Die bessere zweite Folge

25. September 2009 1 Kommentar

Es hat sich ausgezahlt, mit einer Kritik der neuen „Harald Schmidt“-Show eine Woche zu warten: Denn die zweite, gestrige war eindeutig die bessere. Ein Phänomen, das ich mittlerweile ganz gut von „Willkommen Österreich“ kenne — auch wenn dort zwei Sendungen am Stück aufgezeichnet werden und die zweite deshalb die bessere ist, weil Gastgeber und Publikum dann schon auf einander eingespielt sind (und auch der Alkoholpegel das seine zur guten Laune tut).

Bei Schmidt gab’s gestern nichts zu meckern: Das war eine runde Sache. Schöne Scherze, clevere Zuspieler (auch wenn die Schalte zu Peter Richter schon deutlich von der Korrespondenten-Idee der „Daily Show“ zehrte — mei, warum nicht, solange die Vorbilder stimmen), ein guter Gast (Claus Peymann). Die deutliche Ausrichtung auf die Hochkultur gefällt mir sehr, denn da geht es mir wie weiland als kleiner Leser mit TITANIC (und anderen offenbar mit Monty Python, dazu ein andermal mehr): Man kann nämlich lachen, außerdem aber auch was lernen (und natürlich Distinktionsgewinne einfahren, wenn man beispielsweise von der Situation am Berliner Ensemble schon einmal was gehört hat). Mit 17, 18 stammte ein Gutteil meiner Bildung aus TITANIC: ich ahnte plötzlich, was wichtig war und welche Meinung außerhalb des Medienkanons man auch haben konnte. Es wäre schön, wenn das mit Harald Schmidt und seiner Show auch wieder so würde.

Und wo ich schon Lorbeeren verteile: Chapeau, Öffentlich-Rechtliche! Eine fantastische Idee, nach Schmidt andere Comedy-Formate zu programmieren, die etwas mehr high brow sind. Vor Wochenfrist habe ich gerne Kurt Krömer zugesehen, und gestern setzte „Pelzig unterhält sich“ nahtlos fort, was Schmidt begonnen hatte: Clevere politische Comedy (denn natürlich ist auch Kultur Politik). Natürlich waren Jürgen Falter und der Deutschland-Korrespondent von Al Dschasira die deutlich interessanteren Gäste als Werner „Nase“ Mang und irgendwelche Extrembergsteiger, die offenbar nicht nur einmal unter akutem Sauerstoffmangel gelitten hatten. Aber zumindest für Werner „Ich bin sozialer Leistungsdemokrat“ Mang fand Erwin Pelzig die richtigen Worte. Ich habe Pelzig lange unterschätzt, und offenbar tun seine Gäste das hin und wieder immer noch.

Reümee: Schmidt, Krömer und Pelzig im Ersten, Anstalt und Welke im ZDF, wo ja vielleicht noch das eine oder andere Comedy-Qualitätsformat dazukommt — die Öffentlich-Rechtlichen legen in Sachen Komik plötzlich vor, wie ich es nicht vermutet hätte. So kann’s weitergehen.

In the News (5)

23. September 2009 2 Kommentare

Steve Coogan soll an der Seite von Will Farrell und Mark Wahlberg im Buddy/Cop-Film „The Other Guys“ spielen. Das berichtet Chortle. Der prominente Cast schließt u.a. Michael Keaton, Eva Mendes, The Rock und Will Ferrell ein; das Buch ist von Chris Henchy und Adam McKay, der auch Regie führt. Die Verbindung von Henchy zu „Entourage“, das er etliche Episoden lang produziert hat, läßt Gutes hoffen; McKay allerdings hat auch „Anchorman“ gemacht und „Eastbound & Down“. Wird also vermutlich Will-Ferrell-Klamauk werden, der auf meiner persönlichen Humorskala kurz vor Didi Hallervorden liegt.

Eric Idle schreibt heute im Telegraph und nutzt die Gelegenheit, ausführlich Werbung für seine Python-Show „Not the Messiah“ zu machen. Natürlich nutzt er außerdem die Gelegenheit, um sehr, sehr meta zu werden und darüber zu schreiben, daß er gezwungen wird, etwas über die Pythons zu schreiben, also kann man sich den Text im Grunde sparen, weil über die Pythons eh alles gesagt ist, und sich gleich die „Almost the Truth — The Lawyer’s Cut“-Box kaufen, die ich gerade peu á peu gucke und die dann doch recht interessant ist, weil sie die Geschichte der Pythons immerhin mit Fotos und Filmchen illustriert, die man noch nicht tausendmal gesehen hat, und mit lauter neuen Interviews, wie es sich gehört. Und das neue Buch „Monty Python Live!“, das Anfang Oktober kommen soll und die Geschichtchen erzählen wird, die den Pythons auf ihren Tourneen widerfahren sind.

Emmily Lame

21. September 2009 2 Kommentare

Die Emmy-Verleihung birgt keine Überraschung: Schon wieder ein Emmy für „30 Rock“, schon wieder keiner für Hugh Laurie. Dabei hat „30 Rock“ den Zenit m.E. schon in der zweiten Staffel überschritten — irgendwie ist das ja immer noch alles gut und schön, aber nicht mehr überraschend und oft auch nicht mehr so stringent erzählt wie in der ersten Staffel.

Der Drama-Emmy für „Mad Men“ geht in Ordnung, auch wenn ich ihn natürlich „Breaking Bad“ verliehen hätte, das hierzulande zwar in der breiten Öffentlichkeit noch immer unter der Wahrnehmungsoberfläche bleibt, aber in DVD-Junkie-Kreisen mittlerweile schon die Ehre erfährt, die ihm gebührt. Gerade habe ich in illustrer kleiner Runde in Wien aus dem Nichts eine schöne (und schon recht betrunkene) Stunde mit mir weitgehend unbekannten Medienmenschen verbracht, die eingeleitet wurde mit dem an mich herangetragenen Geheimtip „Breaking Bad“ — wer mir so kommt, wird natürlich mit Instant-Freundschaft belegt, und sei’s nur für den Abend. Wenigstens hat der brilliante Bryan Cranston den Emmy für Drama-Hauptrolle abgestaubt.

Ich meinerseits werde mich demnächst mal an die Charts meiner Lieblingsserien des letzten Jahres bzw. gleich Jahrzehnts machen — jedenfalls sobald ich die Herbst-Season überblicken kann. Da steht ja einiges auf dem Programm: „Curb“ geht weiter und „The Office“, in England „Peep Show“, und sogar „Doc Martin“ ist wieder da, über den ich noch eine große Lobeshymne schreiben muß, o ja, o mei, wann soll ich eigentlich noch auf die Wiesn gehen?!

Links

18. September 2009 Keine Kommentare

Es gibt ab sofort eine Linkseite (zu erreichen über die Leiste oben)! Ich weiß gar nicht, warum ich bis jetzt keine gemacht hatte — liegt doch eigentlich nahe. Die hab ich jetzt nur ganz schnell hingeschustert — wer weitere gute Seiten von oder über Comedians, Britcoms und/oder sonstige relevante Interweb-Heimauftritte weiß: Bitte in den Kommentaren unter der Linklist posten! Danko!

KategorienAllgemein Tags:

This is not a reunion (?)

18. September 2009 5 Kommentare

Die siebte Staffel „Curb Your Enthusiasm“ beginnt am Sonntag — und der gesamte Cast von „Seinfeld“ ist dabei. Yowza, die Herbst-Season wird ein Fest!

Die IT-Krauts

17. September 2009 7 Kommentare

Ab Sonntag läuft „The IT Crowd“ bei Comedy Central (immer sonntags, 22.15 Uhr), und sie klingen, als hätte die B-Mannschaft des Theater-Grundkurses an der „Reich und schön“-Oberschule in Mölln sie eines nebligen, grauen Tages synchronisiert, obwohl sie weiß Gott keine Lust dazu hatte.

Chris Morris (Denholm Reynholm), verdienter Satire-Haudegen des britischen Fernsehens und hier Senior-Gaststar mit nur wenigen Auftritten, wird von einem Schnösel im genau gleichen Alter wie der Rest der Bande gesprochen, ohne auch nur annähernd soviel Distanz und Autorität in der Stimme wie das Original. Von Chris O’Dowds (Roy) Loser-Irisch ist nichts übriggeblieben, und auch die kieksige Unsicherheit von Katherine Parkinson (als Jen) ist weg. Ganz zu schweigen von Richard Ayoades (Moss) mokantem Näseln, das durch eine Nerd-Stimme ersetzt worden ist, die in meiner Erinnerung gerade wie Willie aus der „Biene Maja“ klingt. Hoffentlich kriegt CC nie Graham Linehans noch größeren Geniestreich „Father Ted“ in die Finger…