Gavin & Smithy kill some Lesbian Vampires

Zwei Jungs Ende zwanzig/Anfang dreißig sitzen im Pub. Der Dicke versucht den Traurigen aufzuheitern, weil dieser gerade von seiner Freundin verlassen worden ist. Dann bricht die Untoten-Hölle los. — Kommt einem irgendwie bekannt vor, als Auftakt einer Horrorkomödie? Jepp, das ist der Anfang von „Shaun of the Dead“ (2004), und es ist der Anfang von „Lesbian Vampire Killers“ (2009), der jüngsten Filmkomödie mit Mathew Horne und James Corden (beide „Gavin & Stacey“, „Horne and Corden“).

https://www.youtube.com/watch?v=33988JSCCnA&hl=de&fs=1&

Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon wieder auf. Denn „Shaun of the Dead“ ist lustig. „Lesbian Vampire Killers“ nicht. Schlimmer noch: „Shaun of the Dead“ verhält sich zu „Lesbian Vampire Killers“ wie eine Komödie von Blake Edwards zu einem beliebigen Film von Uwe Boll. Man könnte sogar sagen: Hätte sich Uwe Boll je an einer Horrorkomödie versucht — viel schlechter als „Lesbian Vampire Killers“ könnte sie auch nicht sein.

Fletch (Corden) und Jimmy (Horne), völlig mittellos (beide) und frisch verlassen (Jimmy), beschließen wandern zu gehen. Der Dart-Pfeil, den Jimmy zur Zielbestimmung auf eine alte Landkarte wirft, trifft Norfolk. Dort landen sie in einer Art „mittelalterlicher Schwulenbar“, wo sie von der Legende von Carmilla erfahren, laut der alle jungen Frauen des Dorfes an ihrem 18. Geburtstag lesbisch werden. Dafür verantwortlich sind Carmilla und ihre Gang von Lesben-Vampiren, die nur von einem Mann gestoppt werden können: Dem Nachfahren eines Ritters, der — Überraschung! — die gleichen Male auf der Brust hatte wie Jimmy. Dazu benötigt er ein Schwert, dessen Griff einem metallenen Penis ähnelt: Das Schwert von Daeldo. Ja, Daeldo spricht sich fast wie Dildo aus. Exakt auf diesem Niveau befinden wir uns.

Dazu kommen Dialoge, die (schon wieder fällt mir Boll ein!) kurz davor sind, unfreiwillig komisch zu sein („The legends… they’re true!“), oder mit möglichst großer Derbheit Komik zu evozieren versuchen („Why are they taking so long?“ — „She’s probably having a massive shit“), ein Plot, der amateurhaft gestrickt ist und deshalb ab und zu völlig rätselhaft bleibt, und etliche geklaute Motive. Was dafür völlig fehlt: Jeder Funke von Wissen um das Genre und seine Filme, und deshalb auch all die clevere Anspielungen, die „Shaun“ für Horrorfreunde erst so vielschichtig gemacht haben. Jeder Wille zur Exploitation. Und jeder Mut: zum Ekel — statt Blut fließt hier leuchtend weißer Schleim — oder auch nur zu ein paar Titten.

Ja, ich weiß, „LVK“ will eine Hammer-Parodie sein. Es ist aber keine. Parodien müssen ihre Vorlagen kennen — und bis zu einem gewissen Grad auch mögen und respektieren. Das tun die beiden Autoren Paul Hupfield und Stewart Williams (angeblich seinerzeit in der MTV-Comedyentwicklung bestallt) aber nicht. Was eine Erklärung dafür sein mag, daß das Projekt jahrelang liegengeblieben war. Vermutlich ist es nur realisiert worden, weil der Titel so gut war.

Uff. Schön langsam reicht es mit Horne und Corden: Eine vergeigte Sketchshow und eine unterirdische Komödie (warum versuchen Fernsehkomiker sich immer und immer wieder an Filmkomödien für’s Kino?!) werfen schön langsam sogar in der Retrospektive ein schlechtes Licht auf „Gavin & Stacey“, diese romantische Sitcom, die einige von Anfang an für überschätzt gehalten haben. Ich ja nicht, mir hat’s gefallen, aber von nun an werde ich vermutlich bei jedem gemeinsamen Auftritt der beiden an diesen Ramsch denken müssen. Hmpf.

„Lesbian Vampire Killers“ ist heute auf DVD erschienen.

Hit & Mister Bishop

1. August 2009 1 Kommentar

Sketchshows sind naturgemäß knifflig: Wenn man, wie der Kollege Murmel mal erzählte, für eine Show hunderte und aberhunderte Sketche schreibt, ist es ja naheliegend, daß nicht alle so funktionieren, wie man sich das vorstellt — dafür gibt es auf dem Weg von der Idee bis zum ausgestrahlten Witz einfach zu viele Möglichkeiten des Mißlingens. 40 bis 50 Prozent Treffer sind da schon sehr gut.

So gesehen ist die neue „Kevin Bishop Show“ (Channel 4) mit gefühlten 60 Prozent gelungenen Gags ganz gut gestartet (als Hugh „House“ Laurie ist Bishop allerdings etwas zu zappelig): Mit sehr komischen Scherzen über „Nixon/Frost“-Variationen, „Real Life Film Remakes — Classic Films with much more realistic plots“ (feat. „Real Life Night at the Museum“: „What was that noise?! — Ah, it was the pipes. It’s a fucking boring job“), und einer sehr lustigen Variante von Comedy-Neuauflagen, wie sie die jüngste „Reggie Perrin“-Verfilmung mit Martin Clunes vorgemacht hat: „Horne & Corden in ‚On The Buses'“. Sehr gut getroffen, die „Gavin & Stacey“-Stars, deren eigene Sketchshow „Horne and Corden“ wirklich unterirdisch war. Ganz im Gegensatz zu der Bishops, jedenfalls wenn man die Vorlagen seiner Parodien kennt. So wie bei der recht vergleichbaren deutschen Sketchshow „Switch“ halt auch.

https://www.youtube.com/watch?v=g4VE_lSJ514&hl=de&fs=1&

Funnyzeit mit Brüno

31. Juli 2009 5 Kommentare

„Brüno“ ist nun schon eine Weile her, TITANIC aber hat nunmal diesen langen Vorlauf; darum hier aus dem heute erschienenen August-Heft meine Humorkritik, die genaugenommen eine Humorkritikkritik ist:

War es die allzu aufdringliche PR vor dem Filmstart, die strikte Vorgabe von Sperrfristen oder die Weigerung Sacha Baron Cohens, außerhalb seiner Rolle als Brüno Interviews zu geben? Das deutsche Feuilleton jedenfalls hat »Brüno« deutlich mißmutig, ja enttäuscht besprochen. »Bemüht und konstruiert« sei der Film, der sich »kaum auf ein Thema oder einen Menschen ein(ließ)«, so der Stern: »Daß Amerika von ignoranten, bigotten Fundamentalisten nur so wimmelt, ist nicht gerade ein bahnbrechender Erkenntnisgewinn.«

Nun ist »Brüno« aber auch nicht als Dokumentation, sondern als Komödie annonciert; und wo die Kritik an Bill Mahers »Religulous« (TITANIC 3/2009, Regie hie wie da Larry Charles) noch durchaus berechtigt war, nämlich daß da jemand im Namen einer Dokumentation Menschen allzu routiniert der Lächerlichkeit preisgibt, zieht dieser Vorwurf bei »Brüno« nicht mehr. Der führt zwar ebenfalls allerhand Minderbelichtete vor, dies aber nicht zum Zwecke des Erkenntnis-, sondern des Unterhaltungsgewinns. Polemik ist naturgemäß ungerecht, in einer Komödie aber durchaus erlaubt, ja erwünscht.

Ähnlich unscharf argumentiert Tobias Kniebe in der Süddeutschen. Zwar hält er die Grausamkeit, daß die Vorgeführten keine Einspruchsmöglichkeit hätten, für den einzigen Weg, »den undurchdringlichen Schutzschild unserer Fake-Kultur noch zu durchschlagen«, weiß aber nicht, wozu: Ob Cohen ähnliche Gefahren wie die von durchgeknallten USA, die er in »Borat« aufs Korn genommen hatte, auch in den »Exzessen der Celebrity-Kultur« oder in der »immer noch real existierende(n) Schwulenfeindlichkeit« sähe? Denn auch wenn das Ende des Films diese entlarve, so müsse man doch bis dahin »jede Menge zweitklassige Inszenierungen durchstehen«. Und auch die FAZ findet erst ganz am Schluß »einen Moment, in dem die vielfachen Brechungen zwischen Beobachtungen und Identifikationen, Staunen und Ressentiment auf großartige Weise in Klarheit umschlagen« und »die wohlfeile Komik in ein echtes Experiment«.

Ich für meinen Teil habe weder jede Menge zweitklassige Inszenierungen gesehen noch echte Experimente erwartet und war dementsprechend von »Brüno« kein bißchen enttäuscht, sondern vorzüglich unterhalten: auf eine Weise, die zwischendurch sehr weh tat, gewiß – aber so tut es eben weh, wenn sich Menschen ohne Not in peinlichste Situationen bringen. Alle Forderungen nach »Entlarvung« und jede Diskussion um Echtheit oder Inszenierung einzelner Szenen aber verbitte ich mir entschieden und verweise auf die »Dokumentationen« eines Michael Moore und seiner Epigonen, deren Prinzip, Fakten und Fiktionen fröhlich zu vermischen, um an drastischere Eindrücke zu kommen, womöglich bei vielen Kritikern noch die Maßstäbe bestimmt, mit denen sie nun »Brüno« beurteilen. Dabei meint es Moore immer ernst, bierernst sogar, wohingegen Cohen nichts ernst nimmt und so die »satirischen« Dokumentationen der letzten Jahre in die Postmoderne überführt. Das mag man nihilistisch finden, aber für eine Komödie ist Nihilismus das schlechteste nicht.

Captain! Look out for that big ice cube over there!

Am Freitag beginnt die zweite Staffel der „Kevin Bishop Show“ (Channel 4), am 10. August kommt die erste auf DVD heraus — das entschädigt immerhin ein wenig dafür, daß es dieses Jahr keine weitere Staffel „Star Stories“ geben wird. Die erste Staffel von Bishops eigener Show im August vergangenen Jahres war nicht die Neuerfindung des Rades bzw. der schnell geschnittenen Sketchshow, aber eine Aktualisierung des Konzepts und voller prima Gags wie z.B. der Vorschau auf die DVD „Hollywood Classics with nice happy endings that won’t upset your mum“:

Für die zweite Staffel verspricht Bishop, keine Scherze über Jade Goody, Michael Jackson und Maddie McCann zu machen (Weichei!), dafür aber über Hugh Laurie und Simon Cowell. Ich zweifle aber nicht daran, daß er es wieder unter die Top 5 in puncto Beschwerdeanrufe bei Channel 4 schaffen wird (2008 Platz 2 hinter „Big Brother“, u.a. wegen einer schön geschmacklosen Musical-Version des Nazidramas „Sophie’s Choice“). Wenn er dann bei den British Comedy Awards wieder Ricky Gervais mit Zwischenrufen stört und Flaschen nach den Produzenten und Schauspielern von „The Inbetweeners“ wirft, kann er sich meiner Sympathien weiterhin gewiß sein.

Roooaaaarrrrgghhhhh!!!

Wie cool ist bitte das: Dinosaurier — auf dem Track von „Top Gear“ (man sieht sie kurz in diesem Clip)! Da verzeiht man es Clarkson, May und Hammond gleich wieder, daß die „I am the Stig“-T-Shirts ein bißchen uncool geworden sind, seit man weiß, daß Michael Schumacher (zumindest hin und wieder) unter dem weißen Helm steckt.

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Ach!

28. Juli 2009 1 Kommentar

Sachen zum Lachen (3): Loriots Eheberatungssketch als animierte Graphik. Was kommt wohl als nächstes? Ich weiß es nicht, ich bin kein Huhn!

Loriot Eheberatung Animation from anna on Vimeo.

(via)

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