Neues vom coolen Onkel Charlie

12. Mai 2011 1 Kommentar

Charlie Brooker hat erstmals Details über seinen zweiten Ausflug in die Welt der Fiction-TV-Serien bekanntgegeben: „Black Mirror“ soll die Miniserie von dreimal einer Stunde heißen und im Herbst auf Channel 4 ausgestrahlt werden.

Shane Allen, Head of Comedy von Channel 4:

„Black Mirror“ is a satirical drama for the social media generation all rooted in the world around us now. A thought-provoking and gripping reflection and extrapolation of current social, cultural and technology-inspired trends and fears.

Und was hat es mit dem Schwarzen Spiegel auf sich? Zum Glück etwas wesentlich weniger Esoterisches, als man zunächst denken könnte:

Over the last ten years, technology has transformed almost every aspect of our lives before we’ve had time to stop and question it. In every home; on every desk; in every palm — a plasma screen; a monitor; a smartphone — a black mirror of our 21st Century existence. Our grip on reality is shifting. We worship at the altars of Google and Apple. Facebook algorithims know us more intimately than our own parents. We have access to all the information in the world, but no brainspace left to absorb anything longer than a 140-character tweet.

Charlie Brooker selbst sagt zu „Black Mirror“, er sei begeisterter „Twilight Zone“-Fan gewesen, und „Black Mirror“ werde zwar ganz anders, aber immer noch mehr „Twilight Zone“ als (der Kostüm-Schinken) „Downton Abbey“:

It combines satire, technology, absurdity and a pinch of surprise and it all takes place in a world you almost — almost — totally recognise. It changes each week — like the weather, but hopefully about 2,000 times more entertaining. If you don’t like it, you will be beaten about the face and neck by Channel 4 executives.

Wird nicht nötig sein, denke ich, schließlich war Brookers erste Serie „Dead Set“ ja auch schon brillant.

Der fliegende Zirkus, revisited

Henning Wehn, der (soweit ich weiß) einzige deutsche Comedian im britischen Comedy-Business, mit einer Radiosendung auf BBC4 über die deutschen Folgen des „Flying Circus“, wie Alfred Biolek seinerzeit die Pythons nach Deutschland gelockt und mit Gin gefügig gemacht hat, die erste Folge schnell zu einem Alptraum wurde, weil Idles, Gilliams, Jones‘ und Chapmans „Deutsch“ praktisch nicht zu verstehen war, und wie die zweite Folge (auf Englisch mit deutschen Untertiteln — ja, das ging damals noch) dann doch zu einem Hit im deutschen Fernsehen wurde:

2011 marks the 40th anniversary of one of the Monty Python team’s most bizarre and least known television adventures, two forty five minute specials they made exclusively for German television.

Roll up, it’s Monty Python’s Fliegender Zirkus! This is the extraordinary tale of when the Pythons went Bavarian.

Die ganze Sendung (leider nicht einzubetten) gibt es hier, inklusive Gesprächen mit Terry Jones und Michael Palin sowie einem Interview mit Alfred Biolek auf Englisch!

Mit Dank an Matthias!

Osama, ein „IT Crowd“-Fan?

Das wäre normalerweise eher ein Eintrag für den britcoms-Facebook-Account, aber der WTF?!-Faktor ist doch zu hoch: War Osama bin Laden „IT Crowd“-Fan?

Ein entsprechendes Gerücht kursiert jedenfalls, seitdem die Amerikaner bekanntgegeben haben, sie hätten große Mengen Speichermedien aus Osamas Versteck mitgenommen: Angeblich kann man auf einem der mittlerweile bei YouTube veröffentlichten Videos sehen, wie der Terroristenzausel vor seinem Fernseher sitzt und ganze Szenen aus der britischen Sitcom mitspricht. Was bedeuten würde, er hätte sich „The IT Crowd“ auf DVD, Video oder sonstwie besorgt. Tät ja zu der Information passen, auf seinem Grundstück sei Marihuana gefunden worden. (Seitdem ich das weiß, stelle ich mir die Szene, als die Navy Seals nach Abbottabad reingekommen sind, ungefähr so vor.)

Problem: keines der Videos hat eine Tonspur — bestätigt ist also mal gar nichts. Natürlich nicht. Graham Linehan schweigt mittlerweile, hat aber getwittert:

Does anyone have confirmation that Osama was watching The IT Crowd in these home movies? Amazing if true. Don’t know how to feel. Obviously, a monster, but still. Was he all bad?

Allerdings twitterte er auch
It is ‚Big Bang Theory‘! Why was it reported as ‚It Crowd‘? Fucking Osama. FUCKING ROT IN HELL, MOTHERFUCKER!
und
Mostly exhausted from laughing and freaked out that some still buying it.
In anderen Worten: Besser, man glaubt nix (schon gar nicht dieses „Beweisfoto“), aber lustig ist es allemal…

Showtime!

Zumindest die letzte Woche ohne Blogeintrag wollte ich dann doch noch erklären:

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Bafta-Nominierungen 2011

28. April 2011 12 Kommentare

Wie, schon wieder so spät? Die Bafta-Nominierungen für 2011 sind da! In den Comedy-Sparten nominiert sind…

…in der Kategorie Female Performance In A Comedy Programme:

Ich tippe auf Miranda Hart; nach all den Preisen, die sie bislang abgeräumt hat, wäre es schon fast ein Karriereknick, wenn sie nicht auch einen Bafta kriegen würde. „Getting On“ ist zu sehr Minderheitenprogramm, „Roger & Val“ war einfach nicht sehr gut, und Katherine Parkinson war in der vierten Staffel „IT Crowd“ auch nicht viel besser als in den ersten drei.

…in der Kategorie Male Performance In A Comedy Programme:

  • James Buckley, „The Inbetweeners“ (E4)
  • Steve Coogan, „The Trip“ (BBC2)
  • Tom Hollander, „Rev.“ (BBC2)
  • David Mitchell, „Peep Show“ (Channel 4)

Schwer zu sagen — Buckley wäre eine Geste in Richtung Nachwuchs, Coogan ist ein Klassiker, Hollander Newcomer mit einer respektablen Sitcom, die bislang zu Unrecht leer ausgegangen ist, und Mitchell Publikumsliebling. Keine Ahnung, wer da das Rennen macht.

…in der Kategorie Comedy Programme:

  • „Catherine Tate’s Little Cracker“ (Sky1)
  • „Come Fly With Me“ (BBC1)
  • „Facejacker“ (E4)
  • „Harry and Paul“ (BBC2)

Ich habe nur eineinhalb Folgen von Matt Lucas‘ und David Walliams‘ „Come Fly With Me“ und ein paar Sketche von „Harry and Paul“ gesehen, schätze aber, daß erstere das Rennen machen — einfach weil sie so populär sind, denn gut (im Sinne von gut) war das nicht.

…in der Kategorie Situation Comedy:

  • „Mrs Brown’s Boys“ (BBC1)
  • „Peep Show“ (Channel 4)
  • „Rev.“ (BBC2)
  • „The Trip“ (BBC2)

Vermutlich wird es auf „The Trip“ oder „Rev.“ hinauslaufen: „The Trip“ hat mit Rob Brydon, Steve Coogan und Michael Winterbottom gleich drei große Namen aufzubieten, „Rev“ war, wie schon gesagt, bislang leer ausgegangen und aber eigentlich eine sympathische kleine Serie. An „Mrs Brown’s Boys“ habe ich mich bislang nicht gewagt — Männer, die in Frauenkleidern alte Schachteln spielen, das war zuletzt bei den Pythons lustig (merkt euch das endlich mal, Lucas und Walliams!). Aber wer weiß, vielleicht ist das ja der Überraschungs-Hit.

Des weiteren nominiert sind übrigens Benedict Cumberbatch (Leading Actor) und Martin Freeman (Supporting Actor) für „Sherlock“ (BBC 1), Lauren Socha (Supporting Actress) und Robert Sheenan (Supporting Actor) für „Misfits“ (E4), das außerdem in der Sparte „Drama“ nominiert ist. Wünschen würde ich ihnen alle drei Baftas, allerdings haben sie im letzten Jahr schon einen „Drama“-Bafta gewonnen, also wird er womöglich an das ebenfalls nominierte „Sherlock“ gehen oder an „Downton Abbey“ (ITV1), das Gerüchten zufolge ja ebenfalls stark sein soll. Als viertes auf der Liste steht in dieser Kategorie „Being Human“ (BBC3), und auch diese Wahl fände mein Gefallen.

Zum dritten Mal, seit ich dieses Blog führe, bemerke ich, daß die Baftas nicht für eine Hochphase der britischen Comedy sprechen: Abermals sind die neuen Serien, Sketch- wie Sitcom-, schwächer als die älteren, von denen aber auch zumindest „The IT Crowd“ ziemlich schwächelt. Dafür sind mit „Sherlock“, „Misfits“ und „Being Human“ gleich drei (Comedy-)Dramas gesetzt, die sehr stark sind.

Interessant ist zum Schluß noch die Kategorie New Media, in der neben „Malcolm Tucker: The Missing Phone“ (eine App fürs iPhone) und „Wallace and Gromit’s World of Invention“ (BBC1) noch die „Misfits“-Online-Miniserieam Start ist: Wie gut mittlerweile schon online only-Inhalte gemacht sind, hat mich ja einigermaßen verblüfft. Was die Verknüpfung alter und neuer Medien angeht, scheinen mir die Briten generell einen mächtig großen Schritt voraus zu sein.

Recreational Comedy

26. April 2011 5 Kommentare

Gerade als man dachte, der große Sitcomtrend der letzten Dekade sei tot, läuft nun doch noch eine Mockumentary im Stile von „The Office“ zu neuen Höchstformen auf: „Parks and Recreation“ (NBC) dürfte derzeit neben „Modern Family“ die beste US-Sitcom sein. Denn sie gibt dem dokumentarischen Stil das zurück, was bei der amerikanischen „Office“-Version zuletzt arg fehlte: Relevanz.

Man könnte es beinah satirisch nennen, wie „Parks and Recreation“ die kommunale Politik in der amerikanischen Provinz beschreibt: Leslie Knope (Amy Poehler) ist die stellvertretende Leiterin der Abteilung „Parks und Erholung“ im (fiktiven) Städtchen Pawnee, Indiana. Ihr ungebrochener Enthusiasmus für Grünanlagen, Spielplätze und ihren Job kollidiert ständig mit der Haltung ihrer Kollegen, die längst resigniert haben, auf ihre Verrentung warten, nur ihren eigenen Vorteil suchen oder ganz generell gegen jede Form von Staat und Regierung sind, wie ihr Vorgesetzter Ron Swanson (hervorragend mit Betonfrisur, Schnauz und stets todernstem Gesicht: Nick Offerman). Knopes größtes Projekt zu Beginn der Serie ist es, aus der aufgelassenen Grube eines gescheiterten Bauunternehmens einen, genau: Stadtpark zu machen. Und zwar wenn nötig auch gegen den Widerstand der Erzfeinde des „Parks and Recreation“-Departments: die Bibliothekenverwaltung, die dort eine Bücherei errichten möchten. Keine leichte Aufgabe für Knope, die Leute von der Bibliothekenverwaltung sind schließlich sehr belesen, aber Leslie nimmt die Herausforderung gut gelaunt und kämpferisch wie allzeit an…

https://www.youtube.com/watch?v=PdxkdQ-gmaw?fs=1&hl=de_DE

Nur beinah satirisch ist „Parks and Recreation“, weil die Scherze über unfähige Stadtplaner, korrupte Kommunalpolitiker und Wutbürger, die sich sogar darüber beschweren, daß auf dem im Park gefundenen Sandwich kein Senf war, nie zu aufklärerisch werden. An erster Stelle steht immer der komische Effekt – und der beruht einerseits so sehr auf den prima gezeichneten Charakteren, wie man es aus britischen Sitcoms kennt (die permanent gelangweilte, apathische Praktikantin etwa ist ein Musterbeispiel beobachtender Comedy), ist aber so dicht an Gags, wie es nur US-Sitcoms hinbekommen. Allein die vielen Fresken in der Stadtverwaltung sind schon ein unerschöpflicher Quell von Komik: gemalt im naiven Realismus der dreißiger Jahre verprügelt da ein weißer Farmer seine Frau, wird ein gefesselter Indianerhäuptling mit einer großen Kanone von US-Soldaten erschossen oder eine Hochzeit zwischen einem Indianer und einer Weißen von sowohl aufgebrachten Rothäuten als auch weißen Siedlern brutal überfallen – selten hat man in einer Network-Sitcom so explizite Witze über die amerikanische Geschichte gesehen. Solche Scherze gehen vermutlich nur durch, weil sie in einem vordergründig heiteren und harmlosen Rahmen erzählt werden, wie ihn die US-Version von „The Office“ eben auch hat.

Tatsächlich stammen die Serien-Macher Greg Daniels und Michael Schur aus dem kreativen Team der US-„Office“-Produktion, und auch Rashida Jones, eine der „P&R“-Hauptfiguren, hat man dort schon gesehen. Doch „Parks and Recreation“ darf nun nicht als Spin-Off mißverstanden werden; das ist es nicht. Sondern eine leider sträflich unterbewertete politische Sitcom, die den Vergleich mit dem brillanten britischen „The Thick of It“ nicht scheuen muß. Gerade weil sie dem bösartig beißenden Humor der Engländer, die mit ihren Regierungspolitikern ins Gericht gehen, einen hinterhältig nachsichtigen Blick auf Provinzpolitiker der mittleren Eben entgegensetzt, der aber genauso aussagekräftig ist. Und, falls ich das noch nicht oft genug gesagt haben sollte, sehr, sehr komisch.