Archiv

Artikel Tagged ‘Ardal O’Hanlon’

Die Shitcoms des Jahres (Teil 2)

18. November 2013 1 Kommentar

Wenn ein Spielfilm es in der ersten Viertelstunde nicht schafft, seine Zuschauer zu überzeugen, ist er tot. Nach einer Viertelstunde hat man sich ein Urteil gebildet; alles, was danach kommt, kann den Gesamteindruck allenfalls noch trüben, verbessern aber nur in den seltensten Fällen. Bei Serien dürfte das ähnlich sein.

„Heading Out“ (BBC2, wie alle hier besprochenen Serien 2013) brauchte keine fünf Minuten, um mich zu verlieren.

In diesen fünf Minuten versuchte eine Tierärztin, erkennbar lesbisch und um die vierzig, ein „Ich bin klug, ein bisschen schüchtern und leicht tollpatschig“-Brille auf der Nase (ja, das kann ich alles aus einer Brille herauslesen), einer Frau um die 50 zu erklären, dass die vor ihr auf dem Untersuchungstisch liegende tote Katze, Achtung: tot war. Nicht mehr lebte. Abgeritten war zu ihren Ahnen. Ja, die alte „Dead Parrot“-Nummer von Monty Python, nur ohne die Witze und ohne Darsteller mit funny bones. In der Variation des Themas, wie es Sue Perkins (Hauptdarstellerin und Autorin) hier probiert, insistiert die Katzenbesitzerin auf allerlei homöpathische Mittelchen, ob man es nicht mal mit Bachblüten probieren könnte etc., während die Tierärztin Sara sich bemüht, möglichst diplomatisch zu vermitteln, dass das Vieh tot ist. Vergeblich, wie man sich denken kann.

Zweite Szene: Im Vorzimmer der Tierarztpraxis, die Katzenbesitzerin ist wutentbrannt abgedampft, muss Sara ihrem Assistenten erklären, welche Formulierungen er besser nicht gebrauchen soll, wenn er mit den Besitzern kürzlich verstorbener Katzen spricht, mit dem Erfolg, dass der Assistent coram publico alle unsensiblen  Formulierungen aufsagt und Sara anschließend ein Geburtstagsständchen singt, das auf „happy birthday, she killed a cat“ endet.

Dann habe ich ausgemacht.

Weitergegangen wäre es damit, dass die Veterinärin von ihren Freunden mehr oder weniger gezwungen wird, ihren Eltern offenzulegen, dass sie lesbisch ist, und ich bin froh, dass ich das nicht mehr sehen musste. Denn das wäre gewesen, wie wenn Miranda Hart ihren Eltern hätte sagen müssen, dass sie dick ist. Nur dass Miranda Hart ein Minimum an komischem Talent hat. Mit einem Wort: „Heading Out“ has kicked the bucket, shuffled off its mortal coil, run down the curtain and joined the bleedin‘ choir invisibile! Die BBC hat bereits bestätigt, dass es bei einer Staffel bleiben wird. (Single Camera, kein laugh track)

„Pat & Cabbage“ (ITV) hat es ebenfalls nicht auf meine reguläre Playlist geschafft. Das aber nicht wegen handwerklicher Mängel, sondern weil eine Sitcom über zwei Frauen jenseits der Menopause schon sehr speziell sein müsste, damit ich sie mir regelmäßig ansehe. Das ist „Pat & Cabbage“ nicht. Schlecht aber muss die Serie deshalb nicht sein.

Pat (Barbara Flynn, „Cracker“, hierzulande bekannter als „Für alle Fälle Fitz“) und Cabbage (Cherie Lunghi, „Starlings“) sind verwitwet bzw. geschieden und haben erkennbar kein Interesse daran, in Würde zu altern. Statt dessen verliebt sich die eine ein bisschen in einen Herrn ihres Alters, ist aber zu schüchtern, und die andere versucht, die beiden zusammen zu bringen. Parallel dazu erfahren wir, dass Pats Tochter Helen (Rosie Cavaliero, „Saxondale“, „Spy“) Cabbage für einen schlechten Einfluss auf ihre Mutter hält und am liebsten hätte, dass sich die beiden angehenden Seniorinnen auch wie solche benehmen.

Wie gesagt: Nicht meine Baustelle, aber auch nicht unsympathisch und von den üblichen Scherzen über ökonomische Verwertungsmöglichkeiten rüstiger Rentner weit entfernt, wie sie hierzulande zu Seniorenkomödien offenbar zwingend dazugehören („Sein letzter Lauf“, siehe Stefan Gärtners Sonntagskolumne bei Titanic online). Kein brüllend lauter Humor, alles eher gentle, aber das ist bei der Zielgruppe wohl selbsterklärend. (Single Camera, kein laugh track)

„The Wright Way“ (BBC1) macht es einem leicht: Worst. Sitcom. Ever.

Die erste Zusammenarbeit von Ben Elton („We Will Rock You“) und David Haig seit „The Thin Blue Line“ (BBC, 1995 – 96) ist von der ersten Sekunde an alt. Ich würde „altmodisch“ sagen, aber das verwende ich hin und wieder auch in einem positiven Zusammenhang, und an „The Wright Way“ ist nichts positiv.

David Haig ist Gerald Wright, ein Health-and-Safety-Inspektor, der sich für vernünftig und alle Welt für verrückt geworden hält. Eine Fleischwerdung des „gesunden Menschenverstands“ also, ein Reaktionär — aber einer, dem wir als Zuschauer immer zustimmen sollen: Ist es nicht wirklich verrückt, wie das so ist in unserer heutigen Welt mit (hier bitte eigene Vorurteile gegen das modern life einfügen)?

Der ungelogen erste Dialog geht so:

GERALD
(hämmert gegen die verschlossene Badezimmertür)  Victoria, are you gonna be long in there? It’s just I’m late for work. (geht in die Küche. Zu seiner Tochter) Victoria won’t get out off the bathroom.

SUE
She will do, Dad, when she’s finnished.

GERALD
She’s female, Susan, she’s in a bathroom. She’s never going to be finished.

Mwahaha!! (Und ja, hier gibt es einen laugh track, trotz der single camera, der noch unterstreicht, wie wenig man selbst lachen muss.) Noch lustiger wird’s natürlich, wenn man weiß, dass Victoria die Partnerin seiner Tochter ist, nicht etwa seine Frau. Nein, diese Lesben!

„I would surley die if I watched more than five minutes“, gibt ein Kritiker vom Spectator zu, und ich bin auch tatsächlich fast gestorben vor Ekel und Fassungslosigkeit: Gags, die man kaum als solche bezeichnen kann, Rechthaberei, die auf zustimmendes Lachen spekuliert, grauenhaft ausgearbeitete Charaktere — daran ist wirklich alles falsch.

Offenbar hat die BBC das auch noch vor der Ausstrahlung bemerkt und die Show dienstags um halb elf Uhr nachts gezeigt, so dass kaum jemand sie gefunden hat, und sie dann direkt nach der Ausstrahlung abgesetzt.

Viel ist schon geschimpft worden auf Ben Elton, der sich in den achtziger Jahren mal glühende Fans gemacht hat mit „The Young Ones“ (BBC2, 1982 – 84) und „Blackadder“ (BBC1, 1983 – 89). Damals war er Vorreiter der alternative comedy-Bewegung, der auch als Stand Up Comedian („The Man From Auntie“, BBC1, 1990 – 94) gerne aneckte. Seitdem er sich allerdings auf Musicals verlegt hat („We Will Rock You“ und „Love Never Dies“, das Sequel zum „Phantom der Oper“, Grundgütiger) werfen ihm alte Fans Ausverkauf vor. Ja, mehr als das: mit „We Will Rock You“-Aufführungen in Südafrika hat Elton zumindest stillschweigend akzeptiert, dass das Embargo gegen das Apartheitsregime gebrochen wurde — was mit seinen linken Positionen von früher nur schwer zu vereinbaren war.

Aber all das würde ich ihm nicht vorwerfen, wenn er immer noch komische Sitcoms schriebe. Tut er aber leider nicht — schon „The Thin Blue Line“ war schwach, „Blessed“ (BBC1, 2005) mit Ardal O’Hanlon in der Hauptrolle sogar mitleiderregend fad, und seine Variety-Show „Ben Elton Live From Planet Earth“ (Nine Network, Australien) wurde 2011 nach drei Folgen eingestellt, obwohl sechs bestellt waren.

Mit „The Wright Way“ ist Ben Elton ganz, ganz unten angekommen. Ich bin gespannt, was als nächstes kommt. NOT.

Pausenmusik: Father Ted & Father Dougal – „My Lovely Horse“

22. Juli 2010 1 Kommentar

Die Folge „Father Ted“ (Channel4, 1995 – ’98), die ich mit Abstand am häufigsten gesehen habe, ist „A Song for Europe“: Father Dougal (Ardal O’Hanlon) ist schon ganz gespannt auf den European Song Contest, doch es ist gerade mal halb fünf, und der Song Contest beginnt erst im Mai. Also hört er bis dahin seine Plattensammlung (i.e. eine einzige Single): den Song einer völlig unbekannten Priester-Band namens Nin Huguen and the Huguenotes, die in der norwegischen Grand-Prix-Vorentscheidung von 1976 auf den fünften Platz gekommen war. Eine Inspiration! Dougal und Ted (Dermot Morgan) beschließen, bei der irischen Vorrunde anzutreten. Das Komponieren stellt sich allerdings als schwieriger heraus, als die Fathers es erwartet hatten…


Da aber auf der B-Seite von Dougals Single ein so eingängiger Song ist, nie jemand etwas von der norwegischen Priester-Band gehört hat und außerdem die ganze Band, die Komponisten und Rechteinhaber des Songs bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen sind, beschließen Ted und Dougal, den Song als, nun ja, Tribute an die Band zu covern — ohne davon jemandem etwas zu sagen. In der Nacht vor dem großen Tag träumen schließlich Ted und Dougal schon von ihrem Song: „My Lovely Horse“

Bei der irischen Grand-Prix-Vorentscheidung selbst kommt dann allerdings alles anders als erwartet, denn Teds Intimfeind Father Dick Byrne tritt ebenfalls an…

Die Melodie zu „My Lovely Horse“ stammt von Neil Hannon (Divine Comedy), der auch die Titelmusik zu „Father Ted“ beigesteuert hat.

Grumpy middle-aged man

11. Juni 2010 4 Kommentare

Ein Ire, der in Australien Witze über Engländer in Schottland macht: Das wäre vielleicht ein guter Anfang für einen Text über Dylan Moran und seine zuletzt erschienene Live-DVD „What It is“ (2009, mit UT). Denn zu Beginn der Show verblüfft weniger, was Dylan Moran so sagt, als wo er es sagt: In Sydney. Eher ungewöhnlich für britische Stand Up-Comedians. Vielleicht legt es Moran auf den größtmöglichen Kontrast an: nämlich zwischen dem sonnigen, aufgeräumt-fröhlichen Stand Up hie und dem launisch-mürrischen, finsteren Australien da. Bzw. natürlich umgekehrt.

Dylan Morans größte Fernsehrolle war die des Bernard Black in „Black Books“ (Channel 4, 2000 – ’04: ein misanthroper, schlecht organisierter irischer Buchhändler in London (seine zweitgrößte war die eines misanthropen, schlecht organisierten Comedians, den die Liebe in die Provinz trägt: „How Do You Want Me?“, BBC2, 1998 – ’99). Wie viel Moran in Bernard Black steckt, erschließt sich aber erst in seinen Stand Ups: Viel.

Nicht nur scheint es zwischen Bernard Black und Dylan Moran kaum optische Unterschiede zu geben: Beide bevorzugen schwarze Klamotten, eine ungesunde Gesichtsfarbe und Haupthaar, dessen Zustand kaum die Bezeichnung „Frisur“ verdient. Auch die rants, in denen er in „Black Books“ über Gott und die Welt lamentiert, setzen sich in seinen Stand Ups nahtlos fort: Da geht es abermals um Gott und Welt, sprich: Um Religion und die Evolutionstheorie, um Menschen im Konsumrausch, junge Ärzte, die ihm Regeln für einen gesünderen Lebensstil vorschreiben wollen, obwohl sie kaum elf Jahre alt zu sein scheinen, um Werbung, die immer aggressiver um Aufmerksamkeit heischt, um Do-it-Yourself im Haushalt und den allmählichen körperlichen Verfall bis hin zum Tod. Von der Evolution hätte sich Moran mehr erwartet als Urknall, dann Affen, dann Menschen bzw.: „Ich brauche mehr als Bang! Uh-uh-uh! Honey, I’m home! Viel besser wäre doch die umgekehrte Reihenfolge!“

Es braucht einen Moment, bis dieser Scherz zündet — „da fällt der Groschen wieder pfennigweise“, wie mein Deutschlehrer zu sagen pflegte — doch er ist ganz typisch für Moran, der viele non sequitur-Gags in seinen Monolog einbaut, also Gags, die auf Abschweifung, logischem Bruch, einer abrupten Richtungsänderung des Gedanken beruhen. Wie überhaupt Moran zwar durchaus den grumpy middle-aged man gibt, aber weit mehr als den: sein Sprachwitz, seine Lust an komischen Sprachbildern, die Phantasie, mit der er da mäandernde Gedankenketten knüpft, erinnern von ferne an Ardal O’Hanlon (der Father Dougal in „Father Ted“). Kein Zufall, denn Moran kam zur Comedy, nachdem er mit zwanzig einen Gig von O’Hanlon gesehen hatte, und er sollte später mit den „Father Ted“-Autoren Graham Linehan und Arthur Mathews, alle ebenfalls Iren, „Black Books“ entwickeln.

Einzig einen etwas konziseren Schluß seiner mit 76 Minuten eher kurzen (aber keineswegs zu kurzen) Show hätte ich mir gewünscht: die hört nämlich einfach auf, ohne daß sie eine Klimax erreicht hätte oder einen logischen Schluß. Das aber ist natürlich eine Petitesse im Vergleich zu der ansonsten tollen Show dieses schlecht gelaunten Alkoholikers, der sich unter anderem an seine wilde Jugend erinnert:

I remember going out with friends drinkin tequila. I mean: tequila?! It’s not even a drink, it’s a way of getting the police around without using a phone!

Für Kinder ab 18

15. März 2010 10 Kommentare

Ich hasse Jugendliche. Jugendliche stinken. Sie sind vorlaut, präpotent und halten sich für den Nabel der Welt, haben aber in Wirklichkeit von nichts Ahnung. Jugendliche denken nur an sich, wollen immerzu „Party machen“ und bauen Scheiße. Warum sollte ich ihnen dabei auch noch stundenlang zusehen wollen?

Nun: Weil es verdammt unterhaltsam ist — jedenfalls wenn wir von „Skins“ (E4, 2007 -) sprechen. „Skins“ bestätigt alle gängigen Vorurteile über Jugendliche (vorlaut, präpotent, keine Ahnung, Party) — und transzendiert sie. Natürlich bauen Tony, Michelle, Sid, Cassie, Chris, Jal, Maxxie und  Anwar unfaßbar viel Scheiß. Aber jeder baut ihn auf seine Weise. Und wenn man eine Weile zusieht, wird die Binnenlogik aus Scheiße bauen und Party machen so stark, daß man sich fragt: Warum habe ich eigentlich nicht so viel Scheiße gebaut und Party gemacht, als ich Teenager war? Sieht doch aus, als wäre mir mächtig etwas entgangen.

Gut, fränkische Mittelstädte in den Achtzigern und Bristol der späten Nullerjahre, das sind schon zwei unterschiedliche Planeten. Ich hätte mit 16 eher nicht auf Pump einem Grasdealer Marihuana für 1000 Mark abgekauft, um den Beutel sofort zu verlieren und keine Ahnung zu haben, wie ich das zurückzahlen soll. Ich hätte mich auch nicht mit ein paar schweren Metallteilen in der Tasche durch die Untersuchung einer Anorexie-Behandlung geschummelt oder von meinen Brüdern, die für HipHop-Battles proben, beim Klarinettespielen stören lassen, und meine alleinerziehenden Mutter hätte sich auch nicht mirnichts, dirnichts aus dem Staub gemacht, um mich mir selbst zu überlassen. Insofern hatte es vermutlich auch seine Vorteile, in der bayerischen Provinz aufzuwachsen, und nicht im Südwestengland eines britischen ComedyDramas.

Kurzweiliger ist aber auf jeden Fall die Jugend in der Fernsehversion von E4, dem Bezahlfernseh-Ableger von Channel4. Sie hat definitiv den besseren Soundtrack als meine Jugend, ist schneller geschnitten und sowohl lustiger als auch trauriger. Das ist überhaupt die ganz große Leistung von „Skins“: Wie hier Tragik und Komik Tür an Tür wohnen, wie man mit jeder Folge, die sich jeweils um einen aus der Clique dreht und auch nach ihm benannt ist, also Episode „Tony“, Folge „Cassie“ usw., wie man also mit jeder Folge mehr von der Backstory und den inneren Welten einer Figur erfährt und dabei ganz großes Drama, schlimmste seelische Verletzungen und schwerste Schicksale direkt neben schnellen und hellen Gags liegen, neben Witzen über doofe Eltern, Drogen und Sex, Sex, Sex — das ist nichts weniger als brillant. Und sehr englisch, mal wieder: dreckig, böse, sehr, sehr lustig. Die DVDs sind tatsächlich „ab 18“.

Die Schöpfer der Serie, Bryan Elsley und Jamie Brittain, sind Vater und Sohn (ersterer Jhg. ’61, letzterer ’84) und mit Preisen für „Skins“ überhäuft worden; vor allem ab der dritten Staffel häufen sich vermutlich wegen des phänomenalen Erfolgs denn auch die Gast-Auftritte, in denen über zwei bis vier Episoden Stars die Eltern respektive Lehrer verschiedener Teenager spielen dürfen: etwa Sally Phillips, Ardal O’Hanlon, Mark Heap, Rich Fulcher, Simon Day, Kevin Eldon, Bill Bailey, Peter Capaldi und Olivia Colman; Harry Enfield spielt nicht nur regelmäßig mit, sondern führt zwischendurch sogar Regie. Tony Stonem wird gespielt von Nicholas Hoult, den man als Kind noch aus „About a Boy“ kennen könnte.

„Skins“, der Name, bezieht sich übrigens nicht etwa auf Skinheads, sondern auf Zigarettenpapierchen, mit denen hier selbstredend ausschließlich Joints gebaut werden. Der Begriff „skins party“ ist infolge der Serie in den englischen Sprachgebrauch eingegangen als Synonym für extrem destruktive Großfeiern mit unfaßbar viel Akohol- und Drogenkonsum — es wird von einer Party berichtet, die auf MySpace als „Skins Unofficial Party“ angekündigt war und zu der prompt 200 Gäste erschienen, die einen Schaden von 20 000 Pfund anrichteten. Wer bei YouTube nach „Skins“-Trailern sucht (leider alle nicht einzubetten), wird praktisch nur das finden, wofür die Serie berühmt geworden ist: Exzessive Partyszenen.

In England ist gerade die vierte Staffel zuende gegangen (sie erscheint nächste Woche auf DVD); die fünfte und sechste sind schon beschlossen, vermutlich deshalb im Doppelpack, weil (fast) der komplette Cast zwischen der zweiten und dritten Staffel ausgetauscht worden ist und ein weiterer kompletter Austausch der Hauptfiguren geplant ist, deren Geschichte immer nur bis zum Abschluß der Secondary School erzählt werden. Auch von einem Film ist die Rede. Ich werde, soviel steht schon fest, alles gucken, was da noch kommt — „Skins“ ist phänomenal.

Verhungerte Comedy

Die große Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts war charakterprägend für die Iren: Sie schürte den Haß auf die englischen Herren, die die Not hätten verhindern können, zog eine Auswanderungswelle Richtung Amerika nach sich und wurde in der Folge zu einem Wendepunkt in der irischen Geschichte, der bis heute im öffentlichen Bewußtsein sehr präsent geblieben ist. Eigentlich naheliegend, daß ein solches Ereignis auch für den Fremdenverkehr ausgenutzt wird: Etwa mit einer Touristenattraktion wie einem Great Famine Theme Park — z.B. mit Schauspielerinnen aus der Umgebung, die schön anämische Hungersopfer spielen könnten: „Make the experience of the famine fun!“

Ardal „Father Dougal“ O’Hanlon und Ewen Bremner (der Spud in „Trainspotting“) sind die beiden Unglücklichen, die diesen Theme Park aufbauen sollen in „Wide Open Spaces“, der neuen Komödie von Arthur Mathews, ja: DEM Arthur Mathews, dem wir (zusammen mit Graham Linehan) „Father Ted“ verdanken, „Black Books“ und „Big Train“. Ein kleiner irischer Film, vor einer Woche angelaufen und vielleicht irgendwann auch mit Untertiteln versehen auf DVD erhältlich; das käme jedenfalls mir sehr zupaß, der ich von dem Trailer schon mal nicht so recht viel verstanden habe, außer daß ein hervorragender BMW E9 mitspielt, der für mich schon allein ein Grund wäre, den Film zu mögen (auch wenn es schon erste Kritiken gibt, die ihn gar nicht mal sooo gut finden, also: den Film, nicht den BMW).

Cross dress to kill

11. Juni 2009 1 Kommentar

Eddie Izzard ist, damit das auch mal gesagt ist, ein Großer: Nämlich ein großer Stand Up Comedian, vielleicht der größte lebende in England. Er ist, und ich schreibe es nur, weil ich zuletzt dessen Stand Up gesehen hatte, das genaue Gegenteil von Stewart Lee: philantrop, flamboyant, durch und durch albern. Und obwohl mir wesensgemäß der menschenhassende, meist schwarzgekleidete Lee und sein kynischer Witz (jaja, gleich langt’s mit den Fremdworten) näher liegen, sind Izzards Auftritte die komischeren, denn er hat sie, ja, er besteht nur aus funny bones. Ein Exzentriker vor dem Herrn, der einen surreal-assoziierenden Humoransatz verfolgt, wie ich ihn auch an Ardal O’Hanlons Comedy hoch schätze. Dabei ist es ganz gleich, ob Izzard über die Kantine auf dem Todesstern spekuliert…

…sich über Religion im Allgemeinen und Christen im Besonderen äußert…

…oder englische und amerikanische Kinofilme vergleicht:

— irgendwann sind einem die bunte, alberne Welt, die Izzard regelmäßig um sich herum erschafft, und ihr Schöpfer so sympathisch, daß man am liebsten bei ihm einziehen möchte. Die größte Annäherung an diesen Wunsch bleibt allerdings wohl das Box-Set mit seinen Auftritten auf DVD (oder natürlich der Besuch eines seiner Gigs).