Wer sich fragt, was ich den lieben langen Tag so mache, kriegt heute abend um acht eine weitere (Teil-) Antwort: Witze; in diesem Falle für Oliver Kalkofe und die „Mattscheibe“, die ab sofort immer Freitags um acht auf Tele 5 läuft. — Ja, Tele 5. Ein obskurer kleiner Sender, aber (laut Kalk) mit Liebe zum Fernsehen gesegnet. Neben Kalkofe gehen dort auch Benjamin v. Stuckrad-Barre, Christian Ulmen und Peter Rütten mit eigenen neuen Shows an den Start. Ein Grund, den Sender mit den schlechtesten Filmen der Welt vielleicht mal kurz im Auge zu behalten.
Die „Mattscheibe Rekalked“ aber, mittlerweile die zweite Show mit einem „Re-“ vor dem Titel, für die ich schreibe, ist mir seit ihren Anfängen bei Premiere lieb und teuer — ein böser Onkel sozusagen, der immer noch mit der Kettensäge durchs Fernsehprogramm fräsen darf und große Geschütze auffahren gegen mieses Fernsehen, auch und gerade weil man oft denkt, dazu ist längst alles gesagt.
Ich denke das auch manchmal, aber das ist ja die Gefahr: Wenn man glaubt, alles ist längst gesagt, hat man sich nämlich damit abgefunden, dass man vom Fernsehen mit so viel gequirlter Scheiße gefüttert wird. Dann ist es doch ganz gut, wenn mal jemand mit dem Holzhammer vorbeikommt und so lange auf alles draufhaut, bis man den Schmerz wieder fühlt. So wie ich diesen Schmerz wieder gefühlt habe, als ich Clip um Clip, Ausschnitt um Ausschnitt geguckt habe für die „Mattscheibe“. Das ist eine Weile lang ganz lustig, aber irgendwann tut’s richtig weh, so wie damals, als der Privatsendermist noch neu und unfassbar war. Jetzt ist er alt und unfassbar, aber unfassbar ist er immer noch.
Eine sichere Methode, mit der man Freizeit- wie Berufskomikern die Laune augenblicklich verhageln kann: Man spreche sie auf Komiktheorien an. Denn so viele unterschiedliche Erklärmodelle des Witzes es auch geben mag, keine stimmt so ganz. Seien es philosophische Theorien wie die von Schopenhauer, seien es psychologische wie die Freudsche von der Einsparung eines psychischen Aufwands — keine dieser Theorien taugt wirklich, um das Phänomen der Komik plausibel zu erklären. Warum etwa ist derselbe Witz einmal gut und einmal schlecht, wenn ihn zwei verschiedene Menschen vortragen? Warum empfindet der eine etwas als urkomisch, was den anderen empört? Und was ist denn nun eigentlich komisch?
Vielleicht kranken viele Komiktheorien ja daran, dass sie sämtlich von Theoretikern stammen. Nun aber hat ein Handwerker der Comedy ein Handbuch geschrieben, das das Zeug zum Standardwerk hat: »What Are You Laughing At?« (Continuum Books) von Dan O’Shannon, einem langjährigen Autor und Produzenten u.a. von »Cheers«, »Frasier« und »Modern Family«. Er entwickelt auf knapp dreihundert Seiten eine komische Systemtheorie, die im Grunde ein Kommunikationsmodell ist — aber ein enorm detailliertes.
Das beginnt damit, dass der Kontext eines Witzes hier mindestens genauso wichtig ist wie der Witz selbst. Sind doch vor die Rezeption schon etliche Filter geschaltet: von der (sozialen, mentalen, gesundheitlichen) Verfassung des Empfängers über seine bereits vorher bestehenden Gefühle gegenüber der Quelle eines Scherzes bis hin zur Art der Kommunikation, die uns womöglich denselben Scherz komisch erscheinen lässt, wenn ein Arbeitskollege ihn vorträgt, in einer Hollywoodkomödie aber nicht. Dieser Kontextfrage widmet O’Shannon den kompletten ersten Teil seines dreiteiligen Buches. Weiß man etwa, dass der Typ am Kneipentisch Berufskomiker ist, kann es die Wirkung eines erzählten Witzes sogar mindern, weil man vielleicht ahnt: Da will jemand nur sein neues Material ausprobieren — es geht ihm gar nicht darum, mich persönlich zu unterhalten.
Beispiele wie diese machen die Lektüre von »What Are You Laughing At?« wesentlich kurzweiliger als andere wissenschaftliche Bücher zum Thema. Sehr erhellend ist auch eine Anekdote, die belegt, wie wichtig es für Komik ist, den Rahmen zu kennen, innerhalb dessen man gerade lacht. Da berichtet O’Shannon von einer merkwürdigen Publikumsreaktion während einer Sitcom-Aufzeichnung der »Mary Tyler Moore Show«: Mary und ihr Boss Lou, langjährige Arbeitskollegen, beschließen ein Date. Doch das verläuft weniger romantisch als peinlich, vor allem, als sie sich küssen wollen und sich einander zuneigen — aber lachen müssen, weil ihnen bewusst wird, wie albern es ist, aus einer Freundschaft mehr machen zu wollen, als sie ist. Das Publikum kreischt zunächst vor Lachen — um dann schnell zu verstummen.
Eigentümlich und unbefriedigend sei diese Reaktion gewesen, so O’Shannon, und ihm erst viele Jahre später ein weiteres Mal begegnet, nämlich bei »Cheers«. Dort hat er dem (extrem phlegmatischen) Norm ins Drehbuch geschrieben, dass er, Norm, zunächst mit ernstem Gesicht erzählt, er wolle nun sein Leben in die Hand nehmen und sich einen Job suchen — um sich aber prompt das Lachen nicht verkneifen zu können, denn natürlich hat er die anderen »Cheers«-Kneipenhocker nur zum besten gehalten. Auch hier, so der Autor weiter, habe das Studiopublikum erst laut gelacht, sei aber abrupt verstummt — und da sei ihm klar geworden, warum: In beiden Fällen hatten die Zuschauer gemeint, Zeugen eines »Bloopers« zu werden, bei dem die Schauspieler ihren Text vergessen oder lachen müssen, jedenfalls aus der Rolle fallen, was das Studiopublikum stets besonders lustig findet. Weil aber die Szene ganz nach Buch weiterging und das Publikum seinen Fehler schnell bemerkte, brach das Gelächter ab; niemand wollte den Fortgang der Szene verpassen.
So leicht verständlich schreibt O’Shannon auch jenseits der anekdotischen Einschübe, so dass einem die vielen Schaubilder zunächst albern vorkommen. Doch je weiter man sich durch seinen »Comprehensive Guide to the Comedic Event« arbeitet, desto komplexer werden auch die Theorien. Da bedauere ich schon jetzt mal vorsorglich, dass sich wohl kein deutscher Verlag finden wird, diese künftige Bibel der Humortheorie auch adäquat übersetzen zu lassen. Doch lohnt sich der Import für alle, die sich für Theorie und Praxis der Komik interessieren. Eines allerdings, so warnt O’Shannon selbst schon zu Beginn des Buches, lernt man aus »What Are You Laughing At?« sicher nicht: wie man einen guten Witz macht. Man kann zwar den Bauplan eines guten Witzes studieren – reverse engineering funktioniert bei der Komikproduktion aber leider nicht.
Abermals beginnt eine britische Sitcom mit der Rückkehr ins Elternhaus: Tochter Rachel (Tamla Kari) kehrt nach einem Gap Year in Thailand zu ihren Eltern Ken und Lorna (Greg Davies und Helen Baxendale) zurück — und bringt den titelgebenden Cuckoo mit: einen amerikanischen Jung-Hippie, esoterisch und selbstgefällig, den Rachel (sehr zur Überraschung ihrer Eltern) unterwegs geheiratet hat. Fortan stellt der fortwährend süffisant grinsende Cuckoo die Middle Class-Familie und insbesondere Vater und Bruder (Tyger Drew-Honey, „Outnumbered“) auf immer neue Geduldsproben.
Denn Cuckoo scheint auf einem seiner zahlreichen Trips hängengeblieben zu sein: er sieht sich als Weltversteher, der „alle Menschen ist“ („I am you, and I’m in you. I’m deep inside you, Ken!“), und an dessen großen Gedanken die Welt demnächst genesen wird, denn er hat vor, ein Buch zu schreiben. Anstatt zum Beispiel sich einen Job zu suchen, mit dem er Rachels und sein Leben finanzieren könnte. Nein, Cuckoo sieht mehr das Familienoberhaupt Ken in der archetypischen Rolle des Jägers — und sich in der des Denkers, dem die Jäger Essen bringen und der sie dafür im Gegenzug an seinen Überlegungen bezüglich der Zukunft der Gesellschaft teilhaben lässt.
Das aber ist eine Sicht auf die familiäre Rollenverteilung, die Ken nicht wirklich mit Cuckoo teilt. Er hätte sich für seine Tochter etwas Solideres vorgestellt. Doch nicht nur droht sie damit, gegebenenfalls nicht zur Uni zu gehen, sondern sich einen Aushilfsjob zu suchen. Auch Mutter Lorna ist von Cuckoos Charme halb amüsiert und deshalb nicht wirklich auf Seiten Kens, der Cuckoo am liebsten einen Batzen Geld gäbe, damit er wieder verschwindet und für immer weg bleibt.
Das Setting dieser neuen BBC3-Sitcom ist nicht wirklich originell: weiße Mittelklassefamilien in der Provinz, die zwar spießig, aber auch ganz sympathisch und normal sind, hat man schon zu Dutzenden und Aberdutzenden gesehen. Auch der Konflikt zwischen dem soliden Vater und seinem abgehobenen Schwiegersohn kommt nicht sehr überraschend.
Aber Andy Samberg in der Rolle des Cuckoo reißt es heraus. Der junge US-Comedian (sieben Jahre lang Mitglied des „Saturday Night Live“-Ensembles) schafft es, dass der spöttisch-überhebliche Hippie Cuckoo gleichzeitig Aggressionen auslöst, aber trotzdem als gutaussehender, nie nachtragender Love Interest für Rachel funktioniert — und so (wenn auch minimal) sympathisch bleibt. Ohne Samberg würde „Cuckoo“ vermutlich in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Auch der Hüne Greg Davies (ein Drittel der Slapsticktruppe We Are Klang und der Mr. Gilbert aus den „Inbetweeners“) könnte trotz seiner massiven Präsenz als Familienvater alleine wenig bewirken: zu offensichtlich ist seine Funktion als Widerpart des jungen Schnösels, zu wenig Tiefe und Eigenleben zeigt sein Charakter — jedenfalls bislang, es ist ja erst eine Episode gelaufen.
Schön aber zu sehen, dass auch BBC3 in diesem Jahr noch mit einer passablen Sitcom aufwartet und nicht das ganze Comedy-Feld dem Bezahlkonkurrenten Sky überlässt.
Die zweite Staffel „Community“ ist seit heute auf DVD erhältlich — wer sie nicht sofort bestellt, ist doof! (Schon wegen der grandiosen Paintball-Doppelfolge gegen Ende der Staffel.)
Es gibt Sitcoms, die haben eine so gute Grundidee, dass man sich in ihnen sofort zuhause fühlt. Eine Idee, die so brillant ist, dass sie naheliegend erscheint (obwohl dann ja auch schon mal jemand anderes hätte draufkommen können). Wenn diese Idee dann auch noch so schön umgesetzt ist, dass man als Zuschauer das Gefühl hat, genau diese Serie hätte man lange vermisst, obwohl man sie noch gar nicht gesehen hat —
dann könnte es sich um Chris O’Dowds „Moone Boy“ handeln (gerade angelaufen bei Sky1, die einmal mehr ein Händchen für Comedy beweisen). „Moone Boy“ erzählt die Geschichte einer Kindheit: Martin ist elf und hat, wie viele Kinder, einen unsichtbaren Freund. Unsichtbar aber nur für die Menschen in der Story; wir können ihn durchaus sehen: Es ist Sean (Chris O’Dowd, „The IT Crowd“), der ihm immer zur Seite steht. Mal mit klugen, mal mit weniger klugen Ratschlägen, manchmal nur, um allzu derbe Schimpfworte mit seinem Banjo zu übertönen. Einmal hilft er Martin (David Rawle) bei einem Liebesbrief: „You smell even nicer than…“ — „Crisps.“ („I smell like crisps?“ fragt später die Adressatin. Martin: „Nicer!“) Und Sean ist genauso uncool wie Martin, das sieht man schon daran, dass sie beide die gleiche schlimme Wollmütze tragen.
Patina erhält „Moone Boy“ dadurch, dass es ins Irland der Achtziger verlegt ist; es ist nämlich tatsächlich halb autobiographisch von O’Dowd angelegt, und obwohl die Zeiten rau sind (wann waren sie das nicht in Irland) und die Schulkameraden von Martin sich als echte Bullies erweisen, sind ihre Väter das genaue Gegenteil: der Vater der Bullies, von Martins Dad zur Rede gestellt, erweist sich als Softie, mit dem sich gut trinken und Karten spielen lässt, was Martin nicht weiterhilft, aber der ersten Folge zu vielen Lachern Anlass gibt: Immer mehr butterweiche und überforderte Väter schließen sich zusammen, tun so, als ob sie Angeln oder Karten spielen, sind aber in Wirklichkeit echte Herzchen („Be dad, not sad!“), die sich von ihren Kindern herumschubsen lassen. Etwa wenn sie gerne ihr „Water-Colouring Programme“ (was auch immer das sein soll) sehen wollen, die Kinder aber „Dynasty“ gucken möchten: „Switch over please!“ versucht Martins Dad vor versammelter Vätermannschaft sich gegen einen älteren Sohn durchzusetzen. „No Dad, Dynasty’s on!“ gibt der zurück, und „I think we should leave“ wispert sofort einer der eingeschüchterten Väter den anderen zu.
Zwar habe ich mich nicht wenig gewundert, als schon in der zweiten Folge Sean, der unsichtbare Freund, gar nicht richtig eingesetzt wurde; womöglich ist er in der Rolle des Sidekicks aber schon ganz gut aufgehoben. Dafür hatte Steve Coogan einen sehr guten Auftritt, und auch Johnny Vegas soll sich noch im Verlauf der Serie blicken lassen. Die ist mitproduziert von Baby Cow und wagt sich an nichts weniger als die Nachfolge von „Father Ted“ (1995 – ’98, Channel 4), unternimmt also den Versuch, genauso warm und komisch zu sein wie das große irisch-englische Vorbild. „Feck off, ducks!“ ruft Martin einmal, als ob es das father ted’sche Schimpfwort in den Achtzigern schon gegeben hätte.*
Diese Latte liegt hoch, aber „MooneBoy“ ist so schlafwandlerisch sicher im Ton, so eigenständig und rund, dass es sicher das Zeug zum kleinen Bruder von „Father Ted“ hat. Den Regisseur teilen sich die Serien jedenfalls: Declan Lowney, den sich Coogan auch als Regisseur des kommenden Alan Partridge-Films (2013 ist es so weit) ausgesucht hat.
* Tatsächlich gibt es „feck“ als (milderen) Ersatz für „fuck“ wohl schon länger, „Father Ted“ hat dem Wort nur größere Bekanntheit auch außerhalb von Irland eingebracht. Zumindest „feck off“ dürfte allerdings trotzdem eine Anspielung auf „Father Ted“ sein.
„Boomerang Generation“ wird sie im angelsächsischen Raum mittlerweile genannt: die Kohorte der Krisenverlierer, die zwar längst erwachsen ist, nun aber vor den Trümmern ihrer Existenz steht und deshalb wieder bei ihren Eltern einzieht, sprich: wieder dort landet, von wo sie dereinst ins Leben gestartet ist. Die Eltern wiederum, die sich schon auf ein leeres Nest eingerichtet hatte, stehen plötzlich vor einem „crowded nest“, in dem wie in früheren Zeiten drei Generationen unter einem Dach leben. 500.000 Haushalte sind in Großbritannien von diesem Phänomen schon betroffen, Tendenz selbstverständlich steigend.
Kein Wunder, dass die Comedy dieses Thema zunehmend für sich entdeckt: Die Konflikte, die entstehen, wenn 40jährige plötzlich wieder in ihrem Kinderzimmer wohnen, sind ja offensichtlich komikträchtig. Und die Familie war immer der Ort der Sitcom („Domcom“) schlechthin, schließlich lassen sich auch die meisten Sitcoms, die am Arbeitsplatz spielen, im Grunde auf familiäre Strukturen zurückführen.
Nun gibt es schon die dritte Sitcom, die den Plot des Wiederzuhauseeinziehens aufgreift; die ersten beiden waren das weitgehend unbeachtet gebliebene „Home Time“ (BBC2, 2009), in dem eine Dreißigjährige (Emma Fryer) zwölf Jahre nach ihrem überstürzten Auszug wieder bei ihren Eltern aufschlägt, die zweite war Simon Amstells „Grandma’s House“ (BBC2, 2010 – ’12). Die hatte den zusätzlichen Clou, dass Simon Amstell sich darin quasi selbst spielte: den jungen Comedian und Panel-Show-Host, der sich mit derben Scherzen auf Kosten seiner Gäste unbeliebt gemacht und dann von der Mattscheibe vorübergehend verabschiedet hat, um wieder bei Großmama einzuziehen (und dort, Amstell ist offen schwul, sechzehnjährige Jungs in seinem Kinderzimmer zu empfangen und zu hoffen, dass die Familie das nicht spitzkriegt). Parasitecom hat der Independent dieses neue Subgenre der Sitcom getauft.
„Parents“ (Sky1, 2012) will keinen Zuschauer im Unklaren lassen über die Vorgeschichte der Serie. Darum wird die Backstory in jedem Vorspann rekapituliert: Wie Jenny Pope (Sally Phillips) von zuhause aus- und nach London zieht, einen Bürojob findet, heiratet und zwei Kinder hat, die gerade Teenager sind, als Sally gefeuert wird. Daraufhin verlieren sie das Haus an die Bank und gehen zurück in die Provinz — wo sie zu Beginn von „Parents“ dementsprechend zu sechst in dem eher kleinen Häuschen ihrer Eltern einziehen und fortan miteinander auskommen müssen.
Das fällt nicht immer leicht. Am leichtesten noch Sallys Mutter Alma (Susie Blake), die sich für ihre Tochter ohnehin ein Leben am Herd vorgestellt hat und nur wenig überrascht scheint, dass aus Sallys Karriere nichts geworden ist. Ihr Vater Len (Tom Conti, „The Dark Knight Rises“) hat da schon mehr zu knabbern, vor allem an Nick (Darren Strange, „The Armando Iannucci Shows“), dem nichtsnutzigen, aber stets optimistischen Ehemann von Sally, der mit seinem Startup gescheitert ist — offenbar ist es gar nicht so einfach, einen Energydrink für Topmanager („X-celsior“) zu entwickeln. Und dann ist da noch Sallys Schwester (Daisy Haggard, „Episodes“), die sich ihren Erfolg im Leben stets anmerken lässt.
„Parents“ ist in jeder Hinsicht eine Familiensitcom: durchaus an den Mainstream gerichtet, nicht die Neuerfindung der Comedy, dafür aber mehrheitsfähig und liebenswürdig. Letzteres ist vor allem Sally Phillips zu verdanken, die hier in ihrer ersten Hauptrolle zu sehen ist. Britcom-Fans aber ist sie keineswegs unbekannt: Seit „I’m Alan Partridge“ (BBC2, 1997 – 2002), wo sie als giggelnde Hotel-Rezeptionistin zu sehen war, und „Hippies“ (BBC2, 1999) gehört sie zu den besseren Nebendarstellern, und neben Doon Mackichan und Fiona Allen machte sie sich bei der ersten komplett weiblichen Sketch-Comedy „Smack the Pony“ (Channel 4, 1999 – 2003) auch noch einen Namen als Mit-Autorin.
Hier war sie am Drehbuch zwar nicht beteiligt (das stammt von Lloyd Woolf und Joe Tucker), aber ihre Fähigkeit, in Sekundenbruchteilen von grundsympathisch auf superbiestig umschalten zu können, verleiht ihrer Figur Tiefe, die den anderen Charakteren hin und wieder ein bisschen abgeht. Vor allem die Kinder Becky und Sam Pope (Jadie Rose Hobson und Christian Lees) sind ein wenig zu zweidimensional.
Wenn man der Serie überhaupt einen Vorwurf machen wollte, dann wäre es vielleicht der, dass das Buch sich ein wenig zu sehr auf die Gags verlässt, statt den Figuren Tiefe zu geben. Vom selbsterklärten Vorbild „Modern Family“ jedenfalls ist „Parents“ weit entfernt. Das macht aber nichts — dafür ist bei „Parents“ die Underdog-Perspektive viel sympathischer. Und es hatte offenbar jemand ein Händchen für die Musikauswahl. Die nämlich ist, von The Cure bis Badly Drawn Boy, durch die Bank gelungen.
Sky wird „Parents“ hoffentlich eine zweite Staffel geben; daran zweifle ich aber nicht, schließlich hat Rupert Murdochs Bezahlfernsehen zumindest in den letzten zwölf Monaten schon zu viel Geld in gute Comedy gesteckt: von „The Cafe“ bis „Stella“ hatte Sky in letzter Zeit die wesentlich besseren Sitcoms und ComedyDramas als die BBC.
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