Kinostart