Sacha Baron Cohen is The Dictator

Fast ein Jahr, bevor Sacha Baron Cohens „The Dictator“ in die Kinos kommen soll, hat Paramount das erste offizielle Bild veröffentlicht:

The Dictator

Neulich auf dem Opernball

Im Film soll es um einen an Saddam Hussein angelehnten Diktator gehen, der durch einen Ziegenhirten ersetzt wird (ebenfalls gespielt von Cohen) und anschließend seinem Leben neuen Sinn geben muß — in New York. Hmmmm, ein merkwürdiger Ausländer, der in New York (vermutlich halbdokumentarisch) Leute verwirrt, wo habe ich diesen Plot bloß schon mal gehört?

Aber ich will nicht spekulieren, vielleicht finden Cohen und Larry Charles, der nach „Borat“ und „Brüno“ abermals Regie führt, ja einen völlig neuen Zugang zu dem Thema. Die Tagline ist jedenfalls lustig:

„The film tells the heroic story of a dictator who risked his life to ensure that democracy would never come to the country he so lovingly oppressed.“

Mit von der Partie werden sein Ben Kingsley und Anna Faris (aus den „Scary Movies“).

Blei-Ballon an der Zimmerdecke

2. Juni 2011 1 Kommentar

Darum funktionieren Filmfortsetzungen so gut: Man kennt die Hauptfiguren schon, keine ausführlichen Charakterisationen mehr nötig. Man weiß genau, was passieren wird. Und dann passiert es. Siehe „Hangover 2“, um nur mal ein aktuelles Beispiel zu erwähnen.

Ich habe mich gefreut, nach drei Jahren Abstinenz von „Lead Balloon“ (BBC2) endlich wieder den notorisch schlecht gelaunten Stand-Up-Comedian Rick Spleen (Jack Dee) zu sehen, seinen naseweisen amerikanischen Autor Marty (Sean Power), der im Gegensatz zu Rick tatsächlich witzig ist, Ricks geduldige Ehefrau Mel (Raquel Cassidy) sowie die vollkommen motivationslose Tochter Sam (Antonia Campbell-Hughes) und ihren weniger ambitionierten Freund Ben (Rasmus Hardiker). Oh, und die depressive osteuropäische Haushaltshilfe Magda (Anna Crilly) sowie den dauerbeleidigten Café-Besitzer Michael (Tony Gardner).

Die Zeit ist weder an Rick noch an Marty spurlos vorbeigegangen: Was Marty (bzw. Power) an Gewicht verloren hat, hat Rick zugelegt (bzw. Dee — ich will mal hoffen, nur für die Rolle des mittlerweile in einem Allzeit-Karrieretief angekommen Rick). Der sitzt, wie praktisch alle im Comedy-Business, gerade an einem Roman, das heißt: an einem Romananfang, der darin besteht, daß sich der Held umbringt. Was möglicherweise nicht der beste vorstellbare Romananfang ist. Wie sich Rick überhaupt offenbar eher nicht vorstellen kann, was in so einem Roman drinstehen könnte. Oder auch nur wie der Name der Hauptfigur ist.

Gut, daß sich die Presse für eine Homestory angekündigt hat: So kann Rick schon mal üben, was er der Reporterin, ganz beiläufig, versteht sich, über seinen Roman erzählen könnte. Nicht viel, leider, wie er bald feststellt. Also verlegt er sich darauf, wenigstens mit einem ungewöhnlichen Privatleben zu punkten, und kauft sich ein Hausschwein. Ja, ein Hausschwein. Warum das denn? fragt ihn seine Frau. Weil wir Leute sind, die ein Hausschwein haben könnten, sagt Rick. Wenn wir Leute wären, die ein Hausschwein haben könnten, dann hätten wir ein Hausschwein, sagt seine Frau. Und bittet ihn, das Schwein wieder verschwinden zu lassen, bevor die Journalistin und der Fotograf kommen. Die nämlich sind ausschließlich an Mel und ihrer erfolgreichen Agentur interessiert. Ricks Prahlereien dagegen interessieren überhaupt nicht. Und das Schwein, das derweilen versteckt werden muß — was könnte da wohl schiefgehen?

Man kennt die Figuren schon, man weiß, was passieren wird. Alles wie immer. Im Falle von „Lead Balloon“ ist das gut, denn „Lead Balloon“ war immer sehr komisch: Eine eigenständige englische Variation von „Curb Your Enthusiasm“, mit einer Figur in der Hauptrolle, die kein Fettnäpfchen auslassen kann, sich in immer ausweglosere Situationen hineinmanövriert und uneinsichtig genug ist, um dabei auch noch wie ein Arschloch auszusehen.

Bei „Curb“ allerdings hat sich über die Staffeln hinweg viel getan; abgesehen von mehreren Umzügen hat sich unter anderem Cheryl von Larry getrennt, dann hat eine Familie farbiger Überschwemmungsopfer bei Larry gewohnt, der mit Loretta zusammenkam und sich auch wieder von ihre trennte.

Nichts davon bei „Lead Balloon“. Mel erträgt (warum nochmal?) den erfolglosen Rick stoisch weiter und verdreht die Augen, wenn er allzu peinlich wird. Magda läßt sich wie gehabt vom Hausherrn schikanieren. Nicht einmal Sam hat sich von Ben getrennt, um wenigstens in der zweiten Reihe ein paar Regler neu zu justieren und ein bißchen Spannung aufkommen zu lassen. Durch die Decke geht die vierte (und allem Anschein nach letzte) Staffel „Lead Balloon“ nicht.

Wie gesagt: Nicht, daß Neujustierungen zwingend nötig wären. Ich habe sehr gelacht, als das Schwein Rick schließlich ins Gesicht geschissen hat. Und im Moment freut mich die Rückkehr einer so soliden, verläßlich lustigen Britcom sehr.

Die Staffeln eins und zwei sind bereits auf DVD erhältlich, die dritte erscheint am Montag.

Die Bafta-Gewinner 2011

24. Mai 2011 3 Kommentare

Ausgerechnet BBC2 hat in der Sparte Comedy bei den Baftas dieses Jahr abgeräumt (Best Comedy und Best Sitcom). Ausgerechnet, weil gerade BBC2 so unter finanziellem Druck steht, daß fortsetzungswürdige Serien nicht verlängern werden können, weil die Relation von guten Comedyideen und Einnahmen aus Fernsehgebühren, mit denen man zweite und dritte Staffeln bezahlen könnte, nicht stimmt. Was besonders bedauerlich ist, wenn man die insgesamt eher karge Comedylandschaft in den Blick nimmt.

Entgegen meiner Voraussage von Ende April nicht gewonnen hat Miranda Hart, dafür aber in der Kategorie Female Performance In A Comedy Programme:

„Getting On“ (Regie: Peter „Malcolm Tucker“ Capaldi) hat gerade die Zusage für eine dritte Staffel bekommen, and rightly so.

In der Kategorie Male Performance In A Comedy Programme hat gewonnen:

  • James Buckley, “The Inbetweeners” (E4)
  • Steve Coogan, “The Trip” (BBC2)
  • Tom Hollander, “Rev.” (BBC2)
  • David Mitchell, “Peep Show” (Channel 4)

Da gibt es wenig zu kommentieren; an Steve Coogan kommt keiner ran.

In der Kategorie Comedy Programme hat gewonnen:

  • “Catherine Tate’s Little Cracker” (Sky1)
  • “Come Fly With Me” (BBC1)
  • “Facejacker” (E4)
  • “Harry and Paul” (BBC2)

und in der Kategorie Situation Comedy:

  • “Mrs Brown’s Boys” (BBC1)
  • “Peep Show” (Channel 4)
  • “Rev.” (BBC2)
  • “The Trip” (BBC2)

Auch bei Harry Enfields und Paul Whitehouse‘ Sketchshow „Harry and Paul“ würde ich vermuten, es war der Kultstatus der beiden alten Comedy-Hasen, der ihnen hier den Bafta beschert hat, ihre Sketche können nämlich zumindest mich nicht überzeugen, obwohl ich die „Fast Show“ immer noch zu den größten Sketchshows ever zählen würde. „Rev“ dagegen hat sich den Bafta redlich verdient, ist diese sympathische kleine Sitcom doch bislang bei Preisvergaben stets hinten runtergefallen.

Weiterhin abgeräumt hat auch „Sherlock“ (BBC1): Zwar hat sich Benedict Cumberbatch als Leading Actor Daniel Rigby geschlagen geben müssen, der für „Eric and Ernie“ einen Bafta erhalten hat, die Verfilmung der Geschichte des Comedyduos Morecambe und Wise durch Victoria Wood (BBC2). Aber Martin Freeman hat in der Kategorie Supporting Actor gewonnen, und der Best Drama Series-Bafta ist ebenfalls an den Dreiteiler von Mark Gatiss („The Leage of Gentlemen“) und Steven Moffat („Coupling“, „Doctor Who“) gegangen.

„Misfits“ (E4) dagegen ist bis auf einen Bafta für Lauren Socha (Supporting Actress) enttäuschend leer ausgegangen — kein Bafta für Robert Sheenan (Supporting Actor), kein Bafta für Drama Series, kein Bafta für New Media (den hat dafür „Wallace and Gromit’s World of Invention“ gekriegt).

Der Bafta Special Award schließlich ist dieses Jahr Peter Bennett Jones zugesprochen worden, dem Chef der Produktionsfirma Tiger Aspect, aus deren Hause Erfolgsserien wie „Benidorm“, „Mr. Bean“ und „The Vicar of Dibley“ stammen. Außerdem ist Bennett Jones Mitbegründer der Charity-Initiative Comic Relief („Red Nose Day“), die über die Jahre Millionenbeträge zusammengetragen hat.

Ist Benny Hill noch lustig?

22. Mai 2011 6 Kommentare

Ich kann mir nicht helfen: JEDES Mal, wenn ich diesen Clip hier sehe, muß ich lachen. Geht das nur mir so?
https://www.youtube.com/watch?v=qCYpk0ivqjo?fs=1&hl=de_DE

Marmite Comedy

14. Mai 2011 6 Kommentare

Marmite ist ein britischer dunkelbrauner, sirupartiger, bitterer vegetarischer Brotaufstrich aus, keine Ahnung, Malzmaische oder etwas ähnlich Abseitigem. Außerhalb Englands ist er, vermute ich mal, weitgehend unbekannt (neulich bei den „Simpsons“ ging es in einer Folge um England, und einer der besten Scherze war Homers Jauchzen: „Mmh, homemade Marmite!“). In England aber gibt es viele Menschen, die Marmite mögen. Und genauso viele, die Marmite überhaupt nicht mögen. Dazwischen aber, zwischen mögen und überhaupt nicht mögen, gibt es wenig.

Stewart Lees Comedy ist Marmite Comedy. Oder genauer: war, denn mittlerweile sind seine Kritiker verstummt (außer die üblichen YouTube-Trottel), mittlerweile scheint ihn ein großes, sehr treues Publikum fest ins Herz geschlossen zu haben. Wie man an der gerade laufenden zweiten Staffel seiner Stand-Up-Show „Stewart Lee’s Comedy Vehicle“ (BBC2) sehen kann: absolut zu Recht.

There was a rapper in London, and his name was Ironik, I-R-O-N-I-K was how he spelt it. And last November, Ironik, he went on the tweets. He was a tweeter. And one Saturday last November he twatted, which is the past tense of tweet, he twatted that he bought a new diamond necklace. And then he twatted that he was on his way to Southend to do a gig. And then he twatted that he was on his way back to London. And then he got mugged outside his house. And now Ironik understands the meaning if not the spelling of his name.

So anstrengend ist das Leben in der Stadt, aber noch anstrengender ist das Leben auf dem Land, so die Botschaft der zweiten Folge von letztem Mittwoch. Alsbald zückt Lee sein Messer und rammt es all den Ü-40-Eltern mit kleinen Kindern in den Rücken, die vom Landleben schwärmen, all den Landlust-Deppen, die aus der Großstadt weg aufs Land ziehen und dann feststellen, daß da ja gar nichts ist, außer einem Pferd auf der Weide und einem Live-Gig von dem einen von „Max and Paddy“, aber nicht Peter Kay, sondern von dem anderen, erfolglosen, und eines Tages liegt das Pferd tot auf der Weide, weil es sich selbst den Hals am Stacheldrahtzaun aufgeschnitten hat vor Frust und Langeweile und Angst, auf den Gig von Paddy McGuinness gehen zu müssen.

Aber auch die unter vierzigjährigen Zuschauer kriegen einen mit, denn für die macht Stewart Lee seine Show natürlich erst recht nicht. Für wen er sie macht, wie er sie macht, welche Witze er erzählt und ob er überhaupt Witze erzählt (abgezählte drei konventionelle Gags gab es in der ersten Folge), das ist immer ein zentraler Punkt seines Stand-Ups. Zusätzlich zu den regulären Folgen der ersten Staffel gab es in sogenannten „Red Button“-Bits immer kurze Interviews mit Armando Iannucci (der die Show auch produziert) über Form und Inhalt der Show. Diese Bits sind in der zweiten Staffel in die Show selbst integriert, aber selbstverständlich keine ernsthaften Diskussionen. Oder jedenfalls nicht nur.

Das ist die ganz große Leistung Stewart Lees: die Metaebene, die furchtbar schnell furchtbar öde wird, nie offen zu betreten. Immer hält er bei der Diskussion seines eigenen Stand-Ups subtil im Vagen, was wie und wie ernst gemeint ist. Genau dadurch werden seine Provokationen gegen das Publikum so spannend, deshalb kann er sich so weit aus dem Fenster lehnen in seinen Beschimpfungen: Weil sie immer nett und immer netter verpackt sind. Sein Messer, mit dem er in der ersten Staffel noch offen rumgerannt ist und präzise zugestoßen hat, ist in dieser Staffel in einem hübschen Strauß Blumen versteckt.

Zu diesen Blumen gehören, und das macht das „Comedy Vehicle“ zu einer runden Sache, diesmal kleine Einspieler, die die bösen Bilder, die Lee in seinem Stand-Up entwirft, plötzlich und überraschend „in echt“ zeigen, ähnlich den surrealistischen Szenen, die Iannucci in seinen Serien „Time Trumpet“ und „The Armando Iannucci Shows“ verwendet hat. Mal albern, wie in der ersten Folge, mal satirisch wie in der zweiten. Auch die aus „Jam“ bekannte Handschrift von Chris Morris („Four Lions“) ist da zu erkennen, der abermals als Script Editor mit von der Partie ist.

Zuguterletzt scheint Stewart Lee in der neuen Staffel entspannter zu sein, nicht mehr so schlecht gelaunt wie früher. Vielleicht, weil er sein Material bis ins letzte Detail geformt hat und sicher sein kann, daß es funktioniert. Vielleicht, weil er mittlerweile so erfolgreich ist, daß er sich bestätigt weiß in seiner Form der Comedy.

Marmite Comedy. Lecker.

Question Friday

13. Mai 2011 2 Kommentare

Ein Blogleser fragte gerade in den Kommentaren nach drei Britcoms, die Amazon ihm empfohlen hat, und weil er bestimmt nicht der einzige ist, der solche Fragen hat, sage ich mal so: Wenn ich was weiß, werde ich antworten. Wer also mag, kann einfach unter frage (at) britcoms.de loswerden, was er wissen möchte. Über Britcoms, that is.

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