Archiv

Artikel Tagged ‘Jeremy Clarkson’

„Top Gear“ is coming to Germany

1. Juli 2010 3 Kommentare

Gerade hat die neue, die 15. Staffel der weltweit erfolgreichsten Auto-Sendung „Top Gear“ (BBC) begonnen, da überschlagen sich auch schon die Autos bzw. guten Nachrichten: die Produzenten sind wohl angewiesen worden, den albernen Humor der Show ein bißchen zu dimmen — halten sich aber selbstverständlich nicht an diese Vorgabe. Statt dessen darf James „Captain Slow“ May in einem der Spezial-Offroader, mit denen sie im letzten Jahr zum Nordpol gefahren sind (!), auf den Ejiafjiöppeldingsdavulkan in Island hinaufbrummen, um ein bißchen glühende Lava einzusammeln, und Jeremy Clarkson berichtet über den Reliant Robin, ein dreirädriges Auto aus den Siebzigern (genau, das sie vor ein paar Jahren zu einem Space Shuttle umgebaut haben und ins All schießen wollten), — natürlich nicht, ohne in einem solchen ca. 117mal umzufallen:

Ich persönlich bin ja für die typische „Top Gear“-Mischung aus kindlicher Begeisterung für Autos, pubertärer Lust am Politisch-unkorrekten und schön gefilmten Bildern immer zu haben — darum habe ich auch schon eine Reihe von „Top Gear“-Urlaubs-Clips vorbereitet für die nächsten Wochen, in denen ich mich nicht so intensiv um dieses Blog kümmern kann wie sonst.

Unterstützung bekomme ich dabei unerwartet von Kabel eins: Die haben nämlich die deutschen Rechte an „Top Gear“ gekauft und zeigen die Show ab Samstag, dem 17. Juli, um 18 Uhr. Ob sich das sehr britische Format eins zu (Kabel)eins übertragen läßt? Schaumermal.

UPDATE Oh, bollocks: Der Trailer bei Kabel eins läßt Schlimmes ahnen — da ist vom ursprünglichen „Top Gear“-Charakter nichts übrig geblieben, statt dessen gibt es „die verrückteste Autoshow aller Zeiten“ (dieses Attribut „verrückt“, das sprachlich Minderbegabte allem geben, das sie nicht ganz verstehen, das macht mich verrückt!), Explosionen, die irgendwie an „Starlight Express“ oder ähnliche Musicals erinnern… Menno!!

In the News (7)

17. Oktober 2009 3 Kommentare

Monty Pythons überlebende Mitglieder (plus ein cardboard cut-out von Graham Chapman) haben sich wiedervereinigt: in New York, um einen Spezial-Bafta entgegenzunehmen. Die London Times berichtet von der Feier, ebenso der Guardian, der auch noch einen Clip hat, auf dem Eric Idle wie ein Gebrauchtwagenhändler aussieht. In der Times wiederum darf „Top Gear“-Petrolhead Jeremy Clarkson in seiner Kolumne berichten, wie sein Vater ihn mit neun aus dem Bett geholt hat, um ihm Monty Python zu zeigen, und entpuppt sich als inoffizielles Mitglied der „Dead Parrots“ (dem Pub Quiz-Team aus „The Office“).

Ricky Gervais darf, apropos „The Office“, den Fragebogen im Guardian ausfüllen („The most significant event of the decade? The war on terror. Or writing an episode of The Simpsons. It’s hard to choose, isn’t it?“).

Peter Capaldi, der ewig fluchende Spin Doctor Malcolm Tucker in Armando Iannuccis genialem Film „In the Loop“ und der vorangegangenen Serie „The Thick of It“, darf sich zur kommenden Staffel eben dieser Serie im Guardian äußern (gibts eigentlich auch andere Zeitungen auf dieser komischen Insel?).

Curb Your Enthusiasm gewidmet ist schließlich eine Eloge in der Times, die sich mit den speziell jüdischen Aspekten der Serie befaßt, und

ich gehe jetzt wieder ins Bett, Herrschaften, das Buchmessenfest gestern war sagenhaft, und dementsprechend aufgequollen fühlt sich mein Kopf jetzt auch an innendrin, aber das ist angesichts der sensationellen Feier nur angemessen und nicht weiter schlimm. Nur meine goldene Uhr, die ich zum Abschluß meiner beinah zehn Dienstjahre bei TITANIC gestern abend ja wohl bekommen haben muß, kann ich irgendwie nirgends finden. Dafür hat Gärtner jetzt vermutlich zwei. Sei’s, wie es sei. Gute Nacht!

The best car show… in the world!

Das geht ja gut los: Gleich der hmpfte Beitrag ist nicht von mir! Sondern vom geschätzten Kollegen Gärtner! Und dann noch nicht mal über eine Sitcom — sondern eine Autosendung! Die aber ist (renn-)streckenweise so komisch, daß ich sie hier unbedingt jetzt sofort vorstellen muß. Und als Alibi gibts hier noch einen Link zu YouTube, wo sich eine schöne Parodie auf Jeremy Clarkson findet, der „Top Gear“ zusammen mit Richard „The Hamster“ Hammond und James „Captain Slow“ May präsentiert. Die Parodie übrigens stammt aus „Harry and Paul“, einer Koproduktion von Harry Enfield und Paul Whitehouse, der seinerseits mit „The Fast Show“, „Help“ und… aber dazu ein andermal.

Wenig auf der Welt ist so genuin stumpfsinnig wie eine Autofahrersendung im Fernseh: Von den immergleichen Moderationsmaschinen werden bei immergleichen sog. Vergleichstests die immergleichen Beschleunigungswerte, Kofferraumvolumina und Höchstgeschwindigkeiten ermittelt, nur damit irgendein Kraftfahrzeug Sieger im Segment »Untere Mittelklasse« werden kann – prima Diätfernsehkost für einen verkaterten Regennachmittag also, wenn man nichts Intelligentes erträgt.
Daß die Briten, wie so oft, auch hier wieder ein ganzes Stück weiter sind, beweist Jeremy Clarksons ganz anders funktionierende Autoshow »Top Gear«, die in Deutschland via Satellit oder Kabel auf BBC World zu sehen ist. In kurzweiligen 25 Minuten geht es zwar auch um Autos und Vergleiche, aber diese lassen den ja gar nicht so nötigen Ernst meist vermissen: Da tritt z.B. ein Aston Martin DB5, vierzig Jahre nachdem er James Bond durch »Goldfinger« gefahren hat, noch mal gegen einen Jaguar E-Type an, und die Moderatoren prügeln die eminent teuren Vehikel bis an die Unfallgrenze über die Rennstrecke, nur um festzustellen, daß die noblen Hersteller damals bei Daten wie Leistung und Höchstgeschwindigkeit massiv geschummelt haben; ein andermal wird geprüft, ob man schneller mit einem Mercedeswagen und über Land in Oslo ist als mit der Fähre (mit dem Wagen, aber nur wegen schwerer See) bzw. ob’s rascher mit dem Flugzeug in die Schweiz geht oder eben doch mit dem Ferrari; oder es wird versucht, mit einem Kombi-Ford und einem fünffachen Überschlag ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen. Zu dieser automobilen Allotria paßt dann das erfreulich achtlos in eine nur notdürftig gestylte Halle gestellte Publikum, das die begeistert gewälzten Wettrennerlebnisse der Moderatoren mit demselben respektvollem Gegicker begleiten darf wie Grundschulkinder die Heldengeschichten der Pausenrabauken.
»This week, Jeremy declared himself dead, Richard tried to drown himself and James broke a speed limit«, informiert uns die Homepage, und auf dieser Spur zwischen lapidar ironisiertem Format und ganz eigentlichem, nämlich kindlichem Enthusiasmus fürs Spielzeug fährt die ganze Sendung. Das gefällt mir gut.

(zuerst erschienen in der Humorkritik in TITANIC 9/2005)