Rückrufaktion
Meinen vor einigen Tagen geäußerten Wunschzetteltip, die neue „Mighty Boosh“ „Future Sailors“-Live-DVD, nehme ich hiermit zurück: Die braucht wirklich niemand. Die erste Live-DVD habe ich in guter Erinnerung, weil sie so reduziert war wie die frühen „Boosh“-Shows, und austariert in der Gewichtung von Barratt/Fieldings Double Act vor dem Vorhang, der sich direkt in die Zuschauer richtet, und inszenierten Geschichten.
Dieses Gleichgewicht fehlt der „Future Sailors“-Show: Die erste Hälfte lang, und das ist schon eine gute Stunde, dürfen sich die diversen Charaktere der Fernsehshow ausführlich vorstellen, inklusive Rich Fulchers Bob Fossil, den ich schon immer für die schwächste Figur hielt (und Fulcher für den am wenigsten komischen Darsteller der Truppe); die zweite Hälfte, ein von Howard Moon inszeniertes Theaterstück, das Vince kapert und zur Selbstinzenierung nutzt, ist zwar komischer, rettet aber leider die Show nicht.
The Mighty Boosh verlassen sich zu sehr auf ihren Superstar-Status, wenn sie alle Störungen aus dem Publikum zulassen, Zuspätkommer ausführlich kommentieren (kann man sowas bei einer DVD-Aufzeichnung nicht einfach unterbinden?!) und auf Heckler eingehen, und wenn ihnen im Laufe der Show ihre Figuren egal werden und beispielsweise Noel Fielding als Tony Harrison (eine Figur, die nur aus einem Kopf mit Tentakeln besteht) aus der Rolle fällt, weil er in dem ausgehöhlten Sessel, in dem er steckt, den Halt kurz verloren hat und minutenlang darauf eingeht, wie unbequem es in diesem hohlen Sessel ist — woraufhin sich auch noch ein kurzer Dialog mit Dave Brown als Bollo ergibt, der seinerseits über sein unbequemes Gorillakostüm spricht.
Nun steckt zwar von vornherein ein Meta-Ansatz in der „Boosh“-Show, weil schon seit der ersten Folge Howard und Vince zu Beginn darauf eingehen, daß eben alles eine Show ist, und die Brechung dieser Show ist regelmäßig Thema, wenn etwa Howard sie stoppt, um zu kritisieren, daß Vince die Bühne für Werbung nutzt oder ähnliches. Das aber ist jederzeit als Bestandteil des Spiels zu erkennen (einer der wichtigsten und komischsten sogar) — unbequeme Kostüme sind einfach nur unbequeme Kostüme. Und spätestens wenn auch noch Julian Barratt als Crack Fox seine Schnauze aus dem Gesicht fällt und er auch darauf noch eingeht, ist der Spaß an der Vermischung der Ebenen vorbei, und übrig bleibt ein etwas zu selbstverliebtes Team von Comedians, dem seine Popularität zu Kopf gestiegen zu sein scheint.
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