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Artikel Tagged ‘Cuckoo’

Jahresendabstimmung

3. Dezember 2012 9 Kommentare

Gleich 24 25 Britcoms stehen dieses Jahr zur Auswahl bei der Jahresendabstimmung: Rekord! (Auch wenn diese Abstimmung erst zwei Mal stattgefunden hat…) Auch dieses Jahr sind mir bestimmt einzelne Serien entgangen, dann bitte ich um Hinweis, dafür habe ich etwa „A Touch of Cloth“ aufgenommen, obwohl das mit zwei Teilen á 45 Minuten nicht wirklich eine Sitcom ist. Gleiches gilt für „Dirk Gently“, das ebenfalls nicht als lupenreine Sitcom gezählt werden kann. Was soll’s. Sketch-Shows und ComedyDramas allerdings fehlen sonst; ähm, na ja, wenn man von „Fresh Meat“ absieht, das angeblich ein ComedyDrama ist, in Wirklichkeit aber eine Sitcom mit etwas längeren Folgen als üblich.

Nun denn: Abermals hat jeder drei Stimmen, die gleich gewichtet werden, und abermals bin ich gespannt, welche Show das Rennen machen wird.

UPDATE (9.12., 16.45 Uhr) Öhm… ich hätte es rechnerisch merken können, dass bei über 100 Leuten, die abgestimmt haben, insgesamt ca. 300 Stimmen gezählt hätten werden müssen statt nur etwa 160, weil ja jeder angeblich, wie ich schrieb, drei Stimmen hatte. Hatte er aber nicht, weil nach der letzten Poll-Änderung (der Aufnahme von „Grandma’s House“) sich die maximale Anzahl erlaubter Stimmen wieder auf die standardmäßge 1 zurückgesetzt hat. Ist aber offenbar niemandem aufgefallen, bzw. niemand wollte darauf hinweisen. Jetzt steht sie wirklich bei drei, aber jetzt ist die Woche auch bald rum…

Beste Britcom 2012

  • Moone Boy (18%, 51 Votes)
  • The Thick of It (Series 4) (12%, 33 Votes)
  • Episodes (Series 2) (11%, 32 Votes)
  • Peep Show (Series 8) (9%, 26 Votes)
  • Dirk Gently (8%, 21 Votes)
  • Fresh Meat (Series 2) (6%, 16 Votes)
  • Cuckoo (5%, 14 Votes)
  • Friday Night Dinner (Series 2) (5%, 13 Votes)
  • Spy (Series 2) (4%, 12 Votes)
  • Parents (3%, 9 Votes)
  • Grandma's House (3%, 9 Votes)
  • Bad Education (3%, 7 Votes)
  • Getting On (Series 3) (2%, 6 Votes)
  • Twenty Twelve (Series 2) (2%, 5 Votes)
  • A Touch Of Cloth (2%, 5 Votes)
  • Him & Her (Series 3) (1%, 4 Votes)
  • Me & Mrs Jones (1%, 3 Votes)
  • Citizen Khan (1%, 3 Votes)
  • Hunderby (1%, 3 Votes)
  • Pramface (1%, 3 Votes)
  • Life's Too Short (1%, 3 Votes)
  • Gates (1%, 2 Votes)
  • Hebburn (0%, 0 Votes)
  • Walking And Talking (0%, 0 Votes)
  • Some Girls (0%, 0 Votes)

Total Voters: 173

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Familienpest

28. November 2012 Keine Kommentare

Hier das Humorkritik-Spezial aus der aktuellen Titanic mit allen Kaufempfehlungen für’s Weihnachtsfest. Von einer mal abgesehen: Ich würde außer den Sitcoms natürlich jederzeit und dringlichst zu Stewart Lees neuer Stand Up-DVD „Carpet Remnant World“ raten. Ich habe das Programm im Januar in London gesehen, und es ist wieder mal sehr gut — sollte mich wundern, wenn die DVD schlechter wäre.

Es ist trüb und kalt geworden draußen vor der Tür, und das ist nicht nur der wirtschaftlichen Gesamtlage geschuldet, aber auch. Und so wie in Großbritannien das Wetter traditionell noch ein bißchen schlechter ist als hierzulande, so verhält es sich auch mit der Konjunktur: Sie ist auch auf der lustigen Insel nur noch mit viel Alkohol und einer stiff upper lip zu ertragen. Was sich durchaus in der Comedyproduktion niederschlägt.

Tatsächlich haben etliche britische Sitcoms des vergangenen Jahres die Wirtschaftskrise direkt oder indirekt thematisiert: in „The Café“ (Sky1) etwa arbeiten Großmutter, Mutter und Tochter in ihrem kleinen Promenaden-Kaffeehaus am Strand von Weston-super-Mare — bzw. arbeiten eben die meiste Zeit eher nicht, weil kaum noch Gäste kommen. Die jüngste Tochter des Café-Klans ist gerade aus London in ihre kleinstädtische Heimat zurückgekehrt, weil es als Kinderbuchautorin doch nicht geklappt hat, und genau dieses Motiv (hier bearbeitet von Craig Cash und Ralf Little, die schon mit „Royle Family“ Maßstäbe gesetzt haben) findet sich dieses Jahr in verblüffend vielen Sitcoms: die Rückkehr der Boomerang-Generation in ihr Elternhaus.

In „Parents“ (Sky1) ist es eine ganze Familie, nämlich Jenny (Sally Phillips), Nick und ihre Teenager-Kinder, die bei den Großeltern einziehen (müssen), nachdem sie ihren Job verloren hat und seine Geschäftsidee (ein Energydrink für Topmanager) nicht so richtig funktioniert, und in „Cuckoo“ (BBC3) ist es die gerade volljährige Tochter, die nach einem Gap Year aus Thailand zurückkommt — und ihren frisch angetrauten us-amerikanischen Hippiegatten Cuckoo (Andy Samberg, in den USA ein „Saturday Night Live“-Star) gleich mit einziehen lässt.

Der „IT Crowd“-Veteran Chris O’Dowd schließlich verlegt die Krise in seiner ersten eigenen Sitcom gleich dahin, wo sie historisch vertraut ist: ins Irland der späten Achtzigerjahre, wo der „Moone Boy“ (Sky1) Martin, 11, seine Kindheit mit zahllosen Geschwistern verbringt – und mit seinem unsichtbaren Freund (O’Dowd). Der gibt nicht immer kluge Ratschläge, steht Martin aber jederzeit für lange Gespräche zur Verfügung, ganz wie Martins gleichalten Nachbarskindern deren unsichtbare Freunde (u.a. Johnny Vegas als Wrestler). Eine brillante Idee, schön umgesetzt von O’Dowd als Autor, der eigenen Angaben zufolge etliche autobiographische Details verarbeitet hat, und Regisseur Declan Lowney, der mit „Father Ted“ (Channel 4, 1995 – ’98) schon eine unsterbliche irisch-britische Sitcom in seinem Lebenslauf stehen hat. „Moone Boy“, mitproduziert von Steve Coogans Firma Baby Cow (Coogan hat auch einen Gastauftritt) ist herzlich warm und trotzdem höchst komisch — und hat in diesem Text die dringlichste Kaufempfehlung.

Fällt Ihnen eigentlich etwas auf? In der Tat: drei von vier Top-Sitcoms des Jahres 2012 stammen nicht von der BBC, sondern von Sky1. Tatsächlich mausert sich Rupert Murdochs Bezahlkanal in Großbritannien gerade zum Comedylieferant Nummer eins. Das dürfte vor allem auf Lucy Lumsden zurückzuführen sein, die den bis dahin praktisch gesichtslosen Sender als Head of Comedy direkt an die Spitze katapultiert hat. Lumsden war über zehn Jahre Programmchefin der BBC-Comedy, und sie hat es geschafft, überraschend viele überraschend prominente Comedians mitzunehmen, obwohl sie bei diesem bislang doch eher unsympathischen Sender nur noch von einer eingeschränkten Öffentlichkeit wahrgenommen werden.

Zu diesen Stars gehört auch Ruth Jones, Nebendarstellerin und Coautorin der BBC3-Erfolgssitcom „Gavin & Stacey“ (2007 – ’10). Jones hat mit „Stella“ (Sky1) das wohl beste ComedyDrama des Jahres lanciert: eine abermals von Wirschaftsdepressionen und Familienglück geprägte walisische Serie rund um eine alleinerziehende Mutter (Jones), deren Sohn (zu Beginn der Serie) im Gefängnis sitzt, deren Ex sich eine superprollige neue Flamme angelacht hat und deren beste Freundin und Schwägerin, Bestattungsunternehmerin Paula, stets ihre Blutalkoholwerte messen muß, bevor sie sich hinter das Steuer ihres Leichenwagens setzen kann. Wie „The Café“ und „Moone Boy“ zeichnet auch „Stella“ der realistische Stil und die genaue Charakterzeichnung aus; wie alle genannten Serien ist auch diese (für ComedyDramas ist das ohnehin die Regel) mit nur einer Kamera und ohne Livepublikum (also ohne Lacher) gedreht.

Daß kaum noch altmodische Multikamera-Sitcoms gedreht werden, ist fast ein bißchen schade: bei „Me And Mrs Jones“ (BBC1) hätten die Produzenten sonst vielleicht gleich gemerkt, daß die Gags längst nicht so gut sind, wie die Autoren vielleicht dachten. Diese britische Cougar-Variation spielt abermals mit einem Generationenkonflikt: die eigentlich fantastische Sarah Alexander („Coupling“, „Green Wing“) als alleinerziehende Mutter (ja, noch eine alleinerziehende Mutter) und der beste Freund ihres zwanzigjährigen Sohnes, Billy (der ebenso brillante Robert Sheehan, „Misfits“), machen das Leben vieler Menschen unnötig kompliziert, weil sie sich zueinander hingezogen fühlen. Tatsächlich aber glaubt man als Zuschauer keine Sekunde an diese Konstellation, schon weil Alexander tatsächlich alt genug sein könnte, um einen Sohn von 20 Jahren zu haben, aber viel jünger aussieht. Und so gibt es zwar einige hübsche Pointen (daß an der Schule etwa von einem alleinerziehenden Mann als „DILF“ die Rede ist), aber die Figurenzeichnung ist doch eher schwach. Und das, obwohl Autorinnen wie Produzentinnen (ja, eine rein weibliche Serie) es von „Smack The Pony“ und „Green Wing“ her noch besser wissen und können müßten.

Besser wissen und können müßte es auch Ricky Gervais: dessen Zwergen-Sitcom „Life’s Too Short“ (BBC2) mit Warwick Davis bemüht nicht nur abermals den mittlerweile wirklich antiquierten Mockumentary-Stil, sondern auch all die alten Peinlichkeits-Witze, die zwar hin und wieder noch funktionieren, meistens aber genauso flach fallen wie der kleinwüchsige Davis, wenn er aus seinem SUV steigt.

Wenn schon vorlaute Zwerge, dann doch bitte wie in „Spy“ (abermals Sky1), einer eher schnellen und schön bunten Agenten-Sitcom, in der Tim (Darren Boyd) wie die Jungfrau zum Kind plötzlich zu einem Job als Spion kommt, was er seinem äußerst dominanten zehnjährigen Sohn aber genausowenig anvertrauen kann wie seiner Ex. In der Folge darf Boyd seine bewährte John-Cleese-Komik mit viel unterdrückter Wut und Verblüffung spielen, die schon „Whites“ und „Green Wing“ sehr unterhaltsam gemacht hat, wenn er sich, seinem schwachen Charakter folgend, immer wieder der Autorität seines Bankerts unterwerfen muß. Darren Boyd ist es auch, der zusammen mit Stephen Mangan „Dirk Gently“ (BBC4) vor dem Totalreinfall bewahrt hat, obwohl aus der Douglas-Adams-Adaption von Howard Overman („Misfits“) doch etwas mehr zu machen gewesen wäre. Genau wie aus „A Touch of Cloth“ (ja doch, schon wieder Sky1), dem Versuch von Charlie Brooker, eine Art „Nackte Kanone“ auf britisch zu machen: diese zweiteilige Parodie auf praktisch alle englischen Krimiserien darf als zwar ambitioniert und streckenweise sogar recht lustig gelten, hat aber keinen so bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen, daß ich sie zur Einkaufspriorität erklären würde. Ebensowenig wie Brookers zweite Serie des Jahres, „Black Mirror“ (Channel 4), die in drei Folgen (von je anderen Autoren) mediale Dystopien entwirft, finstere Science-Fiction-Medienkritik, die für Fans von Brookers bösem Humor womöglich taugen, aber eher nicht mehrheitsfähig sind.

Da würde ich doch all die Serien vorziehen, die in diesem Jahr eine schöne zweite, dritte oder vierte Staffel auf den Schirm gebracht haben: die zweite Season der Olympia-Sitcom „Twenty Twelve“ (BBC2/BBC4), der Puppen-Comedy „Mongrels“ (BBC3), der Sitcomautorensitcom „Episodes“ (BBC2/Showtime) oder die Specials des Uralt-Klassikers „Absolutely Fabulous“ (BBC1), „Ab Fab At 20“, die dieses Jahr gezeigt haben, dass das Comedykonzept von Jennifer Saunders auch zwanzig Jahre nach der ersten Folge noch tadellos funktioniert. Fast so alt ist die Figur des Alan Partridge (Steve Coogan), und auch seine neue Miniserie „Alan Partridge: Midmorning Matters“ (Sky Atlantic) macht Spaß und läßt darauf hoffen, daß der lange angekündigte Partridge-Kinofilm im nächsten Jahr endlich Formen annimmt. In diesem Sinne: Happy New Year!

Kuckuck!

27. September 2012 2 Kommentare

Abermals beginnt eine britische Sitcom mit der Rückkehr ins Elternhaus:  Tochter Rachel (Tamla Kari) kehrt nach einem Gap Year in Thailand zu ihren Eltern Ken und Lorna (Greg Davies und Helen Baxendale) zurück — und bringt den titelgebenden Cuckoo mit: einen amerikanischen Jung-Hippie, esoterisch und selbstgefällig, den Rachel (sehr zur Überraschung ihrer Eltern) unterwegs geheiratet hat. Fortan stellt der fortwährend süffisant grinsende Cuckoo die Middle Class-Familie und insbesondere Vater und Bruder (Tyger Drew-Honey, „Outnumbered“) auf immer neue Geduldsproben.

Denn Cuckoo scheint auf einem seiner zahlreichen Trips hängengeblieben zu sein: er sieht sich als Weltversteher, der „alle Menschen ist“ („I am you, and I’m in you. I’m deep inside you, Ken!“), und an dessen großen Gedanken die Welt demnächst genesen wird, denn er hat vor, ein Buch zu schreiben. Anstatt zum Beispiel sich einen Job zu suchen, mit dem er Rachels und sein Leben finanzieren könnte. Nein, Cuckoo sieht mehr das Familienoberhaupt Ken in der archetypischen Rolle des Jägers — und sich in der des Denkers, dem die Jäger Essen bringen und der sie dafür im Gegenzug an seinen Überlegungen bezüglich der Zukunft der Gesellschaft teilhaben lässt.

Das aber ist eine Sicht auf die familiäre Rollenverteilung, die Ken nicht wirklich mit Cuckoo teilt. Er hätte sich für seine Tochter etwas Solideres vorgestellt. Doch nicht nur droht sie damit, gegebenenfalls nicht zur Uni zu gehen, sondern sich einen Aushilfsjob zu suchen. Auch Mutter Lorna ist von Cuckoos Charme halb amüsiert und deshalb nicht wirklich auf Seiten Kens, der Cuckoo am liebsten einen Batzen Geld gäbe, damit er wieder verschwindet und für immer weg bleibt.

Das Setting dieser neuen BBC3-Sitcom ist nicht wirklich originell: weiße Mittelklassefamilien in der Provinz, die zwar spießig, aber auch ganz sympathisch und normal sind, hat man schon zu Dutzenden und Aberdutzenden gesehen. Auch der Konflikt zwischen dem soliden Vater und seinem abgehobenen Schwiegersohn kommt nicht sehr überraschend.

Aber Andy Samberg in der Rolle des Cuckoo reißt es heraus. Der junge US-Comedian (sieben Jahre lang Mitglied des „Saturday Night Live“-Ensembles) schafft es, dass der spöttisch-überhebliche Hippie Cuckoo gleichzeitig Aggressionen auslöst, aber trotzdem als gutaussehender, nie nachtragender Love Interest für Rachel funktioniert — und so (wenn auch minimal) sympathisch bleibt. Ohne Samberg würde „Cuckoo“ vermutlich in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Auch der Hüne Greg Davies (ein Drittel der Slapsticktruppe We Are Klang und der Mr. Gilbert aus den „Inbetweeners“) könnte trotz seiner massiven Präsenz als Familienvater alleine wenig bewirken: zu offensichtlich ist seine Funktion als Widerpart des jungen Schnösels, zu wenig Tiefe und Eigenleben zeigt sein Charakter — jedenfalls bislang, es ist ja erst eine Episode gelaufen.

Schön aber zu sehen, dass auch BBC3 in diesem Jahr noch mit einer passablen Sitcom aufwartet und nicht das ganze Comedy-Feld dem Bezahlkonkurrenten Sky überlässt.