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Artikel Tagged ‘Ed O’Neill’

Zufälle gibts

21. Mai 2010 2 Kommentare

Zwei der besten Sitcoms der Frühlings-Season sind Familienserien: Die britische Domcom „Outnumbered“ und die US-Mockumentary „Modern Family“, deren erste Staffel am Mittwoch zuende gegangen ist. Die Serien sind recht unterschiedlich: Hie das (typisch britisch) knapp budgetierte „Outnumbered“, das vorwiegend in den eigenen vier Wänden spielt und die üblichen sechs Folgen hat (obwohl die letzte, dritte Staffel finanziell offenbar besser ausgestattet war als die ersten beiden), da das 24 Folgen starke US-Pendant mit gleich drei Familien und zusätzlichen Außendrehs en masse. Hier britischer Humor, in dem es um Darmspiegelung und Sexualkundeunterricht geht, trotzdem „Outnumbered“ natürlich eine Serie für die ganze Familie ist, dort integrativer US-Humor, mithilfe dessen Homosexuelle, Ausländer und Patchwork-Familien immer wieder (und sehr pc) feststellen, daß Familie doch das Allerwichtigste ist im Leben.

Doch bei allen Unterschieden: In den letzten Wochen sind in beiden Serien gleich zweimal sehr ähnliche Motive aufgetaucht — und das auch noch verblüffend zeitnah. Zunächst stellten in beiden Serien präpubertäre Söhne ihre Väter beim Schachspielen bloß: In „Modern Family“ in Episode 19 („Game Changer“, 31. März) fordert Jay (Ed O’Neill) seinen angenommenen Sohn Manny heraus. Mannys Mutter Gloria (Sofia Vergara) weiß, wie gut ihr Sohn im Schachspielen ist und, vor allem, was für ein schlechter Verlierer ihr Mann Jay ist, und interveniert zunächst, so daß Manny freiwillig verliert. Dann allerdings provoziert Jay Manny so lange, bis der ihn herausfordert — und prompt Jays teure Armbanduhr gewinnt. In der zweiten Folge „Outnumbered“ („The Internet“, 15. April) ist es Ben (Daniel Roche), der ein für seine chronische Konzentrationsstörung verblüffendes Schachtalent an den Tag legt. Er schlägt zunächst seinen Vater Pete (Hugh Dennis) und treibt anschließend bei einem Match gegen einen Mitschüler alle mit den battle noises in den Wahnsinn, mit denen er seine Züge orchestriert.

Zwei Wochen später ist es eine Taube, die in der vierten Folge „Outnumbered“ („The Pigeon“, 6. Mai) in die Küche der Brockmans fliegt und zunächst den Aberglauben Carens (Ramona Marquez) befeuert, die in dem Flattermann ein böses Omen sieht, und anschließend ein Haus-Verkaufsgespräch ruiniert. In „Modern Family“ wiederum (Episode 24: „Family Portrait“, 19. Mai) fliegt eine Taube in Mitchells und Camerons Wohnung, die Mitchell (Jesse Tyler Ferguson) daraufhin in einem Panikanfall in ein Schlachtfeld verwandelt. Patrick Süskind hätte seine Freude.

Was uns das sagt? Daß da einer vom anderen abgekupfert hat? Eher nicht. Daß Familienserien nach je knapp zwanzig Folgen auf so ausgefallene Drehs wie die eben beschriebenen verfallen müssen, wenn sie noch interessante Geschichten erzählen wollen? Keine Ahnung. Vermutlich sagt es nur: daß es Zufälle halt gibt. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

ABComedy (2)

4. Oktober 2009 8 Kommentare

Heute also wie angekündigt die zwei weiteren US-Sitcom-Neustarts von ABC, besprochen wiederum vom Britcoms-Gewährsmann René Reinholz. Herr Reinholz, bitte übernehmen Sie!

Am überzeugendsten in diesem Viererblock ist die etwas arg 70er-Jahre-mäßig betitelte Mockumentary „Modern Family“ mit Ed „Al Bundy“ O’Neill und der als Denise Bauer aus „Boston Legal“ bekannten Julie Bowen; entwickelt haben die Serie Christopher Lloyd und Steven Levitan, beide vormals Produzenten von „Frasier“. Das Kamerateam begleitet drei Paare: den Geschäftsmann Jay und seine heißblütige Frau Gloria, Claire und Phil und das schwule Paar Mitchell und Cameron. Ohne zu viel zu verraten, sei gesagt, daß alle drei Paare miteinander in Verbindung stehen.

Da ist Phil, Vater von drei nicht ganz unkomplizierten Kindern, der sich für einen coolen Dad hält („I’m hip: I surf the web, I text – LOL: laugh out loud, OMG: oh, my God, WTF: why the face?“) und seine Kinder mit seinen abgeschauten „High School Musical“-Tanznummern zur Verzweiflung bringt. Oder Glorias elfjähriger Sohn aus erster Ehe, der in eine Sechzehnjährige verliebt ist und ihr — gegen den stiefväterlichen Rat — mit selbstgepflückten Blumen und einem selbstgeschriebenen Gedicht Avancen macht. Und Gloria selbst, die sich lachend an ihre gescheiterte Ehe erinnert: „It seemed like all we did was fight and make love, fight and make love, fight and make love. One time, I’m not kidding you, we fell out the window together:“ — Darauf Jay verdutzt: „Which one were you doing?“ Sehr schön auch Mitchell und sein Freund Cameron mit Hang zur Drama-Queen, die gerade aus Vietnam zurückgekehrt sind, wo sie ein kleines Mädchen adoptiert haben, und dies nun ihrer nichtsahnenden Familie beibringen müssen.

Trotzdem verläßt man sich trotz der zugegeben klischeeträchtigen Ausgangssituation erfreulicherweise nicht auf allzu Bekanntes und Bewährtes. Die ersten beiden Folgen sind im Gegenteil sehr sehenswert, wenn auch das Potential, das „Modern Family“ zweifellos hat, noch lange nicht ausgeschöpft ist.

Jetzt könnte man eigentlich auch schon gut unterhalten und hoffnungsfroh abschalten, aber es läuft ja noch „Cougar Town“ mit Courteney Cox („Friends“) als Jules, eine geschiedene, alleinerziehende Mutter eines Siebzehnjährigen. Der Titel der Serie bezieht sich auf cougars (Pumas), in gewissen Kreisen, wie man hört, auch MILFs genannt, also attraktive Frauen über 40, die sich weitaus jüngere Männer suchen.

Da sie nun geschieden ist, läßt sich die selbstredend unglückliche Jules — denn wer kann schon ohne Partner? — von ihrer Kollegin Laurie dazu überreden, sich doch mal wieder auf die Jagd (wir verstehen: „cougars“) nach Männern zu begeben.

Und damit nimmt das Elend seinen Lauf. „All of the single guys our age are either broken, gay or chasing younger girls.“ Diesen Spruch hat man nun wirklich noch nie gehört, jedenfalls nicht seit letzter Woche. Oder wie wär’s damit: Jules streitet sich mit ihrem (gutaussehenden) Nachbarn, der bezweifelt, daß sie einen jüngeren Typen abschleppen könnte. Sie, nicht dumm, ruft einem schätzungsweise dreizehnjährigen Radfahrer zu: „Hey, kid!“ und reißt sich blitzartig den Morgenmantel vom Leib, woraufhin der herüberstarrende Teenager die Straße aus den Augen verliert und kopfüber in ein offenes Cabrio fällt. Darauf sie zu dem Nachbarn: „Suck it!“ Genau! Bzw.: cringe. Und natürlich schleppt sie kurz darauf doch noch einen 22jährigen ab.

Ob beabsichtigt oder nicht, ein Fünkchen Realismus findet sich doch. Als Jules ihren Sohn fragt: „Why do you never laugh at my jokes?“, antwortet dieser: „Because they make me sad.“

Wer sich für den Typ magersüchtiger, nervtötend hyperaktiver Botoxjunkie und einen wie aus einem Cartoon entsprungenen, ganz und gar unglaubwürdig coolen und welterfahrenen Teenager begeistern kann, kommt hier garantiert auf seine Kosten. Man möchte Jules empfehlen, in Würde zu leben und vielleicht mal ein Buch zu lesen; dann gäbe es zwar „Cougar Town“ nicht, aber damit ließe sich ja leben.