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Artikel Tagged ‘Arrested Development’

Unheimlich lustige Begegnung der dritten Art

15. April 2011 1 Kommentar

Wer einen großen Film erwartet, könnte enttäuscht sein. Aber „Paul“ (Regie: Greg Mottola) will gar kein großer Film sein. Sondern eine sympathische Komödie von Geeks für Geeks — und genau das ist er auch.

Gestern abend im Kino (OV, versteht sich) war es ein bißchen, als seien die Wünsche der Simon-Pegg-Fans in Erfüllung gegangen, die sich immer mehr „Spaced“ und „Shaun of the Dead“ gewünscht haben statt mehr „How to Lose Friends and Alienate People“ und „Burke and Hare“: Pegg und Frost waren endlich, endlich zurück. Genauer: der geekige SciFi-Freund und Comiczeichner Tim aus „Spaced“ in Verbindung mit den besten Kumpels Shaun und Ed aus „Shaun of the Dead“. Hier heißen sie Graeme (Pegg) und Clive (Frost), sind zwei britische Buddys auf Fan-Urlaub in den USA und fahren nach einem Besuch der Comic-Con mit einem Wohnmobil nach Nevada in die Area 51, wo sie prompt einem Außerirdischen begegnen (Stimme: Seth Rogen). Binnen kurzem befinden sie sich gemeinsam auf der Flucht: vor Rednecks, deren Geländewagen sie angerempelt haben, einem Hillbilly-Priester, dessen Tochter mit ihnen flieht, und diversen Men in Black. Ihr Ziel: Paul vor den Menschen zu verstecken und den Seinen zurückzubringen.

Schnell wird klar, wer die wirklichen Aliens sind: Die Engländer Graeme und Clive, für die so ziemlich alles in den USA fremdartig ist. Paul dagegen ist, weil seit 1947 mit dem American Way of Life vertraut, bestens akklimatisiert, im Grunde sogar ein rechter Klugscheißer. Und für noch jemanden ist alles neu: Ruth (Kristen Wiig), die Pfarrerstochter und Kreationistin, die von dem merkwürdigen Trio fix eines Anderen, Besseren belehrt wird und sich schnell an einen neuen Lebensstil mit Fluchen, Sex und Drogen gewöhnt.

Selbstverständlich ist „Paul“ randvoll mit Anspielungen, In-Jokes und Motiven, die man aus tausend SciFi-Filmen, aber auch aus „Spaced“ und „Shaun of the Dead“ kennt. Immer wieder finden sich Variationen von Scherzen aus frühen Pegg-und-Frost-Werken, aber nie werden Witze zweimal erzählt. Natürlich geht es höchst albern zu, mit vielen Zoten zum Thema anal probes und Alienweibern mit drei Brüsten, aber wer es nicht lustig findet, wenn Menschen vor Schreck ohnmächtig hintüberfallen, der sollte für „Paul“ erst gar keine Tickets kaufen.

Dafür aber alle, die eine Beat für Beat ordentlich gemachte Komödie sehen wollen, in der mit Jason Bateman und Jeffrey Tambor zwei „Arrested Development“-Größen mitspielen (Mottola hat seinerseits bei einigen Folgen „AD“ Regie geführt) und ein paar nette Cameo-Auftritte von noch größeren Stars warten. Alle, die den Plot von „E.T.“ einmal als Komödie ausgespielt sehen möchten. Und alle Fans, die in diesem „Fish out of Water“-Film Nick Frost und Simon Pegg mal wieder aber sowas von in ihrem Element sehen möchten.

Endlich Herbst (2): Neue US-Comedys im Schnelldurchlauf

25. September 2010 8 Kommentare

Die Herbstseason der amerikanischen TV-Sender hat eine Menge Comedy zu bieten, aber welche neue Serie taugt wirklich etwas? Genau läßt sich das natürlich erst nach zwei oder drei Folgen sagen, aber hier sind schon mal meine Vermutungen zu…

Better With You

ABC, 22 Min., Sitcom, Multi-Camera, Laugh Track

Worum geht’s? Drei Großstadt-Paare und ihre Beziehungsprobleme: Ein Paar (Ende dreißig) ist seit neun Jahren Jahren glücklich zusammen, ohne verheiratet zu sein, ein Paar (Anfang dreißig) erst sieben Wochen, aber schon bereit, vor den Altar zu treten, das dritte Paar (über sechzig) ist seit 35 Jahren verheiratet und hat sich kaum noch etwas zu sagen. Tatsächlich sehen wir aber eine Familie: die beiden Frauen der jüngeren Paare sind Schwestern, die Alten ihre Eltern.

Und ist das lustig? Ungefähr so wie „Dharma & Greg“: Solide, aber überraschungsfrei, alles leicht übertrieben gespielt und mit einer nervigen Lachspur verstärkt. Ein Restaurantbesuch zu sechst ist der Höhepunkt der ersten Folge: Das jüngere Paar gesteht seine Heiratsabsicht, die von den Eltern zwar ohne Begeisterung, aber auch ohne Entsetzen aufgenommen wird. Zwar ist Casey ein Trottel (ungefähr wie Joey aus „Friends“), aber immerhin gibt es eine Hochzeit — wenn schon die ältere Schwester nicht und nicht heiraten möchte. Ben, Caseys Schwager in spe, versucht dem jüngeren zu helfen, indem er ein Kärtchen mit Konversations-Dos-and-Don’ts vorbereitet („Nicht über die Schönheits-OP ihres Vaters sprechen — vor fünf Jahren hatte er noch Segelohren, und von einem Tag auf den anderen waren sie weg!“) — nützt aber natürlich nichts („I like your ears!“).

Fazit? „Modern Family“ — nur eben unmodern. Eine Sitcom für die konservative Mehrheit der Amis.

Muß man eine zweite Folge davon gucken? Nein.

***

Nach dem Klick: Kurzkritiken zu „My Generation“, „Shit My Dad Says“, „Outsourced“, „Raising Hope“ und „Running Wilde“!

Mehr…

1000 ways to use a mobil

10. August 2009 Keine Kommentare

„Breaking Bad“, „Dexter“ und nun „Burn Notice“ (2007 — , USA Network): (Comedy-)Dramas, in denen der Held aus ehrenwerten Gründen Unmoralisches tut, haben offenbar gerade Saison.

In „Burn Notice“ ist es Michael Westen (Jeffrey Donovan), der quasi nebenberuflich Bösewichte jagt, die mit Versicherungen bescheißen und ihre Angestellten dafür hinhängen wollen, Omis um ihr Erspartes bringen oder hilflose Mütter und ihre Töchter bedrohen, die Augenzeugen ihrer Schurkereien geworden sind, und immer sorgt er dabei eher für einen Täter-Opfer-Ausgleich, als die Kriminellen der Polizei zu übergeben.

Hauptberuflich allerdings ist Michael Geheimagent — oder vielmehr: war. Denn er hat, ungünstigerweise mitten in einem Auftrag in Afrika, eine Burn Notice erhalten, quasi die betriebsbedingte Kündigung. Diese bedeutet für Agenten: Sie sind verbrannt, gestrandet ohne Geld und Kontakte, weil ihr Auftraggeber sie vollständig fallen läßt. Sie haben keine Biographie (schlecht für zukünftige legale Jobs). Und sie können, weil sie fortan unter Beobachtung durch die Behörden stehen, sich nicht frei bewegen, sondern sitzen fest, wo sie gerade sind. In Michaels Fall ist das Miami. Dort hat er nur zwei Kontakte, auf die er sich verlassen kann: seine Ex-Freundin Fiona, vormalige IRA-Terroristin, und der Halb-Privatier und ehemalige Spion Sam. Sowie seine Mutter, die ihm gehörig auf die Nerven geht. Zupaß kommen Michael seine Fähigkeiten als Agent: Er kennt alle Taktik-Tricks, und er kann aus handelsüblichen Handys und Baumarkt-Technik praktisch alle basteln: Wanzen, Bewegungsmelder, Wegfahrsperren, Bomben-Fernzündungen, um nur mal eine Handvoll zu nennen. Der staffelüberspannende Story Arc ist klar: Michael muß klären, wer ihn warum verbrannt hat — und wieder ins Geschäft kommen.

„A-Team“ meets „McGyver“ lautet das Prinzip von „Burn Notice“, das streckenweise ganz gut funktioniert: Auf der Haben-Seite stehen trockener Humor, Technik-Sperenzchen vor karibischen Großstadtkulissen, die trotz erkennbar beschränktem Budget hübsch anzusehen sind, und DER B-Movie-Star schlechthin in der Rolle des Sam, nämlich Bruce „Evil Dead“ Campbell.

Dem steht auf der Soll-Seite leider einiges gegenüber: Nämlich z.B. eine Erzählweise, die auch ohne permanentes Voice-over auskommt. Diese ewigen Erklärungen und Kommentare haben mir schon „Arrested Development“ ordentlich verleidet, wenn ich mich recht erinnere. Bei „Burn Notice“ kommen außerdem Einblendungen dazu, die Namen und Funktionen der handelnden Personen erklären — solche Informationen sollten Drehbuch und Regie eigentlich anders zu vermitteln in der Lage sein.

Am Ende des Tages ist „Burn Notice“ dann leider doch arg konventionell gestrickt, „A-Team“ und „McGyver“ dürfen auch bei den Privatdetektiv-Stückchen jeder Episode als Maßstäbe dienen. Und Michael und Fi kommen außerdem leider nicht besonders sympathisch rüber. Da gucke ich doch lieber nochmal beide Staffeln „Breaking Bad“, bevor endlich die dritte anläuft.

Die erste von bisher drei Staffeln „Burn Notice“ soll im Herbst auf Vox ausgestrahlt werden.

Hamlet it be

17. Mai 2009 2 Kommentare

Endlich mal eine Komödie, die Steve Coogan auf den Leib geschrieben ist! dachte ich, als ich mich die ersten beiden Akte von „Hamlet 2“ (2008) prima amüsierte. Die Rolle des Dana Marschz paßt dem Alan-Partridge-Erfinder auch wirklich wie angegossen: Marschz ist, das verrät uns eine sehr lustige Montage zu Beginn, zwar immer der Überzeugung gewesen, ein großer Schauspieler zu sein, und er kennt sich auch aus im Business — seine eigene Karriere bestand aber im Wesentlichen aus einem kleineren Auftritt in „Xena“ und etlichen schlimmen Werbespots. Seitdem schlägt er, mittlerweile trockener Alkoholiker, sich so durch als High School-Schauspiellehrer in Tucson, Arizona, wo die von ihm inszenierten Schülertheaterstücke regelmäßig durchfallen — vielleicht auch, weil er regelmäßig Hollywood-Filme zu inszenieren versucht (zuletzt „Erin Brockovich“). Eines Tages muß er vor mehr als den üblichen zwei Streber-Schülern unterrichten, weil alle anderen Kunst-Wahlfächer weggestrichen worden sind, und hält den völlig desinteressierten Jugendlichen erstmal einen Stegreif-Vortrag über „Dead Poets Society“ und „Mr Holland’s Opus“ („these are all Inspirational Teacher Movies!“). Leider wird wenig später auch sein Kurs gestrichen, und so bleibt ihm nichts übrig, als endlich mal ein Theaterstück zu inszenieren, das erfolgreich ist — und zwar am Besten so erfolgreich, daß er weiterunterrichten darf.

Und damit beginnt der schwierige dritte Akt. Während Komödien in den ersten beiden Akten es ja oft eher einfach haben, weil sie Schwierigkeiten um Schwierigkeiten vor dem Helden auftürmen können, die für Komik sorgen, muß der dritte Akt eine befriedigende Auflösung haben: Der Held muß scheitern (was hier schlecht geht, weil Marschz die Fallhöhe fehlt — er ist ja von Anfang an schon gescheitert) oder triumphieren. Dieser Triumpf ist hier so schlicht, wie man es vielleicht schon befürchtet hat: Die schwierigen Schüler stellen sich als recht gute Musical-Schauspieler heraus und inszenieren den Riesenquatsch recht solide, den Marschz ihnen schreibt: nämlich eine Fortsetzung von Hamlet, in der qua Zeitmaschine alles gut ausgeht („diese Idee ist so beschissen, daß sie schon wieder gut sein könnte“) und die darüberhinaus so blasphemisch und obszön ist, daß niemand sie ignorieren kann. Eine „Hamlet“-Version mit Happy End ist komisch, weil sie lächerlich ist; leider ist es aber bei dem Film ebenso: Das Happy End, der furiose Erfolg des Theaterstücks, ist sehr platt und ruiniert den bis dahin recht ansehnlichen Film (na ja, jedenfalls fast). Man hat diesen Plot einfach schon zu oft gesehen, kann das Ende schon von weitem kommen sehen und hofft, es möge wenigstens noch (wie etwa bei den „Blues Brothers“) eine persönliche Niederlage für den Helden bereithalten, um die pappigste Süße wieder herauszunehmen, aber nein, es endet alles im Totalerfolg.

Die ersten beiden Akte aber sind gut.

Andrew Fleming, hier Regisseur und Coautor, hatte bereits bei einigen Folgen „Arrested Development“ Regie geführt, Coautorin Pam Brady mit den „Southpark“-Machern Trey Parker und Matt Stone „South Park: Bigger, Longer & Uncut“ sowie das ebenfalls nur leidlich gute „Team America: World Police“ geschrieben.