Bloß nicht Nr. 65: Eine Doktorarbeit schreiben
In unserer kleinen Entspannungsfibel über alles, was man sich im Leben schenken kann, haben Hermann und ich uns auch dem Thema „Doktorarbeit“ gewidmet. Hätte Annette Schavan sich das mal rechtzeitig zu Herzen genommen! Jetzt ist es zu spät — für Schavan. Sie aber haben noch die Gelegenheit, keine Doktorarbeit zu schreiben! Und vieles andere zu lassen, was wir in unserem Buch „101 Dinge, die Sie sich sparen können“ vorstellen. Wer jetzt bestellt, ist morgen schon schlauer! Und entspannter!
Die Idee: Ich möchte vorankommen im Leben und möglichst schnell befördert werden! Da ist es bestimmt klug zu promovieren, denn nichts sagt so sehr »Ich will etwas werden« wie ein Doktorgrad. Außerdem habe ich Lust, über ein Spezialthema ganz doll nachzudenken und meine Erkenntnisse dann zu veröffentlichen.
Die Wirklichkeit: Ein Doktorgrad sagt, falls Sie ihn in Ihrem Briefkopf und auf der Visitenkarte verwenden möchten: »Ich bin Doktor und du nicht. Ha, ha!« Falls Sie Ihren Dr. nicht spazieren führen wollen, sagt er: »Ich wusste nach dem Studium nicht, was tun, also hab ich einfach einen Doktor drangehängt und so locker noch drei Jahre rumgekriegt.« Ihre Dissertation selbst aber wird nur gelesen, falls Sie Karriere als Politiker machen. Dann wird jemand versuchen, Ihnen ein Plagiat nachzuweisen.
Es gibt Fälle, in denen eine Promotion von Bedeutung ist: für Mediziner, Wissenschaftler und Juristen etwa. Wer vorhat, an der Uni Karriere zu machen, wird nicht um einen Doktor herumkommen. Literaturwissenschaftler, Kunsthistoriker und Neogräzisten aber werden nach ihrer Promotion feststellen: Ihre Chance auf dem Arbeitsmarkt hat sich, ganz im Gegensatz zu ihrem Alter, nicht signifikant erhöht. Ihre Diss aber mit all der schönen Rhetorik, die in den sogenannten Geistes-»wissenschaften« die Fakten ersetzt, verstaubt in Archiven. Oft lesen nicht einmal die Doktorväter die meist zähen und viel zu langen Arbeiten ihrer Schützlinge in Gänze. Doch um Wissenschaft geht es den meisten Doktoranden vermutlich ohnehin nicht vorrangig. Sondern vielmehr um die zwei Buchstaben vor dem Namen, die ihren Träger fast so vom Rest der Menschheit unterscheiden wie die anderen drei zwischen den Namen. Ideal natürlich, wenn beides zusammenkommt: Adel und promoviert — in Ländern, die stolz sind auf eine starke gesellschaftliche Hierarchie, ist die Karriere damit schon so gut wie eingetütet.
Doch unter Gleichen, wo Rangordnung keine große Rolle spielt, wirkt es äußerst merkwürdig, etwa E-Mails mit seinem Dr. zu unterzeichnen. Zumal, wenn man einen Job macht, für den nicht einmal ein Studium notwendig gewesen wäre. Wofür genau fordert man den Respekt eigentlich ein, den dieser Titel heischt? Dafür, dass man jahrelang seine Produktivkraft der Gesellschaft entzogen hat, um einen riesigen Berg Papier vollzuschreiben? In dieser Zeit haben andere Menschen Kriege geschlichtet, sind zum Mond geflogen oder haben Bonbons erfunden, die gut für die Zähne sind! Allenfalls bezeugt dieses Ornament der eigenen sozialen Bedeutung, dass man sich gut auf ein Thema konzentrieren kann, egal wie abseitig es ist.
Weg also mit dem Doktortitel! Schluss mit der Inflation des Dünkels, die außer von den Hochschulen auch noch durch Plagiatoren, Ghostwriter und käufliche Doktorurkunden angetrieben wird! Schafft das Gewohnheitsrecht der Mediziner ab, für bessere Semesterarbeiten mit einem Doktorgrad belohnt zu werden! Fort mit den Doktormühlen der Universitäten, die am Quotienten Doktorarbeiten pro Professor gemessen (und auch entsprechend finanziell gefördert) werden!
Zeigen Sie Haltung und verzichten Sie darauf, sich über andere aufzuschwingen. Oder ziehen Sie gleich nach Österreich. Im k.u.k-seligen Wien, so hört man, kommen von den Nachbarn nie wieder Beschwerden über zu laute Musik und zu viel Besuch, wenn man an seine Tür statt »Hier wohnt die Susi« schreibt: »Mag. Dr. S. Gruber«.
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