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Archiv für die Kategorie ‘US-Produktion’

Hmpfmal werden wir noch wach: „Curb“ Season 8 in den Startlöchern

17. Juni 2011 3 Kommentare

Nach 19 langen Monaten geht es am 10. Juli nun weiter: Die achte Staffel „Curb Your Enthusiasm“ wirft ihre Trailer voraus. Hier der offizielle Trailer:

leider offline

Michael J. Fox und Ricky Gervais werden mit von der Partie sein, Fox als ihmselbst, und die Geschichte wird erstmals in größeren Teilen in New York spielen — warum, wird noch nicht verraten. Ebenso wenig, ob Cheryl sich tatsächlich von Larry scheiden lassen wird, obwohl der Titel der ersten Episode „The Divorce“ darauf hindeutet.

Fast lustiger als den Trailer, der eigentlich nur eine Zusammenfassung der üblichen Zänkereien bietet, fand ich den zweiten „Behind the scenes“-Trailer, in dem schon klar wird, wie peinlich das Zusammentreffen mit Michael J. Fox werden könnte:
https://www.youtube.com/watch?v=uXvqZB2O028?version=3&hl=de_DE

Sacha Baron Cohen is The Dictator

Fast ein Jahr, bevor Sacha Baron Cohens „The Dictator“ in die Kinos kommen soll, hat Paramount das erste offizielle Bild veröffentlicht:

The Dictator

Neulich auf dem Opernball

Im Film soll es um einen an Saddam Hussein angelehnten Diktator gehen, der durch einen Ziegenhirten ersetzt wird (ebenfalls gespielt von Cohen) und anschließend seinem Leben neuen Sinn geben muß — in New York. Hmmmm, ein merkwürdiger Ausländer, der in New York (vermutlich halbdokumentarisch) Leute verwirrt, wo habe ich diesen Plot bloß schon mal gehört?

Aber ich will nicht spekulieren, vielleicht finden Cohen und Larry Charles, der nach „Borat“ und „Brüno“ abermals Regie führt, ja einen völlig neuen Zugang zu dem Thema. Die Tagline ist jedenfalls lustig:

„The film tells the heroic story of a dictator who risked his life to ensure that democracy would never come to the country he so lovingly oppressed.“

Mit von der Partie werden sein Ben Kingsley und Anna Faris (aus den „Scary Movies“).

Recreational Comedy

26. April 2011 5 Kommentare

Gerade als man dachte, der große Sitcomtrend der letzten Dekade sei tot, läuft nun doch noch eine Mockumentary im Stile von „The Office“ zu neuen Höchstformen auf: „Parks and Recreation“ (NBC) dürfte derzeit neben „Modern Family“ die beste US-Sitcom sein. Denn sie gibt dem dokumentarischen Stil das zurück, was bei der amerikanischen „Office“-Version zuletzt arg fehlte: Relevanz.

Man könnte es beinah satirisch nennen, wie „Parks and Recreation“ die kommunale Politik in der amerikanischen Provinz beschreibt: Leslie Knope (Amy Poehler) ist die stellvertretende Leiterin der Abteilung „Parks und Erholung“ im (fiktiven) Städtchen Pawnee, Indiana. Ihr ungebrochener Enthusiasmus für Grünanlagen, Spielplätze und ihren Job kollidiert ständig mit der Haltung ihrer Kollegen, die längst resigniert haben, auf ihre Verrentung warten, nur ihren eigenen Vorteil suchen oder ganz generell gegen jede Form von Staat und Regierung sind, wie ihr Vorgesetzter Ron Swanson (hervorragend mit Betonfrisur, Schnauz und stets todernstem Gesicht: Nick Offerman). Knopes größtes Projekt zu Beginn der Serie ist es, aus der aufgelassenen Grube eines gescheiterten Bauunternehmens einen, genau: Stadtpark zu machen. Und zwar wenn nötig auch gegen den Widerstand der Erzfeinde des „Parks and Recreation“-Departments: die Bibliothekenverwaltung, die dort eine Bücherei errichten möchten. Keine leichte Aufgabe für Knope, die Leute von der Bibliothekenverwaltung sind schließlich sehr belesen, aber Leslie nimmt die Herausforderung gut gelaunt und kämpferisch wie allzeit an…

https://www.youtube.com/watch?v=PdxkdQ-gmaw?fs=1&hl=de_DE

Nur beinah satirisch ist „Parks and Recreation“, weil die Scherze über unfähige Stadtplaner, korrupte Kommunalpolitiker und Wutbürger, die sich sogar darüber beschweren, daß auf dem im Park gefundenen Sandwich kein Senf war, nie zu aufklärerisch werden. An erster Stelle steht immer der komische Effekt – und der beruht einerseits so sehr auf den prima gezeichneten Charakteren, wie man es aus britischen Sitcoms kennt (die permanent gelangweilte, apathische Praktikantin etwa ist ein Musterbeispiel beobachtender Comedy), ist aber so dicht an Gags, wie es nur US-Sitcoms hinbekommen. Allein die vielen Fresken in der Stadtverwaltung sind schon ein unerschöpflicher Quell von Komik: gemalt im naiven Realismus der dreißiger Jahre verprügelt da ein weißer Farmer seine Frau, wird ein gefesselter Indianerhäuptling mit einer großen Kanone von US-Soldaten erschossen oder eine Hochzeit zwischen einem Indianer und einer Weißen von sowohl aufgebrachten Rothäuten als auch weißen Siedlern brutal überfallen – selten hat man in einer Network-Sitcom so explizite Witze über die amerikanische Geschichte gesehen. Solche Scherze gehen vermutlich nur durch, weil sie in einem vordergründig heiteren und harmlosen Rahmen erzählt werden, wie ihn die US-Version von „The Office“ eben auch hat.

Tatsächlich stammen die Serien-Macher Greg Daniels und Michael Schur aus dem kreativen Team der US-„Office“-Produktion, und auch Rashida Jones, eine der „P&R“-Hauptfiguren, hat man dort schon gesehen. Doch „Parks and Recreation“ darf nun nicht als Spin-Off mißverstanden werden; das ist es nicht. Sondern eine leider sträflich unterbewertete politische Sitcom, die den Vergleich mit dem brillanten britischen „The Thick of It“ nicht scheuen muß. Gerade weil sie dem bösartig beißenden Humor der Engländer, die mit ihren Regierungspolitikern ins Gericht gehen, einen hinterhältig nachsichtigen Blick auf Provinzpolitiker der mittleren Eben entgegensetzt, der aber genauso aussagekräftig ist. Und, falls ich das noch nicht oft genug gesagt haben sollte, sehr, sehr komisch.

Unheimlich lustige Begegnung der dritten Art

15. April 2011 1 Kommentar

Wer einen großen Film erwartet, könnte enttäuscht sein. Aber „Paul“ (Regie: Greg Mottola) will gar kein großer Film sein. Sondern eine sympathische Komödie von Geeks für Geeks — und genau das ist er auch.

Gestern abend im Kino (OV, versteht sich) war es ein bißchen, als seien die Wünsche der Simon-Pegg-Fans in Erfüllung gegangen, die sich immer mehr „Spaced“ und „Shaun of the Dead“ gewünscht haben statt mehr „How to Lose Friends and Alienate People“ und „Burke and Hare“: Pegg und Frost waren endlich, endlich zurück. Genauer: der geekige SciFi-Freund und Comiczeichner Tim aus „Spaced“ in Verbindung mit den besten Kumpels Shaun und Ed aus „Shaun of the Dead“. Hier heißen sie Graeme (Pegg) und Clive (Frost), sind zwei britische Buddys auf Fan-Urlaub in den USA und fahren nach einem Besuch der Comic-Con mit einem Wohnmobil nach Nevada in die Area 51, wo sie prompt einem Außerirdischen begegnen (Stimme: Seth Rogen). Binnen kurzem befinden sie sich gemeinsam auf der Flucht: vor Rednecks, deren Geländewagen sie angerempelt haben, einem Hillbilly-Priester, dessen Tochter mit ihnen flieht, und diversen Men in Black. Ihr Ziel: Paul vor den Menschen zu verstecken und den Seinen zurückzubringen.

Schnell wird klar, wer die wirklichen Aliens sind: Die Engländer Graeme und Clive, für die so ziemlich alles in den USA fremdartig ist. Paul dagegen ist, weil seit 1947 mit dem American Way of Life vertraut, bestens akklimatisiert, im Grunde sogar ein rechter Klugscheißer. Und für noch jemanden ist alles neu: Ruth (Kristen Wiig), die Pfarrerstochter und Kreationistin, die von dem merkwürdigen Trio fix eines Anderen, Besseren belehrt wird und sich schnell an einen neuen Lebensstil mit Fluchen, Sex und Drogen gewöhnt.

Selbstverständlich ist „Paul“ randvoll mit Anspielungen, In-Jokes und Motiven, die man aus tausend SciFi-Filmen, aber auch aus „Spaced“ und „Shaun of the Dead“ kennt. Immer wieder finden sich Variationen von Scherzen aus frühen Pegg-und-Frost-Werken, aber nie werden Witze zweimal erzählt. Natürlich geht es höchst albern zu, mit vielen Zoten zum Thema anal probes und Alienweibern mit drei Brüsten, aber wer es nicht lustig findet, wenn Menschen vor Schreck ohnmächtig hintüberfallen, der sollte für „Paul“ erst gar keine Tickets kaufen.

Dafür aber alle, die eine Beat für Beat ordentlich gemachte Komödie sehen wollen, in der mit Jason Bateman und Jeffrey Tambor zwei „Arrested Development“-Größen mitspielen (Mottola hat seinerseits bei einigen Folgen „AD“ Regie geführt) und ein paar nette Cameo-Auftritte von noch größeren Stars warten. Alle, die den Plot von „E.T.“ einmal als Komödie ausgespielt sehen möchten. Und alle Fans, die in diesem „Fish out of Water“-Film Nick Frost und Simon Pegg mal wieder aber sowas von in ihrem Element sehen möchten.

Ein paar Gedanken zu „Modern Family“

23. Januar 2011 4 Kommentare

Es gibt, abgesehen vielleicht von den „Simpsons“, im Moment keinen fester gebuchten Fernsehtermin in der Woche als den von „Modern Family“ (ABC, 2009 -). Aber nicht nur das: Außerdem haben die Frau und ich um Weihnachten herum noch einmal die ganze erste Staffel auf DVD geguckt. Und vor ein paar Tagen noch einmal die ersten vier, fünf Folgen mit einem gemeinsamen Freund. Und ich hätte nicht das kleinste Problem, mir alle Folgen direkt nochmal anzusehen. Ich muß gestehen: Ich habe mich in so ziemlich jedes Familienmitglied der „Modern Family“ verliebt.

Aber warum eigentlich? „Modern Family“ ist all das, was ich an amerikanischen Sitcoms nicht mag: Warm, freundlich, moralisch, versöhnlich, von tieferen Einsichten getragen — durch und durch positiv. Es gibt keinen einzigen Unsympathen. Permanent wird alles gut, keiner bleibt allein, wir sind eine Familie, friends will be there for you, where everybody knows your name. Genau das Gegenteil von britischen Sitcoms, in denen die Welt schlecht ist und das Leben scheiße und böse Menschen grausame Sachen tun und deswegen alleine bleiben und allenfalls trotzdem geliebt werden. Und auch das vielleicht nur vom Zuschauer, aber nicht von anderen Charakteren.

Andererseits muß ich einräumen: so süßlich „Modern Family“ ist, so klug ist es auch. Auf mehreren Ebenen.

Erstmal bin ich schon fast der Überzeugung, daß „Modern Family“ die Erzähltechnik der Mockumentary auf die nächste (dialektische? Was weiß ich) Ebene hebt: Zwar ist es formal an eine Dokumentation angelehnt, inklusive vieler talkings heads-Szenen, in denen Charaktere alleine oder zu zweit in die Kamera hineinphilosophieren. Abgesehen von seltenen Blicken in die Kamera aber scheint den Rest der Zeit das Kamerateam überhaupt nicht anwesend zu sein: Weder sind die Familienmitglieder verkabelt, noch scheint die Anwesenheit des öffentlichen Auges ihre Handlungsweise in irgendeiner Form zu beeinflussen (was etwas bei „The Office“ eine zentrale Idee war). Ja, häufig ist die Kamera sogar in Situationen anwesend, wo sie es nicht sein könnte, hätten wir es mit einer echten Dokumentation zu tun: Etwa wenn Haleys Freund Dylan im Haus der Dunphys versehentlich eingeschlossen wird und wegen der Alarmanlage nicht hinaus kann, die Kamera aber bei ihm bleibt. Was aus mehr als einem Grund nicht plausibel ist: Die Dunphys hätten das Haus nicht Hals über Kopf verlassen und das Kamerateam dabei einfach übersehen und eingeschlossen (schon weil sie ja alle eigentlich verkabelt sein müßten), Dylan selbst hätte in so einer Situation die Kamera ebenfalls nicht einfach ignoriert, und die Kamera (ein zweites Team?) bleibt außerdem weiterhin bei den Dunphys.

Nicht nur gibt es aber offenbar kein Kamerateam. Auch die Anmutung der Show legt keinen Wert darauf, authentisch zu sein: Ganz offensichtlich haben wir es mit einem Single Camera-Setup zu tun, und ebenso offensichtlich ist hier nichts improvisiert. Like cinéma vérité never happened. Die Selbstreflexion, die der Dokumentationsgestus in die Fernsehcomedy gebracht hatte, fehlt bei „Modern Family“ vollkommen; die Form der Mockumentary soll uns nichts über das Fernsehen und seinen Einfluß auf die abgebildete Wirklichkeit vermitteln. Das aber ist kein Rückschritt, sondern eine Weiterentwicklung, die es erlaubt, die Figuren noch facettenreicher zu schildern: Weil wir hören, was sie über sich selbst denken und sagen — und sehen, wie viel oder wenig das damit zu tun hat, wie sie agieren. Die Figuren werden also tiefer, vielschichtiger, und es gibt mehr Möglichkeiten für Gags, die auf ihren Charaktereigenschaften beruhen. Was eher englisch ist. Daß dabei die Frequenz an Onelinern trotzdem hoch bleibt, ist allerdings wiederum sehr amerikanisch.

Genau wie die thematische Narration. Viele Folgen haben ein Thema, das in drei Subplots (einer pro Familie) variiert wird: Was es ausmacht, ein guter Vater zu sein, oder, in „Run For Your Wife“, wie sehr man seine Kinder behüten soll. In dieser Folge, es ist der erste Schultag nach den Ferien, will Manny in seinem columbianischen Poncho zur Schule gehen, was sein Stiefvater Jay verhindern möchte, um ihn nicht dem Spott seiner Mitschüler auszusetzen. Mitchell und Cameron geraten in Panik, weil sich Baby Lily den Kopf angeschlagen hat, und Phil fühlt sich herausgefordert, in einem Dauerlauf gegen Claire anzutreten — die ihn gewinnen läßt, um sein Ego nicht allzu sehr zu beschädigen.

Nun ist das Thema des (Über-) Behütens hier so subtil angelegt, daß man es gar nicht bewußt wahrnehmen muß. Wenn aber doch, wird einem der hübsche Dreh auffallen, daß in der dritten Variation der Familienvater Phil die Rolle des Kindes einnimmt und von seiner eigenen Ehefrau geschont wird. Das ist clever — und ziemlich lustig. Noch lustiger wird es allenfalls, wenn die drei parallelen Plots in bester „Seinfeld“-Manier auch noch miteinander verwoben werden und in einer einzigen großen Slapstick- oder jedenfalls Ensemble-Nummer enden.

All das: die formalen wie die inhaltlichen Drehs, sind nicht neu. Allenfalls erneuert. Aber sie haben es geschafft, das Genre der Familien-Sitcom (in beiden Bedeutungen: über eine und für die ganze Familie) im Alleingang wiederzubeleben. Und es sogar für einen einsamen, verbitterten, zynischen, abgebrühten alten Arsch wie mich konsumierbar gemacht.

„Episodes“ (1)

10. Januar 2011 1 Kommentar

Gestern, just an dem Tag, der das US-Remake von „Shameless“ auf die US-Bildschirme brachte, startete „Episodes“: Die Sitcom über ein britisches Ehepaar (Tamsin „Black Books“ Greig und Stephen „Dirk Gentley“ Mangan, beide „Green Wing“), dessen englische Fernsehserie für den amerikanischen Markt ein Remake erfährt — und durch die Fehlbesetzung der Hauptrolle mit „Friends“-Star Matt LeBlanc (Matt LeBlanc) komplett ruiniert wird.

Ich habe sie selbst noch nicht gesehen, aber gerade bemerkt, daß es die erste Folge ganz legal online gibt: Hier ist sie. Sobald ich sie gesehen habe (und „Shameless“ mit William H. Macey als Matt LeBlanc), werde ich berichten, wer die bessere Fehlbesetzung ist.

leider offline

Beide Serien laufen übrigens auf Showtime — ganz schön mutig, das hintereinander zu programmieren und damit der Kritik eine Vorlage zu liefern, wie sie steiler kaum sein könnte.