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Artikel Tagged ‘Helen Baxendale’

Kuckuck wird zum Phoenix

18. August 2014 Keine Kommentare

Damit hätte ich nicht gerechnet: die zweite Staffel „Cuckoo“ (BBC3) lässt sich besser an als gedacht — trotz des Weggangs von Andy Samberg und Tamla Kari.

„Cuckoo“ war eine der besten neuen Britcoms 2012: die Geschichte der amour fou zwischen einem braven britischen Mädchen, das noch zuhause bei seinen Eltern lebt, und einem hippiesk bekloppten, aber einnehmenden Amerikaner auf Selbsterfahrungstrip lebte von dem Wirbelwind, der in Gestalt von Andy Samberg durch das beschaulich bürgerliche Leben einer englischen Durchschnittsfamilie fegte. Wie Cuckoo sich am Familienoberhaupt Ken (Greg Davies) rieb und sie sich während eines gemeinsamen Drogenabenteuers schließlich doch nahe kamen, wie er Mutter Lorna (Helen Baxendale) um den Finger wickelte und Rachels Bruder Dylan (Tyger Drew-Honey, „Outnumbered“) freundlich ignorierte, das machte die Serie äußerst sehenswert. Ohne Samberg aber, so prophezeite ich damals, würde die Serie wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen.

Dementsprechend groß war die Enttäuschung der „Cuckoo“-Fans, als Andy Sambergs Abschied von der Serie bekannt wurde, nachdem er seine eigene US-Sitcom „Brooklyn Nine-Nine“ (Fox, seit 2013) bekommen hatte. Im Grunde hätten Robin French und Kieron Quirke ihre Serie ohne die titelgebende Hauptfigur gleich einstampfen können — „Cuckoo“ ohne Cuckoo, das wäre wie „Frasier“ ohne Frasier gewesen.


Dann kam die Meldung, dass es nicht nur eine zweite Staffel geben würde, sondern dass Samberg ersetzt würde durch Taylor Lautner, den erwachsene Menschen eigentlich nur vom Wegschauen kennen können: nämlich als Vampir Werwolf aus den „Twilight“-Filmen, und aus der Enttäuschung wurde Irritiation. Wie sollte das denn gehen — ein Schönling statt eines Vollblutcomedians?

Nun, es geht. Zumindest halbwegs. Die erste Folge der zweiten Staffel war noch car crash tv: Ich musste zumindest sehen, wie schlimm der Unfall sein würde, auf den diese Serie hinsteuerte. Und ein Unfall war es dann, wenn auch kein so schlimmer, wie ich befürchtet hatte. Zwar will ich bis jetzt nicht so recht glauben, dass Dale (Lautner) Cuckoos Sohn sein soll — selbst wenn Samberg 13 Jahre älter als Lautner ist und die Fiktion irgendwie aufgehen sollte, dass Cuckoo Dale in diesem zarten Alter gezeugt haben sollte: och nö, das scheint mir immer noch zu weit hergeholt.

Aber der zweiten Folge (mehr sind noch nicht gelaufen) ist dann doch das Unerwartete gelungen: sie hat funktioniert — und war sogar verblüffend komisch.

Zum einen hatte diese Folge die gute Idee, nicht Dale in den Mittelpunkt zu stellen, sondern Dylan. Dylan und eine Party, bei der er sein Jungfrauendasein beenden will, die aber stattdessen in einem der widerlichsten und lustigsten Desaster endet, die ich im Zusammenhang mit Hauszerstörungen durch Partys seit Blake Edwards‘ „Partyschreck“ gesehen habe. Dale spielt da nur eine Nebenrolle und darf lediglich der Auslöser dieser Katastrophe sein — was ich wiederum Lautner zugute halte, der als unbestreitbarer Star der Serie sicher in der Lage gewesen wäre, darauf zu bestehen, dass er in jeder Folge im Mittelpunkt zu stehen hat.

Zum anderen spricht Dale bislang auch in der zweiten Folge Rachel konsequent als Mom an und hat offenbar keinerlei Antennen dafür, dass Rachel sofort bereit wäre, ihren äußerst biederen Verlobten dranzugeben (und dass auch Lorna ein Auge auf ihn geworfen hat). Diese will they/won’t they-Situation könnte der zweiten Staffel „Cuckoo“ einen hübschen neuen Drive geben.

Zuletzt aber: dass Tamla Kari als Rachel durch Esther Smith („Uncle“) ersetzt wurde, ist zwar bedauerlich, aber längst nicht so ein großes Problem, wie ich es erwartet hätte. Allerdings hatte auch Rachel in der zweiten Folge wenig Screentime.

Insgesamt haben diese beiden ersten Folgen „Cuckoo“ meine (allerdings sehr niedrigen) Erwartungen weit übertroffen. Ich bin überrascht und freue mich — und empfehle aber trotzdem noch einmal die erste Staffel, denn die ist natürlich immer noch unübertroffen. (Die DVD erscheint am 1. September.)

„Cuckoo“ revisited

19. Februar 2013 Keine Kommentare

Es ist ja oft gut, Sachen zwei-, dreimal anzusehen. Erst wenn man die Handlung und die Witze schon kennt, kann man sich nämlich auf die Mechanik hinter Serien und Filmen konzentrieren und gucken, wo die Fäden laufen, an denen die Puppen tanzen. Ich habe kürzlich noch einmal die ganze Staffel „Cuckoo“ (BBC3, 2012) gesehen, dabei festgestellt, dass die Serie auch beim zweiten und dritten Mal noch wunderbar funktioniert. Insbesondere die erste Folge ist mir noch eine Weile im Kopf herumgegangen.

In „Cuckoo“ geht es um den titelgebenden jungen Mann (Andy Samberg), einen hippiesken Amerikaner, der die 18jährige Rachel (Tamla Kari), Tochter einer englischen Mittelklasse-Familie, in Thailand kennen- und liebengelernt hat und nun mit ihr zusammen bei ihren Eltern in den englischen Midlands einzieht — zum Missfallen ihres Vaters Ken (Greg Davies). Denn Cuckoo ist eine veritable Landplage, faul und selbstgefällig, dabei allerdings gutaussehend und nicht uncharmant: nicht nur auf Rachel, auch auf ihre Mutter Lorna (Helen Baxendale) macht er durchaus Eindruck.

Die Konflikte und Spannungen sind also klar: hier der Silberrücken der Familie (Greg Davies ist ca. 2,95 Meter groß), da der freche Jungaffe, der dem Alten Revier und Weibchen streitig machen kann.

Wo nun beginnt man als Autor, diese Geschichte zu erzählen? Was ist Backstory? Wo beginnt die eigentliche Serie?

Es gibt zwei Arten von ersten Folgen bzw. Piloten: den sogenannten Premise Pilot im Gegensatz zu einer regulären ersten Folge, die sich von den anderen Folgen einer Serie nicht unterscheidet. Beide Möglichkeiten haben bestimmte Vor- und bestimmte Nachteile.

Der heute beliebtere Weg, eine Serie zu beginnen, ist der des Premise Pilot, in dem erzählt wird, wie die Hauptfiguren in die Lage kommen, aus der heraus die Serie anschließend erzählt wird: Wie die jungen Straffälligen in „Misfits“ durch ein mysteriöses Gewitter zu Superkräften kommen, mit denen sie anschließend umzugehen lernen müssen. Wie ein Werwolf und ein Vampir in einer WG ziehen, wo schon ein Geist wohnt, und was sich aus dieser Konstellation ergibt („Being Human“). Wie zwei junge Londoner umziehen wollen bzw. müssen und, um überhaupt eine Wohnung zu bekommen, ihrer Vermieterin in spe vorspielen müssen, sie seien ein Paar, obwohl sie sich überhaupt nicht kennen („Spaced“).

Solche Piloten haben den Vorteil, dass wir die Figuren und ihre Charaktere ausführlich vorgestellt bekommen, und dass wir erfahren, wie und warum sie in welche Situation gekommen sind. Das ist besonders dann hilfreich, wenn die Prämisse so außergewöhnlich ist, dass sie ansonsten schwer zu erklären wäre (siehe „Misfits“ und „Being Human“). Sie sind vermutlich auch leichter zu schreiben, weil man so nicht viel in Dialogen verpackt erklären muss („Weißt du noch, wie wir damals Annie kennengelernt haben?“).

Sie haben aber den großen Nachteil, dass sie sich von den anderen Folgen einer Serie womöglich sehr unterscheiden: Wir wissen nach der ersten Folge als Zuschauer nicht unbedingt, wie die nächste Folge aussieht, weil sie konzeptuell anders sein muss als die erste. Das ist für eine Serie keine gute Voraussetzung.

Daher bin ich im Grunde ein Fan der anderen Möglichkeit: Einer regulären ersten Folge, in der schon alles so ist, wie es später auch ist. In „The Office“ etwa müssen wir nicht erfahren, wie David Brent Chef wurde oder wie und warum ein Kamerateam ihn im Alltag begleitet. Es ist einfach da, filmt ihn und seine Untergebenen, und gut ist. In „Seinfeld“ streiten sich George und Jerry in der ersten Szene, als hätten sie nie etwas anderes getan, und das haben sie auch nicht. Die Charaktere und ihre Konstellation erklären sich aus sich selbst.

Ein großer Freund dieser Variante ist auch Graham Linehan, der uns weder in „Father Ted“ in einer eigenen ersten Folge erklärt, wie drei Priester auf eine einsame irische Insel gekommen sind, noch in „Black Books“ die Eröffnung von Bernard Blacks Buchladen. In „The IT Crowd“ sind die ITler schon in ihrem Kellerverschlag, als Jen als ihre Chefin dazustößt — aber damit kommen wir schon zum cleveren Teil der Problemlösung, die auch die Autoren von „Cuckoo“, Robin French und Kieron Quirke, gewählt haben:

Eine Mischung aus beiden Möglichkeiten.

Im Falle von „Cuckoo“ ist das schön offensichtlich, denn die Serie beginnt an einem thailändischen Strand, wo ein Platzregen eine Party abrupt beendet und Rachel und Cuckoo sich zum ersten Mal begegnen: Rachel noch ein braves Mädchen, das aber prompt die Sekretärinnenbrille abnimmt, als es von einem äußerst charmanten, aber wahnsinnig verblasenen Cuckoo angesprochen wird: ihre Verwandlung, ihre Befreiung (auch von ihrer kotzenden Freundin, die sich im gleichen Moment zurückzieht und Rachel mit Cuckoo alleine lässt), zusammengefasst in einem einzigen Bild. Schnitt auf Ken, der zuhause eine Collage aus braven Papa-&-Tochter- und anderen Familienfotos betrachtet und sich dann mit Lorna auf den Weg zum Flughafen macht, um Rachel abzuholen. Schon bei Minute drei tauchen Cuckoo und Rachel zusammen am Gate auf — und in der fünften, sechsten Szene sind bereits alle Fallen gestellt, alle Stricke gelegt und alle Gruben gegraben, in die die Figuren anschließend laufen.

Bei Linehan ist es meist nur die Ankunft je einer neuen Figur in einem ansonsten festgefügten Tableau (in „Black Books“ ist es die Nebenfigur des Manny Bianco, der das „Book of Calm“ verschluckt und so zum Nebenberufsheiligen mutiert, in „IT Crowd“ ist es die neue Chefin Jen, der Moss und Roy die Lage verklickern müssen), die die erste Folge von allen anderen unterscheidet — zu wenig, um als Premise Pilot durchzugehen, aber zu viel Veränderung, um nur eine beliebige Folge innerhalb der Serie zu sein.

„Cuckoo“ ist, und das betrifft nicht nur die erste Folge, sehr schön erzählt und so selbstsicher, dass die Autoren sich sogar trauen, für eine Folge die Chemie zwischen Ken und Cuckoo völlig zu verändern, und zwar durch eine (zumindest von Ken) unbeabsichtigt eingenommene MDMA-Pille. Genau diese Folge ist prompt die beste der ganzen Staffel, an deren Ende eine weitere unerwartete Änderung in der Chemie zwischen den Figuren steht.

Das wiederum unterscheidet die kurzen britischen natürlich von den langen amerikanischen Serien. Und darin dürfte auch die Antwort auf die Frage liegen, welche Art von Pilot die beste ist: das hängt stark von der Serie ab. Je statischer, je mehr auf Unendlichkeit angelegt oder sogar frozen in time, desto mehr spricht für eine erste Folge, die so ist wie alle anderen. Je kürzer, je dominanter der Handlungsbogen über der ganzen Staffel ist und je mehr eine Serie ein High Concept verflogt, desto mehr spricht wohl für einen Premise Pilot. 

Kuckuck!

27. September 2012 2 Kommentare

Abermals beginnt eine britische Sitcom mit der Rückkehr ins Elternhaus:  Tochter Rachel (Tamla Kari) kehrt nach einem Gap Year in Thailand zu ihren Eltern Ken und Lorna (Greg Davies und Helen Baxendale) zurück — und bringt den titelgebenden Cuckoo mit: einen amerikanischen Jung-Hippie, esoterisch und selbstgefällig, den Rachel (sehr zur Überraschung ihrer Eltern) unterwegs geheiratet hat. Fortan stellt der fortwährend süffisant grinsende Cuckoo die Middle Class-Familie und insbesondere Vater und Bruder (Tyger Drew-Honey, „Outnumbered“) auf immer neue Geduldsproben.

Denn Cuckoo scheint auf einem seiner zahlreichen Trips hängengeblieben zu sein: er sieht sich als Weltversteher, der „alle Menschen ist“ („I am you, and I’m in you. I’m deep inside you, Ken!“), und an dessen großen Gedanken die Welt demnächst genesen wird, denn er hat vor, ein Buch zu schreiben. Anstatt zum Beispiel sich einen Job zu suchen, mit dem er Rachels und sein Leben finanzieren könnte. Nein, Cuckoo sieht mehr das Familienoberhaupt Ken in der archetypischen Rolle des Jägers — und sich in der des Denkers, dem die Jäger Essen bringen und der sie dafür im Gegenzug an seinen Überlegungen bezüglich der Zukunft der Gesellschaft teilhaben lässt.

Das aber ist eine Sicht auf die familiäre Rollenverteilung, die Ken nicht wirklich mit Cuckoo teilt. Er hätte sich für seine Tochter etwas Solideres vorgestellt. Doch nicht nur droht sie damit, gegebenenfalls nicht zur Uni zu gehen, sondern sich einen Aushilfsjob zu suchen. Auch Mutter Lorna ist von Cuckoos Charme halb amüsiert und deshalb nicht wirklich auf Seiten Kens, der Cuckoo am liebsten einen Batzen Geld gäbe, damit er wieder verschwindet und für immer weg bleibt.

Das Setting dieser neuen BBC3-Sitcom ist nicht wirklich originell: weiße Mittelklassefamilien in der Provinz, die zwar spießig, aber auch ganz sympathisch und normal sind, hat man schon zu Dutzenden und Aberdutzenden gesehen. Auch der Konflikt zwischen dem soliden Vater und seinem abgehobenen Schwiegersohn kommt nicht sehr überraschend.

Aber Andy Samberg in der Rolle des Cuckoo reißt es heraus. Der junge US-Comedian (sieben Jahre lang Mitglied des „Saturday Night Live“-Ensembles) schafft es, dass der spöttisch-überhebliche Hippie Cuckoo gleichzeitig Aggressionen auslöst, aber trotzdem als gutaussehender, nie nachtragender Love Interest für Rachel funktioniert — und so (wenn auch minimal) sympathisch bleibt. Ohne Samberg würde „Cuckoo“ vermutlich in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Auch der Hüne Greg Davies (ein Drittel der Slapsticktruppe We Are Klang und der Mr. Gilbert aus den „Inbetweeners“) könnte trotz seiner massiven Präsenz als Familienvater alleine wenig bewirken: zu offensichtlich ist seine Funktion als Widerpart des jungen Schnösels, zu wenig Tiefe und Eigenleben zeigt sein Charakter — jedenfalls bislang, es ist ja erst eine Episode gelaufen.

Schön aber zu sehen, dass auch BBC3 in diesem Jahr noch mit einer passablen Sitcom aufwartet und nicht das ganze Comedy-Feld dem Bezahlkonkurrenten Sky überlässt.

„Gently“ (adv.): „behutsam“

20. Dezember 2010 6 Kommentare

Nein, eine behutsame Adaption war das nicht. Howard Overman hat aus Douglas Adams‘ „Dirk Gently’s Holistic Detectiv Agency“ etwas (fast) völlig Neues gemacht: „Dirk Gently“ (BBC4), einen Krimi rund um einen exzentrischen Privatdetektiv, der in den bizarren Fall einer verschwundenen Katze, einer Zeitmaschine und zweier Morde verwickelt wird.

Es ist schon sehr, sehr lange her, daß ich Adams‘ Roman gelesen habe, bald an die zwanzig Jahre. Damals fand ich ihn, wenn ich mich recht erinnere, im Vergleich zum sprühend komischen, überdrehten „Anhalter“ etwas verhaltener, weniger leicht zugänglich, erwachsener. Allerdings muß ich gestehen: An allzu viel erinnere ich mich nicht. Möglicherweise, weil der Roman sehr kompliziert angelegt ist: Er ist nicht linear erzählt, die tatsächliche Chronologie ist sehr undurchschaubar; überhaupt ist „undurchschaubar“ vermutlich das treffendste Wort für den Plot.

„Dirk Gently“ dagegen hat viele Elemente einer typisch britischen Krimiserie: Stephen Mangan als Gently ist ein kauziger, äußerst ungewöhnlicher Ermittler, Darren Boyd als Gentlys Sidekick Richard MacDuff sein straighter Counterpart, dem Gently stets die Tür vor der Nase zuhauen und das Geld aus der Tasche ziehen darf. Beide Schauspieler gehen voll in ihren Rollen auf: Mangan darf wieder den Spinner mit den Haaren und dem unsteten Blick geben, Boyd den oft perplexen Zukurzgekommenen. Sie sind beide perfekt in ihren Rollen, auch wenn ich zwischendurch nicht sicher war, ob sie nicht zu perfekt sind und einfach sie selbst sind, statt ihre Standard-Rollen ein bißchen zu variieren und tatsächlich zu spielen. Auch Susan (Helen Baxendale, „Friends“) ist sehr straight angelegt und erdet Gentlys irre Vorstellungen von der Verbundenheit aller Dinge noch mehr als MacDuff, dem man von vorneherein ebenso wenig über den Weg traut wie Gently. Die Action ist, ebenfalls typisch für britische Krimis, weitgehend reduziert; statt dessen nehmen die „walk and talk“-Szenen, die viele Krimis auf die Dauer etwas ermüdend machen, grotesk viel Raum ein. Das dürfte nicht zuletzt auf ein knappes Budget zurückzuführen sein, Overman nutzt diese Beschränkung aber und übersteigert die retardierenden Momente so sehr, daß sie parodistisch werden.

Diesen Einschränkungen der Produktion fallen allerdings genau die Elemente zum Opfer, die der durchschnittliche Douglas Adams-Fan vermutlich erwartet: fremde Planeten, elektrische Mönche, außerirdische Siedler kommen in der Fernsehversion nicht vor — abgesehen von einer Zeitmaschine gibt es gar keine Science-Fiction-Elemente. Im Grunde bedient sich Overman nur bei den Figuren Adams‘ und einigen Plot-Outlines, die er zu einer weitgehend neuen Story, eben: einem regulären Krimi verwebt. Wie schon der Disclaimer sagt: „Dirk Gently“ ist based on the novel, nicht adapted from. Ein feiner Unterschied, den man als Zuschauer erst mal schlucken muß. Wie Dan Owen es beschreibt: „Eine Overman-Adaption des ‚Anhalters‘ würde vermutlich komplett auf der Erde spielen, wo Arthur Dent als Anhalter auf der M6 diverse Spinner trifft.“

Womöglich wäre aber genau das die richtige Lösung für die BBC-Serie des „Anhalters“ von 1981 gewesen. Diese krankte damals enorm an den viel zu großen Effekten und Kulissen, die allen nachfolgenden Zuschauergenerationen schnell billig vorkommen mußten, und daran, daß sich die Adaption zu sehr an Douglas Adams‘ Vorgaben hielt.

„Dirk Gently“ dagegen hat mich nicht enttäuscht. Insbesondere der letzte Akt, die Auflösung des Rätsels um die verschwundene Katze, fand ich clever und komisch: Hier hat man Overmans Liebe zu einfachen, aber verblüffenden Wendungen gespürt, die „Misfits“ zu einer so brillanten Serie machen. Die Produktions-Standards sind nicht ganz die von „Sherlock“, aber ich würde trotzdem gerne mehr Folgen „Dirk Gently“ sehen und hoffe, daß die BBC schnell welche ordert. Schon wegen der tollen Princess, die Gently fährt. Wenn sie fährt.