Noch enthusiastisch?

12. Juli 2011 5 Kommentare

Die achte Staffel „Curb Your Enthusiasm“ (HBO) hat begonnen (ACHTUNG, SPOILER!):

Larrys Scheidung von Cheryl geht ihren Gang — selbstverständlich zum Nachteil Larrys, der seinen äußerst renommierten Anwalt Berg feuert, weil der trotz seines jüdischen Namens (und Habitus‘) kein Jude ist, und zu einem Winkeladvokaten wechselt. Prompt verliert Larry das Haus an Cheryl und muß (schon wieder) umziehen. Die Tochter eines Freundes von Larry, die ihm in ihrer Eigenschaft als Girlscout Kekse verkaufen möchte, hat zufällig in Larrys Eingangshalle ihre erste Periode, und Larry muß ihr durch die Toilettentür erklären, wie man (bzw. frau) einen Tampon benutzt. Worüber ihr Vater nicht erfreut ist. Zum Schluß muß sich Larry einer Horde Girlscouts erwehren, die die Keksbestellung Larrys liefert und Geld sehen möchte, das Larry aber nach der Malaise mit dem Tampon nicht mehr zu zahlen bereit ist.

Insbesondere die Tampon-Episode kam mir sehr an den Schamhaaren herbeigezogen vor; bis auf eine lustige Szene, in der Larry selbst einen Tampon (nicht ganz seiner Bestimmung gemäß) verwendet, war sie schon sehr unglaubwürdig. Der Erzählstrang rund um den nicht ganz koscheren Anwalt war recht vorhersehbar, allerdings im Vergleich schon wieder beinah realistisch: In der Autobiographie des deutschen Musikproduzenten Jack White gibt es eine ähnliche Anekdote, die womöglich Pate für diese Story in „Curb“ war. Denn White, in Wirklichkeit Horst Nußbaum, hatte während seiner Zeit in den USA deutlich die Unterstützung aus den jüdischen Teilen des Showbusiness gespürt — und diese selbstverständlich auch nicht darüber aufgeklärt, daß er keineswegs Jude ist, sondern einfach nur zufällig einen jüdisch anmutenden Namen trägt.

Eine insgesamt unbefriedigende Episode „Curb“. Mit der Aussicht, daß es auch in der nächsten Folge noch nicht nach New York gehen wird, mag ich mich ebenfalls nicht anfreunden: Das sieht mir sehr nach der Strategie der letzten Staffel aus, die lange mit dem Cast von „Seinfeld“ warb, aber die erste Handvoll Episoden völlig ohne auskam.

Was habt ihr von dieser ersten Show der neuen Staffel gehalten?

In eigener Sache

Es gibt auf diesem Blog eine neue Seite namens „Termine“, und ratet mal, was sich darauf befindet: — Genau! Süße Babyphotos und Katzen, die aussehen wie Hitler. Ich bitte um freundliche Verachtung.

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„Peep Show“-Autor schreibt für Brooker

Jesse Armstrong, langjähriger Co-Autor von Erfolgscomedys wie „The Thick of It“, „Four Lions“, „Peep Show“ sowie verschiedenen anderen Projekten mit David Mitchell und Robert Webb, wird eine Folge für Charlie Brookers neues Comedy-Drama „Black Mirror“ schreiben. Das berichtet Metro.

„Black Mirror“ soll Brookers zweite Fiction-Serie nach „Dead Set“ (E4, 2008) werden und in puncto Medienkritik Ähnlichkeiten zu „Nathan Barley“ (2005, Channel 4) aufweisen, dem gemeinsamen Lovechild von Brooker und Chris Morris (und, hab ich das je erwähnt, nach wie vor meine Lieblingsserie).

Außerdem wird es von Armstrong irgendwann ein Drama rund um Rupert Murdoch geben, was ja nun wiederum gerade im Moment ebenfalls starke Links zu „Black Mirror“ hat — nach all den gehackten Handys, die Murdoch und die Praktiken seiner Journalisten gerade in die Medien gebracht haben.

Der Begriff „Black Mirror“ selbst steht übrigens für die (im ausgeschalteten Zustand schwarzen) Mattscheiben, die uns im Alltag praktisch permanent umgeben: am Computer, Fernseher, Handy.

Bill Bailey goes Metallica

Möp, möp-möp-möp-mööp. Möp, möp-möp-möp-mööp…

https://www.youtube.com/watch?v=98xNx87hRbU?version=3&hl=de_DE

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Come on, Sirens

6. Juli 2011 1 Kommentar

In den Straßen und Sozialbauwohnungen von Leeds, hoch im Norden Englands, tummeln sich (insbesondere des Nachts) genügend Gestalten, die einen Sanitäter an der Menschheit zweifeln lassen können: schwer betrunkene Obdachlose, Streithähne mit offenen Wunden und komatös besoffene Schwangere mit soviel Übergewicht, daß selbst drei Sanis sie kaum die vier Stockwerke hinuntertragen können. Kein Wunder also, daß in „Sirens“ (Channel 4) der Sanitäter Stuart (Rhys Thomas, „Fast Show“, „Nathan Barley“, „Star Stories“, „Bellamy’s People“) an der Menschheit zweifelt und lieber an Biologie und Chemie glaubt als an psychologische Mätzchen.

https://www.youtube.com/watch?v=P4W-_Dl7f5Y?version=3&hl=de_DE

Mit überschaubarem Erfolg: Nach einem Einsatz bei einem dramatischen Autounfall, der Eröffnungsszene der ersten Folge, soll Stuart mit seinen beiden Crew-Kollegen Ashley (Richard Madden) und Rashid (Kayvan Novak, der unterbelichtete Terroris aus „Four Lions“) zur psychologischen Betreuung. Aber was ist so eine posttraumatische Belastungsstörung schon für einen Intellektuellen wie ihn? Mit seinem Titelgebenden „Up, horny, down“-Syndrom wird er schon fertig — indem er es unterdrückt, verdrängt, und weder der Euphorie noch der sexuellen Erregung nachgibt, die einem in so einem Fall die Synapsen fluten, bevor die depressive Phase beginnt. Während sich Rashid und Ashley die Seele aus dem Leib vögeln, bleibt Stuart nur, zu seiner (platonischen) Freundin Maxine (Amy Beth Hayes) zu gehen, um bei ihr abzuwarten, bis alles vorbei ist. Das ist zumindest der Plan. Allerdings empfindet Maxine es nicht gerade als Kompliment, daß Stuart sie ob ihrer niedrigen sexuellen Anziehungskraft auf ihn ausgesucht hat — und setzt ihn vor die Tür.

Natürlich geht Stuarts Verdrängungsstrategie nicht auf. Natürlich muß er am Schluß von der psychologischen Betreuerin erfahren, daß auch diese Verdrängung eine natürliche Reaktion auf Streßerfahrungen ist, wie sie bei Sanitäter-Einsätzen nun einmal vorkommen. Und natürlich geht es auf dem Weg zu dieser Erkenntnis um sehr viel Sex. Nicht nur in der ersten Episode.

Das ist das Set-Up des neuen Comedy-Dramas von Channel 4: ein ebenso smarter wie misanthroper Sanitäter, zwei Sidekick-Kumpel (einer orientalischer Abstammung, einer schwul) und eine beste Freundin. Maxine ist Polizistin, so daß er ihr regelmäßig bei Einsätzen begegnet, ebenso wie den Jungs von der Feuerwehr. Mit denen liefern sich die Sanitäter regelmäßig Wettrennen zum Einsatzort — für Buben und ihre Spielzeuge, ein ewiger Quell der Komik, ist also reichlich gesorgt.

Sehr innovativ ist das zwar nicht. Einige Charakterzüge Stuarts lassen ab und zu an „House“ denken, und etliche Standardsituationen (wie das regelmäßige bollocking vonseiten Stuarts Vorgesetzter wg. Kompetenzüberschreitung und Beschwerden über seine schroffe Art) ebenfalls. Womöglich würden auch ein paar mehr Gags „Sirens“ nicht schaden. Das aber macht die Serie (bislang, nach zwei Folgen) mit viel Charme und hohen Schauwerten wett, und auch der Soundtrack ist vom Feinsten. Zwei der Autoren, Tony Basgall und Sarah Phelps, haben bereits je eine Folge für „Being Human“ geschrieben; Creator Brian Fillis hat mit „Fear of Fanny“ (2006) schon einen sehenswerten Film vorgelegt.

Wenn „Sirens“ also noch ein bißchen besser eingestellt wird, eine kleine Lustigpille hier und ein Innovations-Zäpfchen da, dann könnte der Serie noch ein langes Leben bevorstehen. Von meiner Seite jedenfalls: Alles Gute, „Sirens“.

It’s… Monty Python’s next big film!

30. Juni 2011 6 Kommentare

Die Monty Pythons arbeiten an einem neuen, gemeinsamen Film* — und Graham Chapman ist auch dabei!

Genaugenommen geht es sogar hauptsächlich um Graham Chapman: Seine Memoiren „A Liar’s Autobiography“ sollen verfilmt werden — und zwar als 3D-Animation. Grundlage des Films wird das gleichnamige Hörbuch Chapmans sein, so daß auch seine Stimme präsent sein wird. Das berichten The Telegraph und die New York Times.

Regie führen soll bei dem ersten gemeinsamen Projekt aller Pythons seit 1983 („The Meaning of Life“) Bill Jones, der Sohn von Terry Jones; die Premiere (sowohl in 2D als auch in 3D) ist für das Frühjahr 2012 angesetzt. Graham Chapman ist 1989 im Alter von 48 Jahren an Krebs gestorben, kurz nachdem er seine Autobiographie auf Band gesprochen hatte.

I had no idea until recently that Graham Chapman is in fact dead–I thought he was just being lazy. However, I am now delighted to find myself working with him again on this exciting project.

sagt Terry Jones.

Insgesamt sollen 15 verschiedene Animationsstudios Beiträge in unterschiedlichen Animationsverfahren beisteuern, jeder Clip zwischen drei und zwölf Minuten lang. Erst vor Wochenfrist hatte die BBC angekündigt, im Herbst ebenfalls einen Film über die Pythons auszustrahlen: „Holy Flying Circus“.

* Genaugenommen leider nicht wirklich alle, denn bislang hat es wohl noch niemand geschafft, Eric Idle zu überreden. Und das, obwohl gerade Idle es war, der eine Reunion der Pythons immer vorangetrieben hat!